Einer, der die Schule als Hort des Mobbings, der Killerausbildung und Brutstätte menschlicher Arschlöcher überzeichnet: unfassbar? . Und wenn man dafür ganz besonders empfänglich ist (nicht für die Geschichte, sondern die Erlebnisse an Schulen selbst so verarbeitet), wird man zu einem Killerkommando. So die Theorie. Muss nicht groß erzählen, was ich von diesen „Angeber-Geschichten“ halte, wie schlimm Schulen sind. Typisch für Menschen, die sich gerne in Extrema hineindenken und überzeichnen. Die Realität ist meistens viel langweiliger. Oder sagen wir menschlicher. Aber auf diese Art zu erzählen, wäre ja nicht drastisch und cool genug. Macker.
via Rivva
15.03.2009 um 14:37 Uhr
Überzeichnet, okay. Für viele scheinbar gut nachvollziehbar. Die Argumentation „wird man zum Killerkommando“ habe ich so nicht verstanden. Eher so wie die sog. „Killerspiele“. Sie machen keinen Amokläufer, aber können die vorhandene Neigungen verstärken.
Warum die harsche Kritik „Abgeber“, „Macker“ ? Das hat es die Tage ganz andere Artikel gegeben…
15.03.2009 um 14:50 Uhr
weil mir die Story so rüberkommt… es ist überzeichnet. Sich auf die zu fokussieren, die „von der Bahn geraten“ (mit welcher Ausprägung auch immer) wird den Kindern nicht gerecht.
15.03.2009 um 16:02 Uhr
Einspruch. Ich glaube nicht einen Moment, dass das Angebergeschichten sind. Dazu sind sie zu genau geschildert und decken sich tendenziell mit meinen Erinnerungen (der 70-er Jahre).
Richtig, auch früher gab es Schüler, die gehänselt wurden, Lehrer, denen man Streiche spielte. Die Klasse meines Vaters setzte (Ende der 30-er Jahre) einem ungeliebten Lehrer seine Todesanzeige in die Zeitung. Meine Klasse trieb einen sehr gutwilligen, aber in seinen Lehrmethoden leider hoffnungslos veralteten Lateinlehrer in die Verzweiflung. Ich selbst empfand mich lange als Außenseiter, wodurch ich allerdings viel über mich selbst, meine Wünsche und meine Stellung in der Gruppe gelernt habe.
Was es aber bei uns nicht gab, war psychische oder gar physische Gewalt in dem beschriebenen Ausmaß! Da spielen die gesellschaftlichen Entwicklungen eine große Rolle. Dass der immer mehr zunehmende Druck sich auch durch mehr Mobbing äußert, wer wollte das vernünftigerweise bezweifeln? Wie man seine Erlebnisse verarbeitet, und das schildert der Autor ja sehr präzise, hängt dann natürlich von vielen zusätzlichen Parametern ab. Glücklicherweise ticken die wenigsten aus.
Ein hervorragender Artikel mitsamt sehr erhellender Kommentare zu den Auswirkungen des Zeitgeistes auf die Schulen findet sich in der FAZ:
http://faz-community.faz.net/blogs/chaos/archive/2009/03/14/non-scholae-sed-solum-rei-oeconomicae-discimus_3F00_.aspx
Keiner steht allein, kein Schüler, kein Lehrer und nicht die Eltern, wir sind alle Teil eines Ganzen. Wenn es eine gibt, liegt dort die Lösung. Viele von uns können sich private Inseln schaffen, aber der generelle Zustand unserer Gesellschaft ist furchtbar geworden. Unser hyperökonomistisches Bewusstsein hat längst unser Sein vergiftet. Wir müssen endlich umdenken!
15.03.2009 um 16:07 Uhr
ich denke, dass unsere Fähigkeit der Anpassung und dem Umgehen mit Situationen immer schon den Menschen ausgezeichnet hat. Ob im Guten oder im Schlechten. So akzeptieren wir das Massakrieren von Menschen jeden Tag, was fern ist, liegt uns aber nicht nahe. So gesehen reichen mir einfache Erklärungen des seit Jahrhunderten „üblichen“ Mensch-Seins nicht aus, um sie bloß auf die Schulsituation zu beziehen. Wir lernen mit Menschen umzugehen, jeder auf seine Weise. Das, was angeblich früher nicht so gewalttätig war (phys. und psych.) sehe ich zB nicht so. Die „Gewalt“ war schon seit jeher da. Wir sehen sie nur Dank des Internets und des damit verbundenen Austauschs nur viel eher heute.
