im Grunde genommen ist die Presse nicht beser als Guttenberg. Zuerst stürmen sie nach vorne, dann ziehen sie sich zurück, lassen Guttenberg wie eine heiße Kartoffel fallen. Liest man vor der Doktor-Affäre die Jubelarien der Presseleute und vergleicht diese mit der jetzigen Berichterstattung, handelt es sich lediglich um ein umgedrehtes Vorzeichen mit gleicher Vehemenz.

Erst ein Gott, dann ein Teufel. Erst ein Held, dann ein Anti-Held. Erst ein Hoffnungsträger, dann ein Unheilsbringer für Deutschland.

Sorry, liebe Presse, so wenig ich den Eiertanz von Guttenberg mag, so wenig mag ich Eure Art, Menschen rauf- und runterzuschreiben. Erst das eine Extrem, dann das andere Extrem. Könnt Ihr Euch mal einigen, was Ihr wollt? Wenn es bloß um das reißerische Aufmachen von Artikeln geht, was dem Volke mundet, dann steht dazu und sagt es auch. Wo immer Ihr eine Lücke findet, die nach einer heißen Schreibfeder schreit, stößt Ihr rein.

Ihr redet von Politikverdrossenheit, dabei wart Ihr es selbst, die uns diese Bescherung eingebrockt haben. Niemand sonst als Ihr wartet auf die Gelegenheit, eine Skandalstory zu bringen. Niemand sonst als Ihr künstelt eine Story herbei. Niemand sonst zerreißt in einem derartigen Ausmaß einem die geringsten Wortvergehen im Mund wie Ihr. Kein Maß, keine Verantwortung, nichts macht Euch zur echten Stimme des Volkes, der vierten Macht im Staat.

Ihr meint, Guttenberg sei ein Blender und Scharlatan? Willkommen im Club, dem ihr schon allzu lange vorsteht.

Ihr redet von Politverdrossenheit, ich von Presseverdrossenheit. Beruft Euch doch selbst ab.