Auf TwitterSmash bin ich auf folgenden Artikel gestoßen: „Entwickelt sich Twitter noch weiter?„. Der Autor fragt sich: „Während Facebook ein Feature nach dem anderen auf seine Mitglieder los lässt, scheint Twitter auf der Stelle zu treten und immer noch nach einer Unternehmensstrategie zu suchen„.
Das würde ich gerne aufgreifen. Was könnte Twitter primär tun, um Kunden zu binden, um die Kundenaktivität zu verbreitern und zu erhöhen, um neue Kunden zu gewinnen? Lasst uns einfach spinnen.
Im Zentrum des bisherigen Twitter-Produkts steht zweifellos das Generieren von Kurznachrichten jeglicher Art, das aber nur ein Bruchteil regelmäßig nutzt. Glaubt man der Yahoo-Studie, so sind unter 1% der User für Tweets verantwortlich, ein Großteil lauscht und retweetet Tweets. Und unmittelbar damit ist die Möglichkeit des asynchronen Zuhörens (keine beidseitige Bestätigung notwendig) verbunden. Das geniale Follower-Prinzip. Der individuelle Informationsstrom eines Users ergibt sich aus der Zusammenstellung der anderen Twitter-User. Und auch als Ergebnis der Weiterleitung von Kurznachrichten (manuelles „Retweeten“). Halten wir nochmals fest: Nur die wenigsten User sind aktiv, feuern dabei regelmäßig Kurznachrichten heraus. Die meisten lehnen sich zurück und lauschen dem Informationsstrom.
Das Produktpaket hat bisher gereicht, dass Twitter zu einer der populärsten Plattformen im Netz geworden ist, weltweit. Was also sollte Twitter überhaupt tun, ohne Gefahr zu laufen, den exzellenten Informationsfluss zum Stocken zu bringen?
Wir können an zwei Punkten ansetzen:
1. Am Informationsfluss selbst und wie man diesen zusätzlich paketieren kann.
2. Am Menschen selbst und wie man dessen Ausdruckszwang besser abbildet.
Zum 1. Punkt „Informationsfluss-Paketierung“
Der Informationsfluss ist bisher ein Ergebnis aus der individuellen Zusammenstellung von Twitter-Usern, eben dem Following. Zusätzlich bietet Twitter die individuelle Zusammenstellung von Listen an. Listen sind Gruppierungen von Twitter-Usern. Und lassen deren Tweets ungeachtet des Inhalts in die Liste einlaufen. Genau das ist der Knackpunkt. Möchte ich ein vollwertiges und kein „verschmutztes“ Informationspaket zum Bereich „Automobil“ haben, kann ich das nur dann lösen, wenn die Twitter-User aus dieser Liste nur und ausschließlich Autoinhalte generieren würden. Da ich als Twitter-User und Inhaber der Liste „Automobil“ darauf keinen Einfluss habe, droht eine Verschmutzung des Inhalts. Oder anders gesagt, es laufen Tweets auf, die nichts mit Automobil zu tun haben. Private Kurznachrichten, Standortmeldungen, Meinungsbekundungen zum aktuellen Tagesgeschehen. Lösung?
Twitter müsste die Möglichkeit schaffen, echte Gruppen zu schaffen, deren Inhalte nur dort generiert und auch angezeigt werden. Wir können das durchaus mit Facebook Pages und Groups vergleichen.
Warum sind vollwertige Gruppierungen von Informationen wichtig? Es erleichtert einerseits das Bilden von Interessensgruppen auf menschlicher Ebene. Ein ungemein wichtiger Aspekt, was die Vernetzungsmöglichkeiten angeht. Andererseits schafft es Möglichkeiten, Informationsbereiche besser zu filtern. Das Filtern von Informationspaketen auf Twitter ist bis dato nur eingeschränkt möglich. Über die Suche nach Stichwörtern, über die Schaffung von Listen, über das Followen selbst. Und drittens? Menschen suchen sich gerne Gruppen, denen sie sich anschließen können. Um einerseits sozialen Anschluss aber auch Sicherheit zu erlangen.
Was Twitter im Rahmen einer erweiterten Informationspaketierung noch tun kann? Wir kennen nicht nur den Informationstyp „Text“. Wir kennen auch den Informationstyp „Foto“ und „Video“. Wir könnten ebenso „Text“ in „Text ohne…“ und „Text mit Link“ unterteilen. Es wäre durchaus vorstellbar, dass jeder User zusätzliche Timelines bekommt. Die seine Tweets nach „Text/links“, „Bilder“, „Videos“ unterteilen. Nebst dem Gesamtstrang. So ist das Wühlen in Fotogallerien eine der beliebtesten Tätigkeiten in allen Netzwerken weltweit.
