Wieso sollten mir Blogger fast auf den Sack gehen? Weil es so ist. Ich betrachte und sehe viele Blogs, vermisse aber häufig ein soziales Gen. Warum?
Wir haben Dank Open Source und der gesamten, technologischen Entwicklungen die Möglichkeit in die Hand bekommen, zu publizieren, was uns in den Sinn kommt. Es bedarf keiner tiefschürfenden Kenntnisse mehr, es kostet nicht mehr zig tausende von Euro an Lizenzkosten, Software zu nutzen. Heißt im Umkehrschluss, dass uns die Kosten im Sinne von Zeit und Geld nicht daran hindern, irgend etwas zu publizieren.
Was sollte mich nun daran hindern, nicht nur aus meinem Ego heraus etwas zu publizieren, Rampensau hin, Rampensau her, sondern auch explizit daran zu denken, ob ich für jemanden oder für eine Sache etwas tun kann? Was kostet mich dieser Gefallen? Nicht wirklich, es kostet mich ein bisschen Zeit, etwas Gehirnschmalz und das wars auch schon.
Muss ich denn hinterfragen, ob es etwas bringen kann? Sakra, woher soll ich das wissen? In einer dermaßen vernetzten Welt kann ich nie wissen, wo ich den ins Netz geworfenen Ball aufgefangen sehe. Ein Kontakt ergibt einen weiteren Kontakt, via Twitter, Facebook, Wer Kennt Wen, MeinVZ, Blogs, gar Google, Mail, unzählige Möglichkeiten. Ich werde ganz sicher nicht zurückschrecken, etwas nicht zu tun, nur weil ich es nicht abschätzen kann.
Ist das nicht vielleicht Schleimerei, wenn man Menschen wie Martin bei der Jobsuche hilft, neue Blogger unterstützt, Hinweise gibt, wie man etwas besser verstehen oder nutzen kann? Auch das ist kein Grund, nur weil man so gesehen werden könnte.
Ich halte mir dabei stets die Zeit vor der Bloggerei vor Augen: Da hätte ich in Usingen rumlaufen können, um Menschen auf der Straße zu nerven, um für etwas oder jemand einzutreten. Und so gut wie niemanden erreicht. Mittels der Bloggerei ist das zu einem Kinderspiel geworden. Mit Aufkommen der zunehmenden Vernetzung dank der Social Networks wurde es nochmals einfacher.
Und gerade weil es ein Kinderspiel ist, sind mir Blogger ein Rätsel, die an nix anderes als an sich denken können, ihre Themen, ihre eigene Welt. Es gibt da draußen zig Themen, die anderen helfen können, in persona und in dem, mit dem sie sich beschäftigen. Private wie auch Unternehmer, Ehrenamtliche wie auch Engagierte.
Warum sage ich aber, dass mir Blogger „fast“ auf den Sack gehen? Ich kann es nicht wirklich jemanden übel nehmen, sich selbst partout in den Vordergrund zu stellen, statt für andere einzutreten. Immer noch gilt, dass ein jeder für sich entscheiden muss, was und wie er bloggen will, warum er bloggt, was er damit bezweckt, bewusst und unbewusst. Wir sind freie Menschen. Immer noch gilt zugleich, dass sich viele Blogger ihrer Möglichkeiten gerade im mitmenschlichen Bereich nicht wirklich bewusst sind, welch großartige Chancen sie haben, mit ihrem Blog, so klein es auch sein mag. Und wenns mal nicht klappt, so what, was klappt schon immer? Kostet mich drei, vier, ein Dutzend, 100 Artikelanläufe mehr, es erneut zu versuchen.
Manchmal ist es einfach nur ein Link, nicht mehr. Auch dafür sind schon einige Blogger zu egoistisch und zu engstirnig aber auch zu faul geworden, ja nicht Leser verlieren, ja nicht nachdenken und nachschauen, wo es ähnlich gute Artikel gibt, ja nicht auf bessere Blogs verweisen. Wie bescheuert ist das denn? Was veliert man damit? Ich verstehe es nicht. Saublöd das ist.
Was ich am wenigsten leiden kann, sind Blogger, die partout gegen etwas sind. Macht doch mal das Maul auf, für was oder wen Ihr seid! Reden sich den Mund fuselig, labern, schwätzen, mosern, aber mal was machen, was hilft, statt nur Blog-Kotze auszubreiten? Die gehen mir absolut auf den Sack.
25.06.2010 um 15:18 Uhr
Hast Du jetzt etwa gerade einen Kontroll-Verlust gehabt? #rant :)
25.06.2010 um 15:19 Uhr
ja, bin auf den Tasten ausgerutscht :)
25.06.2010 um 15:23 Uhr
Deine Positionsmeldungen sind mir doch immer die liebsten Artikel!
