ich bin seit dem 09.03.07 bei Twitter angemeldet und habe dennoch nicht das Gefühl, irgendwas innerlich feiern zu müssen. Es mag strange klingen, dass man die Nutzung eines Kommunikationswerkzeugs feiert, aber beim Bloggen war das immer so. Neben dem, dass ich es hin und wieder auch verflucht habe. Auf jeden Fall war ich mit dem Blog immer mental eins.
Woran liegt das? Wir hatten uns gestern auf Twitter darüber unterhalten, ob es einen gefühlten Unterschied gibt. Betrachte ich es von meiner Warte, so kann ich feststellen, dass mich ein persönliches Treffen mit Bloggern (die ich regelmäßig lese) mehr anturnt als ein Twitter-User. Ich könnte zahlreiche Beispiele nennen, wo ich das Gefühl hatte, den Blogger als Person schon lange zu kennen, wie eine Art magischer Moment. Man sieht jemanden zum ersten Mal und kennt ihn schon. Wobei das Kennen natürlich nicht dem enstpricht, wie sich Freunde und Paare kennen, klar. Bei einem Twitterianer stellt sich dieses Gefühl nicht ein. Die 140 Zeichen reichen mir einfach nicht aus, um diese Person so gut zu erfahren wie bei einem Blogger. Es fehlt natürlich auch die Tiefe des Austausch via Kommentaren. Auf dem Blog kommt die Person imho wesentlich besser zur Entfaltung. Mit den 140 stakkato-Tweets stelle ich für mich fest, kann ich weniger anfangen, um den mentalen Connect herzustellen.
So bleibt für mich festzustellen, dass ich in den zwei Twitter-Jahren wesentlich weniger Menschen kennenlernen durfte. Beim Bloggen war das komplett das Gegenteil. Und das war/ist es auch, was mich beim Bloggen dermaßen positiv anspricht. Twitter ist mehr ein Tool, um sich mit denen auszutauschen, die ich schon vorher kannte. Bei denen, die ich in Twitter kennenlerne, bleibt die gewohnte Distanz wie im RL, wo man sich flüchtig trifft, bisschen Smalltalk führt und sich wieder aus den Augen verliert. Kein Connect. Sicher liegt es daran, dass ich mehr auf Brainfuck stehe, ich schätze das tiefe Gespräch, weniger das oberflächliche Flüchtige, was mir so gut wie nichts bedeutet. Das identifiziere ich eher mit den 140 Zeichen, das Flüchtige. Im RL auch. Smalltalk bleibt Smalltalk.
Gut, man könnte meinen, dass sich ein Teil der untereinander vernetzten Blogger eben nach Twitter bewegt haben, so kann man eben keine neue Bekanntschaften schließen. Doch es sind genügend Fremde auf Twitter, die ich nicht kenne. Kennen tue ich eh höchstens an die 500 Personen, wenn ich es schätzen müsste. Es soll aber schon über 50.000 deutsche Twitter-User geben.
Und noch etwas: Gib mir je 10 ausführliche Postings von jeweils 100 Bloggern, die ich lese und gib mir 1000 Tweets von 100 Followern, ich werde mich immer noch an die 100 Blogger besser erinnern, als an die 100.000 Tweets/1.000 Twitter-Personen. Was auch logisch ist im Grunde genommen. Das Noise-to-Signal Ratio ist beim Twittern ungleich schlechter.
Nicht falsch verstehen, Twitter ist ein extrem gutes Tool, um in Verbindung zu bleiben, sich zu informieren, seinen wunderbaren Spaß zu haben. Da ich aber mehr auf Tiefe denn auf das Flüchtige stehe, sieht mein Tool-Ranking so aus, dass ich das Blog für unschätzbar, Twitter aber für verzichtbar halte, wenn ich wählen müsste.
Ich kann schlecht von dem ausgehen und verallgemeinern, wie ich im Netz ticke und warum ich im Grunde online bin, aber wenn man den Hype, der um Twitter wirbelt, abzieht, was bleibt dann wirklich an echter Substanz? Werden sich wie auf Social Networks letztlich nur die untereinander austauschen, die sich persönlich schätzen? Wird das dann für Twitter reichen oder werden sich die User zurückbesinnen auf das, was sie ausmacht und was sie im Netz auf persönlicher Ebene an Tools nutzen, „besseren“ Tools? Unabhängig der weiteren Funktionen, die Twitter bedient (News, Infos….). Auch bei den Blogs konnte ich das beobachten über die Jahre hinweg. Zunächst sah man sich in alle Richtungen um, fokussierte sich dann aber zurück auf diejenigen, die man wirklich dauerhaft gerne wahrnimmt?
