Es gibt unterschiedliche „Blog-Cluster“ da draußen, die unterschiedliche Entwicklungsstufen und Strukturen aufweisen. So ist die IT-Bloglandschaft weitestgehend ausgeprägt, kaum ein Nischenthema, das nicht besetzt wäre. Ähnliches ist in der Modeblog-Szene zu beobachten, die Frauen haben es verdammt weit gebracht.
Aber auch die Autoblogger-Szene entwickelt sich rasant. Zunächst einige Beispiele aus der Autoblogger-Welt, die aufzeigen sollen, mit wieviel Liebe und Herzblut aber auch Expertise die Autoblogger ans Werk gehen:
- Can Struck aus Köln hat auf seinem Autoblog namens „Bycan.de“ einen vorzüglichen Bericht über den Honda CR-Z 1.5 verfasst. Ihr werdet draußen lange suchen müssen, um derart viel Liebe zur inhaltlichen Aufbereitung ebenso vorzufinden: FAHRBERICHT HONDA CR-Z 1.5 IMA: JAKYLL & HYDE.
- Zum Vergleich zwei professionelle Medienberichte aus der Szene der Etablierten: Auto Motor und Sport und Focus. Für meinen Geschmack schmieren diese Artikel gegen den von Can Struck komplett ab.
- Ein weiteres Beispiel aus der Herzblut-Autoblogger Szene. Bjoern Habegger hat sich ganz und gar wundervoll mit dem neuen Porsche Boxter S „Mein Gott Walter“ auseinandergesetzt. Und auf seinem für technischer Interessierte orientierten Blog einen detailreichen und informativen Bericht verfasst. Einen Vergleich zu den Etablierten erspare ich Euch aus Scham, da mich die Beiträge der Autojournalisten am Beruf des Schreibhandwerks zweifeln lassen.
- Dass Blogger die Nähe zum Leser wie Bolle lieben, ist nichts Neues und zeichnet sie extrem gegenüber der Presse aus. Dialog und Nähe ist kein aufgesetztes Kunstwort, es wird gelebt. Nicht aus Liebe zu Traffic- und Klickstreckenzahlen und aus Liebe zum Burgfrieden mit dem Verleger, sondern aus Liebe zum Dialog und Spaß am Teilen eines gemeinsamen Interesses. Dies führt uns Jens Stratmann auf seinem Blog vor. Er hat unmittelbar mit seinen Lesern die zehnteiligen (!!!) Testberichte über den Mercedes Benz 220 zusammengestellt.
- Wer bislang dachte, dass Hobbyblogger bezahlten Profijournalisten im Bereich Expertise unterlegen sind, wird am Beispiel von Marc ‚Dreikommanull‘ Christiansen eines Besseren belehrt. Ich habe schon lange keinen so derart technisch fundierten, detailverliebten und dennoch lebhaften wie auch lebendigen Bericht zu einem eigentlich furztrockenen Thema gelesen. Nämlich wie man heute verbrauchsarm Dank neuer Techniken fahren kann: Der Tag an dem ich segeln lernte. Hier kann ich nicht mal mehr von Scham sprechen, was die Autopresse im Vergleich zu diesem Referenz-Content abgeliefert hat.
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Beim Schreiben in wesentlicher Kopplung mit Charakterköpfen muss sich die Autoblogger-Szene vor niemanden verstecken. Natürlich handelt es sich bei Autos um visuelle und emotional aufgeladene Produkte. Das zarte Pflänzchen der Bewegtbildkunst wächst langsam aber sich auch zu den Autobloggern herüber. So haben meine Bloggerkollegen Jens Stratmann (Blog: Rad-Ab.com) und Jan Gleitsmann (Blog: Auto Geil) ein sehenswertes Video auf ihre Art gedreht, abseits der topseriösen und damit meistens langweiligen Videodrehs der TV-Autosender und Autopresse:
- Ja, es ist eine Männerdomäne. Die unten beiligende Liste der Autoblogger zeigt klar auf, dass allzu wenig Frauen mit dabei sein. Allen voran Lisa TheCarAddict. Das stellt zugleich eine in sich eigene Achillesferse da. Männer schreiben für Männer. Denn nur allzu oft wird das Frauenherz beim Schreiben nicht angesprochen, wenn wieder mal Herr Nockenwelle und Mister Bremsverzögerung den Ton angeben. Aber soweit ich das überschaue, arbeiten die männlichen Bloggerkollegen an diesem Thema, sich auch auf die Leserwünsche der Frauen einzulassen. Etwas, das ich bei der Autopresse nicht beobachte.
