Um den Beitrag über Wirtschaftsblogger und das dort genannte Phänomen der unbefriedigenden Wahrnehmung aufzugreifen, anbei einige Hinweise, wie man sich als Wirtschaftsblogger helfen kann.
Das Grundprinzip lautet seit jeher, dass man als Blogger einen erheblichen Wirkkraft-Anteil verschenkt, wenn man nicht auf andere Blogger und deren Themen zugeht. Denken wir uns einen Wirtschaftsblogger, der über das Thema „Exciting Banking“ schreibt. Was machen Banken heute, um sich weiter zu entwickeln? Welchen Problemen sind sie ausgesetzt? Was ist nach der Finanzkrise? Wie geht man auf Kunden zu? Was wünschen sich Kunden? Welche Erfahrungen sammeln Kunden mit Banken? Nun, diesen Themenkomplex kann man natürlich furztrocken runterleiern oder aber allgemein verständlich darstellen. Nehmen wir an, unser Exciting Banking Blogger ist in der Lage, die Themen packend anzugehen. Dennoch, Banking erscheint per se als trockenes Thema, das macht ein Spreading des Blogs in die Netzwelt von vornherein nicht gerade einfach.
Also was tun? Auf andere Blogger zugehen, auf sich aufmerksam machen und damit zugleich aufzeigen, dass dieses Thema das Gegenteil von langweilig ist. Immer und immer wieder.
Konkret?
1. Rivva.de im Auge behalten. Wo tauchen Themen auf, die man auf dem eigenen Blog behandeln kann? Poppt auf Rivva irgend etwas auf, ist es zunächst einmal etwas populärer. Handelt es sich dort um eine Service-Problematik? Gar um eine Bank? Ok, aufgreifen und loslegen. Man kann sich mit der betreffenden Bank via Presseabteilung in Verbindung setzen. Man kann erklären, warum etwas schief gelaufen ist und auch begründen wieso die Bank dergestalt reagiert hat. Sprich, anreichern mit Expertise. Man kann Beispiele nennen, wie man es anders lösen kann, welche Banken es anders lösen würden.
2. Findet man auf Rivva.de keine Themen, die sich um Banking drehen? Macht nichts, man kann tatsächlich fast jedes Thema auf Banking beziehen, das auf Rivva auftaucht. Berichten gerade viele Blogger über Flattr? Verlinken und Aufgreifen! Untersuchen und nachhaken, warum Banken das Thema Micropayment nicht aufgreifen. Oder etwa doch? Was haben sie in der Vergangenheit getan, was hat nicht geklappt, was planen sie für morgen?
3. Man muss nicht warten, bis etwas auf Rivva auftaucht. Selbstverständlich kann man eigene Themen gestalten und dann fremde Blog-Artikel aufgreifen. Möchte zB unser Banking Blogger etwas über die Zukunft von NFC (Near Field Communication) schreiben? No problem, aber er sollte dabei nicht vergessen, über die Google Suche nach Blogs zu suchen, die auch etwas zu NFC geschrieben haben. Deren Darstellungen analysieren, anreichern und verlinken.
4. Dieses Prinzip kann unser Exciting Banker in nahezu jedem Artikel verfolgen. Mama Google liefert dank der speziellen Blog-Suche gute Ergebnisse.
5. Wichtig ist, dass unser Blogger eine Nase für populäre Netzthemen entwickelt. So ist Facebook ein dankbares Thema. Es ist spannend, interessiert recht viele Netzuser (auch Blogger) und bietet gerade für Banker ein hervorragendes Betätigungsfeld. So gesehen kann unser Blogger Beispiele wie Facebook & Deutsche Bahn ohne Weiteres weiterdenken. Könnte eine Bank etwas Ähnliches auf Facebook anbieten? Was wäre dies? Warum? Wie? Was machen Banken überhaupt in Facebook? Wird es etwas geben, das man als Filiale in Facebook bezeichnen kann (reale Antwort: ja, bald).
6. Zudem sollte unser Blogger verstehen, dass Banken und Service ein klasse Thema per se ist. Er kann sich hier ebenfalls austoben ohne Ende. Sogar auch Umfragen und Beispiele einsammeln, proaktiv via Blog, Blog-Netzwerk, Twitter und Facebook darauf hinweisen. Wo war man unzufrieden, was war eklatant schief gelaufen? Kennt jeder User, ist kein fremdes Thema. Schöner Aufreger!
