ich verfolge seit Tagen und Wochen die Proteste, die im gesamten nordafrikanischen Raum bis weit in den persischen Golf hinein stattgefunden haben und stattfinden. Was mit Tunesien und dem Tod eines Gemüsehändlers auslösend aber nicht ursächlich begann, setzte sich fort. Von Land zu Land, von Bürger zu Bürger. Es geht um Unterdrückung, Korruption, Bereicherung, Armut, Rechtsstaatlichkeit, Ungerechtigkeit und nicht zuletzt um Menschlichkeit. Ich reibe mir die ganze Zeit die Augen, was da im Moment passiert.

Ich kann nur erahnen, was es bedeutet, womöglich in einen Waffenlauf zu schauen, sich auch die Kritiken von Freunden und Verwandten anzuhören, nicht nur das Gezeter von Regimeanhängern. Was kann es bedeuten, wenn man identifiziert und verfolgt wird? Wenn Freunde und Verwandte festgenommen werden? Was bedeutet es für Soldaten, die sich Protestierenden anschließen? Was bedeutet es für deren Familien? Menschen sterben, man hört Vieles, Gerüchte arten aus und schüren die Angst. Ich würde mir wohl vor Angst in die Hosen machen. Dass dennoch und trotz aller Umstände, Unsicherheiten und Gefahren für Leib und Leben die Bürger dieser Länder auf die Straßen gehen, ist unglaublich, mutig und erhaben.

Ich vermisse die deutliche Respektsbekundung meiner Regierung vor Euren Taten, stellvertretend für uns alle in Deutschland. Aber das macht auch nichts. Wir – da bin ich mir sicher – denken alle sehr ähnlich.

Ich möchte hiermit meinen tiefsten Respekt und meine aufrichtige Bewunderung ausdrücken. Liebe Bürger von Tunesien, Marokko, Ägypten, Bahrein, Syrien, Libyen, Jordanien, Jemen und wo auch immer Ihr für mehr Menschlichkeit eintretet, ich neige mein Haupt vor Euch und bewundere Euch.