Es ist schon viele Jahre her, da stand ich vor der Sporthalle und mein Badminton-Partner sprach mich an
„Robert, wir müssen mehr trainieren, auch die Jugend, um in die höheren Klassen aufzusteigen! Wir müssen uns anstrengen. Und die Schlechteren rausholen, damit noch Bessere mitmachen.„.
Schlechtere raus, damit Bessere reinkommen? Um was zu erreichen? Das Menschliche soll dem Sportlichen, das Miteinander dem Wettbewerb weichen? Der Grund, warum ich im Verein war, unterwarf sich nicht den Regeln des Upgraden, Optimieren und Performen. Das alles interessierte mich schlichtweg nicht. Mir ging es um den Spaß und die Befriedigung, die man im Gemeinsamen über den Sport fand. All die Gespräche und all das Lachen auch nach dem Training im Restaurant. Wie kann man so etwas aufgeben, wie kann man Schlechtere aufgeben, nur um den Ehrgeiz ein Übermaß zu gönnen und darin Befriedigung zu suchen? Mir ist der schlechteste Sportler auf menschlicher Ebene lieber als der erfolgreichste Sportler, vor dem ich Respekt habe, mit dem ich aber menschlich womöglich wenig anfangen kann.
In der Sonne stehen und dennoch nass vor Regen werden? So könnte man es sagen. So könnte man es von Bloggern sagen, die auf ihrem Weg des Bloggens womöglich nicht mehr die richtige, befriedigende Balance finden oder gar verloren haben. Bist Du zu laut, willst aber eigentlich leise sein? Bist Du am Schnitzen der Artikel, so dass es schön sharable auf Facebook und favable auf Twitter klingt, aber im Grunde genommen willst Du eher gefunden werden denn Dritte auf Dein Blog zu drängeln? Hast Du alle SEO-Tipps schön brav gelesen und in den Artikeln untergebracht, damit Dich Mama Google findet, aber irgendwie klingt Dein Text nicht mehr harmonisch, nicht mehr nach Dir? Du wolltest unbedingt die Event-Einladung der Firma wahrnehmen und mit einem braven Text wertschätzen, aber irgendwie ist es nicht mehr das, was Du eigentlich sagen wolltest? Bist Du voll von Ratschlägen zum Upgraden, Performen und Optimieren Deines Blogs, dass Du ihrer überdrüssig bist, weil sie nicht das sind, was Du bist?
Schmeiß schlichtweg alles über Bord, was Dir andere gesagt und vermittelt haben! Scheiß auf Google, Facebook, G+, scheiß auf die Performer und Upgrader, um reich und schön zu werden. Scheiß auf meinen Ratschlag! Sei mal hässlich, leise, ohne Plan und Taktik, einfach nur mit Lust und Liebe am Wort und Deinen Gedanken, am Gespräch mit Wenigen denn mit der ominösen Masse fremder Gesichter? Ich weiß nicht, was Du möchtest. Ich weiß nur, dass es besser ist, auf sich zu hören, denn andere. Was auch immer Deine Balance ausmacht, höre nur auf Dich und nicht mehr auf die Ratschläge (gut und schlecht gemeinte). Einfach loslassen, entspannen, genießen. Du musst nicht gelesen, gefunden, geliked werden. Vielleicht findest Du Befriedigung im Weniger denn Mehr. Deine eigene Blog-Balance.
Meine ist? Die Faszination, sich mittels einem Blog mit Menschen austauschen zu können, macht sich nicht daran fest, wieviel Page Impressions, Likes und Shares ich habe. Es kann sich an einem einzigen Gespräch festmachen. Egal wo es stattfindet, hier, drüben oder dort. Ich muss dabei weder glänzen noch besonders schlau daherkommen. Ich muss weder Google noch Dritten gefallen. Auch keiner Presse noch einer Firma. Es muss mir gefallen. Und das ist die Grundlage von allem. Egal was mir andere sagen.
Mal ein bisschen Bloggen, nur für Dich zuerst und dann für Dritte, die zufällig vorbeischneien? Probier es mal also ohne das ganze Blabla rund um Social Media Blubber und Performing Worldclass Blogshit. Und schau was rauskommt. Hab Spaß :)
Um es musikalisch zu sagen, falls ihr mein Bla aus be unique, be different, be you nicht verstanden habt:
22.05.2013 um 23:37 Uhr
Danke Robert für den tollen Artikel. Die Idee ist gut. Mal sehen, was ich nun mit der Erkenntnis anfange. Vielleicht das Thema im eigenen Blog fortführen.
