Das NDR Magazin Zapp hat sich nach dem ARD Report Bericht ebenfalls des Themas Schleichwerbung auf YouTube angenommen. Den Sendebeitrag könnt Ihr Euch auf NDR.de anschauen: ZAPP – Das Medienmagazin (siehe auch WebTV: Productplacement auf Youtube).
Erneut wird der gleiche Vorwurf erhoben: YouTuber halten ihre Nasen in die Cams und preisen Produkte an, für die sie von den Unternehmen bezahlt wurden. Hierbei würde keine oder keine ausreichende Werbeangabe getätigt. Um was zu verhindern? Um die Zuschauermassen vor Masseneinkäufen zu bewahren. Denn sie würden sich so sehr von den YouTube Stars und Sternchen beeinflussen lassen.
Was sind dabei die Problemzonen?
1. Der Zuschauer: Soweit ich das sehe und überblicke, ist es den Zuschauern völlig wumpe-pumpe, ob ihre YT-Lieblinge für Werbegeld etwas in die Kamera lachen und so wie ein Herr Tutorial aufquietschend ein Samsung Handy in den Himmel loben. Nein, nicht wumpe-pumpe, sie finden es toll. Wir schreiben immerhin das Jahr 2014 und die Industrie hat genug Zeit gehabt, den Konsumenten auf positive Reaktionen ob toller Produkte und Werbespots zu trainieren. Werbung gehört heute schlichtweg zum Kulturgut. Und umso schöner natürlich, wenn einer ihrer YT-Kanalbetreiber einen auf Werbespot macht. Anstatt ein Opa namens Beckenbauer oder ein Bartträger namens Klopp, der irgendeinen Fußballverein trainiert, in die Kamera lächelt und das Samsung Handy streichelt. Aber sollten sie nicht wenigstens wissen, dass es sich… nein.. Zuschauer sind nicht so blöde zu glauben, dass ein Herr Tutorial niemals für Geld in die Kamera lächelt und eine Frau Daaruum niemals lügen würde – auch nicht gegen Geld – ein Hautschmiermittel supersupergeil zu finden. Es gehört eben zum Spiel der Konsumentenkiddies dazu, die einen Teil ihres Selbst über den Besitz von Produktgütern definieren und definieren lassen. Wir Alte können uns darüber Sorgen machen oder aufregen, aber es wäre extrem unehrlich, da wir unsere Kinder zu Konsumenten und funktionierenden Käufern mit erzogen haben. Konsumkritik hin oder Trostpflaster her. Wir haben ihnen diese Welt vorbereitet und gemacht.
2. Das Unternehmen: Soweit ich aus besten Quellen informiert bin und es selbst immer wieder erlebt habe, sind Unternehmen magisch von Authentizität angezogen. Eine doofe Werbedeklaration als Texteinblendung unter einem lachenden Schnuckel wie Herr Tuturial oder zappelnden Y-Tittys würde das Samsung Handy nur pomadig machen. Sie sind allzu gerne bereit, die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer nicht zu sehr mit ablenkenden Hinweisen wie „Zu Risiken und Dispozinsen lesen Sie die Kontogebühren und fragen Sie ihren Bankberater oder Mutti“ vom Laschgenuss abzuhalten. Diese entgegenkommende Höflichkeit macht es der dritten Problemzone einfacher, die Hand aufzuhalten und das Strahlefraulächeln einzuschalten. Der Zuschauer will es auch nicht haben, wie oben beschrieben. Außerdem weiß selbst der unterbegabteste BWler in frühesten Studiensemestern, dass man Konsumenten in jungen Jahren Markenzeichen einbrennen muss („Branding“ gabs früher für Rinder, heute für unsere Kinderrinderherden:), umso später das erfolgt umso unwilliger die Markenaffinität und umso teurer die Markenmaßnahmen (Altersstarrheit hat was Gutes oder Schlechtes, je nachdem).