Das war nun also der Beleg, dass die Autopresse erzittern muss, nur weil ich eine Lobesarie angestimmt habe? Ich weiß nicht, ob es sie erzittern lässt, noch ob es morgen zu einer Wachablösung kommt. Ich weiß nur, dass sich gute Produkte durchsetzen. Der Kern eines gutes Content-Produktes ist und bleibt die Schreibe und der Kopf. Beides bringt die Autobloggerszene gepaart mit Herzblut hoch Zehn mit. Eine kaum zu schlagende Kombination. Die aber momentan natürlich im Hintertreffen liegt. Die Gründe und der reality check folgen stande pede.
Die Etablierten
Die Autoblogger haben es im Gegensatz zur etablierten Presse (ADAC, Autobild, Auto Motor und Sport, AC…) nicht einfach, sich in das Segment des Deutschen liebsten Kind voranzutasten. Natürlich finden wir ein Umfeld ähnlich der o.g. Mode- und IT-Medienwelt vor. Print- und angeschlossene Online-Medienauftritte haben sich bereits seit Jahren und Jahrzehnten festgekrallt, ihre Marken und Bekanntheitsgrade geschaffen. Sie haben demnach einen zeitlichen Vorsprung, der nicht unerheblich ist. Hinzukommen die zahlreichen und gut besuchten „user generated“-Seiten aka Auto-Foren, aber auch moderne Plattformen namens „Carmondo“ und „Autoplenum“. Alle scharen sich und buhlen um des Lesers Gunst. Und in diesen Content-Kanalbereich graben sich die Autoblogger zwischen den vielen, mächtigen Betonklötzen voran?
Ein Blick auf die IVW-Daten einiger bekannter Seiten zeigt stolze Besucherzahlen für die Etablierten auf:
Die Page Impressions zu Visits betragen sowohl bei AMS und Autobild ca. 14:1, befördert durch die zahlreichen Klickstrecken. Autoblogger weisen aufgrund des typischen Blog-Aufbaus natürlich nicht diese Quoten auf. Sie können nicht einmal annähernd mit den Visit-Zahlen glänzen. Und schon gar nicht bei den Umsatzzahlen, die herkömmliche Automedien mittels Print-Umsätzen (Abverkauf/Abo + Anzeigenvertrieb) verzeichnen. Selbstverständlich sind demnach professionell aufgestellte Verlage jedem einzelnen Autoblogger im Bereich Markenbekanntheit, Besucherzahlen und Vermarktung überlegen. Also doch keine wie im Titel vollmundig angekündigte Wachablösung?
Die Autohersteller
Ein weiterer Faktor spielt eine große Rolle. Mit die wesentlichste Informationsquelle sind die Autohersteller. Schauen wir uns zunächst die Wirtschaftskraft dieses Industriesektors an. Die Autohersteller in Deutschland brachten 2011 zusammen rund 350 Mrd. Euro auf die Umsatz-Waage und beschäftigten knapp 720.000 Mitarbeiter. Und sie investierten in Forschung&Entwicklung und Anlagen rund 29 Mrd Euro.
Ich denke, diese Daten alleine sollten verdeutlichen, welche Power in dieser Industrie steckt und welch immense Bedeutung eine markt- und produktbegleitende Kommunikation spielt. Wie hoch sind demnach die Werbeausgaben – ein Indikator für die Kommunikationsintensität – der Automobilindustrie in Deutschland über alle Hersteller hinweg?
Laut Nielsen wurden in den ersten drei Quartalen 2011 folgende Spendings verzeichnet:
„Der deutsche Kfz-Markt hat im dritten Quartal 496,8 Millionen Euro für Werbung in TV, Hörfunk, Zeitungen, Zeitschriften, Kino, Plakat und Internet ausgegeben. In den ersten neun Monaten wurden insgesamt 1,535 Milliarden Euro investiert… die Autobranche wirbt verstärkt online: Die größte prozentuale Steigerung erzielten in den ersten drei Quartalen die Schaltungen im Internet mit knapp 18 Prozent auf 160,5 Millionen Euro. Die Anzeigen in Fachzeitschriften stiegen um 13,3 Prozent auf 21,7 Millionen Euro an„. Auch für das erste Quartal 2012 legen sich die Autohersteller mit knapp 400 Millionen Euro mächtig ins Zeug.
