Firmen gibt es wie Sand am Meer, Blogs wie Sand am See. Blogger haben meistens eine gute Chance, sich voneinander zu differenzieren. Gute bis sehr gute Blogs – believe me or not – zeichnen sich meistens durch starke Persönlichkeiten aus. Ob es ein Sascha Pallenberg ist, ein Carsten Knobloch, ein Thomas Knüwer, ein Johnny Haeusler oder René Walter ist (wenn Ihr die nicht kennt, googelt selbst nach, welche Blogs dahinter stehen).
Gute bis sehr gute Firmen zeichnen sich meistens durch ein gutes Produkt, ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und eine hohe Servicebreitschaft aus. Ja, klar, man könnte noch mehr Faktoren nennen. Alle Firmen haben im Wettbewerb ein zunehmendes Problem: Alle gute Firmen lernen, wie sie etwas besser machen können. Das machen sie andauernd. Das führt jedoch dazu, dass der Wettbewerb immer dichter wird, die Differenzierung immer schwerer. Es gibt aber etwas, das von Grund auf ausdifferenziert bleiben wird: Der Mensch. Zunächst aber die folgende Frage.
Was unterscheidet gute Blogger von guten Firmen? Kann man das vergleichen überhaupt? Klar, wenn man will. Interdisziplinäres Denken hat noch keinem geschadet. Also, was unterscheidet sie voneinander? Einen guten Blogger erkennst Du an seiner virtuellen Stimme. Er zeigt ein außergewöhnlich stark entwickeltes Profil und Gesicht, was ihn von anderen Bloggern deutlich abgrenzt. Gute Firmen haben sich analog dazu eine sogenannte „Marke“ aufgebaut, die ihr Gesicht ist. Nur, es gibt Firmen wie Sand am Meer, die weder das Geld noch die Zeit investiert haben, eine Marke aufzubauen.
Warum nicht als Firma vom Blogger lernen? Wie man Gesicht ohne Firmenmarke zeigt? Schnappen wir uns dazu eine gedachte Webseite eines typischen Gewerbetreibenden: Angebot, Service, Kontakt, Team, Impressum, fertig. Warum zur Hölle soll ich dort als Kunde aufschlagen? Welcher Text hebt sich so ab, dass ich nun Vertrauen gefasst habe? Die meisten Seiten sehen letztlich wie geklont aus, wenn es um die Inhalte geht. „Wir haben etwas Tolles, weil wir toll sind“. Insofern nutzen die Webseiten bei Weitem nicht das gesamte Potential aus.
Wir wissen eines im Geschäft, was nahezu ehern ist, auch im digitalen Zeitalter: Das beste Geschäft machen noch immer Menschen. Menschen menscheln gerne mit Menschen. Es ist uns seit Urzeiten zu eigen, unsere Sinne darauf zu schärfen, andere Menschen einzuschätzen. Das ist das, was der gute Blogger am besten macht: Gesicht zeigen. Das ist zugleich etwas, das viele Firmen angefangen vom kleinsten Gewerbebetrieb bis hin zum Megakonzernz verlernt haben vor lauter Optimiererei im Netz: Mensch-Gesicht zu zeigen.
In einer Zeit, in der Wettbewerb immer dichter und globaler wird, ehemals simple Maßnahmen immer komplexer werden, Differenzierung immer schwerer, zugleich über Social Networks Menschen zueinander kommen, stehen Firmen meistens dabei am Seitenrand und kratzen sich sonstwo. Menschen menscheln mit Menschen immer dichter, immer häufiger, immer intensiver, via Netz. Der Boden ist bestellt, die Menschen sind vernetzter, die Firmen sind halt etwas schwarmintelligenztechnisch gesehen etwas behäbig, den Zusammenhang aus Kultur und Technik zu sehen.
Wenn ich wählen könnte, mit welcher Firma ich lieber ein Geschäft machen würde, dann mit der Firma, die ein Knobloch-Pallenberg-Waltersches Gesicht zeigt. Menschen, die mit Herzblut ihr Geschäft betreiben, sind als Repräsentanten jeder anderen Firma im digitalen Wettbewerbsumfeld weit überlegen. Wenn sie verstehen, Gesicht zu zeigen. Kernthese unter ökonomischen Gesichtspunkten: Die heutige Digitale ist ein extrem geniales Umfeld, Mensch-Gesicht zu transportieren.
Nun habe ich nicht davon gesprochen, dass Firmen bloggen sollen. Ich habe lediglich gesagt, dass sie extrem hohe Pontentiale verschenken, weil sie nicht Mensch-Gesicht zeigen. Die Firmenseite „Me“/“We“/“About“ sollte die wichtigste Seite einer Firmenpräsenz sein. Häufig gibt es keine und wenn es denn eine gibt, ist die Selbstbeschreibung der agierenden Personen ein Armutszeugnis. Obwohl Firmen mittlerweile genug von Bloggern gelernt haben sollten. Es gibt weitere Ansatzpunkte, Gesicht zu zeigen, belassen wir es bei dem simpelsten Ansatz über die Firmenhomepage.