15.03.2009 um 17:13 Uhr
Jeder hat natürlich seinen eigenen Filter. Es geht mir auch wirklich nicht darum, die Schulzeit in den 70-ern zu verherrlichen. So toll fand ich meine nicht. Die Betonung lag auf dem Ausmaß an Gewalt: Es gab keine Erpressung auf dem Schulweg, keine Bedrohung mit Messern, es wurde nicht auf einen am Boden Liegenden brutal nachgetreten usw.
Die Gewalt als solche war immer da, in der Tat. Was heute das Internet zeigt, war damals „nur“ im Fernsehen. Kriege und Scheußlichkeiten „fernab“ gab es auch damals genug. Vietnam, Nahost, Archipel Gulag, Flugzeugentführungen, sind nur einige Stichworte, die mir gerade dazu einfallen. Übrigens waren die 70-er die Zeit des kältesten Krieges, der Erstarrung zwischen den Blöcken, Nuklear-Kriegsangst inklusive.
Ein Kommentator bei Graubrot weist darauf hin, dass es nur zwei Arten gesellschaftlicher Gewalt gebe, die nach innen und die nach außen, also Konkurrenzkampf/Mobbing innen oder Krieg/Verteidigung außen. Vielleicht hat der „Verlust“ von Feindbildern außen, z.B. dem Kommunismus, ja was mit den Zuständen innen zu tun? Es wäre eine Erklärung, aber eine, bei der mir auch nicht wohl ist. Ich will keine neuen Feindbilder.
Es ist auch nicht so, dass das Ferne uns nicht berührt, wir können nur nicht zuviel davon ertragen. Und blenden es daher aus. Das Nahe betrifft uns aber direkt, und da können wir auch wirklich etwas tun.
Wir müssen unsere Kollegen nicht runtermachen, weil es andere tun, wir müssen nicht ganze gesellschaftliche Gruppen in Biertischmanier zu selbstverschuldeten Losern erklären, wir können unserem Gegenüber den „benefit of the doubt“ geben, wir können fördern, versuchen zu verstehen usw. Wir müssen nicht jeden mögen und auch nicht denen, die Verständnis unberechtigterweise ausnutzen wollen, in die Hände spielen. Aber Respekt sollte schon sein!
Du schreibst, wie Du Deine Kinder immer und komme, was da wolle, beschützen möchtest, das ist genau die Haltung, die ich meine, und mit Sicherheit ist es bei Dir kein leeres Bekenntnis. Also warum so abwehrend?
15.03.2009 um 17:18 Uhr
abwehrend ist vielleicht das falsche Wort. Vielleicht kommt uns nur nicht der offene Gedanke, dass wir das so wollen und gar nicht wirklich ablehnen, eher logisch ablehnen, aber innerlich? Hm..
15.03.2009 um 17:43 Uhr
als vater von 5 söhnen kann ich das voll unterschreiben…wort für wort !
16.03.2009 um 19:12 Uhr
Als Schüler eines Gmynasium auch in der Schwäbischen Provinz kann ich die im Artikel genannten Alltagsszenen nur bestätigen. Bis auf die Skinheads sind in meiner Schulzeit auch ALLE beschriebenen Situationen vorgekommen. Leider geht aus dem Impressum nicht hervor, wer diesen Blog betreibt (örtlich). Würde er nicht sagen, dass er in den 90ern in der Schule war, würde ich denken er wäre in meiner Klasse gesessen (Ende 90er / Anfang 2k)
Nur sehe ich im Gegenteil zu ihm hierin keinen Grund für eine solche Tat.
18.03.2009 um 21:33 Uhr
Es gibt hier einige verschiedene Meinungen zu diesem Thema – und ganz objektiv gesehen – muss ich sagen haben sozusagen beide „Parteien“ nur in gewissen Punkten recht. Natürlich spielt es sich in manchen Schulen niemals so brutal ab wie es geschrieben steht oder wie es vor einigen Jahren war. Aber man muss zugeben, dass eine gewisse Vorsicht und eine gewisse Verbreitung solcher Nachrichten viele Eltern zum Denken anregt, die somit mehr Acht auf die Erziehung der Kinder geben und sich darum bemühen sich für ihre Kinder zu interessieren und nachzufragen wann sie sich wo aufhalten oder wie es in der Schule „zugeht“.
Also meiner Meinung nacht, gibt es nichts an den Medien und Berichten von Schulen auszusetzen, denn sie können eigentlich gar nicht Schaden, sondern eher helfen.
Besten Gruß,
P.P.