09.03.2009 um 13:08 Uhr
Größtenteils stimme ich dir zu, dass Twitter nicht ausreicht eine „tiefere“ Verbindung zu einem Follower aufzubauen.
Aber ich kenne ebenfalls einige Beispiele die mir auch zeigen: „Dank Twitter habe ich neue Leute kennengelernt, mit denen ich vorher noch nicht in Kontakt war.“ Dabei haben sich auch schon ein paar Kooperationen entwickelt. Aber natürlich muss man sagen, dass es sicherlich nicht bei allen der Fall ist.
Achso: Glüchwunsch zu zwei Jahren Twitterei!
09.03.2009 um 13:09 Uhr
Wobei Twitter aber die Möglichkeit bietet, bei Personen, die man schon genauer kennt noch einen genaueren Einblick in das Leben und die Aktionen zu bekommen. Kommt ganz darauf an, was man über Twitter und Facebook von sich preis gibt, wobei ich schön langsam den Newsfeed von Facebook als interessanter für persönliche/real-life Kontakte finde.
09.03.2009 um 13:12 Uhr
Die Erfahrung kann ich auch unterschreiben. Wobei ich natürlich erst auf 9 Monate Blog und 2 Monate Twitter zurückblicke. (Bin ja sozusagen noch ein Baby-Blogger) ;-) Beim Bloggen habe ich auch bei vielen Menschen bereits das Gefühl, dass ich sie schon ewig und gut kenne, während beim Twittern das ganze einfach an der Oberfläche bleibt. Liegt für mich ganz wesentlich an der mangelnden Tiefe des Austauschs durch die Zeichenbegrenzung. Aber nach anfänglicher Skepsis muss ich sagen, dass ich auch Twitter bereits sehr schätze und dort auch immer wieder sehr interessante Tipps und Anregungen bekommen habe.
09.03.2009 um 13:15 Uhr
Einen Unterschied macht Twitter doch: Mit Personen, die kein Blog haben (dafür aber twittern), kann man auch über Twitter ganz gut in Verbindung bleiben.
09.03.2009 um 13:18 Uhr
Bei Twitter kommt keine Tiefe auf – wie soll das bei 140 Zeichen auch gehen.
Ich sehe Twitter als Infoplattform, sonst nix. Wenn ich eine Person virtuell näher kennenlernen möchte, lese ich dessen Blog.
09.03.2009 um 13:19 Uhr
Vielleicht würde sich das ausgleichen, wenn ein User Twitter wirklich intensiv nutzen würde und man das verfolgen würde, evtl. auch über einen wesentlich längeren Zeitraum. Allerdings sehe ich z.B. Twitter nur als eine nette Dreingabe, kann mir also nicht vorstellen, ständig und dauernd zu twittern und das über einen längeren Zeitraum hinweg.
09.03.2009 um 13:41 Uhr
Ich nutze Twitter sehr sporadisch, meistens dann, wenn ich mobil bin und nur das Handy zur Verfügung habe. Warum? Weil es mir da ähnlich geht wie Robert: ein 140er wie „Bin da und dort angekommen, tolle Party“ passt nicht aufs Blog, das nutze ich lieber für längere Sachen. Um unterwegs aber mal einen schnellen Eindruck zu vermitteln ist Twitter ideal. Und natürlich kann man gerade bei längeren Blog-Einträgen zu Politik und vielleicht auch Philosophie Menschen eher kennenlernen. Auch wenn bei mir kaum jemand kommentiert, aber das ist mir als F-Blogger auch Wurscht ;-)
09.03.2009 um 13:48 Uhr
Im Endeffekt ist es der gleiche Effekt wie beim Vergleich zwischen Foren/Mailinglists vs. Chats. In Blogs findet man meist ausführlich formulierte Texte zu bestimmten Themen, während man bei Twitter eher Fast-Food Informationen in Häppchen bekommt. Die Reaktionszeit ist der Vorteil von Twitter, aber Tiefe findet man eher in Blogs.
09.03.2009 um 14:29 Uhr
Ich stimme dir voll und ganz zu, Robert. Twitter reicht einfach nicht aus, um wirklich tiefgehende Kontakte zu knüpfen bzw. jemanden richtig kennen zu lernen.
