im Artikel „Blogger: Interview- und Statement-Anfragen“ habe ich beschrieben, dass Blogger Möglichkeiten haben, Firmen für Statements und Interviews zu gewinnen. Man muss es zunächst nur tun. Ich selbst habe bis dato gute Erfahrungen gesammelt.

Es gibt auch andere Stimmen.
So meint Mario Dreher:

ich kann leider nicht bestätigen, dass Anfragen beantwortet werden. Das hängt wohl maßgeblich von der Reputation ab. Mein Urteil beschränkt sich dabei allerdings auf Sportseiten-Redaktionen und Sportvereine. So dynamisch wie die auf dem Rasen, Feld, Eis oder sonst wo sein sollen oder wollen, sind sie im Netzwerk leider nicht…. Genau, auf “offizielle” Anfragen bekommen wir keine Antwort. Offiziell in Anführungszeichen, da wir schließlich nur einen kleinen, privat geführten Blog betreiben. Man kann ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, ärgerlich ist es dennoch. Zumal es häufig Ja/Nein-Fragen sind, die keine rechtlich abgesicherte Stellungnahme erfordern. Die Verunsicherung der Verantwortlichen bei Rückfragen von Privatpersonen ist spürbar. Beunrechtigt ist sie allemal, da Antworten ausschließlich zur Aufklärung beitragen und sich das letztendlich in den Beiträgen widerspiegelt. Keine Antwort bedeutet im Umkehrschluss, freie Bahn für Spekulationen.

Oder Maik (Truckblogger):

Schreibe als “normaler” Blogger oder Websitebetreiber zwanzig Firmen an – wenn Du fünf Antworten bekommst, ist das gut.

Gehen wir es nebst der Tatsache, dass man es überhaupt zunächst einmal probieren muss, konkreter an. Was kann man als Blogger tun, damit sich Firmen melden, wenn man sie schon kontaktiert hat?

1. Das Anliegen konkret schildern. Warum kontaktiert Ihr die Firma? Zu welchem Blog-Artikel? Wozu benötigt Ihr deren O-Ton?

2. Firmen sind es gewohnt, sich bestens darzustellen. Das Gleiche gilt für Euch und Euer Blog. Macht Euch nicht klein, schneidet jetzt auch nicht zu sehr auf. Aber Ihr seid weder Bittsteller noch KleinKlein. Beschreibt Euer Blog so, dass es nachvollziehbar ist, warum sich die Firma zu einer Antwort bewegen sollte. Wie lange bloggt Ihr schon (Alter ist wichtig, Kontinuität…)? Wie viele Fachleser habt Ihr, die sich brennend (!) für das Thema interessieren? Denkt dabei auch an Eure Twitter- / RSS- und Facebook-Leserschaft. Es gibt einen Haufen Merkmale, Euer Blog leuchten zu lassen. Nicht nur quantitativ, auch qualitativ. Hat Euch mal eine Zeitung zitiert? Was macht Euer Blog „wichtig“ in fremden Augen? Versetzt Euch in die Lage einer Person, die weder Euch noch Euer Blog kennt, nicht einmal weiß, was ein Blog überhaupt sein soll.

3. Firmen sind Angsthasen, ja. Sie achten mehr auf ihren guten Ruf denn auf irgend etwas anderes. Diese Angst könnt Ihr ihnen nehmen, wenn Ihr auf bestehende Firmen-Reaktionen auf Eurem Blog verweist. Nach dem Motto „Andere habe sich auch getraut und es hat nicht weh getan“ (das schreibt Ihr natürlich nicht). Am besten findet Ihr Firmen aus dem gleichen Branchensegment. Oder eine renommierte Firma über die Branche hinaus bekannt?

4. Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung! Es macht nichts, wenn sich die Firma nicht gleich meldet. Probiert es mehrfach. Ruft an, mailt nach. Im Abstand von rund 2-3 Tagen. Verweist auf Telefonate und mündliche Zusagen, freundlich, natürlich nicht genervt und von oben herab.