25.06.2010 um 15:23 Uhr
Ich stimme dir definitiv zu – das geht mir aber nicht nur in der Blogosphäre so sondern auch in richtigen Leben, dass es Menschen gibt die laut rum meckern aber wenn sie die Chance haben etwas zu sagen, dann verkneifen sie es sich (hab da ein bestimmtes Beispiel aus meiner Schulzeit im Kopf).
Aber auf der anderen Seite muss man auch ganz vorsichtig sein. Man selber kann auch ganz schnell zu dieser Gruppe gehören ohne das man es merkt.
25.06.2010 um 15:28 Uhr
Naja, die Gegenseitigkeit, die wir ganz am Anfang bei den Nachhaltigkeitsbloggern (bloggertreffen.org) hatten, hat auch nachgelassen. Wie Du schon schreibst: im Prinzip nachvollziehbar, aber schade.
25.06.2010 um 15:36 Uhr
Das wäre doch ein (Diskussions)Thema für nächstes Wochenende :)
25.06.2010 um 16:32 Uhr
Hallo Robert,
erst mal, viele Dank für diesen Beitrag.
Vielleicht lehne ich mich jetzt ein wenig aus dem Fenster, wenn ich der Meinung bin bzw. Vermutungen anstelle, dass es zum Teil eventuell auch an der Erziehung liegen könnte.
Schau dich doch um! Wir wachsen in einer Gesellschaft auf, die das „Ich“ in den Mittelpunkt stellt. Das fängt ja schon in der Schule an. Wir konkurrieren in der Klasse mit den anderen um die Aufmerksamkeit der Lehrer und um gute Noten. Bei einer Gruppenarbeit wird meistens die Gruppe als solche ja nicht „beachtet“ sondern der Einzelne und dieser wird dann auch nach seiner Leistung beurteilt. Und so geht das ganze dann weiter……
Ich drücke das mal so aus. Der kleinste gemeinsamer Nenner, ist halt nun mal das Individuum, welches seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellt. Sind diese ich bezogen äußert sich das ganze in der Richtung die du beschrieben hast. Wenn man aber lernt mal über den „eigenen Gartenzaun“ zu blicken, sieht man das die Welt nicht nur aus einem selbst besteht. Das muss man aber auch erst mal lernen oder anders ausgedrückt, man muss über sich selbst hinauswachsen.
PS: Ich drücke mich immer so unverständlich aus ;-)
25.06.2010 um 18:04 Uhr
Blogger sind nicht dagegen; die sind kritisch.
Das Pack.
25.06.2010 um 18:09 Uhr
Wir gehen uns alle mal auf den Sack. Ob nun Blogger oder nicht. Und dann tut mal gut, Luft ab zu lassen, so wie hier.
So – jetzt weiter im Takt!
25.06.2010 um 18:14 Uhr
esse ein Duplo gerade :)
25.06.2010 um 19:31 Uhr
Findest Du nicht, dass Du gerade mit diesem Ausdruck des Ärgers selber viel zu viel „Macht“ in das Medium interpretierst… Draussen ist immer noch vorhanden!
25.06.2010 um 19:35 Uhr
ich bin mir bis heute unsicher, wie ich mit diesem Begriff -publizistischer- Macht umgehen soll. Ich weiß aus Erfahrung, dass man als Blogger wirkt. Wie tiefgreifend und regelmäßig, ist mir unklar. Aber in einer relativierenden Betrachtung der Extrema haben Blogs nicht die Macht wie TV Bilder oder Boulevard-Zeitungen. Dennoch, sie haben eine Wirkung.
25.06.2010 um 19:46 Uhr
Das mag sein… und Du beziehst Dich vielleicht mehr auf die „paar“ Blogger die so öffentlich sind, dass sie viele Menschen erreichen (wenn auch immer noch nur einen kleinen Teil der Bevölkerung)… Mir fällt da spontan „Stein’s Blog“ ein…
Aber es gibt doch viele viele „Blogger“ und wenn da einer Selbstvergessen über sein Leben und seine Gedanken bloggt… Erfahrungen weitergibt oder einfach den ganz normalen Alltag beschreibt… dann erwarte ich keine „übergreifende“ Aussagen und umfassende Berichterstattung.
Vielleicht verstehe ich aber auch Deine Kernaussage nicht…
25.06.2010 um 19:57 Uhr
ich lese heraus, dass Du an Blogs mit vielen Lesern denkst? Ich sehe da keinen Widerspruch. Ich brauche nicht 1 Mio Leser, sondern 1 , um möglicherweise etwas zu erreichen.