Für mich ist Twitter nichts anderes als ein neues ICQ, nur halt per Website. Daher werde ich weiterhin ICQ nutzen, denn das finde ich wesentlich übersichtlicher und besser als Twitter. Bei Twitter habe ich gar nicht erst einen Account.
Blogs sind die optimale Symbiose aus regelmäßigen Meldungen/Nachrichten und persönlichen Inhalten. Daher fasziniert mich die Blogger-Szene seit ungefähr Dezember auch so wahnsinnig, sodass ich viel mehr meiner Zeit für das Lesen anderer Blogs und für das Schreiben in meinen Blog verwende als früher.
09.03.2009 um 15:54 Uhr
Über Twitter lernt man natürlich nichts direkt über die jeweiligen Personen. Aber dadurch dass Twitter sehr viel unmittelbarer ist, kam es bei mir durch Twitter zu mehr zusammentreffen mit „fremden“ als durch Blogs.
Persönlicher sind die Blogs allemal, da man hier viel mehr von sich einbringen kann. Bei 140 muss man ja fast immer jede persönliche Note entfernen um eine Nachricht in das kleine 140-Zeichen-Fenster zu prügeln.
09.03.2009 um 15:48 Uhr
Stimme Dir in einigen Teilen zu, aber über Twitter kann man sich ziemlich schnell verabreden und Leute im Real Life treffen. Ging mir am Wochenende in Graz so. Kurz getwittert, dass ich in Graz bin, ob jemand Lust auf ein Bier hat und es kam spontan eine sehr interessante Runde zusammen mit bekannten und unbekannten Gesichtern. So etwas geht mit einem Blog nicht.
09.03.2009 um 15:52 Uhr
Twitter bietet den Vorteil, dass Deine Follower gar keine langen Texte erwarten. Wenn Du eine gute Idee hast, kannst Du sie spontan in wenigen Worten kurz und knackig umreißen. Das geht schneller als das Bloggen und braucht kein durchdachtes Konzept.
Ich blogge aber auch lieber und ich vermute, dass sich zwei Gruppen bilden werden: Twitterer und Blogger.
09.03.2009 um 17:49 Uhr
letztens hab ich mir wegen einer Umfrage die Mühe gemacht und nachgezählt. Knapp 90 meiner Follower hab ich im RL schon getroffen. Die meisten davon habe ich bei Twitter kennengelernt.
Ich folge sehr vielen Leuten aus der Region, gerade weil ich es wichtig finde, den ein oder anderen oberflächlich gehalten Kontakt zu vertiefen. Das klappt sehr gut und unkomplizierter als via Blogs. Wie oben schon jemand sagte, man schreibt „ich bin hier und mach das“ und ehe man sich versieht hat man eventuell eine ungezwungene verabredung.
Das ist mit ein Grund, warum mir Twittern Spaß macht. Geschäftliche Kooperation sind da auch schon bei rumgekommen. Daumen hoch!
09.03.2009 um 19:49 Uhr
Naja, wenigstens verkaufst du nicht dein Twitter Account…
09.03.2009 um 20:55 Uhr
Ich denke bei Twitter steht der Link und Informationsaustausch eher an erster Stelle; die sozialen Kontakte entstehen durch weitergabe von „tollen Inhalten“ und nützlichen / schönen Informationen. Dadurch entsteht bei mir die größte Sympathie in meinem Twitterumfeld: Ich bewerte die Menschen nach ihren Empfehlungen und Informationen die sie preisgeben. So kann es passieren, dass mich Menschen, die täglich öfter schreiben, dass die genau X und Y machen, eher langweilen. Auch wenn das doch der Grundgedanke von Twitter war ..
09.03.2009 um 20:00 Uhr
Ich kann leider der Timeline (nicht nur bei Twitter) nicht mehr folgen, da ich nur in Teilzeit am Rechner sitze.
Es erzeugt irgendwie das Gefühl, permanent im Arbeitsrückstand zu sein.
Ungelesene Tweets, ungelesene und unbeantwortete Mails, ungelesene Blog-Artikel nicht beantwortete Kontaktanfragen usw.
Kehre jetzt „zurück zu den Wurzeln“, lese nur noch ausgewählte Feeds und klinke mich bei einigen Diensten aus.
