Die verwöhnten Prachtblogger von Heute wissen gar nicht, wie wir uns damals jeden Leser, Klick und Link erkämpfen mussten.
Wir hatten weder WordPress noch Plugins, die das Blog unendlich nach Belieben aufbohren konnten. Wer seinen Artikel veröffentlichen wollte, musste seine eigene HTML-Datei erzeugen. Wir hatten auch kein Facebook, Twitter oder GPlus, um unsere Artikel zu verbreiten. Nix da mit Shares, Likes, Favs, Retweets, +1, was heute das Bloggen zum Elektrofahrradfahren macht. Wenn Dich Mama Google und die doofen Alphablogger nicht mochten, konntest Du da bleiben, wo der Hoster Deine Seite lagerte. Und wenn Du nicht texten konntest, gab es halt kein YouTube, um Deine Nase gackernd und dummblödelnd in die Webcam zu halten. Bloggen war nix für die Ungeduldigen, die Faulen, die Geldgeilen. Bloggen war was für harte Frauen und Männer. Wir waren Helden. 10 von uns waren wir 1000 von heute.
Geld verdienen war tatsächlich mehr eine Scherzfrage, keine Firma wusste, was bittschön ein Blogger sein soll. Wenn, dann schütteten Unternehmer, Agenturen und bezahlte Medienschreiberlinge kübelweise ihre Belustigung über uns aus und wir zeigten ihnen dennoch amüsiert den Mittelfinger, anstatt freundlich zu lächeln, wie es die Blogger von heute akademisch tun, wenn sie angemacht werden. Werbung? Galt auf Blogs als brandgefährlich, welch Wunder! Einladungen? Oh my god! Wer wollte uns Aliens mit zwei grünen Antennen schon sehen, es sei denn, wir wurden auf Zoo-Events zur Schau ausgestellt. Heute wirst Du gepimpt, mit Klamotten, Links und first class Events zugeschüttet. Heute? Was brauchst Du? Schuhe? Dann schnorr es Dir als Blogger zusammen, Testschuhdauerleihgaben sind kein Problem. Damals nannte sich das noch „kauf es Dir selbst„.
Wir schrieben aus Ruhm und Ehre, aus Spaß und Freude am Bloggen. Gegen alle Widerstände und Auslacher. Weil wir es konnten und wollten. Niemand erkundigte sich nach ollen paid postings, bevor man bloggen wollte. Und wenn uns Mama Google immer noch nicht mochte, war uns das weiterhin sowas von wumpe-pumpe, weil uns SEO als künstliches Textgequake erschien.
Die alten Tage sind vorbei und vergessen. Wir haben den Bloggern von heute den Weg geebnet und freigebloggt. Sie haben es leichter, viel leichter. Bloggen ist heute? Einfacher. Schneller. Weiter. Ob sie sich als würdig erweisen, die Neuen? Würdig? Heißt es nicht, dass jede Blogger-Generation ihre eigenen Regeln mit sich bringt?
Damals war alles besser, klar :)
31.03.2014 um 20:40 Uhr
Welcome back, Rob!
31.03.2014 um 20:56 Uhr
Sehr schön manifestiert, Sir!
Dino-Blogger aller Zeiten, erinnert Euch! :)
31.03.2014 um 21:36 Uhr
Naja, 2004 gab es schon WP, 2000 Nucleus, 2001 MT und 2002 S9y. Davor haben wir mit blogger.com gearbeitet. Static html habe ich nie von erzeugen müssen ;-)
01.04.2014 um 00:12 Uhr
Haha, und wer hat unser schönes, idyllisches Kleinbloggersdorf zerstört? Da gab es doch jemanden, der hat sein Blog urplötzlich auf ebay feilgeboten und dafür gesorgt, dass die ganze Republik ihre Flutlichtmasten auf Kleinbloggersdorf richtete? Fortan hielt der schnöde Mammon Einzug in Kleinbloggerdorf und vorbei war es mit der Idylle. Wenn ich mich nur an den Namen erinnern könnte.