Woran scheitert es aber? Momentan ist das recht einfach zu erklären: Wenn schon gestandene PR-Profis Bammel haben, etwas von sich im Netz zu zeigen, wird das der gestandene Mitarbeiter auch nicht tun.
people is business
selten so viel Spaß mit einer Firmenwebseite gehabt wie… leider fällt mir nix ein. Firmenwebseiten sind Ausgeburten der Langeweile und Optimierung.
11.01.2011 um 13:32 Uhr
Ich denke, dass viele Firmen auch deswegen ein Problem damit haben, eine einzelne Person im Netz Gesicht der Firma werden zu lassen, weil Mitarbeiter vergänglich sind. Man baut dann ein Gesicht auf, dort wird Wissen gesammelt und ein Netzwerk aufgebaut und man kann nie sicher sein, dass der Mitarbeiter nicht nächsten Monat kündigt. Und dann muss man wieder von vorn anfangen. Diese Tatsache zusammen mit der erwähnten Angst, Informationen ins Netz zugeben und der Angst vor den Kosten, dürften die Hauptgründe sein, warum so wenige Firmen sich trauen, ein menschliches „Aushängeschild“ im Netz zu installieren.
11.01.2011 um 13:34 Uhr
wieso hat man Dich dann bloggen lassen :))
11.01.2011 um 13:40 Uhr
Für mich gilt das nur sehr bedingt, denn auf einer Firmenwebseite interessiert mich zumeist eher eine gute Übersicht über die Produkte und Leistungen. Avatare, Firmengezwitscher und „Wir über uns“ – Berichte vom letzten Betriebsausflug stören mich zumeist eher als sie mir nutzen. Das soll nicht heißen, dass ein gut gemachtes menschliches Profil nicht förderlich für das Geschäft sein kann, aber die Zielgruppe und damit der Nutzen im Verhältnis zum Aufwand ist eher gering, denke ich. Beim Bloggen ist das ganz anders, denn da besteht eine große persönliche Nähe zwischen dem Artikel als „Produkt“ und dem Mitarbeiter. Auch bei kleinen Firmen, wie etwa den zahlreichen Handarbeitsseiten besteht eine solche persönliche Verbindung. Bei einer Versicherung oder einem Massenelektronikartikel hingegen sehe ich diese Verbindung nicht. Eine Personalisierung würde ich als künstlich empfinden.
11.01.2011 um 16:59 Uhr
Das Argument „Mitarbeiter gehen irgendwann“ würde ich so nicht gelten lassen. Bei uns bloggt offiziell der Chef. Hin und wieder kommen Gastbeiträge von Kollegen. Ob die nun irgendwann weg sind, oder nicht, spielt keine Rolle.
Nahezu jede Firma hat was zu berichten und wenn es einen Chef gibt, der seinen Namen dafür hergibt, wirkt das noch einmal mehr als Alleinstellungsmerkmal.
Habe selbst übrigens nie geglaubt, wie viel mal berichten kann. Sicher immer nur über ein Experten/Nischenthema. Aber wenn das gut rüber kommt – wie Du sagst, mit Herzblut – dann ist das DAS Alleinstellungsmerkmal, außerdem vertrauensbildend, persönlich usw.
11.01.2011 um 23:16 Uhr
Ein echtes Firmenblog sollte immer Chef-Sache sein. Nicht zwangsweise reines CEO-Blog, aber Kunden und Mitarbeitern sollte klar, sein dass auch die ganz großen sich hin und wieder die Ehre geben.
Super Beispiel dafür das Blog von Bill Mariott http://www.blogs.marriott.com/
Selbst mit fast 80 hat der alte Hotel-Ketten-Fuchs noch verstanden, welches Potenzial darin liegt anfassbar für die Kunden zu sein (ob das nun im Blog oder auf anderem Weg ist, ist ja wurscht).
Und Mr. Mariott bloggt so wie man lesen kann tatsächlich selbst. Allerdings schreibt er mit Füller vor oder diktiert seiner Sekretärin. Völlig OK. Das Tippen ist schließlich beim Bloggen das lästigste :) Ich glaube das mit dem Diktieren versuche ich auch mal…
Ach ja:
Das Blog von ihm hat wohl nachweislich 5 Millionen Dollar in die Kasse gespült:
http://www.4hoteliers.com/4hots_fshw.php?mwi=5255
12.01.2011 um 12:09 Uhr
Ein Mitarbeiter als Gesicht einer Firma ist sehr groß diskutiert, jedenfalls bei uns in der Firma. Obwohl inzwischen wieder davon abgekommen wurde, gibt es immer noch große Anhänger. Von einer Freundin habe ich auch gehört, dass ihr Chef Blogartikel diktiert … finde ich vollkommen ok, wenn er nicht des zehn Finger Systems mächtig ist und sie dafür nur einen Bruchteil der Zeit braucht.
12.01.2011 um 14:09 Uhr
@Robert: Erstens hab ichs einfach gemacht. Und zweitens hatte ich einen 1a-Businessplan :)