Auf Basis des Blogbeitrags zum Santorini-Event kann man sich die Frage stellen, wieso man Blogger zu einer Reise einladen sollte? Es ist zudem ungewöhnlich, den bis dato sind touristische Events eher selten wenn nicht gar so gut wie unüblich. Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns den Einzelfall an.
Wer steckt hinter der Einladung von bis zu 10 Bloggern nach Santorini (und auch Mykonos, dort waren 3 Blogger anwesend)? Der Seitenbetreiber von Cycladia.com. Hierbei handelt es sich um Seite die sich wie folgt vorstellt:
Cycladia represent the most efficient online place for your vacations in Greece, a genuine and quality certified guide presenting the best of Greece to help you find the best places to visit in Greece. You are about to perceive the most authentic side of Hellenic Culture, Greek Islands, history, myths, traditions, best places to stay, undiscovered locations, travel tips, best restaurants and bars, local products, savors, secret destinations, best beaches, Greece’s authentic spirit and the most unexpected natural beauties for the most unique Greek holidays. Highly specialized to provide quality certified information on the desirable destinations in Greece, Cycladia takes you on a magical journey through all authentic places, locations, treasures and best kept secrets for the most positive Hellenic experience and the best of Greece.
Dementsprechend handelt es sich um eine typische, touristische Destinationsseite, die Informationen strukturiert und übersichtlich darzustellen versucht.
Was ist das Geschäftsmodell touristischer Informationsseiten? Üblicherweise handelt es sich um einen Mix aus Reisevermittlungen (Provision) über Mitgliedsbeiträge (selten) bis hin zu Werbung in jeglicher Form (Listing gegen Cash, Werbebanner,…). Und im Falle von Cycladia? Ich würde es als Instrument bezeichnen, das Kerngeschäft des Seitenbetreibers zu unterstützen. Hinter Cycladia steht eine Marketingagentur namens Mozaik aus Athen. Die Kundschaft von Mozaik rekrutiert sich auch aus der Hotellerie, kein Wunder, Griechenland… ne? Würden wir es mit einer klassischen Agentur vergleichen, liegen die wettbewerblichen Vorteile auf der Hand. Der Kunde bekommt die Chance, auf der Cycladia-Seite gelistet zu werden (SEO-Aspekte), aufgrund des Cycladia-eigenen Traffics und Aufbaus Zusatzbuchungen zu erhalten. Zudem ist die Cycladia-Seite eine Referenz für sich selbst, KnowHow auszustrahlen. Ein sehr moderner Ansatz für eine Agentur, bereits im Vorfeld mit fertigen Online-Möglichkeiten aufzuwarten. Endkunden quasi frei Haus mitzubringen. Einen ähnlichen Ansatz hatte ich bereits für die PR formuliert, die noch viel zu klassisch denkt.
Wie passen nun Blogger in dieses Modell? Seit dem Aufkommen der „Web 2.0“-Welt wurde und wird viel diskutiert, dass sich die Medienlandschaft verändert. Der stinknormale Mensch kann auf einmal zum Medium werden. Jeder kann und darf seine Stimme erheben, Meinungen produzieren, die Weltsicht mit beeinflussen. Nicht mehr alleine die Broadcasting-Inhaber aka TV, Radio, Print. Es blieb nicht aus, dass sich die Wirtschaft den Kopf macht, wie sie darauf reagieren soll. Dienstleister nutzen die Veränderungen, um abgeleitet auf Basis ihrer Erklärungswelt Kunden mit neuen Services zu beglücken, ihnen die sich verändernde Welt zu erklären. Blogger spielten hierbei eine sehr frühe Rolle in der Web 2.0-Welt. Heute hat sich die Sichtweise erweitert und ausgedehnt. Auf Social Networks. Auf „Social Media“ als Meme. Eine fast schon evolutionäre Entwicklung. Summa summarum führt das auf der Kundenseite zu Nachfrage, auf der Anbieterseite zu passenden Angeboten, klar. Mozaik greift insofern diese Entwicklung in Griechenland auf und münzt sie auf ihr touristisches Kundensegment um.
