Alex Kahl aka Probefahrer:

Gestern hatte ich einen Kommentar zum „Beitrag Wie vernetzt man sich als Blogger besser“ veröffentlicht und Rob fragte an, ob er den Beitrag als Vollzitat in einen neuen Artikel gießen dürfe. „Na klar! Aber dann feile ich noch einmal etwas dran“ twitterte ich zurück und hier isser nun – frisch gefeilt.

Der Beitrag behandelt zwei Themen – die Vernetzung als Blogger allgemein und die (kaum) Social Media Nutzung von Banken.

Was in Robs Beitrag etwas deutlicher herausgestellt werden könnte ist, dass alle Punkte zur Vernetzung die Pflicht darstellen und Punkt 1. und 3. die Kür: „Themen _außerhalb_ der Blogosphäre entwickeln und recherchieren“ – das Sahnehäubchen, mit denen ich mich als Blogger eindeutig hervorheben kann.

So kann ich Themen in meiner Nische selber entwickeln, mir Informationen _außerhalb_ der Blogger-Szene holen und damit frische Sichtweisen bekommen und einbringen. Oder auch sehr altbackene kennen lernen, von denen ich gar nicht wusste, dass sie so noch existieren, ein Beispiel:

Ich habe gestern mit einem Repräsentanten eines typisch ostwestfälischen Mittelstandsunternehmen gesprochen. Das Unternehmen selber spielt auf Weltmarktführer-Niveau in seinem Bereich. Ist aber von moderner Werbung WEIT entfernt, die Basis der Webseite stammt gefühlt noch aus den 90ern und Social Media ist ÜBERHAUPT noch nicht als Thema angekommen. Im Gegenteil herrscht auf Geschätsleitungs-Ebene eher die Haltung “Wir produzieren Produkte. Um Kundeninformation und Service sollen sich unsere Handelspartner kümmern”. Der Witz ist – auf der Seite ist reichlich Content da, den das Unternehmen in Social Media Kanälen prima nutzen könnte. An dieser Haltung wird sich nach Aussage meines Gesprächspartners auch erst etwas ändern, wenn aktute Not besteht.

Da wird die enthusiastische Haltung des Social Media Early Adopters mal ganz schnell auf realistische Geschwindigkeit eingebremst ;)

Aber es zeigt, dass wir als Blogger nicht nur mit anderen Bloggern und blog-affinen Firmenvertretern sprechen sollten, sondern hin und wieder auch mal einen Reality Check machen müssen.

Gerade Banken sind ein SUPER-Thema an dem ich am Rande auch dran bin. Es gibt bsw. eine Volksbbank in Buhl, die mit Social Media _richtig_ gut umgeht: Hier ein Bericht über die Aktivitäten der Bank.

Ich meine:
Wo könnte man denn sinnvoller Social Media einsetzen, als in so einem beratungsintensiven Umfeld wie der Bank-, Finanz- und Versicherungswelt?

Lassen wir mal die Nutzung im datenschuttztechnisch sensiblen direkten Kundenkontakt außen vor: Komplizierte Themen wie Lebens- und Rentenversicherung, Bauspar-Produkte und was es da nicht alles gibt lassen sich in Videos erklären. Man kann Wikis aufsetzen, in denen die Zusammenhänge der verschiedenen Produkte deutlich werden und ganz besonders können die Mitarbeiter sich vorstellen, Vertrauen aufbauen und Abläufe vereinfachen und beschleunigen. Ist doch klar: Wenn der Kunde sich qualitativ und individuell _vorbereiten_ kann, ist die Abschlussquote beim Beratungsgespräch höher und die Beratungszeit möglicherweise sogar geringer.