Interessanterweise gehen die Autohersteller in Deutschland seit letzten Jahr vermehrt auf die Autoblogger zu. Wo bisher die Presse nahezu ausschließlich medial gefüttert wurde, dürfen sich nun Autoblogger auch zu dem Kreis der Belieferten zählen. Was langsam begann und manchmal auch sehr witzig zu kommentieren galt, hat sich in kürzester Zeit geändert. Selbst Porsche zuckt vor Bloggern nicht mehr zurück. Daimler, Ford, VW, Honda, Mitsubishi, Audi, Porsche, Fiat, Skoda, Citroen, und und und. Nur BMW zuckt noch bisserl zurück, aber die werden sich von innen weichkochen lassen, sobald sie zunehmend neidisch auf die Erfolge der Bemühungen von Daimler und Audi werden (Wettbewerb macht immer Beine).
Warum die Firmen so voranpreschen? Die Entwicklung hat sich schon lange abgezeichnet. Ihnen wird zunehmend klar, dass im alles entscheidenden Bereich der Markenbildung – wozu sonst soll man im 21. Jahrhundert diese teuren und kaum genutzten Produkte überhaupt noch kaufen, zumal neue Mobilitätskonzepte zu einem dramatischen Wandel in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts im Automobilsektor führen werden – das Netz eine immer bedeutendere Rolle einnimmt. Nicht nur beim Stammpublikum, sondern auch beim nachwachsenden Publikum, dem künftigen Käuferklientel. Wer im Internet als Hersteller heute seine Basis besser aufbaut als der Wettbewerber, erringt im Kampf um die Umsatzmilliarden strategische Vorteile. Einen Teil der Vorteile erläutert – natürlich – Google in einem PDF-Sheet. Es ist daher nur naheliegend, auch auf die Autoblogger als moderne Content-Produzenten und nicht nur auf die Facebook-Rasselbande zuzugehen, um es vereinfacht auszudrücken.
Fazit
Die Zeichen der Zeit stehen für Autoblogger günstig. Sie haben sich ein teures und aufwändiges Hobby ausgesucht. Von A nach B fahren, mühsam testen, mühsam recherchieren, mühsam aufbereiten. Die Autohersteller wachen auf. Die Autopresse verteidigt ihre Position. Die Autoblogger können als kleinere Einheiten agiler und experimentierfreudiger auftreten. Sie haben nicht die Millionen zu verlieren wie die Verlage. Das ist kein unbeachtlicher Vorteil im Sinne des Wettbewerbs, wenn der Konkurrent behäbiger und risikoärmer agieren muss. Selbstverständlich muss man nicht von einer Konkurrenzsituation sprechen, wem das nicht zu eigen ist. Ich glaube nicht einmal, dass es die Autoblogger so sehen. Immerhin verbindet die Presse und die Autoblogger ein gemeinsames Thema. Im ökonomischen Sinne vergleiche ich jedoch die momentane Ausgangsposition von zwei Lagern. Und sie sind zweifellos Fressfeinde in der gleichen Nische. Ob sie sich nun so sehen oder nicht.
Interessant ist übrigens eines ganz besonders: Die Autoblogger bestechen momentan durch die Anfänge gemeinsamen Agierens. Sie haben sich ihre Plätze im Netz geschaffen, um sich gemeinsam beim Kontakten und Vernetzen zu helfen. Um sich gegenseitig zu unterstützen, zu verlinken und zu planen. Und man tauscht sich nicht nur untereinander aus, man hat auch Gruppen gebildet, die Brücken in die Industrie und in die weite Welt der anderen Blog-Cluster schlagen. Smart und früh, so muss es sein. „Wer sich nicht vernetzt, der stirbt„. Das ist zwar mühsam und manchmal aufreibend, aber es ist ein wichtiger und richtiger Weg.
So ist das Ergebnis der gemeinsamen Aktion „Blogger Auto Award“ kein Zufall. Weitere Maßnahmen werden ebenso wenig ein Zufall sein. Immer dann, wenn sich kleinere Marktteilnehmer (im Sinne des Contents) zusammenschließen und damit ihre verschiedenen Schwächen ausbügeln, haben sie am Markt ein Wörtchen mitzureden. Diese kleinen Netze sind ungemein schlagkräftig und beschleunigen Entwicklungen, ermöglichen aber auch Chancen, die der Einzelne so nie hatte.
Demnach? Wachablösung? Nein! Aber die Autoblogger beschleunigen deutlich, zeigen inhaltlich den Etablierten die Zähne. Und die Autoindustrie geht immer schneller auf die Blogger zu.