5. Ein Unternehmen besteht nicht nur aus der Presseabteilung. Es gibt Marketing, Produktion, Personal, Geschäftsleitung, Vertrieb, Forschung, … Keine Firma spricht mit einer Stimme nach innen. Je nach Thema findet Ihr die richtige Abteilung oder aber Ihr wechselt den Ansprechpartner. Zuerst PR und keine Reaktion? Dann zunächst die Anfrage wiederholen. Wenn es nicht fruchtet, wendet Euch an Marketing. Am Ende könnt Ihr die Geschäftsleitung anschreiben/antelefonieren. Bleibt höflich, aber bestimmt. Erklärt Euer Anliegen, beschreibt Euer Blog positiv, jammert nicht, dass Ihr bisher keine Reaktion von A, B, C und D bekommen habt, das grenzt an Anschwärzen und kommt nicht gut an.

6. Laut werden? Zuvor meinte ich, dass Ihr höflich und bestimmt vorgehen könnt. Es gibt aber auch den indirekten Weg über Euer eigenes Blog. Wenn die sich partout nicht melden, könnt Ihr es auf dem Blog kund tun. Verweist auf die heutige Zeit, dass Unternehmen auch mit Bloggern sprechen können. Jede Firma findet, dass sie modern ist und mit der Zeit geht. Es ist modern, dass man auch mit Bloggern spricht. So könnt Ihr die Firma indirekt treffen und bewegen. Nennt keine Angestellten, bleibt allgemein. Warum habe ich das wohl mit Porsche gemacht und einen gewissen öffentlichen Druck erzeugt? Ich wusste es nicht, hoffte aber, dass die sich dann doch melden. Was bei großen Firmen geht, kann auch mit kleineren Firmen gelingen. Aber ist dann die Firma nicht sauer? Wieso, das hängt einerseits von Euch ab und auch von der Haltung der betreffenden Personen in der Firma. Drückeberger, Schleimer und wenig ausdauernde Personen als Blogger ernten nicht den notwendigen Respekt. Ihr seid Blogger, nicht irgendein Fuzzi! Wie gesagt, es hat seine Grenzen, übertreibt man es zu sehr und redet die Firma bodenlos herunter, wird der Gesichstverlust der Firma keinen Anlass geben, sich doch noch zu melden. Es ist ein „Spiel“, das man selbst abschätzen muss, wie laut und ausdauernd man sein will.

7. Viele Wege führen nach Rom. Vergesst nicht, dass Firmen heute auch in sozialen Medien unterwegs sind. Ihr könnt sie womöglich auf Twitter und Facebook anfinden. Eine öffentliche Anfrage erzeugt etwas mehr Druck. Die Firma will doch kommunikativ wirken, nicht wahr?

8. Bedankt Euch bei der Firma öffentlich auf Eurem Blog, dass sie geantwortet haben. Es lesen auch andere Firmen mit und werden lernen. Mit der Zeit erzeugt die Summe an Reaktionen einen verstärkten Trend, dass sich immer weniger Firmen Blogger-Anfragen verweigern.

9. Keine Vorlagen? Wer auf die Idee kommen sollte, dass ich Euch die Texte vorkaue, hat sich getäuscht. Ich bin ein Freund der Eigenerfahrungen. Macht Fehler, lernt, probiert, bleibt am Ball. Ihr werdet mit der Zeit immer besser lernen, wie man Firmen kontaktiert, Euer Blog und Anliegen besser formuliert, wie man mit Öffentlichkeit Druck aufbauen kann. Ich garantiere Euch, es macht Spaß :)

10. Wenn alles nix nutzt, legt die Firma nicht komplett ad acta. Irgendwann kommt wieder ein Thema, wiederholt den Zyklus einfach. Steter Tropfen höhlt jeden Stein, auch die bockigste Firma wird nachgeben. Es gilt eben, dass eine Firma aus vielen Personen besteht. Haltungen und Meinungen ändern sich ebenso, wie sich das Personal ändert.