Thema 1: Deutsche Blogcharts
Thema 2: Twittercharts
Thema 3: Internetstartups
Thema 4: Frauen nach vorne in die erste Reihe
Heute der zweite Teil, gestern gabs den ersten Artikel zum Thema „Startups, Blogs, Twitter: Frauen nicht in der ersten Reihe?“ mit Schwerpunkt auf die Deutschen Blogcharts. Dieses Mal beschäftigen wir uns mit der Frage, ob denn Frauen ungefähr gleich anteilig bei Twitter präsent sind, wenn wir die Top-Twitter-User in Deutschland betrachten?
Ich greife hierzu auf die Liste von Thomas Pfeiffer zurück: Grötwaz. Thomas beschäftigt sich schon lange mit Datenfutter rund um Twitter, von daher kann man ausgehen, dass die Topliste Hand und Fuß hat. Wie schaut es dort aus?
Von 100 Top-Twitter-Accounts sind:
– 45 Einzelpersonen männlich
– 9 Einzelpersonen weiblich
– die restlichen Accounts sind mehrheitlich von Unternehmen, vor allen Dingen News-Medien wie Spon.
Die „erste“ Frau, die in der Liste auftaucht, ist an Position 19 „@coldmirror“, die auf YouTube zu den bekanntesten, deutschen Youtublerinnen gehört. Die „zweite“ Frau taucht an Position 29. als „@happyschnitzel“ auf. Und an Position 59 die „dritte“ Frau, namentlich „@frauenfuss“. Bis zur Position von @frauenfuss zähle ich rund 22 Männer.
An dieser Stelle habe ich unähnlich zum Blogthema keine rechte Erklärung mehr. Wo bei den Blogcharts aufgrund der Rankingfaktoren eher technisch-netzaffine, männliche Themenblogs auftauchen, sehe ich in den Twittercharts diese thematische Fokussierung eher weniger. Zu durchsetzt sind die Themen, die Toptwitterer beackern. Oder übersehe ich etwas? Tendentiell aber scheinen – ausgenommen reale VIPs wie Dieter Nuhr und Calmund – Netzpromis wie Johnny (Spreeblick), Lobo, Ibo (ehemals Sevenload, heute Fliplife) oder Beckedahl (Netzpolitk) von ihrer Netzpräsenz auch in Twitter zu profitieren, abgehoben auf die oberen Positionen in den Twittterankings. Da allgemein in der Blogszene Frauen medial weniger top-präsent sind, aber auch in der Netzszene allgemein gegenüber Männern weniger top-präsent scheinen, würde ich vage vermuten, dass sich das auch auf Twitter widerspiegelt. Immerhin ist Twitter nach wie vor eine early bis late adopter Geschichte in Deutschland. Doch wirklich erklären kann ich mir das Verhältnis 9:45 nicht.
20.04.2011 um 11:41 Uhr
Hallo,
die letzte deutsche Twitterumfrage stammt vom November 2009, damals waren es auch noch weniger Frauen als Männer auf Twitter. Hier zu den Ergebnissen:
http://webevangelisten.de/twitterumfrage/
Vielleicht sind Frauen nicht so marktschreierisch unterwegs wie wir Testosteronbolzen?
20.04.2011 um 11:43 Uhr
Ja. Du übersiehst das dies den gleichen Mechanismen folgt wie bei den Blogs. Männer arbeiten aktiv an ihren Verbindungen und schauen auf Wirkung und Reichweite, Frauen nicht. Ohne das zu checken behaupte ich: in den meisten Blogs wirst Du, wenn von Männern betrieben, häßliche Buttons zum verlinken hoch und runter finden, Verbindungen etc. Frauen haben bunte Bilder.
Es ist gut es immer mal wieder rauszuholen, allerdings ist es einfacher eine Frau zu adoptieren und ihr dabei zu helfen, mehr integriert zu arbeiten und das Netz zu verstehen. Lobo’s spruch über zu leise und zu doof paßt auf Frauen dreimal mehr. Die Jahre haben gezeigt: Von alleine kriegen sie es nicht hin. Ergo …
20.04.2011 um 11:49 Uhr
Das Gleiche stelle ich fest, wenn ich nach Gastautoren oder Interviewpartnern suche. Mir fallen immer viel mehr Männer ein als Frauen. Das finde ich ebenfalls rätselhaft. Ich habe da keine wirkliche Erklärung. Aussagen wie: Frauen sind zurückhaltender und weniger geltungsbedürftig, haben seltener Profilneurosen oder weniger Rampensqualitäten finde ich zu platt und klischeehaft. Zumal ich, wenn ich den Einzelfall betrachte, etliche Frauen mit solchen Eigenschaften kenne.
Vielleicht, ganz vielleicht, sind wir alle eher darauf konditioniert, Männer als Experten und bessere Referenz anzusehen. So ganz tief innen, im Unterbewusstsein. Aber damit begebe ich mich schon auf ein gefährliches Pflaster …
Andererseits habe ich in dem Thema keinen wirklichen Missionsdrang und auch keinen Quoten-Anspruch. Aber schon wegen der Mischung hätte ich beispielsweise in meinem Blog gerne öfter mal eine Frau darunter. Interessanterweise finde ich die dann – wenn – eher unter den ganz jungen, also den unter 30-jährigen. Vielleicht wandelt sich das gerade? Wäre ja schön.
