Die meisten Blogs werden von einer Person betrieben. Wenige Blogs werden von mehreren Personen befeuert. Es gibt zahlreiche Formen von Blogs, private Hobbykoch-Blogs bis hin zu Blogs von Großunternehmen.
Gerade privat betriebene Blogs, die nicht zu einer Marke gehören, stehen unter einer höheren Anforderung. Wenn sie denn werbliche Maßnahmen jeglicher Art (Affiliate, AdSense, …) vornehmen.
Warum? Im Gegensatz zu klassischen Medien existiert weder eine rechtlich explizite Vorschrift noch ein Codex, Werbung von publizistischen Inhalten klar zu trennen. Wir haben keine adäquate, gesetzliche Verankerung wie US Blogs (.pdf). Hinzu kommt, dass wir in der Regel keine Redaktionsabteilung – damit auch keine redaktionellen Kontrollverfahren – haben. Ebenso wenig verfügen wir in der Regel über keine Anzeigenabteilung.
Alles zusammen genommen trägt zu einer höheren Anforderung bei, im Zuge von werblichen Aktivitäten vermehrt auf das Gebot der Transparenz zu achten. Die aus welcher Eigenerkenntnis stammt? Sie basiert auf den Erfahrungen der Blogger, die bereits werblich aktiv sind, um ihr Blog zu monetarisieren. Wer Geld mit seinem Blog verdient, dessen publizistischen Ziele und Motivationen werden seitens des Lesers viel eher in Frage gestellt, denn bei einem Blogger, der nicht monetarisiert. Vermutung ist dann, dass es sich bei der Berichterstattung um beeinflusste Inhalte handelt. Oberstes Gebot ist daher Transparenz.
Welche Formen von Transparenz kennen wir und wie verankert man sie?
1. Wer Werbebanner platziert, sollte diese klar kenntlich machen.
Dies kann der Blogger mit einer klaren Angabe „Werbung“ erreichen. Direkt und unmittelbar am Banner. Werbung muss sich vom Inhalt unterscheiden.
So gibt es Blogger, die gerne Google AdSense Banner schalten und diese layouttechnisch so nah wie nur möglich am Gesamtlayout halten. Ergebnis ist, dass Leser tendentiell den Unterschied zum Inhalt nicht feststellen können. Die Klickrate erhöht sich, damit der Verdienst des Bloggers. Wir können dies häufig bei der Werbeform „Google AdSense Links beobachten“. Diese werden so eingebaut, dass man die Links kaum noch von der eigentlichen Navigation unterscheiden kann, selbst erfahrene Leser fallen schnell darauf rein. Google selbst mag diese Camouflage gar nicht, doch darum geht es nicht. Für den Leser ist das übermotivierte Optimieren des Bloggers via Camouflage ein klares Indiz, dass es dem Blogger mehr ums Klickvieh denn um seine Inhalte geht.
2. Affiliate Links
erkennt man eigentlich nur, wenn man sich damit auskennt. Auch an dieser Stelle ist es geschickter, wenn man Affiliate Links als Provisionslinks deutlich kennzeichnet. Ob man nun ein Fragezeichen, ein Icon, irgendwas neben diesem Link einbaut, ist Geschmackssache. Auch hier zeigt man deutlich, dass es sich um keinen rein publizistisch motivierten Inhalt (Linkverweis per se) handelt.
3. Einladungen / Testberichte
Es kommt nicht selten vor, dass Unternehmen Blogger einladen. Auf Messen, Unternehmensveranstaltungen oder auch zu Produkttests. Hierbei muss man unterscheiden nach
– werden die Reisekosten inkl. Hotel bezahlt?
– darf man das Produkt behalten, wie lange?
– bestehen zum Unternehmen private oder geschäftliche Kontakte?
– wird zusätzlich ein Honorar bezahlt?
– schaltet das Unternehmen bereits Werbung auf dem Blog?
– besteht irgendein generell denkbarer Interessenskonflikt?
Je nach Fall und Konstellation sollte der smarte Blogger unter jedem Artikel, der sich mit dem Unternehmen befasst, ein sogenanntes „Disclosure“ erstellen. Das erklärt exakt, was man als Blogger erhalten hat. Nicht unbedingt die Summe.