Die Autoblogger-Liste
Zum Abschluss wie oben angesprochen, „die Liste“. Schmökert, lest, verlinkt, buzzed. Dank an Jan Gleitsmann für die Zusammenstellung der Liste!
- …die Autoblogger
- bycan Blog über Autokultur & Lifestyle
- Stoer24.de
- AUDInation
- Sandmanns Welt
- actually i don´t know anything about cars
- Mein Auto Blog
- Testfahrer-Blog
- Mercedes-Benz passion Blog
- 5,6l
- Der Probefahrer
- Ralf Becker
- Chromjuwelen
- Motokultur
- bar-on
- Automobil-Blog
- QARSI.de
- Auto .. geil
- Big Blogg
- Radical-Mag News
- Racingblog
- BimmerToday
- Radical Mag
- Autoblog.com
- AutoAid
- Autodino
- Der Tunningblogger
- Auto News Blog
- evocars
- Welt der Technik Auto Blog
- Mein Elektroauto
- Driversnet
- Skoda Blog
- powerbook blog
- Auto und Motorsport
- Mercedes – Fans
- formfreu.de
- autostolz
- motoso.de
- the car addict
- Benzin im Blut
- einfach nachhaltig
- green motors blog
- hybridelektroauto
- wattgehtab
- Veight
- SMARTpit
- 5 Türig – Blog über Luxusautos
- Nissan Fan Blog
- Kleinwagen Blog
- Jens Wilde
- Cult 7
- CERs Autoauge
- BLOGomotive
- 1300ccm
- Käfer-Blog
- MarioRoman pictures blog
- passion:driving
- box.gigold
- Motor-Kritik
- 1001 cars
- Griin
Foto von spatlan, CC-Lizenz CC BY-NC 2.0
17.04.2012 um 12:43 Uhr
Uih, danke für die freundliche (mehrfache) Erwähnung. Ich persönlich bin ja immer noch der Meinung, dass Print und Online in einer gesunden, friedlichen Koexistenz leben können. Freue mich immer auf Fahrveranstaltungen auf die Gespräche mit den Kollegen der schreibenden Zunft, vor allem freue ich mich, dass viele inzwischen viel aufgeschlossener sind was die neuen Medien betrifft. Damals™ musste man sich ja noch fast schämen wenn man gesagt hat: „Onliner“! Das Blatt hat sich etwas geändert, „wir“ werden inzwischen schon Ernst genommen, natürlich nicht von allen, aber das hat vermutlich auch keiner erwartet. Es wird immer ein paar Ewiggestrige geben…
17.04.2012 um 12:53 Uhr
Und auch wir bedanken uns ganz herzlich fürs Verlinken!
17.04.2012 um 13:06 Uhr
Vielen Dank für die Erwähnung Robert!
Das spannendste an der jetzigen Lage ist dass wir es aufgrund einer Vorreiterrolle besonders schwer haben, irgendwann aber auch zu den ersten zählen werden die für viele andere den Weg geebnet haben. Es kommen gute Zeiten auf uns zu!
17.04.2012 um 13:21 Uhr
Kompliment. Gut geschriebener Überblick.
17.04.2012 um 13:43 Uhr
Aloah Robert,
Netter Artikel :) Auch danke für den Backlink mit dem Auto-Blog von mir. Ich denke generell, das sich in den nächsten zwei, drei Jahren das ganze noch mehr auf den Blog-Bereich fokussieren wird. Auch bezüglich der Werbung, denke man mal an Michelin, die ja z.b. ne Kampagne für Blogs gemacht hatten und dann alle noch nach Portugal eingeladen haben.
Mfg
Stefan
17.04.2012 um 15:10 Uhr
Merci Robert,
Du hast eine wirklich gute Liste in den Beitrag gepackt.
Wer sich zum Thema: „Blogs, Blogger, Automobil-Industrie und Social Media“ weiteren Input holen will, findet vermutlich auf http://auto-bloggerei.de/category/allgemein/ noch ein paar Beiträge die im übrigen genau das bestätigen was Robert ausgeführt hat.
Das freut mich natürlich :) – ist Robert doch Papa-Blog-Schlumpf ;)
17.04.2012 um 19:23 Uhr
Vielen Dank für deine netten Worte & das Verlinken – sehr schmeichelhaft!
Werde mir weiterhin Mühe geben..
