Durch die jüngste Berichterstattung ob der (versuchten) Tötung mehrerer Frauen (Stichwort Abschleppseil, Vergewaltigung mit Tötung, Verbrennen mit Tötungsversuch) und aufgrund der „modischen“ Themenlage – gerne wird über ausländische Täter berichtet und diese gesondert ins Visier genommen (Beispiel) – machte ich das, was ich bei einmal geweckter Neugier gerne tue: Mich zu informieren, wie denn der Status Quo abseits vom Mediengehibbel ausschaut. Anstatt nur die Berichterstattung der Medien und User als einzige Grundlage zu nutzen.

Hierzu finden sich unter den Stichwörten „Häusliche Gewalt“ und „Partnerschaftliche Gewalt“ einige Grundlagen, die auf beziehungstechnische Straftaten eingehen. Ein Bereich also, wo doch das Frauenbild besonders zu Tage treten sollte. Natürlich finden sich dazu naturgemäß Statistiken én masse. Es sind Statistiken dabei, die auf den Straftatentyp, Beziehungstyp, das Geschlecht und die Nationalität abheben. Durchaus eine mögliche Herangehensweise, um einerseits ausländische Frauenbilder auf Gewaltpotential zu überprüfen, ebenso wie generell Gewaltpotentiale zwischen Partnern zu sichten. Hauptgrundlage sei hier die Studie „Partnerschaftsgewalt – Kriminalstatistische Auswertung – Berichtsjahr 2015“ des BKAs. Obacht: Wir sprechen hier von einem Hellfeld. Es handelt sich um die rein statistisch erfassten Fälle. Nicht jedoch um die sogenannte Dunkelziffer (einfach googlen, wen das interessiert, auch die EU hat recht frischen Daten dazu erhoben). Es ist daher unklar, ob sich die relativen Datenbezüge verschieben oder nur aufsummieren.

Die erste Frage, die ich mir gestellt habe: Wie oft kommt eine Straftat zwischen Partnern vor?

Im Erfassungsjahr 2015 berichtet das BKA von 127.457 Opfern partnerschaftlicher Gewalt, zugleich von 108.084 Tätern. Das macht pro Tag 349 Straftaten!!! 

Bei der Zahl war ich baff. Und wir reden nicht von einem dunklen Jahrhundert, sondern wir reden von modernen Zeiten! Was wird eigentlich hierbei als Straftat verstanden und von der Polizei erfasst?

  • Mord und Totschlag
  • gefährliche Körperverletzung
  • schwere Körperverletzung
  • Körperverletzung mit Todesfolge
  • vorsätzliche einfache Körperverletzung
  • Vergewaltigung, sexuelle Nötigung
  • Bedrohung
  • Stalking

Die Polizei differenziert hierbei nach „Ehepartner“, „eingetragene Lebenspartnerschaft“, „Partner nichtehelicher Lebensgemeinschaften“ und „ehemalige Partnerschaften“.

Die zweite Frage, die ich mir gestellt habe: Sind nur Frauen Opfer männlicher Gewalt?

Die Antwort des BKAs lautet: 104.290 (81,8%) Personen weiblichen und 23.167 (18,2%) Personen männlichen Geschlechts. 

Auch diese Zahl hat mich sehr überrascht. In meinem Weltbild war ich stets von 99,99% männlicher Gewalt ausgegangen. Das bedeutet, dass von 100 Straftaten genau 18 Frauen die Täterinnen sind.

Die dritte Frage lautete: Welche Straftaten kommen wie häufig vor?