Beispiel:
Betreibt das Unternehmen Werbung auf Deinem Blog und lädt Dich zu einem Produkttest ein. Auch kennst Du einige Mitarbeiter schon länger. Sogar privat. An dieser Stelle sollte man klar machen, dass das Unternehmen bei Dir bereits geworben hat oder aktuell ein Banner schaltet. Ebenso sollte der Blogger auf einen möglichen Interessenskonflikt hinweisen. Gerade, wenn der Testbericht gut ausfällt, liegt die Vermutung (!) nahe, dass es sich um einen werblichen Gefallen zur Festigung der werblichen Beziehung handelt. Auch kann und sollte man klar machen, wenn eine bezahlte Reise mit einem auffällig guten Hotelaufenthalt auf Kosten des Unternehmens verbunden ist. Dies kann die Berichterstattung beeinflussen. Selbst wenn man sich nicht davon beeinflussen läßt, sollte man darauf hinweisen.
An dieser Stelle ein guter Rat an Blogger. Unternehmen schätzen vermehrt den unverbrauchten Kanal eines Blogs. Sie verstehen auch vermehrt das Warum dahinter. Sie entdecken diese Kanäle mehr und mehr für sich. Selbstverständlich haben die Unternehmen das Ziel, Blogger in ihre PR zu involvieren. Nicht weil man als Blogger so ein netter Typ ist. Das gehört zum Geschäft. Allerdings profitiert Ihr als Blogger ohne Angst vor einem Abbruch der „Geschäftsbeziehung“, wenn Ihr weiterhin gewohnt kritisch und nach Eurer Facon über Unternehmen und deren Angebote berichtet. Ich kann Euch garantieren, dass Unternehmen mehr und mehr erkennen, dass Gefälligkeitsberichte weder dem Unternehmen noch dem Blogger nutzen. Sie wollen vermehrt den echten Blogger als Kanal, kein Geschleime. Gefälligkeiten führen eher zum Abbruch als Eure unverbogene Stimme.
Unternehmen, die das nicht erkennen, müsst Ihr als Blogger in dem Fall links liegen lassen. Ihr schadet Euch nur selbst, wenn Ihr dem Unternehmen nachgibt und gefällig seid. Es ist ein beidseitiger Lernprozess.
Ergänzend: Siehe Kommentar von Mike Schnoor. Stichwort „Zusendung eines Produkts“.
4. Sonstiges
Es gibt noch genügend Subformen an werblichen Beziehungen, auch im Sinne von Public Relations. In allen Fällen gilt das Prinzip, offen und transparent zu bleiben, jegliche Form von Werbung klar zu deklarieren, Interessenskonflikte offen anzusprechen. Mit der Zeit knüpft der werblich vorgehende Blogger immer mehr Beziehungen zu Unternehmen. Es entstehen sogar fast schon Freundschaften. Gerade in diesen Fällen solltet Ihr offen auf Eurem Blog darauf eingehen. Überlasst es damit dem Leser, sich ein Urteil zu bilden. Das Gegenteil davon führt Euch in Teufels Küche!
5. Allgemeine Absichtserklärung
Wer als Blogger etwas dazuverdienen will, sollte sich Gedanken machen, dies klar und explizit zu äußern. Man gewinnt unter dem Strich mehr damit, diese Absichtserklärung nicht durch die Leser gewinnen zu lassen, sondern an einer deutlichen Stelle im Blog darauf zu verweisen. Wo auch immer Ihr das unterbringt, erklärt Eure Beweggründe zu bloggen und warum Ihr dabei auch auf Einnahmen nicht verzichten wollt. Niemand dreht Euch einen Strick daraus, der einigermaßen vernunftbegabt ist. Macht das deutlich, was Euch antreibt. Selbst wenn es nur die Kohle ist, stellt Ihr damit klar auf: „Liest mich, ich liefere guten Content, Euer Mehrwert, dafür verdiene ich“. Klare Leistung und Gegenleistung, woran niemand rütteln kann.
Update:
Da Vladi via Kommentar zusätzlich das Thema Datenschutz und daraus analoge Betrachtungsweisen für Werbung&Transparenz aufgebracht hat, passt ganz wunderbar der Artikel als Reaktion darauf: Datenschutz auf mannaz.cc. Was Datenschutz mit Transparenz zu tun hat? Das steht im besagten Artikel.
31.01.2011 um 15:12 Uhr
Spontane Gedanken:
Nicht verkehrt ist es auch, eingekaufte Links in einer Linkliste zu führen und diese mit Werbung/Anzeige/Werbeanzeige/Sponsored by zu kennzeichnen- und nicht eben nur Banner/Grafiken. Immerhin tut Google Adsense dies ganz gut, aber andere Anbieter liefern ausschließlich die Links aus. Da sollte man noch kurz manuell im Template eingreifen.