…und telefoniere wieder mehr – auch ohne mich vorher per Twitter oder Mail angekündigt zu haben ;-)
09.03.2009 um 23:00 Uhr
Ich twittere jetzt gerade mal 2 Monate und finde jeden Tag etwas Neues. Das liegt aber wohl an meinem Spezialgebiet Literatur oder überhaupt Kunst, crossover. Ich benutze Twitter auch und gerade als Publikationsmaschine, um meine Kurzlyrik unter das Volk zu bringen, es gibt sogar einen Wettbewerb dafür und di Zeitungen besprechen das eifrig.
Fast scheint es, als ob da eine Szene entstünde. Auch und gerade im englisch-sprachigen Raum. Ich benutze die RSS-Feeds von Twitter zur Zeit, um Zeit zu sparen, bis ich das CMS einrichten kann um eine Website mit Text zu befüllen, die ein Bach-Festival bewirbt.
Ich habe alte Weggefährten wieder gefunden, neue entdeckt. Mit Fotografen Aktionen durchgeführt, aus Twitter in die Blogs und wieder zurück.
Die nächtliche Begeleitung des Bundesparteitags meiner Partei zur Europawahl war auch ein Erlebnis. Mit Delegierten, Live-Bloggern und anderen den Livestream zu beobachten, die Kandidaten, die zur Wahl standen zu kommentieren etc, das hatte was….
Wie Du siehst, Robert, scheint bei mir umgekehrt zu sein… ;-)
09.03.2009 um 23:48 Uhr
twitter ist schneller und kann gut infos verbreiten. linkschleuder
kurze kontakte, rückfragen, „dialoge“ möglich
blogs sind tiefer, stimme ich dir zu. geben mehr raum – gut für die, die damit umgehen wollen
twitter ist ja sms-format
blogs sind „tagebücher“. vergleichen wir hier nicht äpfel mit birnen?
10.03.2009 um 15:07 Uhr
Ich verstehe den Ansatz nicht, Blogs und Twitter überhaupt zu vergleichen. Ich selbst bin Twitterverweigerer, vielleicht daher das Verständnisproblem. Auch wenn Blogs mitunter als Partner- oder Freundschaftsbörse mißbraucht werden, sie sind und bleiben Journalismus und damit eine literarische Form. Irgendwann, nach dem Tod des Digitalen, wenn die Menschen Gutenberg wieder entdecken, wird es wahrscheinlich gebundene Sammelbände von Blogs geben und die Basics und Niggemeiers von heute werden zur historischen Hochkultur. Kein Mensch wird sich dann noch für Twitter interessieren. Niemand sucht ja auch in Twitterarchiven der letzten Jahre (gibts sowas? wie gesagt, ich bin kein user) was der Twitterer damals zum Frühstück hatte.
10.03.2009 um 16:50 Uhr
wie die beiträge von thomas und mikel zeigen, gibt es in punkto twitter noch weitaus stärkere pro/contra fraktionen als bei blogs. was mich ganz konkret bislang vom twittern abhält, ist vor allem die tatsache, dass hier der ganze kommunikationsfluss ausschließlich über die firma (denn das ist sie ja nun mal, trotz des niedlichen namens) twitter läuft. das ganze wächst und wächst und wächst, gilt irgendwann als unverzichtbar und schon haben wir uns den nächsten quasi-monopolisten gezüchtet. das ist doch z.b. bei gehosteten blogs die bandbreite wesentlich größer. derzeit bietet twitter für mich persönlich nichts, was sich nicht auch über sms, blogs oder anderweitig erledigen ließe. aber vielleicht sehe ich das bald gruppenzwanggebunden auch anders ;)…
12.03.2009 um 12:20 Uhr
Twitter ist eigentlich ja ganz nett, aber die 140 Zeichen Grenze (die das ganze ja erst groß gemacht hat) schränkt mich persönlich zu sehr ein. Da beißt sich die Katze in den Schwanz, deshalb habe ich nach 2 „Test“-Wochen fast wieder aufgehört mit Twittern.. Nun denn, Robert ist ja weiterhin aktiv dabei :)
13.03.2009 um 21:47 Uhr
Twitter ist war und bleibt für mich ein Spielzeug, etwas, das man für kurze Gedankenblitze und Links nutzen kann, das aber nie wirklich eine ernsthaft Kommunikation ermöglicht.
Alleine der Satz wäre schon zu lange dafür, schätze ich.