wie dramatisch sich die Informationsflüsse übers Netz verändert haben, sieht man erst, wenn man das (Web-)Jahr 2000 und 2010 miteinander vergleicht.

Anno 2000 war ich u.a. auf einem Forum für Ultima Online Fans unterwegs (neben anderen Foren), eine eigene Webseite hatte ich nicht, privat nutzte ich als Mailerdienst Web.de und Gmx.de, beruflich das Mailsystem meines Unternehmens. Somit bestand mein Informationssystem aus Mailing, Foren und dem Ansurfen statischer Webseiten, nicht selten über Google und Yahoo. Einen Großteil der Informationen habe ich mir selbst beschafft, geringere Anteile wurden über Mailhinweise Dritter generiert.

Heute, 2010? Foren und Maildienste gehören nach wie vor zu meinem Informations-Universum, obgleich der Besuch von Foren stark zurückgegangen ist. Was aber kam hinzu, was hat sich geändert? Dazu eine Liste, die das recht klar werden lässt, wie es zuvor im Jahr 2000 aussah:

Blog: 367 Postings, 4.050 Kommentare, 2.800 RSS Reader, zwischen 200-1.000 Leser pro Tag (mit Basic Thinking, MEX und dem WoW Blog zusammen sind/waren es grob geschätzt 15.000 Postings, 150.000 Kommentare, 30.000 RSS Abonnenten und 100-20.000 Leser pro Tag) . Blog-Posts werden auf Twitter, Facebook und Google Buzz verlinkt. Einige dieser Postings werden auf Twitter, Facebook und Google Buzz von Dritten weitergetragen wie auch kommentiert (siehe Beispielsartikel dazu).

RSS: Via Bloglines und Google Reader scanne ich rund 100 RSS Quellen (meistens Blogs). In jüngster Zeit immer seltener.

Twitter: +15.000 Tweets, ca. 6.300 Mentions (Replies und Retweets) in 6 Monaten, 5.639 Follower, 346 Followings. Ich erhalte täglich aus meinem persönlichen Netzwerk Informationen zugetragen, verteile selbst weiter.

Facebook: 1.481 Kontakte, die Anzahl der Likes, Shares und Comments von mir an Dritte und umgekehrt kann ich leider nirgends entnehmen.

Google Buzz: 464 Followers, 264 Followings, wie bei Facebook eine nicht zu entnehmende Anzahl Comments, Shares und Likes.

Google Mailkontakte: +3.450

Xing: 1.065 Kontakte, eine ungezählte Anzahl von Mails, Einladungen und Forenbeiträgen.

Foursquare/Gowalla/Friendticker: Insgesamt 416 + 94 + 35 = 545 Kontakte und Anzahl Checkins nähert sich bald der Zahl 1.000, umgekehrt wohl weit über 10.000 Checkin-Meldungen durch Kontakte.

Friendfeed: 250 Abos und 1.085 Abonnenten.

Vergleich auf der Ebene Kontakte
2000: Anzahl expliziter Kontakte knapp bei 500 (nur auf Basis Mailing und Bekanntschaften aus Foren)
2010: Anzahl expliziter Kontakte knapp unter 20.000 (doppelte Kontakte nicht mehr zählbar)

Was heißt das?
Gegenüber dem Jahr 2000 hat sich Dank dem Vormarsch von XML, der Zunahme von Datenschnittstellen und Datenbrowsern (ein RSS Reader ist ein solcher) und dem Aufbau persönlicher Netzwerktools (Facebook verbindet Menschen, statt nur Adressbücher zu verwalten) mein Informations-Universum eklatant verändert.

1. Was ich früher selbst ansteuern und ausfiltern musste, hat sich heute komplett gedreht. Ich werde informiert, verschaffe mir nur noch einen geringen Anteil von Informationen selbst (Recherche ausgenommen).
2. Dabei ist es nicht mehr so wichtig, ob ich mich hauptsächlich auf einer bestimmten Seite aufhalte, Informationen werden zwischen den Seiten mehr denn je ausgetauscht (Blog -> Friendfeed -> Twitter/Facebook / Like einer Webseite -> Anzeige auf Facebook -> Share zu meinen Kontakten -> Übernahme auf Twitter -> Weiterleitung auf GBuzz).
3. Informationen werden schneller denn je an mich herangetragen, umgekehrt kann ich Informationen viel schneller als vor 10 Jahren verbreiten. Insbesondere das persönliche Netzwerk aus rund 20.000 Kontakten gewährleistet einen hocheffizienten, im Vergleich zum Jahr 2000 hochpersonalisierten Informationsstrom.

Wem das zu abstrakt ist, möge sich eben dieses Beispiel aufzeigen lassen, wie Infos von A nach B nach C im Jahr 2010 fließen.

Summa summarum
Die Software unterstützte Beförderung und Zunahme expliziter Kontakte in den vergangenen 10 Jahren – sprich, das Personennetzwerk – und die immens höhere Datendurchlässigkeit sind die wesentlichen Faktoren dieser neuen Dimension des Informationsflusses. Dabei muss man berücksichtigen, dass Dienste wie Rivva (um mal ein kleines Beispiel zu nennen) und Google erst am Beginn ihrer Möglichkeiten stehen, da sich die Daten- und Personenwelt dank voranschreitender Mensch-Maschinen Interfaces und Softwareroutinen immer besser gestaltet. Wir schauen lumpige 10 Jahre zurück und wieder ins heute, schauen wir aus dieser Erfahrung 10 Jahre weiter, wird die Dramatik ersichtlich.