Mitnichten. Der seit langer Zeit zu beobachtende Effekt, dass weltweit Blogs an Links verlieren (messbar über Technorati), weil sie gegenseitig seltener aufeinander verweisen, wurde von Jens Schröder untersucht. Seine Annahme ist, dass zahlreiche Aktive nunmehr über Twitter vermehrt verlinken. Und in der Tat, er findet seinen Annahme bestätigt: blogs, twitter und links. Gedanklicher Seiteneinschub: Links sind per se wertlos. Sie sind auch und vaD ein Indikator dafür, ob Menschen miteinander sprechen oder nicht. Daher misst man die Links, wenn man das wissen will.
Vornweg, es gibt kein „gut“ oder kein „schlecht“ dabei, wenn man diese beiden Tools, Blogs und Microblogs vergleicht. Weder dient ein Blog-Werkzeug seiner selbst, noch ein Microblog. Sie sind Werkzeuge, mit deren Hilfe man sich austauschen, orientieren, vernetzen, kennenlernen, informieren und amüsieren kann. Unabhängig dessen, wie intensiv man das mit dem einen oder anderen Tool ausüben kann, bleibt eines vor allen Dingen festzuhalten: Blogs erscheinen dem Nichtnutzer als schwergängige Tools, die man mit einem ungewöhnlich hohen Engagement befüllen muss, um sie zum Leben zu erwecken, um sie schwingen zu lassen, den Leser mitzunehmen. Überhaupt auch nur ansatzweise auf die Ideen und das notwendige, positive Gefühl zu kommen, dass man ein Blog startet, bedarf eines immensen Anlaufs. Das bedarf wie in unseren sonstigen Lebenssitutationen viel Energie eben. Denn, wer schwingt schon am laufenden Band täglich geschliffene, lange Reden?
Warum das wichtig zu verstehen ist? Wenn man sich für Menschen interessiert, sollte man sie auch verstehen. Und, wie sie wann welche Werkzeuge zum Kommunizieren nutzen. Wenn man sich nicht dafür interessiert, braucht man sich nicht damit weiter zu beschäftigen, aber dann nicht auch meckern, dass andere selbstreferentiell übers Bloggen oder Twitter bloggen/twittern.
Es tun eher wenige, die sich den Kopf zerbrechen. Und erst so auf dieses notwendige Niveau kommen, um überhaupt ein Blog zu beleben. Umgekehrt werden auch viele von uns Bloggern das Gefühl kennen. Dieses Gefühl, wenn man keine Lust hat, etwas auszuformulieren, überhaupt einige Sätze zu schreiben. Man fühlt den Abstand zum Blog, das sich in diesen Momenten wie ein Fremdkörper und nicht wie ein verlängerter, geistiger Arm seiner selbst anfühlt. Und man wird partout nichts verfassen.
Die geistige Hürde zu nehmen fällt leichter, wenn man im „Flow“ eines stetigen Schreibens ist. Je seltener man das tut, umso mehr Anlauf braucht man, sich in den Blogsattel und die Feder zu schwingen. Doch wer hat schon diese Zeit? Und die Energie dafür? Nach dem Job etwa, wenn man müde nach Hause kommt und Zeit für seinen Partner aber auch für sich in Ruhe aufbringen muss? Das gedankliche Umschalten „ich blogge jetzt“ ist in der Tat nicht so einfach, wie man sich das vielleicht auf den ersten Blick ungedacht vorstellen mag.
