Komische Story, die uns The Next Web da auftischt: „Here’s how Samsung flew bloggers halfway around the world, then threatened to leave them there„.

In Kurzform: Zwei indische Tech-Blogger gewinnen bei Samsung Mob!lers India (erklär ich gleich) eine Reise zur IFA nach Berlin. Dort angekommen werden sie aufgefordert, sich in Samsung Klamotten zu schmeißen und irgendwelche Produkte auf dem Stand für Gäste (Presse?) zu präsentieren. Da denen das nicht passt, verweigern sie diesen Promotion-Dienst und Samsung zieht kurzerhand den Rückflugstecker. Sprich, die beiden stehen ohne Rückflugticket da. Nokia hilft den beiden aus der Patsche und fliegt die Jungs zurück.

Vornweg: Samsung ist böse gepudert, derart zu reagieren. Egal, was wirklich intern vorgefallen ist. Und stehen nun zurecht mit heruntergelassenen Hosen vor der Tech-Gemeinde da.

Was einem beim Lesen der Stoy auffällt: Es dürfte wohl auf beiden Seiten eine Reihe von Missverständnissen gegeben haben. Alleine schon, wenn man sich genauer anschaut, was eigentlich dieses ominöse Samsung Mob!lers ist.

Es gibt anscheinend national basierende Programme. Ein Ableger davon findet sich auch im deutschen Netz. Siehe hierzu die beiden Berichte anno 2009/2010:
Das Projekt „Mob!lers“ startet: Samsung will von den Nutzern lernen
Das Projekt: Das beste Konzept hat eine Chance auf Umsetzung

Es finden sich die typischen Elemente wieder: Samsung sucht Multiplikatoren mit Reichweite, bindet – in dem Fall – sie über den Hebel Crowdsourcing bei der Produktentwicklung ein, lässt darüber buzzen, auch auf Messen und Barcamps, alle sind irgendwie happy. Ob das Projekt in Deutschland Bestand hat oder ob es überhaupt jemals tatsächlich echten Eingang in die Produktentwicklung von Samsung hatte, mag bezweifelt werden. Es ist doch klar. Buzzing steht im Vordergrund, nicht etwa das Talent von externen Produktentwicklern :) Alles gut, das Spiel und die Spielregeln sind klar.

Insofern würde ich mal bei dem indischen Samsung Mob!lers Programm stark vermuten, dass die beiden Blogger etwas hehr und ahnungslos in die eigene Erwartungsfalle getappt sind, sich nicht wirklich Gedanken gemacht haben, bestimmte Aufforderungen im Vorfeld aber auch während der IFA zurechtgebogen haben. Vieles spricht dafür, dass man sich nicht verstanden hat im Vorfeld, siehe hierzu auch die erhellende Darstellung von einem anderen Blogger: In eigener Sache: Blogger und die Unabhängigkeit.

Und Samsung war zu dappisch, deren Sprache und Wünsche zu lesen und zu verstehen. Kultur? Es ist eine Frage der Kultur!

Ich selbst hatte mal mit Samsung Erfahrungen gesammelt, auch zur IFA. Das müsste zwei/drei Jahre her sein. Ich war eingeladen gewesen, mir den Stand anzuschauen und mit einigen Samsung-Leuten reden zu können. Wie soll ich sagen? Ich respektiere die Kultur von Samsung, die uns Deutschen fremd erscheinen mag. Ja, es sind verdammt freundliche aber hyperkonservative Menschen. Das merkst Du schnell an deren Gestik, Mimik und Sprache.

Das Urigste war ein „Interview“ (eher Monolog) in einer Winzkabine mit einem Chefdesigner, der für TV Geräte zuständig war. Er sprach hölzern und mächtig steif mit „ohne Mimik“ über Design. Auf Koreanisch. Während im Hintergrund ein PR Zuständiger zuvorkommendst und ergebendst respektvoll mit dem Designer sprach, ob er übersetzen dürfe. Ich kam mir wie einem Samurai-Film vor: Der Shogun spricht, alle buckeln. Und leicht ob dieser Show auf die Schippe genommen. Kultur hin, Kultur her, ein Chefdesigner, der nicht englisch kann, der existiert nicht bei einem Großkonzern. Auch sonst gab es Dinge, die mir fremd erschienen. Aber wie gesagt, respektiere fremde Kulturen ist das oberste Gebot. Was mich nicht davon abhielt, nicht darüber zu bloggen, weil es für mich nichts zu bloggen gab. Zu strange war mir der gesamte Auftritt und hielt mich davon ab, die Schreibfeder über Samsungs Auftritt zu schwingen.

Und vielleicht verstehe ich daher vage, dass den Bloggern genau das passiert ist: Zwei Kulturen trafen aufeinander, man kulturte einander vorbei. Endergebnis: Nokia ist der Big Winner, da sie die Weißen Ritter sind und den beiden Bloggern ein Rückflugticket geschenkt haben! Samsung steht dumm da:) Und wir Blogger lernen daraus? Lerne zu lesen, lerne Kulturen zu verstehen, lerne zwischen den Zeilen zu lesen. Nicht jede Einladung ist anzunehmen, nur weil sie toll erscheint.

Shit happens :)