1. Teil: Wo kommen neue Blog-Leser her, Quelle: Google

Nachdem wir die Besucher-Quelle Google beleuchtet haben, kommen wir zur Quelle 2: Facebook und Twitter.

Im Artikel „Modern Blogging“ bin ich im Sommer 2010 auf die zunehmende Bedeutung von beiden Plattformen ausführlicher eingegangen. Viel wichtiger ist dabei das Verständnis der Informationsströme. Die habe ich im Artikel „Alles fließt: Inhalteverteilung im deutschen Netz“ kurz erklärt. Das Verteilen von Informationen bedeutet nichts anderes als den Zulauf neuer Besucher. Vor 10 Jahren waren Suchmaschinen, Mail und Foren maßgeblich dafür verantwortlich, dass neue Besucher auf Deine Seite kommen. Heute hat sich das Bild gewandelt. Immer noch sind Suchmaschinen, Foren und Mail wichtig. Foren gerade in Deutschland. Doch mit Facebook (+17 Mio User in D) und Twitter (ca. 0,5 Mio aktive Nutzer in D) sind zwei neue Spieler aufgetaucht, die wesentlich an der Informationsverteilung im Netz mitwirken. Das merken allen voran Zeitungen und Shops, die sich seit jeher mit Besucherströmen befassen müssen. So berichten Zeitungen davon, dass ein zunehmender Besucherstrom über Facebook und Twitter kommt. Nicht mehr nur über Google wie früher. Auch Shops, die auf FB setzen, melden gute Ergebnisse. Blogs sollten keine Ausnahme darstellen.

Um es aus Sicht des Blogs zu sagen: Wer auf Twitter und Facebook keine Rolle spielt, dem entgehen zwei gute Chancen, neue Besucherquellen aufzustoßen.

Welche Maßnahmen stehen zur Verfügung? Sie liegen auf der Hand, aber die Bedeutung ist nicht so offensichtlich. Erst die simplen, bekannten Maßnahmen, dann die Bedeutung.

1. Twitter/FB Button
Damit der Besucher es so bequem wie nur irgend möglich hat, sollte ein entsprechender Button/Link eingebaut sein. Interessanterweise mag das banal erscheinen, aber dennoch nutzen viele Blogs diese Möglichkeit nicht. Aus welchen Gründen auch immer. Klar kann der Besucher den Link kopieren und manuell auf FB/Twitter setzen, das bleibt unbenommen.

2. Selbst verweisen
Auch diese Maßnahme ist simpel. Ich selbst verweise in Twitter und Facebook auf meine neuen Blogartikel. Angepasst, ich übernehme nicht 1:1 die Überschrift meines Blogartikels. Auf Twitter setze ich hin und wieder ein Hashtag. Auf Facebook versuche ich dem Leser eine Idee zu geben, warum der Artikel interessant sein könnte. Und verlasse mich nicht auf den von FB erzeugten Teaser-Text.

In Zahlen? Ihr könnt das gerne überspringen, ich resümiere anschließend, was ich im Folgenden ableite. Summa summarum komme ich damit – mit dem Buttons auf dem Blog und den Verweisen auf Twitter/FB – in manchen Wochen auf einen Besucheranteil je nach Thema von rund 30%-40% vom gesamten Besucherstrom.

Facebook hängt dabei Twitter immer mehr ab. Obwohl ich auf Facebook knapp unter 2.000 Buddies habe, auf Twitter knapp unter 10.000 Follower. Facebook hat es verstanden, das Engagement der Nutzer und die Haltbarkeit von neuen Nachrichten so zu verbessern, dass man mit Weniger ein Mehr herausholt. Wie sich die Likes und Shares über Facebook auf mein Blog auswirken, habe ich in einem eigenen Artikel ausgewiesen (März 2011). Heißt? Ihr könnt es mittels Facebook Insights messen. Bei mir waren es laut Report rund 220 FB-Verweise in 30 Tagen. Verweise, die auf meine Blog-Artikel verlinken. Angeblich wurden die Blog-Verweise rund 190.000x insgesamt auf Facebook in den jeweiligen Timelines der User innerhalb von 30 Tagen eingeblendet (was nicht heißt „wahrgenommen“). Gegenüber rund 20k-40k Seitenaufrufen pro Monat, die mein Blog generiert, ist das ein deutliches Signal, dass die Frage der externen Wahrnehmungspotentiale in doppelter Hinsicht eine große Rolle spielt und nicht bloß eine Frage ist, wie viele FB-User auf mein Blog rutschen. Ich komme gleich darauf zurück. Die Wahrnehmungsquote beträgt rund 3%. Wahrnehmungsquote? Wer nimmt den FB Verweis wahr und besucht anschließend mein Blog. Doch diese Art von Wahrnehmungsquote ist nicht allein entscheidend. Kurz festhalten, den Gedanken. Schnell noch Twitter.

