Twitter, das „Ding„. Das nach den internationalen Hype-Stars Friendster, Flickr, Technorati, Myspace, YouTube, Myspace und Facebook ganz oben thront. Vor exakt drei Jahren habe ich mich dort registriert und mittlerweile knapp über 14.000 Tweets herausgefeuert.

Doch so richtig warm geworden bin ich mit dem Dienst nicht. Ja, es ist ganz nett, sich darüber zu informieren und kurzen Gesprächsschnippseln zu folgen. Ja, es ist ein klasse Tool, um via Status-Updates mitzubekommen, was andere gerade treiben bzw. denken. Ja, es ist ohne Zweifel ein neues Schmieröl, Informationen rund um den Globus in rasender Schnelligkeit zu verbreiten. Es ist praktisch, ohne Frage (zu den verschiedenen Nutzungsmustern siehe diese Twitter-Studie). Letztlich reicht es mir schlichtweg nicht aus, um mich auszudrücken und mit anderen zu vernetzen. Es dürfte keine Überraschung sein, dass ich es mit Bloggen halte. Das ist das einzige „Tool“, das meinen Bedürfnissen nach intensiverem Gedankenaustausch noch am ehesten entspricht.

So bleibt Twitter für mich ein nützliches Tool, das mir eher einen rationalen Nutzen bietet, aber weniger einen emotionalen Bezug schafft. Es ist vergleichbar mit Facebook oder Xing. Nützliche Tools, emotional distanziert genutzt. Meine Buddies habe ich via Blogs gefunden, finde ich auch weiterhin darüber. Twitter-Kontakte sind mir zu flüchtig, zu wenig, um einen menschlichen Bezug zu jemandem herzustellen. Es ist höchstens ein „Anbahnungs-Werkzeug“ für freundschaftliche und geschäftliche Beziehungen.

Unabhängig von allen Werkzeugen ist es mir schlichtweg egal, über welchen Kanal ich mich mit meinen echten Kontakten unterhalte, die ich persönlich kenne und schätze. Ob das heute Twitter ist, morgen Schaschlaweng und übermorgen SupiDupi. Tools kommen und gehen, Beziehungen bleiben. Diese Distanz erleichtert mir persönlich zu überlegen, abseits der technischen Begeisterung für dieses Produkt, wie es mit Twitter weiter gehen mag. Rein aus Neugier für die Entwicklungstrends des Netzes.

Solange Twitter von meinem nahen und entferntesten Kontaktnetzwerk genutzt wird, bleibe ich dort. Wenn sich das ändert, zucke ich mit der Schulter und ziehe weiter. Ich werde zurückgelehnt beobachten, welchen Zeitraum der Produktlebenszyklus von Twitter umspannt und wo dessen Ende liegt. Menschen werden relativ schnell eines neuen Werkzeugs müde. Das liegt einerseits am Werkzeug selbst, andererseits an neuen, aufkommenden Werkzeugen. Internetunternehmen zeigen ähnliche Reaktionsmuster wie RL-Unternehmen auf. Sie verstehen oft nicht, ihr Produkt zu innovieren, den Zyklus zu verlängern, sich anzupassen, mit der Zeit zu gehen. Twitter wird gehen? Das mag nicht mehr allzu lange dauern, in 5 Jahren, in 10 Jahren? Das ist nicht allzu lange. Ich bleibe bei der These, dass Twitter aufgrund seiner in höchstem Maße eingeschränkten Funktion in allen Software-Werkzeugen, die Menschen vernetzen, aufgehen wird, seine zentrale Rolle verliert. Etwas, das Facebook und andere (z.B. VZ-Netze, Wer Kennt Wen, Xing, LinkedIn) schon längst eingebaut haben und an der Schwerkraft von Twitter knabbern.

Twitter wird geschichtlich gesehen als nette Vorlage dienen, eines Tages aber längst vergessen sein. So wie del.icio.us, das mit seinen Tagging- und Sharing-Ansätzen vielen Dienste wie Flickr und YouTube als Ideenvorlage diente. Twitter hat die beiden Funktionen „einseitiges Abonnieren“ im Zusammenhang mit „Status-Updates auf limitierter Informationspaketierung“ populär gemacht. Beispiel: Facebook hat seinen Activity-Stream (eine großartige Funktion) um die zweite Komponente erweitert. Google hat beide Komponenten kopiert. Als eigenständiger Platzhalter für vernetzte Kurzgespräche reicht Twitters Kraft nicht aus, die bisherigen User-Scharen auf Dauer zusammen zu halten.