Die Zeiten ändern sich anscheinend. Oder ich habe einen falschen Eindruck. Mir fällt auf, dass Blog-Debatten zwischen zwei oder mehr Blogs kaum noch stattfinden. Der Diskurs, das Aufgreifen eines Gedankens, das Erweitern eines Gedanken, eine andere Sicht, eine Kritik, ein neuer Aspekt. All das ist im Grunde hochspannend. Und machte das Bloggen früher zu einer sehr genialen Sache. Und es hat einen gesellschaftlichen Wert (ich sehe schon die Schmunzler der Blog-Zweifler), Debatten per se, Debatten zwischen Blogs damit auch. Heute, wie mir scheint, ist diese Blog-Debatte doch sehr arg verebbt.
Nur hin und wieder, bei prominenteren Themen wie dem „Bloggergate“ und der „Euroweb vs Nerdcore“-Story kam es zu dem, was ich eigentlich stets gewohnt war. Blogger haben andere Blog-Artikel aufgegriffen, kommentiert, erweitert, kritisiert. Dabei müssen es nicht diese Hot Topics sein.
Ganz „profane“ Topics gehen auch?
Blog TwitterSmash: Entwickelt sich Twitter noch weiter? -> meine Antwort.
Blog Gründerszene: Samwer-SEO -> meine Antwort.
Blog Basic: Die Welt der Hauler -> Mister Moo
Daher die Frage: Debattieren wir jetzt nur noch in 140 Zeichen (Twitter) bzw. 400 Zeichen (Facebook)? Oder gibt es schon noch Debatten Blog-übergreifend, die ich aber auf Grund meines Blog-Radars so nicht mitbekomme?
06.04.2011 um 10:27 Uhr
Nope, ich denke Du hast schon den richtigen Rückschluss gezogen. Debatten werden kürzer. Ich bin sicherlich kein klassischer Blogger – aber eine Meinung kann man gut in 140 Zeichen verpacken. Somit reicht eine „Antwort“ auf Twitter oder eine Antwort auf Facebook oftmals aus. Zumal ein „agree to disagree“ oftmals ausreichend ist – das zu Tode diskutieren war ich schon bei Parsimony leid.
06.04.2011 um 10:30 Uhr
Vielleicht, weil’s inzwischen zu viele Blogs gibt. Wenn ich mir mal meine Gewohnheiten anschaue: Vor zwei Jahren noch hatte ich drei Blogs, die ich täglich mehrmals gelesen habe, dort auch kommentiert. Inzwischen sind’s 30, ich kommentiere kaum mehr, weil es so viel mehr zu lesen gibt, ich verpasse viele Artikel meiner ursprünglichen Lieblingsblogger, fühle mich den Lieblingsbloggern auch nicht mehr „nah“, wie man’s beim Bloglesen ja oft tut.
Aber hast recht. Ist schade.
06.04.2011 um 10:31 Uhr
@Sandra, das Kommentieren ist so ne Sache für sich. Und das mit dem Aufgreifen der Topics auf dem eigenen Blog?
06.04.2011 um 10:41 Uhr
Bei Promiblogs wurde das so gut wie noch nie gemacht, da lange Debatten da kaum stattfinden. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es auch bei anderen Blogs an der Masse liegt. Geht doch bestimmt anderen Bloggern auch so, dass sie viel kürzere Zeit auf ihren Lieblingsblogs verweilen, als früher noch. Und da bleibt dann auch meist keine Zeit, den Gedanken des Bloggers so lange und gemächlich aufzugreifen, dass ein längerer eigener Gedanke und sogar ein eigener Beitrag dazu entsteht.
Viel zu Schnell-lebig alles geworden, wegen Massen – und auch, wie Bjoern schrieb, nicht zuletzt „dank“ Facebook.
06.04.2011 um 10:59 Uhr
Genau diese Situation ist mir auch vor Wochen aufgefallen. Ich verlinke seit diesem Zeitpunkt immer mehr andere Blog-Beiträge. Ist sicher „gegen den Strom schwimmen“…
06.04.2011 um 11:00 Uhr
mehr kann man auch leider nicht tun
06.04.2011 um 11:09 Uhr
Na Robert, als ich dir neulich mal die Gelegenheit für eine Blogdebatte gegeben habe, hast du diese selbst nicht genutzt. Siehe http://netzwertig.com/2011/02/28/der-niedergang-deutscher-social-networks-kein-grund-zur-melancholie/
Will heißen: Eventuell hat einfach niemand mehr Bock auf Blogdebatten, inklusvive dir? ;)
06.04.2011 um 11:26 Uhr
Leider bloggen mehr Leute weniger was sie interessiert sondern um sich zu positionieren, cool zu sein. Ich finde, dass es unpersönlicher geworden ist und polarisieren scheint zu gefährlich.
