im Grunde genommen ist die Presse nicht beser als Guttenberg. Zuerst stürmen sie nach vorne, dann ziehen sie sich zurück, lassen Guttenberg wie eine heiße Kartoffel fallen. Liest man vor der Doktor-Affäre die Jubelarien der Presseleute und vergleicht diese mit der jetzigen Berichterstattung, handelt es sich lediglich um ein umgedrehtes Vorzeichen mit gleicher Vehemenz.
Erst ein Gott, dann ein Teufel. Erst ein Held, dann ein Anti-Held. Erst ein Hoffnungsträger, dann ein Unheilsbringer für Deutschland.
Sorry, liebe Presse, so wenig ich den Eiertanz von Guttenberg mag, so wenig mag ich Eure Art, Menschen rauf- und runterzuschreiben. Erst das eine Extrem, dann das andere Extrem. Könnt Ihr Euch mal einigen, was Ihr wollt? Wenn es bloß um das reißerische Aufmachen von Artikeln geht, was dem Volke mundet, dann steht dazu und sagt es auch. Wo immer Ihr eine Lücke findet, die nach einer heißen Schreibfeder schreit, stößt Ihr rein.
Ihr redet von Politikverdrossenheit, dabei wart Ihr es selbst, die uns diese Bescherung eingebrockt haben. Niemand sonst als Ihr wartet auf die Gelegenheit, eine Skandalstory zu bringen. Niemand sonst als Ihr künstelt eine Story herbei. Niemand sonst zerreißt in einem derartigen Ausmaß einem die geringsten Wortvergehen im Mund wie Ihr. Kein Maß, keine Verantwortung, nichts macht Euch zur echten Stimme des Volkes, der vierten Macht im Staat.
Ihr meint, Guttenberg sei ein Blender und Scharlatan? Willkommen im Club, dem ihr schon allzu lange vorsteht.
Ihr redet von Politverdrossenheit, ich von Presseverdrossenheit. Beruft Euch doch selbst ab.
23.02.2011 um 11:39 Uhr
Mitnichten. Viel zu viele Themen werden einfach totgeschwiegen, weil sie nicht die Leserzahlen bringen, die sich der Chef gerne wünscht. Wenn wirklich jede Lücke durchleuchtet würde, bräuchte man auch kein WikiLeaks.
Und mir persönlich ist diese ganze Aufbauscherei um Guttenberg oder den nächsten Politiker, der auf der Liste steht, zuwider. Ich kann’s nicht mehr hören.
In vier Wochen, wenn der nächste arabische Despot sein Volk niedermetzelt, ist das nicht mehr aktuell und wir gehen zur Tagesordnung über.
23.02.2011 um 12:03 Uhr
Wenn du jetzt noch rausfindest, dass die Doktorarbeit von einem Ghostwriter des Spiegels stammt und man ihm die Nummer einfach nur untergeschoben hat, dann gebe ich dir recht.
Die boese Presse die. Als ob die in den letzten 200 Jahren anders funktionierte. ;)
23.02.2011 um 12:20 Uhr
Die gesamte „Presse“ in eine einzige Schublade zu stecken, ist das gleiche wie alle Blogger oder alle Politiker über einen Kamm zu scheren. Natürlich gab es schon vor der Plagiats-Affäre genug Medien, die kritisch über Guttenberg berichtet haben.
23.02.2011 um 13:11 Uhr
Dass mit dem Rauf- und Runterschreiben sehe ich grundsätzlich auch so (kritisch). Weiß der liebe Himmel, warum das so ist. Vermutlich macht es großen Spaß, sich an Aufstieg und Fall von Personen aufzugeilen. Im Fall Guttenberg ist die Sache trotzdem deshalb anders, weil die Informationen sich längst soweit verdichtet haben, dass die Sachlage im Grund doch klar ist. Auch wenn der Bericht der Kommission der Uni Bayreuth noch nicht vorliegt, die Schlussfolgerungen kann jeder für sich ziehen. Meine jedenfalls ist die, dass Guttenberg nicht zu halten ist. Er sollte zurücktreten. Es steht m.E. mehr auf dem Spiel als das Ansehen eines Politikers.
23.02.2011 um 13:16 Uhr
Kann man diesen morgendlichen Wutausbruch auch mit Argumenten unterlegen? Welche Medien sind gemeint? Auf welche Artikel beziehst Du dich? Kann man Kritik an einem akademischen Betrug als „Herunterschreiben“ bezeichnen? Handelt es sich bei einer Doktorarbeit, die zu zwei Dritteln abgeschrieben worden ist, um „geringste Wortvergehen“? Oder was ist sonst damit gemeint? Und warum hat mir ein Blogger, der solche journalistenfeindlichen Verallgemeinerungen schreibt, schon selbst persönlich vorgeworfen, ich würde alle Blogger in einen Topf werfen?