Die Verteilung der Straftaten bezogen auf die Anzahl der Betroffenen lautet wie folgt:

  • Vorsätzliche, einfache Körperverletzung: 81.394 Personen (63,9%)
  • Bedrohung: 18.300 Personen (14,4%)
  • Gefährliche, schwere Körperverletzung auch mit Todesfolge: insgesamt 16.136 Personen (12,7%)
  • Stalking-Opfer: 8.776 Personen (6,9%)
  • Vergewaltigung und sexuelle Nötigung: 2.436 Personen (1,9%)
  • Mord und Totschlag: 415 Personen (0,3%)

Wenn ich hätte tippen müssen, hätte ich Bedrohung und Stalking ganz vorne gesehen. Dass es weitaus gewalttätiger zugeht (Körperverletzungen jeglicher Art, bis hin zu Vergewaltigung und Mord) hätte ich mir so nicht ausmalen können.

Das BKA zur Beziehungsfrage dabei, falls das jemanden interessiert: „Hinsichtlich der Beziehung des Opfers zum Tatverdächtigen dominierte der Status „ehemalige Partnerschaften“ (47.226 Opfer; 37,1%), gefolgt von „Ehepartner“ (41.715 Opfer; 32,7%) und „Partner nichtehelicher Lebensgemeinschaften“ (37.883 Opfer; 29,7%). Mord und Totschlag fielen insbesondere „Ehepartner“ (50,6%) zum Opfer, wohingegen ehemalige Partner mehrheitlich von Stalking (87,9%) oder Bedrohung (54,8%) betroffen waren.“

Die vierte Frage lautete: Wie niedrig ist der Anteil der deutschen Täter?

Auf Basis der Medienberichterstattung sollte man meinen, dass die deutschen Täter und Täterinnen auch aufgrund ihres modernen Frauen- und Männerbildes sehr selten vorkommen. Leider ist das so nicht der Fall, und das hat mich dann vollends BAFF gemacht!!

Von insgesamt 108.084 Tätern waren 77.851 Täter deutscher Nationalität! Deutsche, die ihre Frauen bedrohen, stalken, schlagen, schwerst verletzten, vergewaltigen, sogar töten? Niemals! Leider doch. Ich komme aus Ex-Jugoslawien, wo den Männern der Ruf vorauseilt, sie würden ihre Frauen schlecht behandeln. Das mag so gewesen sein in den patriarchalischen Zeiten. Doch ich bin tatsächlich in einem Land aufgewachsen, wo mehr als 3/4 aller Täter deutsche Frauen und Männer sind? Um genau zu sein 61.378 Männer (79%) und 16.203 Frauen (21%).

Die Straftaten verteilen sich wie folgt bezogen auf die Anzahl der Täter und Täterinnen:

  • 53.339 Leichte Körperverletzungen (davon 21% weibliche Täter)
  • 11.361 Bedrohungen (12% weibliche Täter)
  • 10.872 Gefährliche Körperverletzungen (30% Schlägerinnen!!!)
  • 6.356 Stalking-Fälle (8% Frauen)
  • 1.669 Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen (1% weiblicher Täter)
  • 332x Mord & Totschlag (21% weibliche Täter)

Wie hoch war denn der Anteil der deutschen Erwachsenen ab 18 Jahren an der Gesamtbevölkerung anno 2015?
Der betrug ca. 61.4 Mio von 82.17 Mio. Macht rund 75% Anteil an der Gesamtbevölkerung aus (Deutsche, Kinder, Junge, Alte, Frauen, Männer,  Migranten, …).

Wie hoch ist der Anteil der deutschen Täter (77.851) an der Zahl der Gesamttäter (108.084)?
Der Anteil fällt etwas niedriger aus, mit rund 72% gegenüber dem Bevölkerungsanteil von 75%. Sprich, deutsche Täter und Täterinnen sind leicht unterrepräsentiert.

Die fünfte Frage lautet, wie hoch ist der Anteil ausländischer Täter?

Von insgesamt 108.084 Tätern waren 30.530 Täter ausländischer Nationalität. Das sind rund 28% aller Täter. Bei rund 9,1 Mio Ausländern mit Wohnsitz in Deutschland macht das rund 11% an der Gesamtbevölkerung aus. Zählt man nur die ausländischen Erwachsenen, kommt man auf rund 7,7 Mio Ausländer.

