Ich schmunzel zunehmend über Agenturen, die für ihre Kunden Blogger statt immer nur Presse auftreiben müssen. Wenn es wieder mal darum geht, dass man auch etwas mit moderneren Multiplikatoren machen soll. Denn um nix anderes geht es. Wer kann was schreiben, damit es draußen Interessierte finden? Das ist auch keine neue Frage. Die Frage ist so alt wie Unternehmen selbst. Wenn Dich keiner am Markt kennt, wird es schwierig. Selbst Waffenschmieden ticken so. Sie wollen nicht, dass man über sie spricht, dennoch wollen sie gekannt werden.
Wie dem auch sei. „Haste mal nen Blogger“ ist die Frage. Warum müssen es eigentlich immer nur die Blogger sein? Gut, streichen wir zunächst einmal die SEO getriebene Kontakterei. Wenn der Auftrag lautet „Links, egal wie“, dann sind Blogger wunderbar billig und willig. Alle Blogger? Nicht alle Blogger. Es gibt auch Blog-Städte und -Dörfer, wo das mit den Links dem Blogger ein Graus ist.
Wenn es also nicht um Link-Mich-Schreib-Mich-Bezahl-Mich geht, dann finden sich ganz tolle, viele Blogger auf Facebook. Aber sicher, auch auf G+ auch. Und auf Twitter. Oder auf Youtube. Oder auf Pinterest. Oder wie hieß das Ding auf dem Chart da noch, was buzzed?
Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich auf Veranstaltungen „ich bin Journalist“ / „ich bin Blogger“ begegne. Aber von keinem Geladenen habe ich jemals vernommen „kein Journalist, kein Blogger, einfach nur User, google me“.
Übersetzt: Alles, was ich sagen will, Blogger werden gelesen. Ob von vielen oder wenigen Lesern. Die ins Netz schreiben werden genauso gelesen. Wo ist der Unterschied? Keiner! Die Agenturen wollen, dass ins Netz geschrieben wird, weil der Kunde das so will. Die Ins-Netz-Schreiber schreiben sowieso. Passt doch alles zusammen.
So kenne ich GPlusser, die als Blogger nie was gerissen haben. Aber als GPlusser läuft es auf einmal, statt mehr als 2 Leser sind es weitaus mehr, die sich überaus engagiert mit dem befassen, was der Plusser so ins Netz schreibt. Theoretische Abhandlungen, warum das noch weitaus spannender sein kann als ein Blog, lasse ich außen vor.
Anders herum kenne ich genug Agenturen, die mich anhauen, ob ich „mal was bloggen würde“? „Aber ja doch, habe ich schon“, sage ich dann immer. „Wir haben nichts gesehen“ kommt dann die Standardantwort. Meine ist dann immer „dann bezahlen sie für bessere Monitoring-Tools“. Die GPlus/Facebook-Artikel hat man nicht als Blog-Artikel identifiziert. Weil es nicht „Blog“ genannt wird. Und? Weil es nicht Blog genannt wird, habe ich demnach nichts geschrieben?
Machen wir es kurz
– Berücksichtigt diejenigen, die aktiv in den Netzen sind.
– Ladet nicht immer nur Blogger ein.
– wenn Ihr nicht wisst, wie ihr es verkaufen oder messen sollt, werdet professioneller.
Warum ich das schreibe?
Alles fließt. Auch das Netz. Ob sich ein Netzknotenpunkt Blog nennt (definitorisch ein kaum verlinktes Sammelsurium aus Artikeln, die in der Regel ein Open Source CMS befeuert), ob es sich Tweet oder G+Posting nennt, es spielt informationstheoretisch keinen Rolle. Mental – verstehe ich – schon. Alles was so verknuddelt aussieht, alles, worüber man nichts in den Medien hochschreibt (namentlich den „User“ statt Facebook), alles, was so geliehen statt betrieben aussieht, das ist halt kein Blog.
Die Reihe „warum es mehr Blogger gibt als man denkt“ werde ich sicherlich noch einige Male aufwärmen. Mein Ziel ist eigentlich einfach: Jeder User ist ein würdiger Ansprechpartner, ob mit oder ohne Blog.
23.07.2012 um 21:33 Uhr
Im Prinzip kann man auch gerne darauf verzichten, Blogger-PR und ähnliches Nutzer-PR Gedöns zu machen. Agenturen sollten ihren Kunden dazu mal raten, diesen ganzen Bockmist mit Blogger-PR zu lassen. Bringt meistens nur eine Null-Resonanz oder pure Häme in den daraus fabrizierten Artikeln, wenn man keine echten Blogger als Fans von Marke/Unternehmen/etc herankarrt. :)
23.07.2012 um 21:36 Uhr
Mensch Robert, Du verlangst aber auch eine schnelle Auffassungsgabe bei „den“ Unternehmen und „den“ Agenturen (wer sind eigentlich immer „Die“?!).
Jetzt ist man langsam auch in der Breite bei den Bloggern angekommen und jetzt kommt einer der Blogerklärer und sagt Blogger gibts auch ohne Blog?