Blogger als frühe Speerspitze der sich verändernden Medienwelt einzuladen, eine Destination besuchen zu lassen, um dort verschiedene Hotels und touristische Locations begutachten zu können? Warum nicht! Es fördert einerseits die Webseite Cycladia in SEO-Hinsicht. Zum anderen fördert es den kundenseitigen Ruf von Mozaik, die „neue Welt verstanden zu haben„. Was durchaus je nach Kunde ein beachtliches Verhandlungsargument sein kann, sich vom Wettbewerb abzusetzen. Auch Hoteliers sind nicht ganz so doof und bekommen verstärkt mit, dass sich da etwas tut. Nicht mehr nur die Hotelbewertungsseiten sollen eine Online-Rolle spielen, sondern nun auch Facebook, Flickr, YouTube, Blogs, oh Gott, wie soll ich das noch schaffen? Eben;) Zudem gilt heute zunehmend: Agenturen müssen zwingend Digital-Too denken, SEO alleine reicht nicht mehr, SEM gehört langsam zum jungen Standard. Broschüren, Flyer und weiterer, klassischer Yadda-Yadda unterscheiden Agenturen nicht mehr im Wettbewerb. Eigentlich ein altes Ding: Mit der Zeit gehen oder untergehen.
Sprich, Blogger für ein touristische Event zu gewinnen, bringt primär der Agentur etwas? Ja, es kann eine sehr geschickte Maßnahme sein, das eigene Geschäft zu unterstützen. Immerhin darf man nicht vergessen, dass Cycladia/Mozaik viel gelernt haben. Im Gespräch mit uns, auch über Fachliches, Verbesserungswürdiges. Wenn eines im Geschäft klar sein dürfte, dann ist es Wissen um bestimmte Wirkzusammenhänge als größter Vorteil im Wettbewerb. Was bringt etwas, was bringt etwas nicht? Das findet man über Versuch und Irrtum heraus. Wissen eignet man sich nicht theoretisch an, sondern indem man es praktisch erfährt. Hätte Mozaic einen Berater einladen sollen, um sich die Vorteile erklären zu lassen, Wissen anzueignen? Hätte es, aber es wäre nochmals ein Kostenblock gewesen, mit sehr theoretischen, zugleich zweifelhaften Nutzen.
Fassen wir zusammen: In der Konstellation „Agentur + Destinationsseite“ kann man Blogger zu einem Reise-Event einladen. Der Hauptnutzen ist wo zu sehen? Es kann geschäftsunterstützend wirken, bei der Akquise aber auch Bindung bestehender Kunden. Wenn es beim Pitchen den Ausschlag gibt (bei den Kunden, die Wert auf Know How im Bereich SEM legen), hat sich das Event unmittelbar monetär verrechnet gelohnt. Ich finde, Mozaik ist eine äußerst smarte Agentur. Sowas mag ich und schätze ich sehr.
Wie schaut es nun mit dem Zusammenhang Blogger-Reise-Hotel im direkten Wirkzusammenhang aus? Abseits vom Agenturgeschäft? Würde ein Hotelier Blogger einladen? Abseits etablierter Wege, Kunden zu akquirieren? Ich habe nicht umsonst den Einzelfall oben detailiert geschildert. Es kommt eben darauf an. So besch… die Antwort auch ist, sie ist seriöser als zu sagen „nein“ oder „ja“. Das eine Hotel ist glücklich mit Garantieverträgen über die großen Reiseveranstalter, das andere Hotel ist mit seiner SEO-Präsenz happy, braucht Reiseveranstalter nicht, und und und. Manche Hoteliers fahren voll auf Facebook ab, veranstalten und laden via Facebook ein, um das Hotel bekannt zu machen, andere Hoteliers nutzen eigene Blogs, sparen sich einen Haufen Kohle für SEO-Agenturen (es gab/gibt Beispiele kleinster Hotels/Ferienwohnungen, die eine markant höhere Auslastung als die lokale Konkurrenz verzeichneten, mit sparsamen Inhalte-Blogs und zu geringsten Blog-Kosten). Hoteliers lassen sich von Luxusanbietern im Katalog aufnehmen, andere Hoteliers wiederum leben rein von Mundpropaganda ganz ohne Print/Online-Kram. Egal was man macht, es muss konsequent gut sein. So gesehen, wenn ein Hotelier unbedingt nur mit Bloggern buzzen will, wird das ohne Weiteres laufen. Auch bezahlbar. Ob der Blogger nun Sonderrabatte bekommt, spezielle Extras, what ever. Eine gewisse Auslastungsquote hat das Hotel immer. Was macht es mit den ungenutzten Slots? Würde der Hotelier auch die Reise sponsorn? Möglicherweise ist das nicht mal nötig. Wenn der Blogger eh zu der Destination wollte. Viele Parameter, keine Antwort ohne schlüssige Einzelfallbetrachtung möglich.