22.05.2013 um 23:38 Uhr
gern! Würde gerne andere, eigene Sichtweisen hören. ich kenne ja nur meine :))
23.05.2013 um 07:54 Uhr
Hab‘ ich schon immer so gemacht :)
Ich kann diesen US-Amerikanischen „competition“ Quatsch nicht ab. Vor 1 oder 2 Jahren habe ich darüber in meinem Blog mal einen kleinen Rant geschrieben. Dieses Herauspressen auch der letzten Optimierungsreserven ist das Gegenteil von Nachhaltigkeit.
Ich bastle auch weiterhin an meinem kleinen Blog herum, sowohl technisch als auch inhaltlich, und sch… auf Erfolg. Meine Brötchen verdiene ich sowieso anders, der gesamte Internetkram ist ein reines Hobby. Und Hobbies kosten nun mal Geld. Ich bin also schon mal rein von den Fakten her nicht auf (kommerziellen) Erfolg angewiesen. Und Ego pushen? Dazu bin ich zu alt.
23.05.2013 um 09:05 Uhr
Hallo Robert,
es gibt Menschen die das Downsizing für sich und ihr Leben betreiben.
Alles einfach einfacher machen wollen und sich von unnötigen Balast und so trennen.
Es ist gerade zu ein Trend geworden. In Blogs glaube ich ist dies auch schon angekommen.
In meinem Feedreader merke ich das in den letzten Monaten deutlich. Ach was in den letzten zwei Jahren gefühlt. Immer mehr Blogger die weniger Bloggen….
Habe das aber glaube ich bei dir am deutlichsten gesehen. Warst ja immer fleißig in die Tasten hauen auf Basicthinking. Kein Tag verging wo du nicht zwei, drei Beiträge verbloggt hast.
Dann der harte schnitt damit schluss zu machen.
Ich vermisste das eine Zeit lang, habe mich aber daran auch schon wieder gewöhnt und freue mich jeden deiner seltener gewordenen Beiträge lesen zu dürfen.
LG
Willi
23.05.2013 um 09:27 Uhr
.
25.05.2013 um 13:31 Uhr
Sie sprechen mir aus dem Herzen.
Hatte vor einigen Wochen einen „Meinungsaustausch“ mit einem unserer Großblogger, der plötzlich anfing, bei Xing jeden Tag vier oder fünf umfangreiche Business-(Karriere) Beiträge zu posten. Er war schon lange unter meinen Xing-Kontakten, hatte sich da aber nicht weiter bemerkbar gemacht. Ich war total genervt von den vielen Beiträgen und letztlich von einer Seite, die vor Werbung nur so wimmelt.
Ich habe versucht, ihm zu vermitteln, dass Menschen nur eine begrenzte Aufnahmefähigkeit haben und Quanität tatsächlich etwas Anderes ist als Qualität. Es sah dann aber am Ende so aus, das ich das Problem war, woraufhin ich den Kollegen schlicht aus meinen Kontakten bei Xinbg gestrichen habe. Damit war wieder Ruhe und Frieden eingekehrt. Fand er blöd.
Ich schreibe in meinen Blogs genau wie Sie über das, was mich bewegt, interessiert. Wenn jemand außer mir daran Freude oder Interesse hat, fein! Und ich kann nur unterstreichen, welch interessante Kontakte dadurch entstanden sind mit Menschen, die ähnlich oder eben anders ticken. Aber weder brauche hohen „traffic“, noch muss ich mit den Seiten Geld verdienen – ein herrlicher Luxus!
31.05.2013 um 11:49 Uhr
Vielen lieben Dank Robert. Jeder Mensch sollte sein, wie er möchte. Leider vermitteln uns die Medien etwas anderes. Jeder Mensch ist es wert auf dieser Welt zu sein und sollte einfach die aufgetragenen Dogmen abschalten und wieder Mensch sein. In diesem Sinne wünsche ich Dir / Euch ein wunderschönes und liebevolles Wochenende.
Herzliche Grüße
Steffen