06.04.2011 um 11:53 Uhr
Ich denke diese Debatte ist grade bei uns in Deutschland ein Problem. Jeder fühlt sich ein wenig Elitär und man geizt ein wenig mit den Backlinks rum. Vielleicht ärgert man sich auch einfach ein wenig wenn man zwar drauf eingeht und vielleicht den Blog Post „ein interessanter Beitrag von …. aber ich denke…“ beginnt. Und man dann kein Feedback bekommt. Weder auf dem verlinkten Beitrag noch in den eigenen Kommentaren. Man macht es vielleicht ein paar mal aber dann lässt man es einfach.
Das möge damals in der Enstehungsphase funktioniert haben aber jetzt schriebt irgendwie fast jeder nur noch um selbst Backlinks zu bekommen und nicht noch die Konkurenz zu puschen.
Ist schade. Aber irgendwie sind wir hier so, wir in Deutschland. Wenn ich nach Amerika schaue dann ist es ein wenig anders.
06.04.2011 um 12:01 Uhr
@Martin das habe ich ganz simpel verschludert, nicht gleich reagiert und schon wars von meinem Radar:) Aber es spielt auch keine Rolle. Die Frage ist, warum wir weniger debattieren? Oder doch nicht? Was sagt Ihr denn dazu, als „netzwertig“?
@Sebastian, „um sich zu positionieren“, meinst damit die Firmenblogger? Was ist aber mit den Privatbloggern?
@Dennis, soweit ich informiert bin, beobachten das US Blogs ebenso
06.04.2011 um 12:02 Uhr
Eine Debatte setzt grundsätzlich unterschiedliche Meinungen voraus. Gerade bei den poltiischen Blogs geht es aber oft nur noch um Nuancen, die bestenfalls in den Kommentaren mitgeteilt werden. Andere „Blogs“ die zusammen mit Veranstaltungen wie re.publica sich längst für die maßgebenden Stimmen in der Blogwelt halten und wie Markus Beckedahl sich längst als Herrenblogger fühlen sind keine Debatte mehr wert. Diese chronischen Selbstdarsteller kann man nur abhaken und vergessen.
Lumma, Lobo und andere selbsternannte Sprecher des Netzes geben nichts von sich, was auch nur am Rande erwähnenswert wäre und deshalb debattiert auch niemand mit denen.
Natürlich gäbe es genügend Themen die man debattieren könnte, aber die meisten Blogger haben kaum die Zeit sich um ihre ureigensten Themenfelder zu kümmern und Blogparaden gelten ja schon lange als out, weil den meisten ja Twitter zu reichen scheint, die wirklich nicht mehr zu sagen haben als in 140 Zeichen passt.
06.04.2011 um 12:04 Uhr
auch die privaten Blogger, die nennen das nur nicht so. Die sind cool in IHREM Metier.
06.04.2011 um 12:06 Uhr
@Sebastian hm.. das.. hm.. wäre schade
06.04.2011 um 12:12 Uhr
Jo ich stimme dir grundsätzlich zu. Denke, das hat viel mit Twitter und Facebook zu tun. Wo früher ein kurzer Blogbeitrag mit einem Link geschrieben wurde, setzt die Mehrzahl heute eher auf einen Retweet.
06.04.2011 um 12:13 Uhr
davon unbenommen – das kurze Verlinken von blog zu blog, was ja keine Debatte war – sind anscheinend also auch bei Euch die Effekte zu beobachten, dass kaum noch blog-übergreifend Eure Artikel diskutiert werden?
06.04.2011 um 12:23 Uhr
Andere blogs verlinken? Aber dann verliert man doch Google Link juice, hat mir mein SEO Freund gesagt! Nee, sowas mache ich nicht.
(Wer Ironie findet darf sie behalten)
06.04.2011 um 15:02 Uhr
Das ist doch schon eine ganz ordentliche Debatte geworden bis hierhin. Ziel erreicht und zufrieden?
06.04.2011 um 15:04 Uhr
@The One, hier ja, es ging aber um Blog übergreifende Debatten
06.04.2011 um 16:53 Uhr
Liegt vielleicht einfach daran, dass Bloggen eben nicht mehr die einzige Antwortmöglichkeit ist. Ob nun Twitter, Tumblr, posterous, Facebook, Buzz oder was auch immer genommen wird. Oft sind es nur Verlinkungen, kurze Kommentare und ähnliches.
Mein eigenes „Bloggen“ hat sich auf Buzz verschoben und dort wird die Faulheit obendrein noch durch die Integration durch den Reader unterstützt. Obwohl ich dort zum Teil recht schöne Debatten finde, ähnlich wie es wohl auf Facebook der Fall ist, obwohl ich das kaum selbst beurteilen kann.
Deinen Betrag hab ich über den Reader auf Buzz publiziert und dort auch mit einer Einleitung versehen und genau das mache ich recht häufig, aber eben nicht auf dem eigenen Blog.