17.04.2012 um 19:52 Uhr
Ich finde es gibt mittlerweile mindestens genauso gute Schreiberlinge im Online Berreich wie in Fachmagazinen. Wenn man über ein Hobby schreibt kann das durchaus interessanter sein als wenn jemand das Professionell betreibt. Hier muss einfach auch die Lust am Thema sein. :)
17.04.2012 um 20:18 Uhr
Danke, Rob , für die Erwähnung.
18.04.2012 um 10:40 Uhr
lieber robert, ich finde deine ausführungen wirklich gelungen. nur einen part sollte man noch mal deutlich beleuchten: wie werden bloggerInnen (un)bewusst vor den werbekarren der hersteller gespannt?
ich finde einen punkt beim lesen von blogs sehr nervig. man liest einen text und am ende steht erst, dass der hersteller einen teil der berichterstattung gesponsert hat. dann habe ich aber bereits den text gelesen. ich würde es fairer finden, wenn man direkt in der einleitung lesen könnte, dass der beitrag mithilfe finanzieller unterstützung des herstellers entstanden ist. dann lese ich sicherlich den artikel trotzdem, kann aber eventuell beim lesen für mich besser einordnen, wie ich die informationen im text zu werten habe.
versteh mich bitte nicht falsch, sponsoring ist völlig in ordnung. aber es sollte dann auch gleich kommuniziert werden. finde ich. am ende eines textes hat das für mich immer etwas geschmäckle.
als hintergrund: in den klassischen medien ist auch die saubere abgrenzung und markierung von werbung und sponsoring gefordert. ich weiß, dass dies nicht immer eingehalten wird, aber das macht es ja nicht besser. im normalfall ist die vorgabe, dass oben links vom werbemittel „anzeige“ stehen müsste. insofern wäre mein vorschlag, ein wort oder eine formulierung unter den (auto)bloggerInnen zu finden, die diese gesponserten artikel kennzeichnet.
was meine ich mit sponsoring? nun, die meisten hersteller finanzieren beispielweise die an- und abreise, sowie den hotelaufenthalt. darüber hinaus stellen die meisten autofirmen den bloggerInnen auch fotos von ihren testsessions zur verfügung – dies bedeutung die fotos sind ebenfalls gesponsert.
insbesondere die fotos spielen eine nicht unwichtige rolle in der markenkommunikation. sie werden bewusst produziert und u.a. durch die bloggerInnen in umlauf gebracht. und die fotos zeigen natürlich im normalfall die vorteile des jeweiligen produktes.
fazit: ich gehe mit all dem mit, was du oben geschrieben hast, würde mir nur von den bloggerInnen wünschen, dass sie noch etwas an der tranzparenz bezüglich der verknüpfung mit der industrie arbeiten. das dürfte vor allem dazu beitragen, dass noch mehr leserInnen die bloggerInnen ernst nehmen.
best wishes – DingPong
18.04.2012 um 12:56 Uhr
Danke Robert für den interessanten Einblick und die Zusammenfassung. Die weitere Entwicklung bleibt spannend.
Ziemlich daneben finde ich die Forderung nach Offenlegung des „Sponsorings“. Wie soll man denn neue Fahrzeuge untersuchen, wenn sie nicht durch die Industrie bereitgestellt werden? Darauf warten, dass sie als Leihwagen zur Verfügung stehen? Es geht doch in den meisten Fällen um Nachrichten über Neuheiten und mit aktuellem Neuigkeitswert und nicht um Gebrauchtfahrzeug-Reports. Was hat es denn mit Sponsoring zu tun, wenn ich zu einem Termin fahre, um darüber zu berichten, und die Fahrtkosten erstattet werden? Virtuell kann ich keine subjektiven Fahreindrücke sammeln! Natürlich bleibt zu hoffen, dass sich Blogger und Journalisten ethisch, moralisch sauber verhalten und keine Gefälligkeitsberichterstattung produzieren, sondern ihrem Gewissen und dem Leser verpflichtet fühlen. So kann ein Quellenhinweis am Bild schon viel sagen.
Eine grundsätzliche Darstellung darüber, wie der Nachrichtenfluss von der Industrie an die Medien abläuft, könnte aufklären. Da ich beide Seiten (Industrie u Journalismus) gut aus eigener Erfahrung kenne, werde ich das in Kürze mal machen. Fakt ist: Wenn ich als Journalist für die Informationsbeschaffung Geld ausgeben müsste, während die (Piraten-) Leser gleichzeitig kostenlosen Content verlangen, passt der Schuh nicht!