Ich denke nach wie vor, dass wir uns geistig auf das Blogwerkzeug einlassen und einstimmen müssen, es in der Gänze vor dem geistigen Auge erleben, wenn wir gedacht etwas schreiben wollen, wie es sich anfühlen wird. Wir nehmen dabei vieles vorweg. Den Schreibprozess als solchen, bei dem man sich und seine Eindrücke reflektiert. Bewusst. Ja, Bloggen heißt defintiv bewusster erleben und leben, wenn man so will. Eine an und für sich wunderbare Geschichte. Wer bewusster durch sein Leben geht, wird es intensiver erleben als andere. Wenn Blogs nur nicht diese Energiefresser wären. Man nimmt die Reaktionen der Leser vorweg. Wie wird es sich anfühlen? Vielleicht fühlt es sich auch negativ an, da man weiß, dass kaum einer kommentiert. Man lässt es optisch auf sich wirken, wie wohl der Artikel eingebettet im Bloglayout wirkt. Man strukturiert die Gedanken vorab. Man ahnt auch, dass beim Schreiben neue Gedanken aufkommen. Dass man unter Umständen neu strukturieren wird. Man korrigiert dabei erneut seine Eindrücke, wie der Leser dann wohl darauf reagieren wird. Wird es ihn mehr interessieren? Weniger? Wie überhaupt Leser erreichen? Wo kommen die her? Wie finden die zu einem? Was muss man dafür tun? Könnte man messen, wieviel Leistung das menschliche Gehirn dabei verbraucht -gegenüber anderen, geistigen Tätigkeiten- dürften Blogs ziemliche Energiefresser sein.
Wundert es noch, dass viele ihr Blog aufgeben? Links liegen lassen? Man bringt nicht immer diese Energie auf. Der Einstieg war schon nicht einfach. Und je länger man vom eigenem Blog weg bleibt, hat man immer weniger Lust, den Einstiegsprozess jedes Mal aufs Neue zu durchleben, um auf das notwendige Niveau zu kommen, wieder auf einem Level mit dem vom Werkzeug geforderten, mentalen Leistungen zu sein. Häufig sind es jedoch keine 1- oder 0-Entscheidungen. Es geht nicht immer darum, ob man bloggen soll oder nie wieder. Es geht um das Wie. Hat man lange genug gebloggt, wird der Mensch seine Erfahrungen so weit verdichtet haben, dass sie gespeichert bleiben, um relativ einfach neu abgerufen werden zu können. Um erneut einen Blogartikel zu verfassen. Das merkt man dann an der Artikelfrequenz, dem sich verändernden Stil, der Artikellänge, aber auch an dem Inhaltlichen selbst. Ganz so, als hätte der Blogger seinen Weg mit seinem Blog als Begleiter seiner selbst gefunden.
Jetzt muss ich gar nicht mehr so viel zum Microblogging sagen, wenn ich das o.g. Revue passieren lasse. Leichtüßiger erscheint es, weniger energiefressend, die Kommunikation ist flüssiger, zeitnäher, aber auch leichtgängiger, weniger intensiv, weniger tief. Es entspricht schon eher den Gewohnheiten der Menschen. Obgleich es den bewussten Menschen -der seine Gedanken gerne offen reflektiert- und dessen Durst nicht alleine stillen wird. So bei mir. Ohne ein Blog gehts nicht, mit Twitter gehts, aber ohne kann ich auch.
25.03.2009 um 05:58 Uhr
Danke, ich glaube das hilft mir weiter.
25.03.2009 um 07:13 Uhr
mmmhhh, mir fehlt da ein wenig der Spass an der Sache/Thema, so ist es bei mir, ich mache es weil es mir Spass macht und ich immer sonst die meisten Sachen Stunden lang im Netz suche und das Blog hilft mir, bei dem womit ich mich beschäftige und es macht mir sehr viel Spass, aber da liegt wohl auch daran das ich ein reines Fachblog betreibe.
Wobei die Frage ist: Ist es wichtig Kommentare zu bekommen oder gar Links oder macht man es erst mal für sich selber, um die vielen Infos im Netz für sich selber zu sortieren und abzulegen.
25.03.2009 um 08:39 Uhr
Wenn man für Kommentare oder Links bloggt, dann ist es sicher schwerer, die Motivation aufrecht zu erhalten – wobei sowohl Kommentare als auch Links auf das eigene Blog natürlich ungemein Motivieren :)
Kann es sein, dass die sinkende „Verlinkung lt. Technoriati“ damit zusammenhängt, dass Technorati selbst an Relevanz verliert? Ausser meinem „Hauptblog“ habe ich kein weiteres dort angemeldet – keine Ahnung ob die Links die ich auf meinen Hotel/Eee/SL/Geocaching-Blogs setzte (bzw. gesetzt habe) gezählt werden oder nicht.