Zugegeben, ich bin anspruchsvoll, was das angeht. Letztens hatte ich eine Hotline-Terminvereinbare-Dame am Telefon, die mir einen Bausparfuchs vorbei schicken wollte. Ich bat sie darum, dem Herrn meine Mail-Adresse mitzuteilen und mir eine Agenda zu zu schicken, was er genau mit mir besprechen wolle, damit ich mich vorbereiten kann, oder wir uns ggf. einen uninteressanten Termin sparen.
Die Antwort überrascht nicht: „Nein, das ist leider nicht möglich.“ Ok, die Antwort überrascht doch. Es ist dem Herrn Finanzberater also nicht möglich, eine E-Mail zu schicken. Womit rechnet der dann meine Zinsen aus? Mit nem Abakus? Klar, das aus dem Termin nix wurde. Aber habe ich denn wirklich was SO unmögliches verlangt? Ich meine, ich habe jetzt ja nicht grade um eine skype-Videokonferenz gebeten, oder?
Immerhin hätte er sich damit seinen Beratersprit gespart und ich hätte nicht die Hundehaare vom Sofa saugen müssen.

Online-Banking ist auch so eine Sache:
Ich habe mich letztens schon gewundert dass ich meinem internen Online-Banking Web-Postfach reichlich interne Bank-Werbung drin hatte, ich aber meinem Bank-Berater aus dem Online-Banking-Tool keine direkte Mail schicken konnte. Unter dem schicken Foto von ihm, das da neben meinem nicht so schicken Kontostand prangte stand zwar der Name. Aber anklicken und Mail-Formular oder wenigstens ne Telefonnummer? Fehlanzeige.

Nochmal:
Hier geht es um Kundeninformation und effektive Kommunikation. Nicht um sicherheitsrelevante Daten. Ich habe das Gefühl, grade die alteingessenen Banken denken, wenn wir uns online präsentieren, verwechseln uns die Kunden mit Direktbank-Discountern am Rande der Seriösität. Was natürlich Unsinn ist.

Bis das tolle Konzept der Volksbank Buhl mal bei anderen Banken ankommt dauert laaaaaaange. Ich habe es schon mehrfach in unterschiedlichen Häusern und Verbänden anzusprechen, aber die Finanzmühlen knirschen in Zeitlupe. Robert erzähle ich da als altem Deutsch-Bänker nichts neues. Obwohl – vielleicht doch.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Uhren in den Frankfurter Vorstandsetagen doch noch etwas schneller ticken, als in der Provinz hier :) Eine große, deutschlandweit operierende mittelständische Bank hat es letztes Jahr mal GRADE hingekriegt, das gesamte Web-Seiten-System auf ein zentrales CMS umzustellen. Mit vorgefertigten Textblöcken, die nun auf hunderten Fillialseiten auftauchen.

Erzähl da mal dem Vorstand “Gute Sache Jungs, aber leider 4 Jahre zu spät. Schon mal was von Duplicate Content gehört und was Google damit so macht? Ihr solltet Fillialweise vielleicht auch individuelle Inhalte erzeugen…”

Und dabei wäre es so einfach. Aber wie im Beispiel oben mit dem Mittelständler wird es wohl auch hier erst wirklich Bewegung geben, wenn die Kunden rebellieren, massiv nachfragen oder eben zu den oben beschriebenen Direktbanken wechseln. Und zwar nicht wegen günstiger Konditionen, sondern weil dort der Service und der Kommunikationskanal geboten wird, den ich als Kunde MÖCHTE.

Aber ich bevor ich micih jetzt komplett im Banken-Thema verzettel, nochmal zurück dazu, wie man sich als Blogger vernetzen kann:

Ein Blogger, der wie Robert schon sagte, seine eigenen Themen entwickelt, dazu eigene Quellen sucht und anspricht und auf diese Quellen auch verweist, wird zu dem von ihm beschriebenen Connector. Und schafft damit glaube ich etwas, was der Journalist, der im Prinzip ja einen ähnlichen Job macht, nicht schafft:

Der Blogger ist ansprechbar und kann Verbindungen vermitteln. Die Postings sind das Aushängeschild, aber der eigentliche USP sind die geschaffenen Kontakte. Die “Dienstleistung” ist, diese Kontakte (Quellen, andere Blogger, Leser, Interessenten aus der Zielgruppe) miteinander zu verknüpfen.

Wenn der Blogger hier einen guten Job macht, wächst das Netzwerk irgendwann von ganz alleine und vielleicht sprechen wir irgendwann nicht nur von Pro-Bloggern, sondern von Pro-Netzwerkern oder eben Connectoren.