20.04.2011 um 12:01 Uhr
Also mich als bloggende und twitternde Frau überrascht das nicht. Zumindest auf Deutschland bezogen empfand ich Twitter schon immer männermächtig. Kann global gesehen anders sein, aber in Twitter-Deutschland sehe ich eine klare Männerdominanz. Also überrascht es mich auch nicht, dass die Top100 männerlastig sind.
Jetzt also mal zu der Frage: wie sehen denn die genauen Männer/Frauen Zahlen bezogen auf Twitter und Deutschland aus? Also nicht die Top100 (die nie und niemals in irgendeiner Weise repräsentativ für irgendeine Geschlechtereinteilung sein können) sondern auf die ganzen deutschen Twitter-User bezogen. Gibt es da nicht so Twitter Yellow Pages o.ä. bei denen man gucken kann, wer aus Deutschland oder Germany kommt? Ich erwarte selbst dort eine Dominanz von Männern über Frauen.
Vielleicht sollte man sich eher mit Facebook beschäftigen, wenn man mal ‚positive Zahlen‘ für Frauen finden möchte. Dort sehe ich eher Frauen in der Überzahl der User.
Mal davon abgesehen, dass ich solche Frauen/Männer-Rankings immer etwas seltsam finde, da es ja klar sein sollte, dass Männer immer etwas mehr vorhanden sind was diese typischen Onlineservices angeht. Auch auf dem deutschen Foursquare dürfte man eher (deutsche) Männer finden (in Amerika kann die Geschlechterverteilung anders sein). Ich kenne keine einzige Freundin (und ich studiere Medienwissenschaften!), die Twitter oder Blogs oder iPhones oder Fouresquare benutzt. Frauen benutzen Email, ICQ/Skype, Facebook et al. In Twitter sollte man sie nicht suchen, da wird man nur enttäuscht.
20.04.2011 um 12:04 Uhr
das würde in die Richtung gehen, was Thomas sagt. Speziell zu Foursquare habe ich jüngst eine Studie von Forrester gesehen, dass 22% weibliche Nutzer sind. Ich erkläre mir bei derartigen LBS-Diensten aufgrund der Sicherheitsbedenken. Und bei Facebook soll der Anteil der weiblichen Nutzer ganz klar die männlichen Nutzer übersteigen. Leider keinen Link auf die Schnelle, sorry
20.04.2011 um 12:17 Uhr
(Aktuell suche ich beispielsweise für einen Gastbeitrag eine gut vernetzte und fachlich anerkannte Expertin speziell zum Thema SEO. Das ist aber aus den genannten Gründen sehr schwierig. Männer wüsste ich auf Anhieb genug. Falls also hier jemand mitliest und jemanden weiß …)
20.04.2011 um 12:36 Uhr
Hi Robert,
in einem TED-Talk („Social media and the end of gender“) sagt Johanna Bakley, dass Frauen Social Media dominieren — sowohl was ihre Anzahl als auch die Nutzunsdauer angeht. Wörtlich:
„It turns out that women are really driving the social media revolution. If you look at the statistics — these are worldwide statistics — in every single age category, women actually outnumber men in their use of social networking technologies. And then if you look at the amount of time that they spend on these sites, they truly dominate the social media space,“
Leider nennt sie ihre Quelle nicht, aber einen TED-Talk halte ich schon mal für recht vertrauenswürdig.
Hier ist das knapp 9 Minuten Video:
http://blog.ted.com/2011/02/02/social-media-and-the-end-of-gender-johanna-blakley-on-ted-com/
Bei Minute 5 werden diese Angaben von ihr gemacht.
Liebe Grüße,
Stefan
20.04.2011 um 17:08 Uhr
Danke Robert für die Artikelserie. Sehr spannend! Was genau misst denn die Twitterliste? Follower? Dann sind es wieder nur Zahlen. Und ich glaube dass Männer auch wieder eher Männern folgen und natürlich wieder netzaffine Themen mögen. Und Männer legen wahrscheinlich Wert auf hohe Followerzahlen und unternehmen einiges dafür. Frauen twittern wahrscheinlich und freuen sich über Follower, aber kämpfen nicht darum.
Es gab doch mal diese Schulstudien, die festgestellt haben, dass Mädchen in gemischten Klassen im Physikunterricht unter gehen. Werden sie in Physik in reinen Mädchenklassen unterrichtet sind sie viel besser. Irgendwie gehen die Mädchen im Umfeld gewisser Themen unter. Kann man den Physikunterricht mit der netzaffinität gleichsetzen?
Vielleicht hab ich mich jetzt hier zuweit rausgewagt, aber ich kann mir vorstellen, dass es so ein ähnlicher Effekt sein könnte oder irgendwie damit zu tun haben könnte.