ich verfolge seit Tagen und Wochen die Proteste, die im gesamten nordafrikanischen Raum bis weit in den persischen Golf hinein stattgefunden haben und stattfinden. Was mit Tunesien und dem Tod eines Gemüsehändlers auslösend aber nicht ursächlich begann, setzte sich fort. Von Land zu Land, von Bürger zu Bürger. Es geht um Unterdrückung, Korruption, Bereicherung, Armut, Rechtsstaatlichkeit, Ungerechtigkeit und nicht zuletzt um Menschlichkeit. Ich reibe mir die ganze Zeit die Augen, was da im Moment passiert.
Ich kann nur erahnen, was es bedeutet, womöglich in einen Waffenlauf zu schauen, sich auch die Kritiken von Freunden und Verwandten anzuhören, nicht nur das Gezeter von Regimeanhängern. Was kann es bedeuten, wenn man identifiziert und verfolgt wird? Wenn Freunde und Verwandte festgenommen werden? Was bedeutet es für Soldaten, die sich Protestierenden anschließen? Was bedeutet es für deren Familien? Menschen sterben, man hört Vieles, Gerüchte arten aus und schüren die Angst. Ich würde mir wohl vor Angst in die Hosen machen. Dass dennoch und trotz aller Umstände, Unsicherheiten und Gefahren für Leib und Leben die Bürger dieser Länder auf die Straßen gehen, ist unglaublich, mutig und erhaben.
Ich vermisse die deutliche Respektsbekundung meiner Regierung vor Euren Taten, stellvertretend für uns alle in Deutschland. Aber das macht auch nichts. Wir – da bin ich mir sicher – denken alle sehr ähnlich.
Ich möchte hiermit meinen tiefsten Respekt und meine aufrichtige Bewunderung ausdrücken. Liebe Bürger von Tunesien, Marokko, Ägypten, Bahrein, Syrien, Libyen, Jordanien, Jemen und wo auch immer Ihr für mehr Menschlichkeit eintretet, ich neige mein Haupt vor Euch und bewundere Euch.
23.02.2011 um 13:37 Uhr
Das kann ich nur uneingeschränkt unterschreiben.
Die Frage, die ich mir seit Ägypten stelle ist:
Wäre das auch alles so gekommen, wenn das Internet NICHT abgeschaltet worden wäre? Hat erst diese Beschneidung des Kommunikations-Bedürfnis dazu geführt, dass Menschen _massiv_ auf die Straße gegangen sind?
Keine Ahnung wie die prozentuale Verteilung aussieht und kann nur von mir ausgehen:
Ich würde in einer Situation wie in Ägypten eher so lange es geht vor dem Rechner sitzen, Informationen zusammen tragen und verbreiten wie es geht, bevor ich mich auf einen Platz stelle und demonstriere. Geek halt.
Nimmt man mir meine Möglichkeit zu kommunizieren, fühle ich mich erst richtig in meiner persönlichen Freiheit beschnitten. DANN stehe ich aber ganz schnell mit auf dem Platz und schmeiße mit Schuhen!
23.02.2011 um 13:40 Uhr
Vielen Dank Rob! Du sprichst mir aus der Seele!
23.02.2011 um 13:52 Uhr
Sehr schön, dass das hier angesprochen wird.
Ich seh das ganz genau so!
23.02.2011 um 14:08 Uhr
Ja, Du hast Recht: die meisten hier werden wohl ähnlich denken. Trotzdem ist es gut und wichtig, es auch auszusprechen – oder anderweitig zu publizieren. So oft wie möglich.
Noch wichtiger wären natürlich viele deutliche Signale unserer Regierung/en. Das würde nicht nur die (noch-)Machthaber möglicherweise zielführend beeindrucken, sondern auch die Protestierenden moralisch stärken.
BTW: „wo auch immer“ muss auf jeden Fall noch mit Jordanien, dem Jemen und – hey – China übersetzt werden. In den beiden letztgenannten Ländern wird ebenfalls mit ganz besonderer Härte und Rücksichtslosigkeit gegen jede Form des Protests vorgegangen.
23.02.2011 um 14:15 Uhr
danke, habe die Länder natürlich ergänzt
23.02.2011 um 14:38 Uhr
Danke – dem kann und will ich mich einfach nur anschließen :)
23.02.2011 um 16:10 Uhr
Danke!
Ich kann mich dem ebenfalls nur anschließen!
23.02.2011 um 23:37 Uhr
Dem schließ ich mich kommentarlos an. Euch gehört mein Respekt!