Ist eine Weile her, dass ich in Blog-Teams zusammen an einem Blog geschrieben habe. Es handelte sich hierbei um das MEX Blog (ca. 4 aktive Autoren) und das Living in WoW Blog (ca. 10 aktive Autoren parallel, insgesamt an die 20 Autoren, die kamen und gingen). Einem Wirtschaftsblog und einem Spieleblog. Wie hatten wir das gelöst?

1. Hatten wir uns redaktionell abgestimmt?
Bei der Taktzahl, die wir an den Tag gelegt hatten (und die war immens hoch) gepaart mit der kreativen Diversität der kreativen, individuellen Schreibfedern, war das eigentlich nicht nötig. Wir haben es auch nie gemacht. Es gab auch nie ein Doppelposting, zumal jeder Autor seine eigene Art des Schreibens hatte.

2. Hatten wir Neulinge instruiert?
Im Grunde genommen ging es mehr um eine technische Instruktion, wie man Bilder einbaut, generell wie man WordPress bedient. Beim Living in WoW Blog hatten wir uns in einem eigenen Forum eine Schreibprobe geben lassen. Wenn es keine Einwände vom Team gab, wurde der Autor mit aufgenommen.

3. Gab es Vorgaben bei der Artikel-Frequenz?
Nein, denn es handelte sich um eine freiwillige Mitschreiberschaft. Fakt ist, dass die wenigsten Mitschreiber eine lange Schreibkurve hinlegen, die meisten kommen mit einer steilen Schreibkurve rein, die schnell abflacht und der Autor sieht, dass es nicht sein Ding ist, regelmäßig am Ball zu bleiben. Gerade bei Freiwilligkeit ist das Loslassen wichtig. Sprich, wenn der Autor einen gewissen, gefälligen Schreibstil hat, nimmt man ihn auf. Was danach ist, wird sich zeigen, was im Autor an Ausdauer steckt.

4. Befruchten sich die Autoren gegenseitig?
Oh ja, das ganz gewiss. Eine der wichtigsten Sachen überhaupt ist, dass die Autorenschaft untereinander an den Artikeln der anderen Gefallen und Inspiration findet. Das ist logischerweise gegeben, denn die Autoren waren früher Mitleser, die sich dann als Autoren melden. So simpel ist das. Es ist außerdem nicht so, dass sich alle Autoren untereinander kennen, wie auch, man sitzt ja nicht in einem Büro, sondern jeder an seinem PC irgendwo in Deutschland. Mann kennt sich über die Blog-Artikel, wenn man es so will. Das reicht völlig. Sprich, das Gemisch des Teams ist nicht wirklich eine mentale Herausforderung. Es geht ums Schreiben, dass alleine verbindet und schafft eine gemeinsame Klammer.

5. Teamplayer
Ein weiterer Aspekt ist hierbei ebenso wichtig: Mindestens einer, besser zwei oder drei Autoren sollten bestenfalls so empathisch befähigt sein, um Grundzüge von Teamverständnis aktiv zu zeigen. Das heißt was? Es kommen naturgemäß Vorschläge in Richtung internes Austauschforum zum Smalltalken, Aufnehmen neuer Autoren, zum Abstimmen technischer Neuerungen, die man einpflegen könnte. Oder nebst dem Teamforum kommen Vorschläge, wie man die Autoren auf einer Autorenseite würdigen kann (über die normale Teamseite hinaus, Bio und so ein Quatsch). Dazu gehörte auch das Begrüßen des neuen Autors, regelmäßig waren diese besonderen Teamplayer an vorderster Front dabei. Man ernennt niemanden zum Teamplayer, man wird zum Teamplayer.

6. Ideen
Es gab keinen Chief of Ideen. Jeder hatte die gleiche Stimme, Ideen zu formulieren, die besprochen, realisiert oder verworfen wurden. Es liegt ja auch sehr nahe, wenn – wie Ihr es schon an den o.g. Punkten gemerkt habt – man untereinander mit Respekt und Höflichkeit umgeht. In diesem Freiraum entwickelt sich Kreativität von ganz alleine, insofern das Blog stimmt, die Artikel untereinander aber auch den Lesern gefallen. Es ist dabei eine glückliche Fügung, wenn sich mindestens ein Geek findet, der auch technische Ideen umsetzen kann.

Im Großen und Ganzen gab es kein einziges „Geheimnis“, sondern lediglich der Spaß an der Schreibe, Mitmacher kommen von selbst dann dazu, freier Fluß bei der Autorenschaft aber auch bei der Schreibe selbst (kein redaktioneller Kontrollquatsch), Respekt untereinander, gemeinsam nicht allein.

Warum laufen die o.g. Blogs nicht mehr? Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei, kann man so sagen. Beim Spieleblog war es von Beginn an klar, dass die Lust am Spiel irgendwann endet, damit auch das Blog. Das Blog hielt ca. 2 Jahre mit einer famosen Burnertime durch, dann flachte es zusehends ab. Das Wirtschaftsblog hielt auch ca. 2 Jahre, bis der Verein dahinter das Projekt MEX beendete, damit auch das Blog.

Streitigkeiten und Abstimmungsprobleme hatten wir nie. Zumal ich kein Chief of Blog bin, der die Blogfuchtel schwingen will. Jeder muss für sich selbst wissen, warum er mitbloggt, woran er Spaß findet. Ich habe immer für mich gesagt, dass das Blog, dessen Inhalt, die Autoren und Leser überzeugen müssen, von sich aus und von inner heraus. Alles andere wäre aufgesetzt. Wozu den Menschen das vorschreiben, warum sie gefälligst mitbloggen sollen und wie?

Das kann sich natürlich ändern, wenn man sozusagen gezwungenermaßen mitschreibt. Bezahlte Bloggerei, Firmenblogs, Presseblogs. Wie es dort aussieht, wie man ein Blog-Team so befeuert, dass es von innen brennt, weiß ich nicht. Extrem anders ist das nicht, sollte es nicht sein. Aber es wird in der Regel viel enger gesteuert, kontrolliert, moderiert, hierarchisiert. Das halte ich für ausgesprochenen Unsinn. Als würde die Ausrichtung eines Blogs nicht schon genug Rahmen und Fokus setzen. Die besten Blogs sind die, die brennen, sichtbar. Wann brennen Blogs? Menschen entwickeln die besten Fähigkeiten, wenn sie von innen motiviert an die Sache herangehen und dabei externe Freiräume vorfinden. Diesen Menschen den Freiraum zu geben, mehr braucht es nicht. Diesen Menschen einen Andockpunkt zu geben, das Blog selbst nämlich, lockt diese Menschen an. Henne Ei Problem? Nicht wirklich. Der Erbauer des Blogs muss brennen, loslegen, überzeugen, mittels seinem Blog-Schaffen, und dann loslassen, wenn die anderen Burner ankommen und loslegen. Brennt der Erbauer nicht, fackelt das Blog schnell ab. Das ist schon alles.