20.06.2011 um 14:09 Uhr
Ich denke wir stehen kurz vor der Professionalisierung des „Bloggers“.
Im Sinne von Werbung und Kundengewinnung, PR und Internet-Sichtbarkeit sind Blogger ein relevantes Werkzeug geworden. Am Ende des Entwicklungsprozesses steht der Ersatz des Begriffes Blogger (lt. Wiki: den Verfasser von Beiträgen in einem Blog (Weblog)) hin zu „Werbemultiplikatoren in der Online-Welt“.
Aber noch ist es ein weiter Weg.
21.06.2011 um 11:09 Uhr
Aus Sicht einzelner Blogger ist diese Entwicklung sicherlich begrüßenswert – was es für die Reisebranche tatsächlich bringt, ist für mich derzeit noch fraglich. Das wird wohl erst die Zukunft zeigen.
Silkes Bildern nach zu schließen scheint der Aufenthalts jedenfalls sehr schön gewesen zu sein.
21.06.2011 um 11:18 Uhr
ich habe Dir unten einige sehr simple Ideen mitgegeben. Je nach zu betrachtenden Faktor, den die HoGas optimieren, kann man Blogger-Einladungen berücksichtigen.
21.06.2011 um 13:23 Uhr
Als Bloggerin und Beraterin für die Tourismusbranche stehe ich Blogger Relations und auch Blogger Reisen im Tourismus natürlich offen und wohlwollend gegenüber.
Dennoch bin ich ein wenig entgeistert, wie wenig diese Reise sich digital niedergeschlagen hat. Mit 5 der beteiligten Bloggern bin ich auf Facebook befreundet. Dennoch habe ich kein einziges Bild oder Eindruck zufällig mitbekommen. Ich musste schon auf die Blogs gehen – wo auch sehr wenig zu sehen war. Und auf der Seite dieser Agentur fand ich bislang nur einen Beitrag.
Du argumentierst, dass die Agentur einen Imagevorteil hat und viel von Euch lernte. Letzteres kann ich natürlich nicht beurteilen.
Bei meinem letzten Workshop mit Hoteliers habe ich in die Runde gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, Blogger einzuladen. 2 von 20 vertretenen Häusern konnten es. Wären das meine Kunden würde ich an die Blogger genaue Bedingungen stellen. Wir wissen ja, ein Journalist lebt von seinen Texten, ein Blogger aber nicht.
Das macht absolut einen Unterschied aus. Übrigens, die Hoteliers waren auch auf Journalisten nicht sonderlich scharf!
Holland hat im Jahr 2006 bekannte US-Blogger auf eine Amsterdam-Reise eingeladen. Da waren Kalieber wie Heather Armstrong (dooce) und Perez Hilton dabei. Diese Blogger veröffentlichten wesentlich mehr Beiträge und Fotos, von den Reichweiten ganz zu schweigen.
Siehe auch:
http://fastenyourseatbelts.at/2007/05/bloggers_in_ams.html
http://fastenyourseatbelts.at/2007/05/when_bloggers_b.html
Wiederholt wurde das Experiment zwar nicht, und Fehler wurden natürlich gemacht. Aber insgesamt fand ich es überzeugender.
21.06.2011 um 14:07 Uhr
ist schwierig, Dein Netzwerk -Matching mit dem Netzwerk der eingeladenen Blogger als Beurteilungsmaßstab zu wählen. Wie dem auch sei, Du bevorzugst ganz offensichtlich Reichweite maximal zu niedrigsten Kosten. Dann bleibt für Deinen Bewertungsmaßstab letztlich nur und ausschließlich der Weg in Reisemagazine wie ADAC und dergleichen Publikationen, die ebenso über gefühlt maximale Reichweite verfügen. Alle anderen Denkalternativen schließen sich diesem Denkmuster zufolge aus.
21.06.2011 um 14:26 Uhr
Die „Denkalternativen“, die du gebracht hast, finde ich nicht überzeugend. Nein!