Oder darf ich jetzt sagen: Alle Blogger krakeelen argumentionslos herum und kotzen sich im Netz einfach nur mal aus?
23.02.2011 um 13:18 Uhr
@Klardeutsch, schon mal gehört, dass ein Rant ausgewogen ist?
23.02.2011 um 14:20 Uhr
Schwache Vorstellung, Herr Basic!
Alle Presse mit den Skandalblättern und den Manipulatoren in einen Sack zu stecken und drauf zu hauen, ist primitiv und – wie Jules anmerkte- auch einfach falsch.
Das hört sich ja so hohl an wie das Lamentieren der Guttenbergbefürworter auf Facebook, die in Hohlmeier-Manier erklären, so eine Schummelei in der Akademie wäre doch nicht so bedeutend wie die Wahrnehmung wichtiger politischer Aufgaben.
Gleich was man sonst über jemand sagt, der eine gefakte Dissertation vorlegt; damit disqualifiziert er sich für die weitere Ausübung eines hohen Amtes, in dem man ihm jederzeit trauen können muss.
23.02.2011 um 14:30 Uhr
Ich denke die Presse hat allegemin ein bisschen übertrieben. Das Thema ist so omnipräsent in den Medien, dass es schon ziemlich nervig ist. Auch handelt es sich hier um eine Doktorarbeit und nicht um einen Minister der sich zum Beispiel von Steuergeldern eine teure Videoüberwachungsanlage an seiner Villa genehmigt. Das wird nicht die erste gefälschte Dissertation sein und doch wird so ein Wirbel darum gemacht.
23.02.2011 um 14:48 Uhr
Die Presse ist letztendlich doch der Übeltäter im übertragenen Sinne, weil WER ausser der Presse hat das ganze den so hochgestachelt das jetzt fast Jeder eine Meinung zu dem Guttenberg Schreiben hat? Die Presse hat Guttenberg vor sich hergetrieben und nachdem es erst mal keine Schlagzeilen mehr gab die Leser brachten wurde alles in Gegenteil verkehrt.
Guttenberg ist wieder mal eine schöne Ablenkung um dem Bürger irgendwelche Reformen rein zu drücken und irgendwelche Kürzungen irgendwo vorzunehmen. Die meisten Deutschen sind leider immer noch so naiv und lassen sich täuschen.
23.02.2011 um 15:39 Uhr
Genau, @KranzKrone. Es ist stets der Feuermelder, der Schuld hat, nicht der Brandstifter.
@RobertBasic
Auch ein „Rant“ sollte darum bemüht sein, nachvollziehbar zu argumentieren.
Im übrigen greift das Abwiegeln mit „Skandalstory“ und „D-Land hat wichtigere Probleme“ als Adresse an „die“ Presse und die Guttenberg-Kritiker zu kurz. Guttenberg ist zu kritisieren, niemand anders ist Verursacher dieses Vorfalls. Guttenberg hat der Politik und der Wissenschaft einen Bärendienst erwiesen.
23.02.2011 um 15:54 Uhr
Was heißt denn hier „die Presse“? Das ist doch genauso ein Popanz wie „die Politik“… Da gibt es ja doch noch ein paar Unterschiede. Die BLÖD-Zeitung z.B. war und ist immer pro Kriegsminister, andere, differenziertere Blätter haben ihn schon länger kritisch gesehen.
23.02.2011 um 17:01 Uhr
Ich würde es viel schlimmer finden, wenn die Presse diesen Betrug kleinreden würde. Ganz Interessant in dem Zusammenhang fand ich auch die Sendung von Maischberger letzte Nacht. Da haben Anna von Bayern (die Biographin von Guttenberg) und ein Vertreter der CSU wehemend bestritten, dass hier ein Vorsatz vorliegt. Es ist meines Erachtens nach unbestreitbar, dass diese Verfehlung über handwerkliche Fehler hinausgeht, besonders wenn man sich anschaut, wie er den Auftragstext des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages verarbeitet hat. Gerade deshalb muss die Reaktion in den Medien so ausfallen, wie sie ausgefallen ist. Um so schlimmer ist natürlich, dass er nach wie vor einen so großen Rückhalt in Umfragen hat, wo er sich doch so dreist mit fremden Federn geschmückt hat.
Jedoch hast du natürlich recht, wenn du sagst, dass die Berichterstattung einiger Medien vor der Anprangerung der Doktorarbeit doch sehr überzogen war.
23.02.2011 um 17:10 Uhr
Uh, die Naivität spricht wieder mit vollem Munde…