Auch beobachte ich bei mir ein anderes „Zitierverhalten“: Wärend vor ein oder zwei Jahren durchaus noch Blogposts à la „Robert/Bildblog/RWW/… hat geschrieben, geht rüber und lest das“ denkbar waren, nehmen diese Art von Artikeln deutlich ab. Die „Großen“ werden gelesen, da schreibe ich nur noch in meinem Blog wenn ich auch etwas neues zum Thema beizutragen habe. Und schon fallen viele Links weg.
Zum Thema „Blogartikel sind geschliffener als Tweets“: Das kommt auf den eigenen Anspruch sowohl an die Blogposts als auch an die Tweets drauf an. Hierbei strebe ich nach einigen Wochen Zwitscherei eine Annäherung an: Ich will wieder mehr „schnelle Linktips“ in meinem Blog posten und bei den Tweets verstärkt auf den „Nutzen für die Leser“ achten. Wobei ein „Ignore-This-Tweet“-Tweet manchmal einfach sein muss :)
So, und jetzt ist dieser Kommentar so lange, dass ich ihn als Artikel in mein Blog rüberkopieren werde…
25.03.2009 um 11:53 Uhr
Im Kern geht es um Kommunikation mit Anderen. Das findet meiner Meinung nach im „klassichen“ Blog auch besser statt. Twitter ist was spezielles. Eine Gedankenflut in kurzen Worten. Schnelllebig wie das Großstadtleben.
Twitter alleine geht nicht. Links zu den richtigen Artikeln sind notwendig.
25.03.2009 um 12:26 Uhr
Ich schreibe nach wie vor gerne, auch wenn ich wenig Links und Kommentare habe. Aber ich bekomme viel persönlich Rückmeldungen oder Leserbriefe per E-Mail und dadurch weiß ich, dass meine Anstrengungen geschätzt werden. Außerdem macht mir unsere neue Heimat eh so viel Freude, dass ich da gerne drüber schreibe.
Die Quellen-Nennung hat tatsächlich deutlich abgenommen, aber auch bei Twitter beobachte ich, dass kaum die Quelle genannt wird. Nach dem zweiten Retweet weiß man eh schon nicht mehr wo es herkam.
Manchmal nutze ich einen kurzen Link-Hinweis als Blogpost auch als eigene Datenbank. Ich weiß dann, ich habe drüber gebloggt und finde es in meinem eigenen Blog eher wieder als im weiten web.
25.03.2009 um 12:30 Uhr
Was du beschreibst, ist doch die klassische Sinn- und Schaffenskrise in jeder Form von Literatur, Goethe ging es da nicht anders (nicht dass ich dich mit Goethe vergleichen möchte, aber ich bin versucht, die Blogkultur zur wichtigsten modernen literarischen Gattung zu ernennen). Und Rezeption und Kommentar ist bei jeder Form von Veröffentlichung wichtig für den Schaffenden. Dass aber auch in jeder Form von Kunst und Literatur der innere Drang zum Schreiben wichtiger sein sollte als die kühle Kalkulation, was die Leser wohl kommentieren und was man also schreiben muss, sollte auch klar sein.
29.03.2009 um 00:44 Uhr
Ich glaube, Thomas hat da einen guten Punkte getroffen. Wenn man sich mit einer Sache so intensiv beschäftigt, überfrisst man sich einfach irgendwann. Und dann ist es schwer, neue Inspiration oder Anreize zu finden. Aber: plötzlich gibt es sie doch.
Ich habe einem Freund eine ganze Zeit lang in den Ohren gelegen, seine viele Zeit auf Gomera doch in einem Blog zu beschreiben. Jetzt hat er es getan, schreibt seine ersten Blog-Beiträge, und ich hab ungeheuren Spaß dran (ich hab’s mal oben verlinkt). Und es ist eben ein Blog: Beobachtungen, Gedanken, Eindrücke, amüsante Phrasen. Alles Dinge, die so nicht in einen Tweet passen.
Ganz allgemein, ein altes Medium ist eben nur solange alt, bis irgendwann jemand etwas neues darin anfängt und sich darin einbringt. Und damit dann wieder andere inspiriert, ob alte Häsinnen oder junge Hüpfer. :)
01.04.2009 um 13:33 Uhr
Laangweilig!