18.04.2012 um 21:35 Uhr
lieber lars, ich habe mit meinem wunsch in bezug auf das sponsoring niemanden „anpinkeln“ wollen. ich bin ja gar nicht gegen sponsorings, ich würde mich nur freuen, wenn ich die information, dass gesponsert wurde, bekomme bevor ich den text lese. das hat nichts mit piratenleserei zu tun. bloggerInnen waren bisher (sehr oft zu recht) diejenigen, die der etablierten medienwelt vorgeworfen haben, dass diese nicht besonders transparent arbeiten würde. insofern wäre es also auch gut, wenn es da tranzparenz gäbe auf seiten der bloggerInnen. ;-)
auf deine frage: „Was hat es denn mit Sponsoring zu tun, wenn ich zu einem Termin fahre, um darüber zu berichten, und die Fahrtkosten erstattet werden?“ was ist es denn sonst? natürlich ist das eine form von sponsoring. dagegen ist ja auch gar nichts einzuwenden. allerdings ist das im noch (wenn auch selten zu findenden) profijournalismus üblich, dass die redaktion diese auslagen bezahlt, um eben gar nicht erst in die gefahr der positivierten berichterstattung zu geraten. da die bloggerInnen in den meisten fällen nicht über die entsprechenden finanziellen mittel verfügen (wollen), sind hier sponsorings seitens der hersteller für mich okay. sie sollten aber eben benannt werden. mehr wünsche ich mir gar nicht.
zu deiner bemerkung: „Fakt ist: Wenn ich als Journalist für die Informationsbeschaffung Geld ausgeben müsste, während die (Piraten-) Leser gleichzeitig kostenlosen Content verlangen, passt der Schuh nicht!“ kann ich nur sagen – WENN ich als journalist für die informationsbeschaffung geld ausgeben müsste, während die leser gleichzeitig kostenlosen content verlangen, DANN müsste ich also für ein medium schreiben, dass mir die auslagen bezahlt oder meinen blog mit werbevermarktung finanzierbar machen oder meinen lesern ein kostenpflichtiges abo anbieten oder eben die berichterstattung sponsern lassen und das dann ordentlich kennzeichnen.
best wishes – DingPong
18.04.2012 um 22:08 Uhr
@DingPong:
Also, bei etablierten Printmedien oder Online-Portalen, hinter denen große Verlage stehen, wissen wir eh, dass die „Journalisten“, die für die Verlage arbeiten, ihre Auslagen ersetzt kriegen, „geschmiert“ werden wäre jetzt ein böses Wort. Und Blogger (die das ja eh alles nur zum Spaß machen) sollen über jeden Heller Bericht erstatten, aber wehe, sie tun das erst am Ende des Berichts? Warum?
Wenn man sich nur annähernd mit dem Aufwand beschäftigt (Urlaub nehmen, Reisekosten, Equipment, Verpflegung), der hinter den Berichten steht, kann man sich doch an 2 Fingern abzählen, dass es ohne Sponsoring nicht geht. Die Hersteller wollen ihr Zeug doch verkaufen, da ist es doch klar, dass sie dafür Multiplikatoren suchen und die auch wenigstens ansatzweise bezahlen müssen.
Ich werde nie verstehen, warum ausgerechnet (Aufwand treibende) Blogger nicht ins Gefüge der Marktwirtschaft gehören sollen.
18.04.2012 um 23:06 Uhr
lieber „will sagen, an welcher stelle habe ich davon gesprochen „Und Blogger sollen über jeden Heller Bericht erstatten …“? soweit ich lese, an keiner.
du unterstellst den journalistInnen, dass sie geschmiert werden. kannst du das belegen? oder nimmst du es an, weil es alle so sagen?
du schreibst „kann man sich doch an 2 Fingern abzählen, dass es ohne Sponsoring nicht geht“ – warum soll eine leserin, ein leser sich vorstellen können, wie die autobloggerInnen arbeiten? ich muss doch auch nicht wissen, wie ein computer zusammengebaut wird, wenn ich ihn benutzen möchte?
darüber hinaus schreibst du „Die Hersteller wollen ihr Zeug doch verkaufen, da ist es doch klar, dass sie dafür Multiplikatoren suchen und die auch wenigstens ansatzweise bezahlen müssen.“ – und genau dann müsste eben auch „anzeige“ drüber stehen ;-). das wäre dann sogar presserechtlich verpflichtend.