Über Twitter habe ich in den letzten drei Monaten laut Backtype ca. 4.000 Blog-Erwähnungen verzeichnet (=Links auf meine Artikel). Zu wie vielen Einblendungen = Anzeigen in der Timeline der Follower (meinen und der Follower der anderen, die über meine Artikel getwittert haben) das geführt hat („Reach“) kann ich nicht sagen. Das spuckt mir Backtype nicht mehr aus (früher schon). Bei einer angenommen, durchschnittlichen Followerzahl von 150 (keine Quelle auf die Schnelle, sucht selbst nach den Twitter-Studien) ergäbe das rund 600.000 Einblendungen (auch hier, nicht = „wahrgenommen“). Twitter ist mittlerweile zwischen 10%-20% des gesamten Traffic verantwortlich. Bei 20k-40k Seitenaufrufen pro Monat und bei 600.000 angenommenen Twitter-Einblendungen in 3 Monaten liegt die Wahrnehmungsquote eines „Backtweets“ (=Tweet mit Link zu meinem Blog) bei 2%. 2% hört sich mau an? Im Gegenteil. Erneut muss man feststellen, dass die Wahrnehmungspotentiale eine sehr große Rolle spielen.

Die Bedeutung der Wahrnehmung auf Twitter/Facebook
Die Wahrnehmung auf Twitter und Facebook würde ich nicht lediglich darin messen und beurteilen, wie viele Besucher auf Dein Blog gehen. Das habe ich oben an den Zahlen gezeigt. 200.000 Twitter-Einblendungen und 190.000 Facebook-Einblendungen pro Monat = fast 400.000 Einblendungen gesamt. Mein Traffic auf dem Blog? Im Schnitt 30.000 Seitenaufrufe. Was sich zunächst nach einer mageren Ausbeute anhört, ist das Gegenteil davon.

Viel entscheidender ist langfristig gesehen eine Sache, die wenige bedenken. In der Wirtschaft spricht man von „Markenbildung“. Eine Marke ist eine Art von Vertrauensgütesiegel. Man ist eher geneigt, die Marke zu erwerben. Weil man die Marke irgendwie kennt. Exakt der gleiche Mechanismus spielt sich auf Facebook und Twitter ab. Die 400.000 Einblendungen in 30 Tagen tragen zur Markenbildung eines Blogs bei. Marke ist vor allen Dingen eine Frage der Kontinuität und damit der Zeit. Wem es gelingt, immer wieder in kleinsten bis zu größer werdenden Kreisen innerhalb dieser „Social Media“-Welt Erwähnung zu finden, der wird bekannter. Was bedeutet das konkret?