Betrachten wir die einzelnen Nationen im Sinne einer Top-Nationen-Straftaten Tabelle:
Gewalt

Lesart: 30.503 ausländische TäterInnen. Anteil an erwachsener Gesamtbevölkerung aller AusländerInnen beträgt 0,3987%. Im Vergleich zum Anteil deutscher Täterinnen an der erwachsenen, deutschen Gesamtbevölkerung (0,1264%) ist der ausländische Täter um den Fakor 3,15 in der Täterstatistik überrepräsentiert. Anders gesagt: Es sollten eigentlich ebenso 0,1264% sein oder in absoluten Zahlen rund 10.000 ausländische TäterInnen statt die 30.503 faktischen Täter mit ausländischem Pass. Um sich auf dem Täterniveau eines deutschen Mitbürgers und Mitbürgerin zu bewegen.

Von rund 1,26 Mio erwachsenen Türken haben exakt 6.799 eine Straftat im obigen Sinne ihrem Partner oder Partnerin gegenüber begangen. Das sind 0,5374% aller erwachsenen Türken. Im Vergleich zu dem deutschen Täteranteil an der deutschen Erwachsenenbevölkerung (0,1264% nach wie vor) ist das rund viermal so viel als erwartet. Oder anders gesagt: Wenn die deutsche Bevölkerung der – wenn auch schlimme – Maßstab für partnerschaftliche Gewalt ist, so zeigen die türkischen MitbewohnerInnen eine höhere Gewaltbereitschaft, die sich in Taten ausdrückt.

Wer die genauere Tabelle mit Straftypen einsehen will, kann in der o.g. und verlinkten BKA-Statistik wühlen oder die hier aufbereitete Tabelle betrachten:

Partnergewalt

Sechste Frage: Was lerne ich daraus?

Auf Basis der obigen Daten aber auch dem Einblick in historische Verläufe wundert es mich nicht, dass relativ spät das Gewaltschutzgesetz (2002) oder gar erst 1997 die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestellt wurde. Welch eine barbarische Zeit damals! Jetzt verstehe ich auch den Grund!

Ich Kann mich nicht erinnern, dass damals bereits das Thema Flüchtlinge gewesen sei. Für mich lerne ich, dass die Zahl der häuslichen und partnerschaftlichen Gewalttaten viel zu hoch ist, ob nun von deutschen Frauen oder Männern, türkischen Männern, polnischen Frauen, syrischen Männern oder rumänischen Frauen begangen. Ich habe eher den Eindruck, dass an allen Stellen Friedensintegration betrieben werden muss. Nicht nur das Rollenbild des deutschen Mannes an seiner Frau, sondern am Männerbild der schlagenden, deutschen Frau, sowie all der anderen Nationen. Eine Randbemerkung: Das Bild des saufenden Schlägers ist nur teilweise korrekt. Laut BKA stehen „lediglich“ 1/4 aller TäterInnen und Alkohol- und Drogeneinfluss.

Ergo? Wenn unter 1.000 Männern und Frauen mit deutschem Pass 1,26 gewaltbereite TäterInnen sind oder unter 1.000 türkischen Frauen und Männern 5,37 gewaltbereite Täterinnen sind, so ist beides eklatant hoch! Keine Zahl ist niedrig. Denn es summiert sich fatal auf: Ob nun 6.083 türkische Täter oder 716 türkische Täterinnen oder 16.203 deutsche Täterinnen oder gar 61.378 deutsche Täter im Jahre 2015 registriert wurden. Was für eine Scheiße!!!

Das Abheben auf das Frauenbild von Migranten ist eine Bigotterie ohnegleichen! Das Problem ist alt, sehr alt, zumal rechtlich nur sehr zögernd angegangen worden. Welche Initiativen es gibt, um häusliche Gewalt zu verhindern? Das weiß ich nicht!