Wenn es um PR-Poweredby Artikel geht, die jetzt nicht mit einer direkten Aktion wie im Beispiel 3 gekoppelt sind, sollte ein Blogger dies auch kurzerhand mitteilen. Dabei geht es nicht um das Abtippen von Informationen anhand einer typischen Pressemeldung, sondern um z.B. Zuwendungen und Werbegeschenke. Beispiel: Ein Blogger erhält eine Flasche Rum. Er bloggt darüber. Ufert aus. Betrinkt sich vielleicht. Und dann lobt der Blogger den Rum in den Himmel. Gut, ein sehr abstruses Beispiel, aber vielleicht sollte dann der Hinweis erfolgen, dass der Rum wirklich ein Geschenk des Herstellers bzw. seiner PR-Agentur/Abteilung ist – und dann ist es auch gut so.
31.01.2011 um 15:21 Uhr
Hallo Robert,
wenn wir schon beim Kennzeichnen und Transparenz sind, warum kennzeichnest du nicht sichtbar und transparent was und welche Daten sich auf deiner Seite Facebook, Tweetmeme, Analytics, Blogoscoop und der Statcounter abgreifen und was damit passiert?
Ich weiß, die Frage ist ketzerisch, aber du verlangst, dass man z. B. Affiliate-Links kennzeichnet, obwohl man die an der URL-Struktur klar erkennt, aber hier sehe ich nicht auf Anhieb was mit meinen Daten passiert.
Also wenn du etwas einforderst, dann musst du auch mit einem guten Beispiel vorangehen.
Viele Grüße
31.01.2011 um 15:24 Uhr
Facebook usw: Da man dafür nicht bezahlt wird oder in sonst einer gearteten Form monetär profitiert, gehört es an dieser Stelle nicht rein. Klare Abgrenzung. Es entspricht nicht den werblichen Transparenzanforderungen. Und wir reden von Werbung gerade. Thema Datenschutz ist ein weiteres Fass. Mach Du das doch auf, ich kümmere mich aktuell um was anderes.
31.01.2011 um 15:30 Uhr
Ne Robert, das gehört auch dazu. Entweder verdient man in seinem Blog direkt oder indirekt Geld. Direkt durch Werbung, Affiliate & Co. oder indirekt in dem man seine Reputation pflegt.
Wenn du Facebook & Co. in die Seite einbindest, dann steigerst du deine Reputation und daraus folgen mehr Aufträge. Also geschieht das auch aus einer Gewinnabsicht. Und daher kann man das nicht getrennt beachten.
31.01.2011 um 15:32 Uhr
wie gesagt, in dem Thema kennst Du Dich bestens aus, ich verlinke gerne darauf, wenn Du soweit bist. Ich verstehe Dich gut. Nix gegen Deine Position. Nur füttere ich nicht drei Pferde zugleich. Werbung, Reputation, Datenschutz… wenn A dann Z? Langsam :))
31.01.2011 um 15:33 Uhr
anbei schon mal Basisinhalte http://www.robertbasic.de/2011/01/wie-wird-man-als-blogger-bekannt/
31.01.2011 um 15:35 Uhr
Keine Sorge, ich wollte dich nicht hetzen, sondern auf einen zusätzlichen Aspekt hinweisen, den man meiner Meinung nach nicht so trennen kann.
31.01.2011 um 15:35 Uhr
völlig richtig, ich bin aber kein D-Zug, nur ein B-Zug :))
31.01.2011 um 16:24 Uhr
Habe bisher im Text immer (versteckt) auf ein Produkt-Geschenk etc. für eine Rezension hingewiesen. Werde nun im Fuß des Beitrags als Disclaimer noch genauer darauf eingehen.
31.01.2011 um 16:27 Uhr
du meinst Disclosure ? :))
31.01.2011 um 21:20 Uhr
Oh, vielen Dank für das Update. Es war ja nur meine eigene Gedankensülze, aber offensichtlich gefällt sie dir auch. Freut mich!
Ich glaub, meine Sichtweise kann zwar noch weiter ausgebaut werden, aber die Richtung finde ich nicht allzu verkehrt. Und da wohl auch die Blogosphäre ein kleines Transparenz-„Problem“ hat, scheint das Thema noch sehr diskussionsbedürftig und -würdig.
Offtopic: Sehe grad, das mein Ping seltsam formatiert ankommt; zweimal der Blogname hintereinander, sieht sehr seltsam aus. ;o)
02.02.2011 um 13:11 Uhr
ich greife mir drei Beispiel heraus um zu verdeutlichen dass sich Unternehmen nicht wirklich den Kopf machen was sie mit einem Blogger anstellen sollen. Als reine Schreibmaschinen wie Journalisten sollte den Unternehmen der Blogger rein aus menschlicher Wrdigung zu schade sein. Das Involvement eines Bloggers besteht in der Regel aus etwas mehr als eine reine Schreibmaschine zu sein.