warum ich das hier überhaupt alles diskutiere: roberts überschrift ist ja mit absicht anheizend geschrieben. das ist völlig okay für mich. aber! entweder ist es ein vergleich von äppeln und birnen oder eben ein vergleich. und bei einem vergleich müsste man eben auch gleiche oder annähernd gleiche muster hinterlegen. und genau am punkt geld würde das eben nicht passieren, wenn man nicht sponsoring und anzeigen ordentlich thematisiert.
und um es kurz zusammenzufassen: viele bloggerInnen wollen ernst genommen werden – was nur recht und billig ist. sie arbeiten ja auch hart dafür. allerdings fällt mir immer wieder auf, wie wenig die meisten der bloggerInnen über die rechtlichen rahmenbedingungen bescheid wissen. und für das kennzeichnen von beiträgen, die mit „produktionszuschüssen“ erstellt wurden, gibt es eben auch ein paar rahmenbedingungen (siehe z.b. werbekennzeichnungsflicht u.ä.).
best wishes DingPong
19.04.2012 um 00:06 Uhr
@dingpong: Zitat: „allerdings ist das im noch (wenn auch selten zu findenden) profijournalismus üblich, dass die redaktion diese auslagen bezahlt,…“ Sorry, aber den Flug zum Termin zahlt in der gelebten Realität wohl eher der Veranstalter, sprich Industrie, auch bei den Profis. Dass sich Freie Journalisten, wozu ich die Blogger zähle, dann ein paar km-cents u Parkgebühren dort auch holen, ist kein Sponsoring. Die Kommunikationsleistung verdient das ebenso wie die effektiven Aufwendungen an Mitteln und Zeit.
noch ein Zitat: „DANN müsste ich also für ein medium schreiben, dass mir die auslagen bezahlt oder meinen blog mit werbevermarktung finanzierbar machen oder meinen lesern ein kostenpflichtiges abo anbieten…“
Dann zeige mir diese Medien, die dafür (anständig) zahlen und noch einen Schreiber brauchen. Ich will keine Werbung verkaufen sondern informative, unterhaltsame sonstwas-Texte schreiben; kostenpflichtige Internetinhalte sind eher schwierig für Freie Journalisten realisierbar wenn nicht unmöglich.
Und wenn alle zum Termin gebracht werden und darüber berichten, soll ausgerechnet der Blogger das als Sponsoring bezeichnen. Ist er weniger vertrauenswürdig als ein Festangestellter, der seine auf die gleiche Weise „gesponsorte“ Informationsbeschaffung nicht damit kennzeichnen muss, nur weil FAZ oder ams auf dem Titel steht?
19.04.2012 um 06:43 Uhr
Ich könnte jetzt genauso anfangen: Wo habe ich geschrieben, dass Journalisten geschmiert werden? Aber das bringt eh nix. Langsam verstehe ich Robert, warum er bei Buzzriders keine Kommentare zulässt.
19.04.2012 um 13:22 Uhr
hallo „will sagen“ – entschuldige bitte, eventuell habe ich dann deine formulierung „“geschmiert” werden wäre jetzt ein böses Wort.“ missverstanden.
aber was ist so schlimm an meinen ausführungen? sind doch nur eine meinung. die mag nicht deiner entsprechen, muss sie auch nicht. deine meinung muss ja auch nicht zu meiner passen. du schreibst „Langsam verstehe ich Robert, warum er bei Buzzriders keine Kommentare zulässt.“
was hätte ich denn anders schreiben sollen? ich habe weder gepöbelt, noch bin ich anders ausfallend geworden. ich halte kommentare für wichtig und finde den buzzriders-ansatz nicht so wirklich charmant.
also noch einen schönen tag und gruß ins netz.
best wishes DingPong
19.04.2012 um 14:20 Uhr
Das Problem ist, dass du für einen verständigen Leser erkennbar übertragend/übertrieben gemeinte Formulierungen wie z. B. „jeden Heller“ wörtlich nimmst bzw. voraussetzt, dass das wörtlich zitiert sein muss, aber nicht in der Lage bist, wörtlich zu zitieren. Ich habe nicht Journalisten, sondern „Journalisten“ geschrieben und auch nicht geschrieben, dass sie geschmiert sind, sondern dass geschmiert ein böses Wort sei. Deine Meinung kannst du gerne haben, nur die Diskussionskultur lässt leider zu wünschen übrig.