02.04.2009 um 14:05 Uhr
Kurzer Beitrag da keine Zeit für große Wörter.
Wir suchen englischsprachige Bücher die für die Mongolei gesammelt werden. Wir haben 60 Minuten Zeit soviele Bücher zusammeln wie geht! Es ist ein War-Workshop auf der republica 2009
Wer Twitter nutzt die Idee hashen mit #buecherbruecke und #sozialhelden egal welche Bücher!!
Geschickt werden sollen die Bücher zu:
Carsten Rübsaamen
Grasgasse 1
93047
Verbreitet die Idee so schnell es geht und sammelt soviele Bücher wie möglich. Nicht Qualitätscontent sondern schnell!
Kommentare und Ideen bei Twitter und hier:
http://bit.ly/bv16e
02.04.2009 um 21:12 Uhr
Die Sache ist eigentlich wie immer: Wer bloggt, der muss dafür viel Zeit und Energie investieren und das wollen nicht viele Menschen, weil viele Menschen tendenziell eher apathische Leute sind. Da diese vielen apathischen Leute aber tendenziell gleichzeitig auch an der tollen neuen Netzwelt teilhaben wollen, ohne viel tippen oder installieren zu müssen, ist Twitter ein Riesenerfolg, denn da kann jeder seine zwei Sätze reinschreiben, jeden Tag. Ob das gut ist oder nicht? Es ist halt menschlich. Wird man nicht ändern können. Bei mir ginge es ohne Blog nicht, ich erkläre Sachen gerne mit mehr Attributen als „geil!!! lolz!!! tinylink!“
06.04.2009 um 14:11 Uhr
Ich kann mich meinem Vorposter zu anschließen. Auch wenn Twitter ein schnelles und unkompliziertes kommunizieren ermöglicht, geht doch an einem informativen Blog nun wirklich nichts vorbei.
07.04.2009 um 00:37 Uhr
Sehr aufschlussreicher und interessanter Beitrag, wie ich finde und meine eigene Meinung dazu zu dieser späten Stunde:
Dass Blogs in letzter Zeit immer mehr unter der Aufgabe deren Besitzer zu leiden haben, habe ich ebenso feststellen dürfen und das hängt auch damit zusammen, was man im Leben parallel zum Blogging betreibt.
Hat man Familie, einen anstrengenden Job, andere Hobbys oder einfach zu viele Freunde in der realen Welt!? Es gibt sicherlich viele andere schönere Freizeitgestaltungsmöglichkeiten als Bloggen, aber trotzdem bringen viele diese Geduld auf und Bloggen bis in die Nacht hinein.
Spätestens mit dem ersten familären Einstieg wird darüber nachgedacht, mit dem Bloggen aufzuhören.
Und das werden wir immer wieder auf den Blogs zu lesen bekommen. Ich bin der Meinung, dass man als leidenschaftlicher Blogger keine Zeit für andere private Dinge mehr hat. Mich persönlich verpflichtet nur mein Hauptberuf und der Rest ist meine Freizeit im Internet.
So fällt mir das Bloggen leichter, da ich stets im Blog bin und auch ohne eine Zeile verfasst zu haben. Ich mag es einfach, wenn ich mich im WP-Dashboard befinde. Oft stellt sich hier und da auf den Blogs die Frage, was man in den nächsten 5-10 in der deutschen Blogosphere erwarten kann? Die Prognose dafür ist nicht einfach, aber es werden nur die Blogger überleben, welche nachwievor aus Spass bloggen und nicht schon nach 2 Wochen Bloggen bei Paid-Reviews mitmachen. Bloggen kann einem aber auch im Alltag sei es Berufs-oder Privatleben helfen, bin ich der Ansicht.
Die Abnahme der Bloglinks nehme ich auch sehr ernst und von Twitter habe ich derzeit noch nicht so die Ahnung und ich frage mich: „Muss man als Blogger noch twittern“? Hat man überhaupt die Zeit dafür und sollte man sich nicht lieber im eigenen Blog verausgaben!