Wobei ich, da bin ich ehrlich, von meinem Blog nicht abrücken werde. Du magst zwar Recht haben, dass die Artikel/Beiträge von vor 3 Jahren Heute keinen mehr interessieren und damit die Einstellung des Netzwerks (Facebook, G+,…) nicht so schlimm wäre, aber ich möchte doch lieber die Kontrolle über meine Artikel haben. Vielleicht ist das schon so etwas wie digitale Publikationsromatik, aber mir ist das in den Jahren so ans Herz gewachsen – das mag ich nicht mehr weggeben.
23.07.2012 um 21:39 Uhr
Ist schon drollig, dass PR-Häsinnen und Hasen mit klassischer Projektdenke zunächst gefühlt ewig brauchen, das Etikett Blogger zu verstehen, um dann gleich zu lernen, dass der nächste Igel schon da ist und wartet. OK, da haben nicht wenige ihre Hausarbeiten demnach noch nicht gemacht. Aber das wird schon noch… Und wenn nicht, scheint mir der Markt für Geld oder der für Aufmerksamkeit das zu regeln.
23.07.2012 um 21:59 Uhr
Oder auch: Liebe Unternehmen, lernt sprechen! Denn die, die ihr als Multiplikatoren nutzen könnt/wollt können es.
23.07.2012 um 22:15 Uhr
Deutsche brauchen halt Schubladen, wo sie jemanden reinstecken können. Die Bloggerschublade ist gerade relativ weit oben angesiedelt und daher leicht zu erreichen.
Bei Facebook und Co. zu „bloggen“, ist m. E. vergebene Liebesmüh, weil es nicht nachhaltig ist. In ein paar Stunden ist der Text samt Diskussion nach unten aus der Seite gerutscht und ward nicht mehr gesehen. Suchfunktion? Kannste vergessen. Entweder schreibt man unter der eigenen URL oder besser gar nicht.
Hab mir neulich, nach dem Learntank im Basecamp mal Gedanken zu den ach so hippen Bloggern gemacht:
http://willsagen.de/?p=3583
24.07.2012 um 02:11 Uhr
Ich finde Deine Überlegungen richtig und nachvollziehbar, Robert. Hast Du Dir vor diesem Hintergrund schon die Themen@XING angesehen? Ist noch Beta, wird aber schon ordentlich genutzt. Da könnte eine schöne, nachhaltige Themenplattform entstehen. Mit Tags und durchsuchbar.
24.07.2012 um 09:04 Uhr
Sehe das ähnlich wie #will sagen‘: Blogartikel auf den netzwerken verteilen: prima. Netzwerke allein: hm.
Zudem wie auch schon oben gesagt: jetzt haben die Leutchen grad mal Blogs verstanden (und wissen, wie man es misst …), dann kann man ihnen nicht sagen, dass sie ihrem Chef wieder was anderes verkaufen müssen.
Themen@XING kannste dir in der Tat mal ansehen (wolltest ja nicht in die private Beta ;)), mittelfristig wird XING faktisch zur Blogplattform (RSS kommt), Und as ‚Blog‘ wohnt dann auf dem Profil-Tab.
24.07.2012 um 09:23 Uhr
Einen wichtigen Aspekt gibt es dann doch, warum Veröffentlichungen auf einer Website „mehr“ zählen als auf den ganzen Social-CMS-Plattformen:
Sie werden gefunden. Ein guter Artikel mit relevanten Keywords bringt im Long tail wesentlich mehr als ein Facebook- oder Google+ Artikel, der nun mal eine sehr kurze Halbwertszeit hat.
Wurde letzte Woche selbst von diesem Phänomen überrascht: Plötzlich entdeckte jemand einen zwei Jahre alten Artikel von mir auf Cluetrain PR, teilte ihn mit anderen und eine Wellenbewegung entstand. Da auch Klaus Eck munter via Twitter verlinkte, kam am Ende des Phänomens noch mal eine erkleckliche Anzahl Views zusammen.
Auf Facebook wäre das nie und nimmer passiert.
24.07.2012 um 09:33 Uhr
Robert, da muss ich dir recht geben. Es gibt haufenweise Leute, die auch ohne Blogs Aufmerksamkeit auf sich nehmen. Vor allem in Twitter gibt es doch haufenweise solche Leute.
Ich merke auch immer mehr, das wenn man Interviews mit bestimmten Personen führt, die z.B. in Facebook ziemlich viel „Fans“ haben, das die sehr viel Traffic mit nur einer einzigen Statusmeldung verursachen!
24.07.2012 um 16:10 Uhr
Ach Robert, bei Dir fühlt man sich auch ohne Blog wertvoll und aufgehoben…danke dafür! ;)
Ich denk schon dass man sich auch ohne blog nen Namen machen kann…die Frage ist eher, ob man ein blog ohne FB, Tw und Konsorten bekannt bekommt? Na, und die Zeiten sind ja wohl vorbei, oder?