26.06.2010 um 07:53 Uhr
Ach Robert, bei der von dir sogenannten Blogkotze geht es auch immer wieder um Einzelschicksale. Glaubst du wirklich die Bundesarbeitsgerichtsentscheidung um Emmely wäre so ausgegangen wenn nicht immer wieder das Thema hochgekotzt worden wäre. Vor allem von Bloggern.
Oh ja. Auch ich würge immer wieder den gleichen Dreck hoch. Das macht keinen Spass ist aber notwendig. Es ist der stete Tropfen der den Stein höhlt.
Natürlich gibt es andere Themen. Selbstverständlich könnte ich über die Weltmeisterschaft im Graswachsenhören in Idaho berichten oder über den neuesten Facebookunfug. Aber das sind nicht meine Themen. Dafür gibt es andere, die sich der Realtität des Lebens und der Entwicklung in Deutschland nicht stellen wollen und lieber solche Themen bearbeiten.
Das ist deren Recht, wie es dein Recht ist, deine Themen zu setzen. Du darfst sogar die Themensetzung der anderen kritisieren. Aber sei mir bitte nicht böse wenn ich vieles von dem was du so treibst als Flachwassertiefseetauchen bezeichne und einiges sogar als Pfützentauchen.
26.06.2010 um 13:06 Uhr
Hi Robert,
mal wieder ein netter Beitrag von Dir. Ich erinnere mich da an jemanden, der mir vor ca. 3 Wochen ins Gewissen geredet hat: „Hör auf mit dem Schwarz/Weiß Denken“ „Denke auch mal in grau“. Dieser Jemand warst du ;)
Sicherlich gibt es Blogger, die nur über sich selbst berichten, sicherlich gibt es Blogger, die über Dinge berichten, welche sie nicht selbst betreffen.
Und es gibt Blogger, die einfach der Welt mittteilen wollen, was um Sie herum so passiert. In meinem Blog schreibe ich sehr viel über meine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. Hab aber auch manchmal ein paar politische statements dabei, oder empfehle Aktionen von anderen. (z.b. Aston Kutchers Kampf gegen Malaria, oder die Wahl Barack Obamas)
Ich hab zwar nur ein kleines „Friends&Family“ Blog, aber fühlte mich doch irgendwie angesprochen von deinem Beitrag.
Also hiermit dann von mir die Retourkutsche: „Denke grau“
30.06.2010 um 10:41 Uhr
Hallo Robert,
Ich finde es etwas vermessen Blogger anzuklagen und ihnen fehlende Gesellschaftsfähigkeit vorzuwerfen. Für mich sind Blogger zumindest gewillt sich Themen zu widmen und ausführlich darauf einzugehen. Frei von Zugangskontrollen oder sonstigen Restriktionen. Nur weil in vielen Blogs stark subjektiv geschrieben wird, heißt dies im Umkehrschluss das diese Personen gezwungenermaßen die Augen vor Problemen verschließen?
Nach meiner Kenntnis gibt es da draußen Personen, die persönlich keine Probleme haben. Soll ein Blogautor sich Probleme suchen zu denen er schreibt?
Ich würde deine Behauptungen stützen, wenn du stärker in Richtung One-Click-Politism argumentieren würdest. Wenn ich bei Facebook der Gruppe: „BP vernichtet unsere Umwelt“ beigetreten bin ist das für viele schon Protest genug um weiterhin bei Aral zu tanken. Denn immerhin wurde der Protest ja gezeigt.
Die Forderung nach verantwortungsbewußtes Handeln und das ist es was ich deinem Post entnehme beschränkt sich nicht auf die Digitalität, sondern umfasst all mein Handeln und meinen Konsum.
Diese Kritik jetzt alleine Bloggern anzutragen finde ich vermessen.
30.06.2010 um 10:48 Uhr
unterstütze Deine Kritik und Hinweise zwar vollkommen, allerdings bezieht sich mein Denkanstoß auf die digitale Verantwortlichkeit, daher kann ich schlecht auf das Gesamtheitliche bezogen argumentieren. Letztlich aber hast Du Recht, der Mensch ist nicht nur digital unterwegs.
03.08.2017 um 22:05 Uhr
Hi und danke für deinen Beitrag! Ich bin selbst auch Blogger und weiß genau was du meinst! Gestartet hat es bei mir mit einem Profitgedanken, das gebe ich offen zu. Mittlerweile treibt mich mehr an, dass ich mit meinem Nachhaltigen Projekt etwas bewege.
Beste Grüße
Christoph