vorneweg: Ich mache was „mit dem Netz“ für Randstad, aber nicht im Bereich Facebook. Dennoch interessiert es mich natürlich, wie sich deren Auftritt dort entwickelt und was da an Feedback reinkommt. Ich bekomme in meiner TopNews-Timeline letzte Zeit gehäuft mit, dass Randstad darauf hinweist, man möge sich an die Kommentar/Wallposting-Richtlininen halten.

So heißt es in der Info-Lasche:

Dies ist Ihre Fanpage und wir freuen uns über Ihre Beiträge und Anregungen, beantworten Fragen und gehen gerne in die Diskussion!

Wir legen dabei Wert darauf, dass sich alle Nutzer mit gegenseitigem Respekt behandeln. Seien Sie transparent, was Ihre Rolle und Identität betrifft. Diese Seite darf nicht dazu benutzt werden, andere Nutzer zu bedrohen, zu schikanieren, zu belästigen oder zu missbrauchen. Randstad behält sich das Recht vor, Beiträge zu entfernen, in denen Gewalt, Engstirnigkeit, Rassismus, Hass oder Respektlosigkeit zum Ausdruck kommen, oder die dazu ermutigen.

Schauen wir uns die Wallpostings einiger User an:

Also gut mal sachlich: Ihr Unternehmen hat im Jahr 2009 ca 1.320.000.000 € Umsatz gemacht. Welcher Mehrwert ist der Gesellschaft dadurch eigentlich entstanden ? Sie ha…ben nur das gemacht was die BA Gratis erledigt, nämlich den Arbeitsuchenden mit dem Arbeitgebenden zusammenzubringen, mit dem Unterschied das sich der Vermittelte zum Großteil sein Gehalt bei der BA abholen muss und nicht beim Arbeitgebenden. Punkt 2: Bei intensiver recherche dieser Site ist mir aufgefallen das es kaum einen Zeitarbeiter gibt der dieses „Arbeitsmarkt Instrument“ gutheißt. Der größte Teil der Pro-Zeitarbeits Aussagen kommt lediglich von den Angestellten dieser Institutionen, und die haben soweit ich weiß keine prekäre Arbeitsbeziehung woran liegt das ?

Stellen sie sich doch einmal vor, sie wären Besitzer einer Wohnung, die 400 Euro Miete einbringen soll. Nun kommt ein Makler auf sie zu, und hat folgendes Angebot: Er will ihre Wohnung für 100 Euro mieten und dann weiter vermieten. Was für ein Dumpingpreis, denken sie, natürlich. Besser als Leer- stand, sagen sie sich. Aber damit nicht genug, der Makler möchte die 100 Euro nur zahlen, wenn er die Wohnung für 400 Euro weitervermietet hat. Sie meinen, das ist ein verrücktes Angebot: Weit gefehlt, dass ist die Praxis in der Leiharbeitsbranche, wo Arbeitnehmer oft nur ein Viertel von dem verdienen, was Firmen für „Leiharbeiter“ an die Verleihfirmen überweisen. Hier fungiert die Leiharbeitsfirma praktisch als Makler. Natürlich wundert es da nicht, das Leiharbeiter weit weniger verdienen als ihre festangestellten Kollegen.

Die Arbeitnehmer werden halt zu Einwegprodukten, die man einfach wegwerfen kann, wenn man sie nicht mehr benötigt. Vorbei sind die Zeiten, als man noch fest seine Zukunft planen konnte. Heute ist man ein Sklave der Großunternehmer und kriegt seinen Lohn nicht zum leben, sondern um am Leben zu bleben. Traurige Entwicklung.

Und das geht so weiter und so fort. Nun war ich mal selbst nach meinem Studium zwecks Überbrückungszeit vor Antritt meines eigentlichen Jobs über eine Zeitarbeitsfirma bei Fresenius (Job als Bürohengst in der Rechtsabteilung) und Otto Wolff von Amerongen (Lagerjob) im Einsatz. Ich wurde in beiden Betrieben weder als Sklave noch als Angestellter zweiter Klasse behandelt. Und, ich hätte ohne Weiteres auch bei diesen beiden Unternehmen anfangen können, da sich dort Angebote ergaben (da ich zur Deutschen Bank wollte, war das keine Option). Sprich, meine Erfahrungen waren positiv, nun bin ich aber auch ein positiver Mensch, der sich weder als Untermensch behandeln lässt noch sich gerne in diese Rolle entsprechend reinfühlt. Mit der Bezahlung war ich auch zufrieden, dass es kein Top-Gehalt war, um sich eine Benz S-Klasse zu leisten, erschließt sich von selbst, am Hungertuch musste ich jedoch nicht knabbern. Das waren meine Erfahrungen. Mir ist es geläufig, dass es andere Erfahrungen gibt, zudem gesamtwirtschaftlich die Zunahme an Zeitarbeitsjobs nicht nur den Gewerkschaften ein Dorn im Auge ist.

Wie auch immer man zur Zeitarbeitsbranche und zu Zeitarbeit stehen mag, kommen wir zur Facebook-Seite von Randstad. Ich greife dabei gerne auf meine Foren-Zeiten zurück. Als MOD konnte ich es nie leiden, wenn User die „Timeline“ mit Kritiken gegen andere User, Gott, das Themengebiet und das Board pauschal zugemüllt hatten. Meine Devise lautete stets, sich entweder privat auszutauschen oder aber – wenn es nicht mehr anders ging – ein Unterforum einzurichten, wo man sich austoben konnte. Vorteil war, dass die User, die sich für das Foren-Thema interessierten, nicht mehr durch die Mecker-Beiträge genervt wurden. Jeglicher Mecker-Beitrag – der nicht im dafür eingerichteten Unterforum einging – wurde ins Mecker-Unterforum geschoben. Da den Meckerern die öffentliche Bühne fehlte, verloren sie ihre Lust. Und diejenigen, die ernsthaftere Anliegen hatten, nutzten das Mecker-Forum gerne.

Warum das Firmen nicht genauso handhaben sollten? Ich sehe keinen Grund. Ich gehe davon aus, dass die meisten User in Facebook eine Seite liken, weil sie sich für die Firma oder das Thema interessieren. Warum nicht dieser Mehrheit eine saubere Timeline bieten, die Meckerer und Weltverbesserer entweder weglöschen oder zusätzlich auf ein eigens eingerichtetes Diskussionsforum hinweisen (der Admin einer FB Page kann dieses einrichten)? Im konkreten Fall bewundere ich die Ausdauer des Randstad Admins, immer wieder auf den Umgangston hinzuweisen. Wäre ich Admin, würde ich wohl schnell Kritiken ernten, Kritiken nicht zuzulassen. Doch, nur mag ich keine Verschmutzung der Informations-Timeline. Verschmutzung eben im Sinne derer, die sich gerne informieren wollen, auf ein Übermaß an Kritiken keinen Wert legen.

Also:
1. Kritikern einen eigenen Platz anbieten
2. Die eigentliche Timeline informativ halten für diejenigen, die sich zügig und ungestört informieren möchten
3. Kritik und Kritik unterscheiden. Generalisierende Kritiken wegschieben/wegschießen, konkrete Kritiken am Produkt/Service der Firma zulassen
4. Kritiken-Handhabung transparent offen legen, nach welchen Kriterien man vorgeht

Bin ich zu hart aufgrund meiner alten Forenerfahrungen oder was spricht dafür, Kritiken im Übermaß in der Timeline auflaufen zu lassen?