Wer ist André Vatter? Solltet Ihr kennen. Wenn nicht, bitteschön, seine Netz-Vita: André Vatter ist Redaktionsleiter bei Basic Thinking, Redakteur bei Onlinekosten.de und privat bloggt der „freiberufliche Journalist mit Festanstellungs-Status“ auch noch. Bisschen Privates hatte er damals vor rund einem Jahr über sich auf Basic Thinking geschrieben. Was fehlt noch? Twitter, klar, twittern twut er auch.

Da André das mit Abstand beste Blog Deutschlands verantwortet, wird es Zeit, den bloggenden Redakteur vor die Interview-Linse zu zerren, hinter der er sich nämlich meistens versteckt und andere mit Fragen durchlöchert. Per Twitter-DM hatte ich ihn gestern darum gebeten, er fragte ganz „ängstlich“ zurück, ob er „was falsch gemacht habe“ :)

Schreiten wir zur Frage-Antwort-Tat:

1. Haltungsfrage: Was bist Du lieber, Blogger oder Redakteur?
Wenn du so fragst: am liebsten bin ich Journalist. Es gibt unbestreitbare Vor- und Nachteile, wenn man sich in die eine oder andere Schublade steckt. Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich die Rollen tausche, vor allem im Gespräch mit Unternehmensvertretern: „Was sagten Sie? Sie sind von Bahsick Tinker?„, wird nachgefragt. „Onlinekosten.de„, schiebe ich dann nach. „Ich bin von onlinekosten.de.“ Plötzlich klappt die Verständigung. Blogger genießen nicht das Ansehen, das Redakteuren eingeräumt wird und haben es daher im Arbeitsalltag nicht immer einfach. Ich habe aber kein Problem damit und versuche es immer wieder mit „Basic Thinking“ – bis es bei den Sprechern sitzt.

2. Arbeitstechnische Frage: Musst Du mehr Zeit für Artikel auf onlinekosten.de aufwenden oder gibt es keine Unterschiede? Nach dem Motto: „Auf dem Blog knalle ich das Zeug raus, auf onlinekosten.de muss ich zig mal redigieren.“ Gibt es vom Arbeitsablauf her Unterschiede?
Auf beiden Seiten wird mit großer Sorgfalt an die Themen herangegangen, was beispielsweise die Eigenrecherche und das Abklopfen zweiter, unabhängiger Quellen angeht. Gerüchte, die nicht verifiziert werden können, erscheinen nicht auf onlinekosten.de. Auf Basic Thinking nehmen wir sie manchmal mit auf, weil sie die Leser einfach interessieren und Spaß machen. Wie sieht das nächste iPhone aus? Wir weisen dann aber auch immer darauf hin, dass es sich dabei um reine Netzlegenden handelt.

Noch etwas ist anders: Redakteure hinterlassen traditionell für den Leser das fertige Endprodukt, einen geschliffenen Artikel, der das Wichtigste auf den Punkt bringt. Das ist der Stil, der sich durchgesetzt hat. Beim Blog macht es mir Spaß, den Weg der Meldung im Posting gleichzeitig mitzuzeichnen. Da kann es schon einmal vorkommen, dass ich den Sprecher XY erwähne, der es nach zwei Anfragen und drei Anrufen noch immer nicht geschafft hat, ein Statement zu liefern.

Einen dritten Unterschied gibt es zudem in der Art, wie die Themen beschafft werden. Wir haben schnell gemerkt, dass es zum Beispiel nichts bringt, für Basic Thinking großartig Pressemitteilungen zu beachten. Wir verlassen uns größtenteils auf Tipps aus der Leserschaft, Trends, die wir im Netz aufschnappen. Das ist ziemlich anstrengend, immerhin müssen wir so mit dem Echtzeitnetz konkurrieren. Doch es zahlt sich aus…

3. Persönliche Frage: Was ging Dir durch den Kopf, nachdem Dir Dein Chef damals anbot, für BasicThinking.de zu schreiben? War da so eine Art Gedanke „Oh Gott, ich muss unter die Blogger, Mist!“ Gar Angst? Hat sich nach den ersten Wochen eine Art „ich bin nun tatsächlich Blogger“-Haltung eingestellt? War es überhaupt eine Umstellung für Dich, da Du eventuell andere „Regeln“ entdeckt hast?
Wir brachten damals auf onlinekosten.de die News, kurz nachdem du die Versteigerung angekündigt hattest. Als mich dann der Chef in den Meetingraum bat, wusste ich, dass die Firma an der Auktion teilnehmen würde. Ich freute mich auf die neue Aufgabe, wahrscheinlich wurde ich ausgesucht, weil ich mich immer dafür interessiert habe, was hinter einer Meldung steckt und gerne fluche.

Natürlich war eine gehörige Portion Respekt vor dem Job dabei und die ersten Tage haben uns auch gezeigt, dass zum „Blogger“ sein mehr gehört, als einen Post zu verfassen. Plötzlich tritt die Meldung ebenso wie ihr Autor in den Vordergrund: „Was ist dein Lieblingsessen?“, „Was hast du studiert?“, „Sag doch mal, wie dein Kater heißt.“ – das waren nicht die Reaktionen die ich erwartet hatte, immerhin ist man darauf getrimmt, hinter seinen Text zurückzutreten. Berufs- und Privatleben verschmelzen nach einiger Zeit, ebenso expandiert der einstige Nine-to-five-Job auf 24 Stunden am Tag. Es ist ein Umstellungsprozess, den man da durchlaufen muss.

4. Bekommt Ihr für Artikel auf Basic Thinking oder auf onlinekosten mehr Feedback? Auch was Vorschläge für neue Artikel angeht.
Das Feedback ist auf beiden Seiten überwältigend. Onlinekosten.de bekommt nicht nur viele Lesermails mit Anregungen, sondern hat auch noch ein dickes Forum angeschlossen. Auf Basic Thinking läuft viel über die Kommentare, Twitter ist ein Rückkanal, ebenso wie Telefonanrufe, Mails und kuriose Pakete, die wie eine Bombe verpackt sind und zum Beispiel „Basic Thinking-Bier“ eines süddeutschen Brauers beinhalten.

5. Ihr setzt Twitter und Facebook ein, um auf Basic Thinking zu verweisen. Auch für onlinekosten.de? Und prinzipiell die Frage: Warum macht Ihr das und was bringt es Euch?
Keinem dürfte entgangen sein, dass Trackbacks ein seltenes Gut geworden sind. Das hat damit zu tun, dass die Gespräche über gelesene Themen immer weiter in soziale Netzwerke abwandern. Es macht also Sinn, dem Leser dorthin zu folgen, wo er mehr und mehr verkehrt – und dort auch den Faden wieder aufzunehmen. Meiner Meinung nach gilt das nicht nur für Basic Thinking und onlinekosten.de, sondern sollte für alle Medien gelten, die im Netz publizieren.