Authentisch bedeutet frei heraus sprechen zu können. Frei sprechen zu können, bedeutet im Gegensatz zur Werbeindustrie nicht nur die menschlichen schönen Seiten von sich zu präsentieren, sondern auch die schlechten Seiten. Nur so kann ein Blogger die komplette Vielfalt menschlichen Seins vermitteln, ohne zur bloßen Werbefigur zu verkommen. Und nur so kann der Erkenntnisgewinn beim Leser eintreten, zu den Themen die man bespricht. Nachvollziehbarkeit erschließt sich nicht nur im erfolgreichen Handeln, etwas Gutes erreicht zu haben, sie erschließt sich insbesondere auch im Misserfolg. Ob in der Wirtschaft oder im Privaten, wir lernen wohl mehr aus Fehlern, die wir unterwegs begehen denn durch das bloße Ergebnis. Das aufzuzeigen, finde ich noch weitaus spannender, lehrreicher.
Freiheit des Wortes bedingt naturgemäß eine Portion Selbstbewusstsein und das Wissen, wer man ist, ohne dass es der Deutungen Dritter zur eigenen Person bedarf. Den Erkenntnisgewinn zur Sache kann man ihnen nicht abnehmen und vorgekaut servieren, wäre das noch ein eigener Erkenntnisgewinn? Denn nichts ist logischer, als die deutungshoheitliche Reaktion des Lesers selbst. Die kann mitunter auch negativ ausfallen. Manch einen Blogger wird daher der Mut verlassen, wenn er die Shitstorms der anderen vorbeiziehen sieht.
Im Beitrag zuvor schrieb ich nicht umsonst:
Doch eines habe ich gelernt: Man wächst, indem man den Mut und die Stärke entdeckt, auch eigene, unangenehme Seiten zu zeigen. Wem das zu wackelig ist, auch vielleicht, weil man doch nur ein beruflicher Schönwetterschlaublogger ist, der sollte die Finger davon lassen. Es gibt auch andere Wege, anstatt in der Öffentlichkeit seinen eigenen Pranger zu bauen. Wachsen kann man an diversen Stellen, nicht unbedingt übers Bloggen.
Wünschen würde ich mir dennoch, dass den einen oder anderen der Mut nicht verlässt.
Was einen erwartet, wenn man die eigenen Fehler bespricht, dennoch zum Mut, Authentizität und Freiheit des Wortes auffordert:
Spreeblick: Felix hat dann den Faden aufgenommen und zurecht behauptet, dass Robert mit seiner Arschlochigkeit kokettiere.
Wirres.net: was ich sagen möchte ist natürlich, dass auch das aufzeigen der eigenen „miesen Seiten“ oft keinem anderen zweck als der selbstbeweihräucherung dient; schaut her ich bin ein arschloch, aber weil ich dazu stehe bin ich kein besonders schlimmes arschloch. und voll ehrlich.
ei13.de: Felix Schwenzel greift Roberts Beitrag auf und zeigt Roberts Beitrag mehr oder weniger deutlich als das, was er ist: Gequirlte Scheisse, Selbstbeweihräucherung der schnödesten Art.
Gigold.de: Und beide schreiben exakt eins, wenn sie dazu aufrufen ein “Arschloch” zu sein: Hirnlose Grütze, mit Vanillesoße
Willsagen.de: Aber wenn man mal die Reichweite und allgemeine Wahrnehmung vergleicht: Die Arschlöcher werden lauter gehört als die Opfer. Oder anders: Diejenigen, die anscheinend schon früher Arschlöcher waren und sich jetzt erlauben, sich damit brüsten zu können, sind nicht umsonst in einer Position angekommen, in der sie anscheinend überdurchschnittlich viel Beachtung genießen, und sei es in der Blogszene.
Aha @robgreen und @wirresnet erklären ihren moralischen und menschlichen Bankrott. e13.de/2013/06/07/ars…
— Mela Eckenfels (@Felicea) 7. Juni 2013
Leute, die einem unlesbare Texte (@robgreen) und durchgehende Kleinschreibung (@wirresnet) zumuten, fand ich schon immer doof.
— คԼ๓ค๔ทเԲเс๐ (@AlMagnifico) 7. Juni 2013
Was lernt man also aus dem Arschlochdasein letztlich wirklich, wenn man beide Seiten kennengelernt hat?