Fassen wir zusammen:
Der Exciting Banking Blogger schmort nicht im eigenen Saft, sondern begibt sich stetig auf die Suche nach populären & artverwandten Themen, nach Themen, die er allgemein aufgreifen kann, reicht anderen Bloggern ständig die Hand, verweist auf sie, reichert Themen um seine Expertise an, bietet Einblicke in die sich ändernde Bankenwelt. Das wachsende Netzwerk wird sein Blog weitaus sichtbarer machen denn andere Wirtschaftsblogger. Die genau das nicht machen. Mit der Zeit wird er auch bei Banken und der Presse ein gefragter Blogger sein. User werden sein Blog gerne aufsuchen. Sozusagen? Gehts raus und spielt Blog!
Und wenn man eben nicht über Exciting Banking schreibt?
Na und? Die oben genannten Vorgehensweisen lassen sich auf alle Blogs und Blog-Themen übertragen. Blogs, die im eigenen Saft schmoren, werden in der Regel weitaus seltener wahrgenommen als vernetzte Blogger. Selbstverständlich gibt es auch Beispiele wie das MyDealz Blog, das kaum mit der Blogosphäre vernetzt ist. Das liegt aber auch daran, dass der Blogger weitaus mehr von SEO und Foren versteht. Sprich, er hat auf andere Art und Weise seine Sichtbarkeit erhöht. Nichtsdestotrotz, er ist raus aus seinem Blog sozusagen und hat sich besser im Netz verankert, statt nur auf sein Blog selbst zu schauen. Zudem hat er ein Thema gewählt, das ungemein populär ist, nämlich Schnäppchen.
Cluster-Bildung
Es ist nicht verwunderlich, dass in der Blogosphäre sogenannte Themen-Cluster entstehen. Die Blogger bleiben dort gerne unter sich. Naturgemäß wird ein Wirtschaftsblogger eher auf andere Wirtschaftsblogger verlinken. Das Ergebnis ist ein fast schon in sich abgeschottetes System. Sichtbarkeit? Außerhalb des Clusters? Vermutlich gering. Wenn aber ein Blogger aus diesem Cluster das Spiel versteht, sich auch mit anderen Bloggern außerhalb des Clusters dank seines Assoziationsvermögens (was man trainieren kann) zu vernetzen, wird er zum Connector. Malcolm Gladwell: „Connectors are the people who link us up with the world … people with a special gift for bringing the world together„. Es ist logisch, dass ein Connector mehr Sichtbarkeit generiert.
26.01.2011 um 12:36 Uhr
Wenn man etwas bloggt und es erscheint nicht bei Rivva, lohnt es sich dann überhaupt zu bloggen?
26.01.2011 um 12:40 Uhr
das wäre ja schlimm, wenn man sich nur nach Rivva richten würde, daher meinerseits ein klares „Nein“ in diesem Sinne. Und ein klares Ja zu Deiner Frage.
26.01.2011 um 13:00 Uhr
Super Artikel wieder ma!
Was etwas deutlicher herausgestellt werden könnte sind, dass die Punkte an sich die Pflicht und Punkt 1. und 3. die Kür sind, das Sahnehäubchen, mit denen ich mich als Blogger eindeutig hervorheben kann.
Themen in meiner Nische selber entwickeln, mir Informationen _außerhalb_ der Blogger-Szene holen und damit frische Sichtweisen bekommen. Oder auch sehr altbackene, von denen ich gar nicht wusste, dass sie so noch existieren, ein Beispiel:
Ich habe gestern mit einem Repräsentanten eines typisch ostwestfälischen Mittelstandsunternehmen gesprochen. Das Unternehmen selber spielt auf Weltmarktführer-Niveau in seinem Bereich. Ist aber von moderner Werbung WEIT entfernt, die Basis der Webseite stammt gefühlt noch aus den 90ern und Social Media ist ÜBERHAUPT kein Thema. Im Gegenteil herrscht auf GL-Ebene eher die Haltung „Wir produzieren Produkte. Um Kundeninformation und Service sollen sich unsere Handelspartner kümmern“. An dieser Haltung wird sich nach Aussage meines Gesprächspartners auch erst etwas ändern, wenn aktute Not besteht.