21.06.2011 um 14:27 Uhr
np, ich wiederhole zwecks Verständnis in meinen Worten Deine Wertung, um sicher zu gehen, dass ich Deine Denke verstanden habe. Was ja nicht unwichtig ist ;)
21.06.2011 um 14:43 Uhr
@Karin:
Hm, das Problem war, dass nur einer von uns mobil online war, Contentproduktion on thy fly war also eher schwierig. Auch in den kruzen Ruhephasen im Hotel war nicht sooo viel machbar. (Nicht jeder ist so diszipliniert wie ich und steht um 8 auf wenn es erst um 12 losgeht und arbeitet noch was weg ;) ) Meine Picplz-Fotos gingen dann in den ersten Tagen immer batchweise via FB so alle 2 Tage online so dass ich das irgendwann gelassen habe um meine ’normalen‘ Kontakte nicht zu nerven. Reines Fotosharing, Facebook und Twitter waren kein explizites Thema – Blogs waren es. Drum ist der Content auch dort. Teilweise Dutzende von Fotos (wir hatten ne Fotobloggerin dabei ;) Und manchmal verkettet sich halt so mancher Frühjahrstermin derart, dass man nach 5 Tagen in Griechenland erst mal wieder ‚auf die Straße‘ muss, das hat bei einigen die Bloggerei verzögert. Bei anderen die Krankheit (wahrscheinlich Heimweh nach Griechenland ;)) Aber inzwischen ist schon eine ganze Reihe online.
welchen Stream hast du denn durchgesehen? „Recent“ oder nur News? In beiden gibt es ja auch gute Gründe, was zu übersehen ;)
21.06.2011 um 14:50 Uhr
Ich denke zum einen geht es nicht nur um die direkten Kontakte sondern auch um den langfristigen Effekt für die SEO Gedanken. Zumal gerade Internet Marketing nichts ist, was man wie eine einmalige Print-Anzeige sofort beim ersten Kontakt Reichweiten stark platzieren muss.
Allerdings, ich gebe zu – ich hätte auch anders und mehr „live“ berichtet. Dafür habe ich u.a. eine Internet-Flat für Europa. Das ist immer wieder wichtig. [@Robert Das ist auch was ich meinte mit „Ausrüstung“…zu Deinem Thema mit dem „Presse-Events“ für „Blogger“ vorbereiten..]
@Karin – Ich hab schon überlegt ob ich Dich bei xing anschreiben soll. Gerade Österreich-Tourismus lässt sich gut mit meinem Lieblingsfeld „Auto“ vereinbaren. Wenn Du eine Idee hast, ich bin offen. Im September gibt es einen NISSAN Fahrbericht auf einem der Blogs, hierzu verknüpfe ich gerne einen Deiner Kunden mit einer Story.
22.06.2011 um 07:57 Uhr
Björn, xing me ;-)
@Oliver: Ich beziehe mich gar nicht nur auf FB, sondern auch auf die Blogs selbst. Du hast Recht … mittlerweile bewegt sich ja was :-)
22.06.2011 um 12:19 Uhr
Mein neues Fotoblog war auf so etwas noch gar nicht eingerichtet. Ich habe erst gestern eine Seite eingerichtet, damit das Event und zukünftige Events in der Flut der Bilder nicht ganz verloren gehen. Google reagiert übrigens schon auf den Inhalt, aber ein neues Blog ist ein neues Blog. Googlejuice braucht seine Zeit. Auf Cycladia sind zwei Beiträge, einer von mir und einer von cycladia. Ein zweiter von mir ist in der Pipeline und ein oder zwei werde ich noch schreiben. Es gab selbstverständlich eine Absprache, wer würde Blogger einladen und dann nur hoffen, dass diese auch bloggen.
Ich habe meine Zweifel, dass Blogbeiträge Ende Mai für die laufende Saison einen spürbaren Unterschied ausmachen. Die Effekte wird man längerfristig sehen müssen und das ganze Thema muss sich auch erst noch etablieren. Als Robert und ich das Thema 2004 einmal in einem Vortag aufgriffen, war es für unser Publikum noch unvorstellbar. So gesehen ist es interessant, dass es so lange gebraucht hat, bis das überhaupt einmal passiert ist.