25.07.2012 um 08:29 Uhr
Der Artikel gefällt mir sehr gut. Ich bin User habe aber mein Netzwerk. Aus diesem Grund kommen Social Media Monitoring Tools erst hinterher wenn das Kind in den Brunnen fällt oder unten angekommen ist.
Vor ein paar Wochen gab es dazu einen Case:
http://stefanklenk.de/social-media-ist-kein-button-nissan-leaf-the-big-turn-on-hintergruende/
Mal schauen wie es weiter geht. Nächste Woche bin ich in die Europazentrale von Nissan in Brühl eingeladen. Jemand von der betreuenden Agentur wird auch da sein.
Da ist es doch schön wenn es auch User gibt die nicht Bares sehen wollen…
25.07.2012 um 08:36 Uhr
Sogar aus Sicht einer Bloggerin muss ich dir ganz klar zustimmen. Wahrscheinlich wollen die meisten jedoch Blogger, weil dessen Links besser von Google erfasst werden können. Ich denke, dass es nicht jeder Agentur darum geht Traffic zu machen, einige wollen auch nur den langweiligen Link ;)
25.07.2012 um 12:20 Uhr
Hallo!
»Ich schmunzel zunehmend über Agenturen, die für ihre Kunden Blogger statt immer nur Presse auftreiben müssen.«
Wer bloggen will, sollte auch schreiben können.
Grüße vom Max
25.07.2012 um 12:24 Uhr
hallo, „ich bin von einer Agentur und muss schlaue Contras schreiben“ :9
25.07.2012 um 12:41 Uhr
Ach wieso, Blogger anpflaumen ist doch ne gute Strategie um schnell bekannt zu werden ;)
25.07.2012 um 15:20 Uhr
Teste ich ein Produkt XY, trudeln nur kurze Zeit später Suchanfragen dazu ein. Ist es nicht das, was „die“ wollen? ;)
27.07.2012 um 13:44 Uhr
*grins* Und auch bei den Kommentaren die üblichen Verdächtigen (andere Blogger/Twitterer/GPlusser), damit die Übereinstimmung des Geschriebenen auch positiv oder teils kritisch erscheint ;)
28.07.2012 um 16:09 Uhr
Ich bekomm auch immer mehr Anfragen von Agenturen und Firmen, damit ich denen einen Artikel schreib und auf meinen Blogs veröffentliche.
30.07.2012 um 15:53 Uhr
Ich kann beide Seiten voll verstehen, nur leider ist das Gleichgewicht und das Verständnis meistens nur einseitig. Schade eigentlich, ich glaube die Plattform auf der die Information verbreitet wird ist relativ egal, solange der Inhalt stimmt und die richtige Zielgruppe angesprochen wird.
30.07.2012 um 18:45 Uhr
Auch ich bekomme vermehrt Anfragen von Agenturen. Die interessiert aber mehr der Link in dem Artikel.
30.07.2012 um 22:59 Uhr
@Stefan Klenk:
>>>Da ist es doch schön wenn es auch User gibt die nicht Bares sehen wollen…
Stimmt. Einigen reicht auch ein 20 Euro – Gutschein von Amazon :-)
31.07.2012 um 13:39 Uhr
Da hat Sascha neulich mal was Interessantes geäußert zu dem ich ihm beipflichten muss – Sinngemäß: Facebook kann keinen Blog ersetzen. Man hat keine Kontrolle über dieses Medium. Und auch wenn schon knapp 1 Mrd User Facebook nutzen – gehen wir mal von 50% Fakeanmeldungen aus – ein paar Mrd nutzen FB eben nicht. Und das nicht nur weil sie keinen Strom haben, sondern weil sie einfach nicht wollen.
31.07.2012 um 14:11 Uhr
Was willst Du mir damit sagen, „Vanessa“, dass SEO geiler als Facebook und Blogs viel geiler als SEO und Facebook ist, weil Milliarden von Menschen nun Deinen Link sehen oder aber Milliarden von Menschen Euer SEO-optimiertes Portal rund um datenbank-optimierte Reiseinhalte lesen??
31.07.2012 um 16:03 Uhr
Mein Lieblingswort. SEO-optimiert ;) (das zweitliebste nach ‚Internetblog‘, bad auch: Web-Facebook.)
#Tschuldigung
01.08.2012 um 14:50 Uhr
Nun ich vermute mal, dass die Agenturen eh nur das umsetzen, was ihre Kunden fordern. Wenn die Kunden in ein paar Jahren nach Berichten auf statischen Webseiten suchen, dann werden die Agenturen auch solche statische Webseiten suchen und finden.
07.08.2012 um 11:09 Uhr
Sehr interessant. Die Agenturen sollten vielleicht lernen alles ein bisschen mehr zu streuen. Eine Anfrage für meine Facebook Fanpage hab ich noch nie bekommen, obwohl das sicherlich auch interessant für die Agenturen wäre.
15.08.2012 um 17:50 Uhr
Job der agenturen ist, den Kunden zu erzählen was was bringt. Blogartikel wirken eben länger/longtailiger als Facebookposts.