22.04.2012 um 17:50 Uhr
Nach der IAA gab es einen Artikel in der Auto Zeitung über das Thema Elektroauto. Nimmt als Vergleich den Artikel http://www.oldtimer-revier.de/zeitwende-elektroauto.html imm Oldtimer-Revier, das Ihr leider vergessen / übersehen habt, dann gewinnt das NEUE Medium haushoch.
21.07.2012 um 09:49 Uhr
Vollkommen richtig so, das ist ja das Schöne am Internet. Und auf Dauer wird sich auch hier nur Qualität durchsetzen – Danke für den Überblick an Autoblogs.
04.08.2012 um 16:33 Uhr
Solange beispielsweise in einem hier hochgelobten Artikel über den Honda CR-Z ein Dr. Jekyll als „Jakyll“ bezeichnet wird, wird der Kindergeburtstag weitergehen, ohne daß die Erwachsenen sich übermäßig gestört fühlen müssen.
Im übrigen mal ein Tip: Wir warten auf gute Blogs, auf Solitäre, nicht auf eine Bloggergewerkschaft.
04.08.2012 um 16:54 Uhr
Solange es ausreichend Sprachpolizisten gibt wird es den Jekills und Jakills nie an Verfolgern fehlen.:)
24.08.2012 um 14:27 Uhr
Was ist auf diesem Foto? :)
24.08.2012 um 14:54 Uhr
schon mal kein SEO optimiertes Linkauto :)
15.11.2012 um 09:50 Uhr
Ja, auch die Blogs lesen sich mittlerweile recht gut und vermitteln einen guten Eindruck. Dennoch haben Fachmagazine mehr Testmöglichkeiten, würde ich meinen.
15.11.2012 um 12:14 Uhr
Blogger sind einfach unabhängiger und sie recherchieren mit Herzblut, deshalb vertraue ich Bloginhalten ziemlich stark.
02.03.2013 um 01:30 Uhr
Bin ich noch ein ein Autoblogger – oder vielleicht schon Autojournalist – oder beides nicht? Als Automobilverkäufer mit eigenen Blog ist man doch irgendwie alles und doch nichts… – Ich würde mich dennoch freuen wenn Sie mich auf die obige Liste packen könnten – irgendwie sind die Themen eines Autoverkäufers ja dann doch interessant für den einen oder anderen Autoblogger… ;-)
30.07.2013 um 17:13 Uhr
Der Bericht ist sehr interessant und eure Kommentare füllen die Lücken. Sehr gut geschrieben! Weiter so
18.09.2013 um 16:22 Uhr
Danke Robert für den informativen Artikel und die Liste mit den bekanntesten Bloggern. Ich schreibe auch über Autos auf einem kleinen Blog und werde mir mal Inspirationen von den anderen holen.
Alle in den Feed werde ich nicht aufnehmen. Wieso gibt es noch keine Deutsche Blog Charts nur für Auto Blogger?
Der Artikel ist schon älter, aber ich musste meine Gedanken loswerden.
Gruß
Manny
06.04.2014 um 09:42 Uhr
http://www.ecomento.tv fehlt, einer meiner lieblingsautoblogs, nur über elektro und hybrid
15.05.2014 um 14:51 Uhr
Aloha!
Danke für die freundliche Erwähnung in der Link-Liste unterhalb des Artikels ;-)
Ich habe diesen Artikel erst gerade über die Webmaster-Tools entdeckt. Ansonsten hätte ich mich schon viel eher mal gemeldet ;-)
15.05.2014 um 15:03 Uhr
gern geschehen :)
31.03.2015 um 21:38 Uhr
Ich fordere alle Auto Blogger zum Härtetest auf:
Nicht nach Monaco in der Lufthansa Business Class den Audi testen und im Fairmont Monte Carlo pennen
sondern
in Bottrop den neuesten KIA testen und im IBIS nächtigen und dinieren.
Und schwupps, gibt´s bestimmt bald ein paar Blogger weniger.
23.01.2017 um 17:45 Uhr
Aus der Sicht des Jahres 2016 haben sich viele Aspekte aus dem Artikel tatsächlich bewahrheitet. Chapó. Den reinen Adsense Produnktestblogs werden die Affiliater das Wasser abgraben, die Nischen werden weiter wachsen, wenn die Content Qualität stimmt.
29.05.2019 um 11:13 Uhr
Ich denke, diese Daten alleine sollten verdeutlichen, welche Power in dieser Industrie steckt und welch immense Bedeutung eine markt- und produktbegleitende Kommunikation spielt.