06.04.2011 um 16:51 Uhr
Ich denke, da spielt auch die Debattenkultur eine Rolle, also das Kommentare persönlich werden, Argumente verzerrt wiedergegeben werden, und vielleicht auch, dass sich die Aufmerksamkeit auf die „Platzhirsche“ konzentriert. Das schreckt möglicherweise davon ab, sich so richtig in Debatten einzuklinken.
06.04.2011 um 17:01 Uhr
Also zwischen Exciting Commerce, Kassenzone, Gründerszene, Deutsche Startups & Co. funktioniert das bei E-Commerce-Themen besser denn je. Da spielen wir uns auch gerne die Bälle zu.
06.04.2011 um 19:25 Uhr
mhhh also ich sehe doch öfters mal dass es blogübergreifend stattfindet zumindest auf privaten Blogs. Wenn oft auch nur in 2 bis max. 5 Blogs und halt viel bei Themen die die breite Masse weniger spannend finden – nehm ich jedenfalls mal an. Diese „Blogketten“ kommen mir jedenfalls öfters unter.
07.04.2011 um 00:05 Uhr
Mal vom reinen Aufgreifen und debattieren eines Themas im eigenen Blog abgesehen, das gegenseitige verlinken gehört da ja auch dazu. Und in diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass bei mir kein Trackback angekommen ist obwohl du oben auf einen meiner Artikel verlinkst (MisterMoo) Eigentlich habe ich bei „Erlaube Link-Benachrichtigungen von anderen Weblogs (Pingbacks und Trackbacks)“ ein Häkchen gesetzt. Weisst du woran das liegt?
07.04.2011 um 07:32 Uhr
@Sascha, leider keine echte Vermutung, außer dass es evtl. mit Webhoster etwas zu tun haben kann? Normalerweise landen Pingbacks zwischen WordPress-Blogs ohne Probleme. Kann aber auch sein, dass es im Spam gelandet ist? Schon nachgeschaut? Hast schon mal ein Pingback reinbekommen?
07.04.2011 um 08:56 Uhr
Hey Robert,
ja, ich gebe Dir Recht, ist eigentlich schade, dass heutzutage dafür die Zeit zu fehlen scheint. Gerade bei dem Samwer-SEO-Ding hatte ich auch schon überlegt, das über weitere Posts zu ziehen und eine Debatte anzuregen.
Schade ist dabei immer nur, dass viele sich gerne auf Pöbelkommentare beschränken, aber nichts tun, wenn man ihnen die Möglichkeit zum offiziellen Äußern gibt. Ich werde mal schauen, wie sich Debatten noch deutlicher am Leben halten lassen.
Lieben Gruß
Joel
P.S. Hatte mich über Deinen Post übrigens sehr gefreut. Ich fand, dass Du mit vielem Recht hast.
07.04.2011 um 09:32 Uhr
Hatte ich auch noch gestern gedacht, als ich nach Langem zum ersten Mal wieder einen Gedanken aus einem anderen Blog aufgegriffen habe, nämlich hier: http://bit.ly/fn3OUs
Das Interessante finde ich, dass diese Diskussion sich nun zunehmend auch über Social Networks ausbreitet. Hier zum Beispiel ein Foto bei Facebook dazu:
http://www.facebook.com/photo.php?fbid=199959943371384&set=a.150172788350100.29768.124030237631022&theater
07.04.2011 um 11:29 Uhr
@ Robert
Ja, aber das ist lediglich eine Verschiebung, weil an anderer Stelle (Kommentarspalte, Twitter, Facebook) disktutiert wird. Fragmentierung eben.
07.04.2011 um 15:18 Uhr
Ich muss zugeben, dass ich mir auch schon mehrfach vorgenommen habe, auf Artikel ausführlich mit einem eigenen Artikel zu antworten. Jedoch kamen meist 2-3 andere spannende Themen dazwischen und schon ist der Beitrag auf den man antworen will, wieder veraltet und uninteressant.
Aber um ein Beispiel anzuführen, dass es auch anders geht, möchte ich gerne auf folgenden Artikel zum Thema E-10 Kraftstoff eines befreundeten Bloggers hinweisen: http://redinfopoint.de/2011/03/30/supere10-und-super/ der als ein „etwas längerer“ Kommentar zu folgendem Artikel von mir gedacht ist: http://www.mysha.de/blog/was-hat-e10-mit-bio-zu-tun
Nehmt euch ein Beispiel!
11.04.2011 um 12:15 Uhr
Ich hab oft das Gefühl wenn ich Blogs lese, dass diese oft nur aus hauptsächlich SEO Gründen geführt werden. Eine wirkliches Interesse an Diskussionen erkenne ich da nicht oft. Man liest auch an jeder Ecke als Tipp das man regelmässig Bloggen soll um „Leserschaft aufzubauen“. Tipps für Headlines und wie man Follower gaint. Und irgendwie denke ich mir, stellt sich dann eben eine Müdigkeit zur Diskussion bei den zu „gegainenten“ ein.