3. Die YouTuber/Werbevermittler: Warum zur Hölle sollte ein YouTuber oder ein Werbepillendreher wie Mediakraft Lust auf Opa-artige Deklarationen haben? Das Geschäft läuft auch so, die Fans finden das super-lahm, die Unternehmen brauchen den Unsinn ebenso wenig. Natürlich reagieren die YouTuber auf Anweisung und Gruppendruck pampig und halten Schilder wie „Ich bin ein Angeber“ in die Kameras. Werfen dem Öffentlich-Rechtlichen selbst Schleichstricherei vor. Mit aufgesetzten Punk-Gehabe landet man immer noch, weil man nun einmal als Regelbrecher und Revoluzzer nach wie vor und seit jeher bei Jüngeren landet ud Punkte macht. Uns Alten ist das Spiel zu blöde, weil uns andere Sachen denn Selbstfindungstrips wichtiger sind, aber wir sind auf YT auch nicht die gefragte und gesuchte Zuschauergruppe.
Als Ökonomiker würde ich bei sachlicher Betrachtung aller drei wesentlichen Mitspieler durchaus sagen, dass sich ein Herr Tutorial und all die anderen weit unter Wert verkaufen. Denn wirklich stören tut es niemanden, die alten Regelaufseher haben nichts zu melden, die Unternehmen müssen die Brandeisen auf die nachwachsenden Käuferherden brennen, die jungen Helden brauchen anhimmelnde Abonnenten, die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer brauchen ihre Helden umgekehrt zur freizeitlichen Bespaßung. Das ist nicht viel anders bei Bloggern, beim TV oder bei der bunten Presse. Jeder dient seiner Rolle.
03.04.2014 um 12:24 Uhr
Das ist der Lauf der Zeit. So etwas hat es immer schon gegeben und so etwas wird es auch weiterhin geben.
Ich kenne Unternehmen die explizit danach suchen welche Bereiche noch nicht rechtlich eindeutig sind und nutzen dies aus.
Auch hier finde ich, sollten die Eltern ihre Kinder aufklären.
03.04.2014 um 17:26 Uhr
„Sich ebenfalls des Themas angenommen“ ist gut. Beide Beiträge stammen vom gleichen Autor ;)
06.04.2014 um 01:12 Uhr
Man muß sich halt auch eingestehen, dass Youtubler wie der Tutorial schon einiges mit sich bringen. Solche Leute setzen sich in der Regel eben von der Masse ab. Gibt zigtausende möchtegern Youtubler und nur ganz wenige packen es dann auch sich selbst zu vermarkten, sprich eine Marke zu werden oder überhaupt halbwegs Geld mit Youtube alleine zu verdienen. ;-)
Das packt nicht einmal 1%. Nichtmal 0,1% von denen die es ernsthaft versuchen. :-)
Man muß da eben doch einiges im Paket mitbringen.
-Aussehen
– Ausstrahlung
– gute Stimme
und und und….
Oft eben das gewisse Etwas. ;-)
Irgndwas was die Leute anspricht.
Auch oft Mut.
Wegen Werbung…
Also wir als Blogger sind da arme Hunde im Vergleich zu den Youtublern.
Die verdienen bei weitem mehr. Ob das fair ist oder nicht… Hm, was weiß ich.
Die Klickpreise sind bei Youtube einfach viel höher als bei Adsense und Co.
Naja und die Leute klicken halt auch viel mehr drauf.
Youtube is einfach viel ausgeklügelter und durchdachter als die ganze Blogger-Monetarisierung.
Alles viel fairer. ;-)
Find ja teilweis, dass es sogar zu extrem is das ganze.
Kenn einen relativ gut, der hat nichtmal soooviele Besucher pro Video, lebt aber sehr gut davon.
Na und wie viele Nachrichten der erst von Firmen bekommt is der Hammer.
Da sind wir Blogger eben einfach nur arm dran.
…und is klar, manche Youtubler, auch Stars, sind vlt. nicht die allerhellsten und kA was, aber dennoch haben sie Erfolg. :-)
Übrigens wieder ein guter Artikel Robert. Mag deine Art zu schreiben sehr. ;-)
26.04.2014 um 13:53 Uhr
Es gibt einige YouTuber die davon leben können. Ich finde, wenn es genügend Leute gibt, die diese Person unterhaltsam, informativ etc. finden und dann regelmäßig seine Videos anklicken gibt es daran nichts verwerfliches. Schließlich müssen diese Leute auch erstmal ihre Videos produzieren, was auch einiges an Zeit und evtl. auch an Geld kostet. Natürlich ist es nervig, wenn diese ‚Youtube-Stars‘ dann bestimmte Produkte in den Himmel loben. Aber wen es stört, der braucht sich das Video ja nicht anschauen.