Bloggen war einst eine entspannte Sache. Wer es geschafft hatte, aus seinem Hirn Strukturen zu quetschen, um sie in Wörtern verpackt auf dem Blog zu verschriftlichen, war eigentlich mit der gröbsten Sache schon durch. Entweder wurde man gelesen, gefunden, verlinkt. Punkt.

Heute? Wer sich heute ernsthaft mit der Bloggerei beschäftigt und darüber hinaus seine Botschaften verbreiten möchte, muss eine zweite Meisterleistung vollbringen. In Bildsprache heißt das was:
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Du kannst den Artikel liken auf Facebook, liken auf LinkedIn, twittern, googleplusen, abonnieren über RSS, aber auch faven, sharen und abonnieren auf Youtube. Wenn es ganz wild kommt, hat man als Blogger eigene Präsenzen auf Facebook (Blog-Page), LinkedIn (eigene Blog-Gruppe), Twitter (dutzende Channels wie Mashable), YouTube (Blog-Kanal) und neuerdings auf GooglePlus (Pages kommen auch noch) aufgebaut. Das ist in doppelter Hinsicht komplex, denn parallel hat man auch einen persönlichen Kanal aufgebaut, zusätzlich zu den Blog-Kanälen in der Fremde. Als Person, nicht als Blog. „Aufbau“ heißt ja nicht nur das doofe, hinweisende Verlinken in all den Kanälen. Die Fortgeschrittenen bringen sich individuell je nach Kultur der Plattform ein, zeigen angepasste Präsenz, „spreaden“ eben. Quasi eigene Inhalte einpflegend, kommentierend und antwortend. Nur Blog-Artikel verweisend verbreiten ist etwas für Halbprofis geworden. So geht immer mehr Zeit nicht mehr nur bloße Bloggen drauf, sondern auch für das, was ich als „Blurbing“ bezeichnet haben.

Was früher einst eigentlich ein ruhiges, beschauliches Wässerchen war, ist heute zu einem reißenden Arbeitsstrom angewachsen. Für beschauliche Blogger, die absolut keinen Wert auf das Wahrnehmen der Inhalte in der Fremde legen, ist das kein Thema. Aber je professioneller Du das Blog betreibst, umso härter wird es, gegen die Wettbewerber zu bestehen. Aufwändiger und komplexer.

Betrachten wir Mashable, sieht man sehr schön, wie „ultra“ Bloggen geworden ist, alle Kanäle und Bezugsmöglichkeiten, den Leser zu erreichen und zu informieren, werden bestückt, inklusive eigenen Blog-Apps und unterschiedlichen Twitter-Kanälen:
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Und ich weiß ja heute schon nicht, was ich überhaupt in Facebook und Twitter eintragen soll, damit es interessant klingt, was soll ich denn eigentlich in meine Blog-Page auf Facebook eintragen? Liker sammeln? Mehr ist es momentan nicht wirklich. Dann auch noch all die anderen Möglichkeiten nutzen und befeuern? Ne, mein Limit ist hier schon lange erreicht, was ich als Blogger zu tun bereit bin. Schon heute frage ich mich wiederholt, ob ich nicht doppelt und dreifach auf Artikel hinweise? Denn, es kann ja sein, dass ich einen Leser, RSS-Abonnenten, Follower und FB-Kontakt zugleich erreiche. Ürks….

Also zusammmengefasst:
Mehr Möglichkeiten = Mehr Zeit für jeden einzelnen Kanal, separate Pflege und Wartung, angepasste Inhalte designen, Gefahr von Doppel- und Dreifachhinweisen, Blog-Wettbewerb wird intensiver, Spreu trennt sich von Weizen. Echte Profi-Blogs sind heute kleine Wunderwerke vernetzter Verlagskunst, wahre Dampfkessel, die das Blog mit Highspeed durchs Netz jagen.

Modern Blogging? Professionelles Bloggen ist mittlerweile so weit gediegen, dass man die alten, gemütlichen Blog-Cowboys kaum noch am Horizont erkennen kann, meilenweit entfernt. Hätte ich gedacht, dass sich Bloggen soweit ausdifferenzieren ließe, soweit an die Spitze treiben ließe? Vor 5 Jahren? Never ever.