Im Grunde genommen stinkt es mir, dass Facebook die deutschen sozialen Netzwerke in Lichtgeschwindigkeit zwischen 2009 und 2010 überholt hat. Wer Kennt Wen und die VZ Netze (bis jetzt StudiVZ, MeinVZ, angeblich gehts nun auch SchülerVZ an den Kragen) waren bis dahin hoffnungsvolle, junge Firmen. Natürlich sind sie mit Problemen gestartet, was will man von einer jungen Firma erwarten, die mit Kundenanfragen überschüttet wird? Doch am Ende konnten sie gegen die gewaltige Finanz- und Medienpower von Facebook nichts mehr ausrichten. Ich kann mich noch gut an die Rufer 2008 und 2009 erinnern, die meinten, Facebook habe keine Chance mehr in Deutschland, der Zug sei abgefahren, die Seite wäre für deutsche Nutzer viel zu kompliziert. Das Gegenteil ist eingetreten, Facebook selbst wurde zum HighSpeed-Zug. Das wurmt mich, warum erkläre ich am Ende.

Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass Xing das gleiche Schicksal droht. Zu oft höre ich mittlerweile, dass es ein Adressbuch de luxe sei. Mehr aber auch nicht. Und LinkedIn marschiert und marschiert.

Warum sind US Firmen so beliebt?
Meine Überzeugung ist es, dass die deutschen Nutzer zunächst einmal ein produktverliebtes Volk sind. Facebook erschlägt alles, was da draußen an Social Networks herumfliegt. Der Funktionsumfang ist gewaltig. Kein Wunder, arbeiten ungleich mehr Entwickler an Facebook denn bei Xing/WKW/VZ zusammen. Bezahlt durch die großen Finanzspritzen der US Geldgeber. Du findest in D kaum etwas Vergleichbares, was der Finanzpower der amerikanischen Internetszene gleich käme. Ja, Geld heilt vieles und hilft selbstverständlich, den Markt zu dominieren. Und, die deutschen Nutzer sind ganz besonders Fans von Größe. Anders gesprochen, sie haben einen ausgesprochen starken Herdentrieb.

CopyCats haben demnach leider keine guten Karten, denn mit dem vielen Geld haben US Startups einen strategischen Vorteil. Und, sie werden gerne seitens der Medien bevorzugt, da sie sexier erscheinen. Dazu tragen auch die vielen Blogs bei, die gerne über die tollen, neuen Startups in den USA berichten. Auch sie erleichtern den US Firmen den Zugang zu ausländischen Märkten. Ein heimisches Startup? Kann mal froh sein, wenn es in Nischenblogs genannt wird. Es dürfte klar sein, dass die damit einhergehenden Skaleneffekte über die Zunahme der Mitgliederzahlen die US Firmen nochmalig begünstigen.

Mich ärgert das, abgesehen von den Fakten und dem ehernen Wettbewerb (der Kunde entscheidet am Ende, wer vorne ist). Die deutschen, sozialen Netze sind nun einmal Arbeitgeber und Steuerzahler. Doch ausgerechnet auf den Gebieten im Netz, die Entwicklungspotential hatten und haben, hat man letztlich miese Karten gegen die US Firmen. Wie soll sich da eine deutsche Firma weiter entwickeln? Und es krankt natürlich noch an einer anderen Stelle: Die Investoren geben den deutschen Internetfirmen nicht genug Zeit, um sich zu entwickeln.

Zusammegefasst krankt es für deutsche Startups an
1. der schwachen Medienberichterstattung inkl. Blogs
2. der knappen Finanzkapitaldecke
3. der Kurzdenke der Investoren
4. dem Herdentrieb der deutschen Nutzer
5. am mangelnden Funktionsumfang

Resultat
1. Die Schaffung von Arbeitsplätzen leidet
2. Das Steueraufkommen ist niedrigst
3. Man droht Gefahr, aus dem Markt gebtrieben zu werden