Zum Punkt „2. Am Menschen selbst und wie man dessen Ausdruckszwang besser abbildet“
„Ausdruckszwang“? Wir können es auch englisch mit dem geläufigen Begriff „Self Expression“ bezeichnen. Wir beobachten das allerorten im Netz. Allen voran auf Social Networks. Erst als der Mensch als Person in den digitalen Mittelpunkt gestellt wurde, entstand der Siegeszug der Social Networks. Weil Social Networks genau diesem Ausdruckszwang eine Möglichkeit gegeben hatten. Sich digital als Person darzustellen und sich mit anderen Personen explizit zu verbinden.
Nun bezeichnen manche Twitter nicht umsonst eben nicht als „Social Network“. Es sei eben mehr ein Kurznachrichtendienst, das nicht den Mensch, sondern seine Informationen in den Mittelpunkt stellt. Das berücksichtigt jedoch die Interessen der Menschen nicht, die so gut wie nie Tweets produzieren. Sie belassen es bei der Zusammenstellen von Informationen über die Tätigkeit des „Folgens“. Könnte man diesem Usertypus mehr Möglichkeiten geben, interessante Personen zu finden, denen man auch folgen könnte? Könnte man diesem Usertypus eine Möglichkeit geben, sich selbst besser als Person auszudrücken, ohne Tweets zu verfassen? Bloß und alleine dem Ausdruckszwang gerecht zu werden? Warum nicht? Das Schaffen eines Profils, das ähnlich wie Facebook oder Xing funktioniert, wäre durchaus denkbar.
Was können wir heute auf Twitter mit dem Profil machen? Bild, Homepagelink, Backgroundbild, Lokation, Kurzbeschreibung. Das wars schon. Mehr Bilder, mehr Links, auch das Hinzufügen von Interessensgebieten? Fehlanzeige! Twitter kann bis heute anhand der Datenfelder nicht wirklich die Interessensgebiete auslesen und dementsprechend dem User nur sehr eingeschränkt helfen, Informationen im riesigen Datenstrom zu finden. Auch hilft Twitter nicht wirklich mit, dass sich User nach anderen Menschen umschauen können. Das Profil eines anderen User ist denkbar knapp gehalten. Sind kaum Tweets vorhanden, wird es richtig schwer. Der Mangel an Ausdrucksmöglichkeiten außerhalb dem Erstellen von Tweets fördert nicht gerade die Vernetzung.
Ja, dat wars schon. Soweit meine Gedanken zu einem Twitter+
04.04.2011 um 12:10 Uhr
Ich weiß nicht, mir gefällt an Twitter, dass es eben nicht mit allen möglichen Informationen über mich gespickt ist. Die Feature-Armut von Twitter macht einen großen Teil des Reizes von Twitter aus.
04.04.2011 um 15:22 Uhr
Moin!
Wie ich auch schon im Orginalartikel geschrieben habe …
Gerade die Einfachheit ist ein großer Vorteil von Twitter.
Was ich mir durchaus vorstellen kann ist auch bei Twitter eine „PRO“-Version, die eben für diese 5% Contentlieferanten interessant wäre. Bessere Selbstdarstellung – andere Limits – weiter Tools von Twitter – View- und Klickstatistik etc.
Aber 95% sind jetzt schon von der neuen Oberfläche fast überfordert.
Liebe Grüße und viel Spaß bei Twitter
DocGoy
04.04.2011 um 15:30 Uhr
yep, guter Gedanke, zu individualisieren
04.04.2011 um 16:00 Uhr
Ich fand Facebook reichlich unübersichtlich und kompliziert. Aus Datenschutzgründen nutze ich es generell nicht mehr. Twitter dagegen ist mir, dank seiner Einfachheit, wesentlich lieber. Die Funktionen, die Twitter derzeit bietet finde ich völlig ausreichend.
05.04.2011 um 13:34 Uhr
… ach ja … und die Twitter-Suchfunktion verbessern …
OH! Gerade geschehen – die haben wohl meine Gedanken gelesen…
Wer hat´s erfunden?
06.04.2011 um 14:02 Uhr
Wer ein erweitertes Profil, Fotos und Gruppen bei Twitter haben will, hat eine einfache Möglichkeit, dies zu bekommen: Die Seite schließen und Facebook aufrufen. Alles anderes ist Quatsch.
06.04.2011 um 14:03 Uhr
eine höchst pragmatische Lösung :))