Die Stammleser (=wiederkehrende Leser) und sporadischen Leser werden regelmäßig an Dein Blog erinnert. Das trägt zum Sharing/Liking auf Twitter/Facebook bei. Und selbst Einmalbesucher helfen Dir bei einem Share/Like mit, dass Dein Blog Kilometer um Kilometer über die lange Sicht hinweg zu einer vertrauten Marke wird. Nicht auf Deinem Blog, sondern in der Welt von Twitter/FB. Man kann daraus abgeleitet sogar einen vierten Typus identifizieren: Den Nicht-Leser. Es gibt tatsächlich Facebook- und Twitter-User, die Deinen Artikel nie gesehen haben, aufgrund der Sharing-Kultur dennoch Deine Artikel weiterempfehlen. Das passiert umso wahrscheinlicher, je vertrauenswürdiger Dein Blog erscheint, anders gesagt, je häufiger es vor die Flinte des Nicht-Lesers kommt. Er/Sie wird blind Dein Blog auf Twitter/FB empfehlen. All die vielen Einblendungen spielen eine zentrale Rolle. Sie führen nicht gleich zu Lesern, die über Dein Blog rutschen. Sie tragen dazu bei, dass Dein Blog da draußen – weit außerhalb Deines Blogs – Leser fischt. Die Afffinität, Dein Blog und frische Inhalte wahrzunehmen, steigt mit der Zeit. Ohne, dass sich unbedingt etwas an den wiederkehrenden Besucherzahlen etwas ändert. Du gewinnst an sporadischen und einmaligen Besuchern.

Stetiger Besucherstrom versus unsteten Besucherstrom
So erklärt es sich auch, dass Dein Blog mit der Zeit immer häufiger Spitzen im Trafficverlauf verzeichnen wird. Diese Ausschläge werden höher und regelmäßiger. Das ist das Ergebnis Deiner Basisarbeit in der ominösen „Social Media“-Welt. Obgleich Dein Grundrauschen an Besucherströmen nur sehr langsam steigt, wenn Du nix schreibst und Dein Tagestraffic das normale Niveau annimmt. Bei mir ist das recht gut zu beobachten: Schreibe ich wenig, kaum was Interessantes für das Twitter/FB-Volk, bewegt sich mein Grundrauschen um die 500 Seitenaufrufe am Tag. Kaum lege ich los, verteile den Inhalt auf Twitter/Facebook, verdreifacht sich der Traffic. Heute. Vor einem Jahr betrugen die Ausschläge gerade mal das Doppelte.

Der unzuverlässige Leser
Zunehmend berichten Blogger von eben diesem Effekt: Man hat Traffic-Ausschläge. Wen wundert es? Zunehmend mehr User lassen sich mit Inhalten beliefern. Auf FB und Twitter. Zu der Sorte mutiere ich langsam auch. RSS? War mal. Wenn was Spannendes sein sollte, werde ich es schon sehen. So lese ich meine Lieblingsblogs sozusagen via FB/Twitter. Nicht mehr per RSS regelmäßig. Ich bin dann zwar gewissermaßer ein treuer Stammleser, aber anders denn vor 5 Jahren. Früher habe ich über RSS entschieden, ob ich ein Blog lese. Heute lasse ich quasi andere entscheiden. Das ist neu, definitv.

Google-Effekt
Es hat auch einen weiteren Vorteil: Die Besucherquelle Google wird gepimpt. Google achtet zunehmend darauf, ob Dein Blog in der Twitter/FB-Welt Resonanz findet. Und wird mit der Zeit Deine Inhalte besser positionieren. So hast Du einen weiteren, positiven Effekt erreicht. Nämlich die Google-Quelle besser bedient.

Facebook-Pages
Damit dürfte es ein Leichtes sein, mit dem, was wir oben erfahren haben, warum ein Blogger eine Facebook-Seite einrichten sollte. Für sein Blog. Ob er nun eine thematische Seite (Beispiel: „Über Linux“) oder eine Blog-Page einrichtet, die das Blog ins Zentrum stellt. Wichtig ist nur, dass sich auf diesen Pages das Blog wiederfindet, regelmäßige (!) Erwähnung und Resonanz erfährt. Ich persönlich würde es bevorzugen, eine thematische Page aufzuziehen, die eins Deiner Blogthemen in den Vordergrund stellt. Es erhöht auf FB die strategischen Möglichkeiten, als Person und als Seiteninhaber zu agieren. Mischthemen kommen auf die persönliche Seite, Themenschwerpunkt X auf die Page.

Soweit der zweite Teil. Auch hier gilt, dass es kein hoppla-hop Ding ist. Wer keine Geduld hat und keinen Bock auf langsame Ergebnisse, lässt es eben sein mit Twitter/FB. Kommen wir dann zur dritten Besucherquelle. Im nächsten Artikel.