01.04.2014 um 04:04 Uhr
Jo die Zeit hat sich verändert. Gut so. Aber dennoch läufts wenn man ehrlich is, immer noch total unfair ab. Bei gewissen Zeitungen kostet ein Werbeartikel zigtausende von Euro. Die meisten Top Blogger bekommen pro Werbeartikel max. 500-1000 Euro. Ein gut gemachter Werbeartikel in nem Blog wird übrigens bei weitem öfter aufgerufen, als ein Werbeinserat von vielen in einer bekannten Tageszeitung. Obendrein sitzt ja vorm Pc und brauchst nur einmal auf den nofollow Link klicken. ;-)
Wer guckt sich bitte schon die Tageszeitung an und geht dann zum Pc und merkt sich noch den Firmen Namen, geschweige denn die Domain? ;-)
Also prozentuell betrachtet, wie ich immer so gern schreib.^^
Aber mir is schon klar, dass wohl auch im deutschsprachigem Raum ein paar Blogs geben wird, die pro Werbeartikel mehr als 500-1000 Euro erhalten und öfter mal ran dürfen, aber die kann man dann wohl echt an 2 Händen ablesen. ;-)
01.04.2014 um 08:41 Uhr
„Bloggen war was für harte Frauen und Männer.“
Mal so zwischendurch, weil mir das gerade auffällt: Wieso ist es, — und da bist du hier eher die Regel — dass Frauen mittlerweile automatisch und immer zuerst genannt werden, ganz gleich, welche Rolle spielen, welchen Beitrag sie geleistet haben? In fast jedem Text anzutreffen, in jedem Autorenschaftsnachweis gängige Praxis. Das geht hin bis zu „Soldatinnen und Soldaten“ wobei klar ist, dass Frauen hier absolut in der Unterzahl sind und ihr Beitrag überschaubar (zufällig kann ich das sagen). Und auch in der damaligen Bloggerwelt war der weibliche Anteil doch eher verschwindend, oder bist du hier anderer Meinung? Warum das so war kann ich nicht sagen.
Ist es väterlich-gutmütige Ungleichbehandlung? Patronizing? Männliche (Erb-)schuld abarbeiten? „Politische Korrektheit“? Zeitgeist (man will ja auch modern wirken)?
Warum ist das so?
01.04.2014 um 08:42 Uhr
(Zu früh abgeschickt) Erinnere mich gut an die Anfänge damals. Aufregende Zeit! Hat Spass gemacht. :)
01.04.2014 um 09:57 Uhr
mit der axt, sogar die kommentare!
.~.
01.04.2014 um 10:56 Uhr
@m…witzige Feststellung, keine Ahnung aber im Grunde, wenn dann wohl aus Standardisierung/Erziehung heraus
01.04.2014 um 11:43 Uhr
@m – verbales Türaufhalten, in-den-Mantel-helfen und so…interessanterweise ist DAS zeitgemäß, während die nicht-virtuellen Gesten eher ausgedient zu haben scheinen
01.04.2014 um 17:18 Uhr
Die Tatsache, dass alles einfacher geworden ist, macht es allerdings auch für den Neuling schwer hochzukommen. Die Konkurrenz ist gewaltig und das Niveau so professionell, dass man sich teilweise nicht traut die Tastatur anzufassen. Außerdem sind viele User durch Yotube lesefaul geworden und lassen sich lieber unterhalten, als selbst zu lesen (bin da selbst keine Ausnahme). Jede Ära hat ihre Vor- und Nachteile.
06.04.2014 um 00:13 Uhr
Andererseits, wenn man den Markt kennt, ist das alles bla bla bla… :-)
Wir leben in einem Sozialstaat.
Damit meine ich, dass es im Web noch soviele Nischen gibt, die kaum mit qualitativ hochwertigen Webseiten besetzt sind. Das fängt bei Blogs an und geht über zu Foren, bishin zu Online Shops.
Auch bei den Startup Unternehmen sieht man, dass es bei uns im deutschsprachigem Raum noch bei weitem mehr Möglichkeiten geben könnte. In den USA gibts Hammert Startup Unternehmen, von denen der Großteil im deutschsprachigem Raum ja noch nicht einmal was weiß.
Auf gut Deutsch. So richtig engagierte Webworker, mit Know How, gibts nur ganz wenige bei uns. ;-)
12.04.2014 um 19:56 Uhr
:D