Da wird die enthusiastische Haltung des Social Media Early Adopters mal ganz schnell auf realistische Geschwindigkeit eingebremst ;)
Aber es zeigt, dass wir als Blogger nicht nur mit anderen Bloggern und blog-affinen Firmenvertretern sprechen sollten.
Gerade Banken ist ein SUPER-Thema an dem ich am Rande auch dran bin. Es gibt eine Volksbbank in Buhl, die mit Social Media _richtig_ gut umgeht:
http://www.socialnetworkstrategien.de/2010/07/eine-volksbank-mit-umfassendem-social-media-konzept-die-volksbank-buhl/
Bis dieses Konzept aber mal bei anderen Banken ankommt dauert laaaaaaange. Dir erzähle ich da nichts neues, als altem Bank-Hasen. Obwohl – vielleicht doch.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Uhren in den Frankfurter Vorstandsetagen doch noch etwas schneller ticken, als in der Provinz hier :) Eine große mittelständische Bank hat es letztes Jahr mal GRADE hingekriegt, das gesamte Web-Seiten-System auf ein zentrales CMS umzustellen. Mit vorgefertigten Textblöcken, die nun auf hunderten Fillialseiten auftauchen.
Erzähl da mal dem Vorstand „Gute Sache Jungs, aber leider 4 Jahre zu spät. Schon mal was von Duplicate Content gehört? Ihr solltet Fillialweise auch individuelle Inhalte erzeugen…“
Aber ich verzettel mich grade im spannenden Banken-Thema. :-)
Ein Blogger, der wie Du schon sagtest seine eigenen Themen entwickelt, dazu eigene Quellen sucht und anspricht und auf diese Quellen auch verweist, wird zu dem von Dir beschriebenen Connector. Und schafft damit glaube ich etwas, was der Journalist, der im Prinzip ja einen ähnlichen Job macht, nicht schafft:
Der Blogger ist ansprechbar und kann Verbindungen vermitteln. Die Postings sind das Aushängeschild, aber der eigentliche USP sind die geschaffenen Kontakte. Die „Dienstleistung“ ist, diese Kontakte (Quellen, andere Blogger, Leser, Interessenten aus der Zielgruppe) miteinander zu verknüpfen.
Wenn der Blogger hier einen guten Job macht, wächst das Netzwerk irgendwann von ganz alleine.
26.01.2011 um 17:27 Uhr
Moin Robert,
das sind sehr gute Hinweise. Ich denke als Wirtschaftsblogger sollte man auch bedenken, will man Traffic mit populären Themen erzielen, dann verbieten sich häufig die trockenen Sachverhalte. Klar lassen sich auch trockene Themen populär rüberbringen, möglicherweise trifft man dann aber nicht mehr die Zielgruppe, die man eigentlich erreichen möchte.
Beste Grüße
Dirk
26.01.2011 um 17:52 Uhr
Danke für die interessanten Tipps. Kann man denn beim Thema Banken überhaupt von einer nennenswerten Blogosphäre sprechen? Oder sollte nicht doch alles besser unter der großen Glocke Wirtschaft stehen?
26.01.2011 um 19:22 Uhr
Die Grundideen sind durchaus richtig, aber ich glaube nicht, dass Rivva und aktuelle Ideen, die wenig mit der Wirklichkeit in der Finanz- und Wirtschaftswelt zu tun haben, auf diese Weise angegangen werden dürfen. Tagesaktualität ist sehr gut, aber nicht immer in den eher klassischen Prozessen der Wirtschaftswelt alltagstauglich. Stattdessen empfiehlt es sich, eigene Themen zu entwickeln, langfristig dabei vorzugehen und darüber mit guten Ideen & Themen & Storytelling zu überzeugen. Wer das beherzigt und natürlich viel verlinkt, der wird auch seine Blogleser finden.
Interessanterweise, Robert, hast Du diesmal auf keinerlei Finanz- und Wirtschaftsblogs verlinkt. Der zurückgehende Grad der Verlinkung ist insgesamt ein Problem, von dem eben auch das eine oder andere Corporate Blog betroffen ist. Dennoch bin ich sehr zuversichtlich, was die Entwicklung in diesem Sektor angeht. Die Zahl der Finanzblogger steigt hierzulande seit einigen Jahren stetig an.