– Achte auf Deine Mitmenschen, selbst wenn sie riechen, duften, arm oder reich sind
– Stelle Dich vor die Schwachen und Starken, auch wenn Du keine Freunde mehr haben wirst
– Verstehe und respektiere beide Seiten, die in Menschen innewohnt
– Bevor Du selbst höchsrichterlich über Dritte urteilst, lerne zu hinterfragen und ignoriere die Gruppe
– Gebe nicht auf, obwohl Du dennoch verlieren wirst
Ein Wort zum Mobbing, was ei13.de als persönlich Betroffener gut schildert. Wer Kindern nicht beibringt, Mut zu haben, sich gegen die Gruppe aufzulehnen, wird sich niemals vor ein Mobbingopfer stellen, weil man Gefahr läuft, selbst Opfer und Außenseiter zu werden. Innere Stärke kommt nicht davon, indem man Dinge schön daherredet, sondern da steht, wo es auch weh tut. Wer Angst vor Schmerz hat, wird diese Kraft nicht aufbringen. Doch ich befürchte, dass die leistungsorientierte Gruppenspülung an deutschen Schulen mehr Streamliner hervorbringt denn charakterlich ausgebildete Menschen.
07.06.2013 um 23:09 Uhr
Tja. So ist es, wenn der Winter direkt zum Sommer wird. Die Themen fallen vom Winterschlaf direkt ins Sommerloch.
08.06.2013 um 12:33 Uhr
Charakter formen, indem man andere fertig macht? Ich habe selten so einen Schwachsinn gelesen.
Zitat: „Wer Kindern nicht beibringt, Mut zu haben, sich gegen die Gruppe aufzulehnen, wird sich niemals vor ein Mobbingopfer stellen, weil man Gefahr läuft, selbst Opfer und Außenseiter zu werden. Innere Stärke kommt nicht davon, indem man Dinge schön daherredet, sondern da steht, wo es auch weh tut. Wer Angst vor Schmerz hat, wird diese Kraft nicht aufbringen. Doch ich befürchte, dass die leistungsorientierte Gruppenspülung an deutschen Schulen mehr Streamliner hervorbringt denn charakterlich ausgebildete Menschen.“
Ja, Du bist ein Arschloxx und du solltest die schämen!!!
Mit der dir gebührenden Hochachtung,
Michaela
09.06.2013 um 16:14 Uhr
Es ist doch gerade das Schöne, wenn man einen Blog hat. Man kann „fast alles“ schreiben, was man will. Warum soll man auf jemanden Rücksicht nehmen. Es wird doch keiner gezwungen das zu Lesen, bzw. einen Kommentar abzugeben.
09.06.2013 um 23:33 Uhr
Meine Meinung dazu (und ein bisschen auch zum Eintrag davor) findest du hier: http://www.editorialnotes.de/?p=160
13.06.2013 um 15:46 Uhr
Ich möchte schon die ganze Zeit einen eigenen Artikel zu dem Thema schreiben, aber ich kann es nicht. Zum einen glaube ich dir, dass du in den letzten Jahrzehnten eine Entwicklung durchgemacht hast und du das Mobbing tatsächlich als einen Fehler siehst. Zum anderen würde ich aber gerne dem Schüler, der du damals warst, einen richtig gemeinen Artikel an den Kopf werfen. Ich möchte den damaligen Schüler Robert gerne ein riesengroßes Arschloch nennen, aber ich kann dem Schüler Robert nicht unterstellen, dass er damals schon wusste, dass Mobbing gegenüber anderen Schülern auch bedeutet, dass man eventuell das ganze Leben von diesem Schüler zerstört. Der Schüler ist sich nämlich der Tragweite noch nicht bewusst, die sich der erwachsene Robert bewusst ist.
Mit einem Artikel würde ich dir hier und heute wohl unrecht tun, weswegen ich ihn mir verkneife.
13.06.2013 um 15:53 Uhr
#Schüler.. ja, es waren kurze Momente, die man sich erst später bewusst gemacht hat. Als Kid mit jeweils 8 und 14 Jahren (was die obigen Bsp. angeht) ist das nicht so mit sich bewusst machen von „Quatsch“, den man in dem Moment wohl so empfindet. Aber dann müssten wir alle Kinder an Schulen verdammen, was wir als Erwachsene hoffentlich nicht per se tun, wenn man die meist kurzen Abfolgen von Gemeinheiten in jedem Track Record des Einzelnen betrachtet. Man selbst checkt das unterstützende Lachen der Gruppe wie auch die eigenen Handlungen Jahre später erst.