Denn ohne geilen Content liest und sieht uns niemand mehr. Und dann ranken wir auch nicht in Suchmaschinen. Und das gilt für jeden: Für den kleinen Blogger wie für den großen Konzern. Die Frage ist nur: Wie geht das? Wie entwickelt man “geilen Content”? Was macht denn Content “geil”? Okay, da gibt es einige allgemeine abstrakte Hinweise. Man muss “das richtige Thema” haben. Hm, okay. Aber wie bekommt man die richtigen Themen raus? Oder man muss sich an der Customer Journey orientieren. Und an den Personas?
Ich glaube, ich habe dazu schon tausendfach verkopfte Antworten gegeben. Wie man dies und das machen kann. Aber letztlich ist der Ursprung von Allem: Herz!
Mir sind schon unzählige Blogger – in Unternehmen und im Privatbereich- begegnet, die es mit Excel-Sheets probierten, exzessive Redaktionspläne machten, sich das Quäntchen Inhalt aus dem Kopf förmlich herauspressten, damit es irgendwie gut klingt, die eigenen Ziele bloß erfüllt. Ist das seelenlos? Ja! Ein Quäntchen Trost drauf!
Wo bleibt der Spaß? Die Freude, über das zu schreiben, was einen selbst beschäftigt? Was man geil, schwierig, faszinierend, kritisch, blöd, toll findet? Nur weil man im Unternehmen oder als PR-Agentur bezahlt wird, darf man für sein Ding nicht herzbluten? Nur weil man ein Privatblogger ist und SEOs an den Lippen hängt, muss man wegen dem beknackten Knien vor dem omniösen Google-Bot sein Herz ausschalten? Ich würde selbst ein Versicherungsblog lesen, wenn der Schreiberling für seine Sache blutet, voll dahintersteht. Bloß, es gibt keins, auf dem man nicht vor lauter Schleimspuren ausrutscht. Einen auf seriös machen, das ist aber total wichtig. Ja keine Ecken und Kanten. Bloß nicht Face zeigen. Könnt ja sein, dass das Geschäft keinen Spaß machen darf. Um Gottes Willen dem Kunden nicht zuviel Spaß beim Arbeiten vermitteln. Arbeit muss schwer sein. Seriös. Schön glätten, bis der letzte Bedenkenträger im eigenen Haus abnickt. Kann man einer Leiche noch Seele einhauchen? Oder etwas Lebendiges beseelen?
Aber Mami, mein Blog liest trotzdem kaum jemand! Na und? Dann war das Blog eben nicht in der Lage, das Herz des Lesers anzusprechen, so what. Schreibst Du Dir die Seele aus dem Leib oder hechelst den Zahlenstatistiken nach? Was schafft mehr Befriedigung und Motivation? Zahlen? Geh und lies aus Mathematikbüchern vor, ist bestimmt auch geil. Aber mein Chef will doch Erfolge! Ja klar, er bekommt ja auch die Provisionen am Ende des Jahres. Du nur auf den Deckel? Dann vermittel ihm doch lieber, dass gute Dinge nicht auf Provisionen basieren, sondern auf Seele und Herz. Alles andere ist Verwaltung dröger Manager, die lieber ihr Haus finanzieren. Mit denen kannst Du nichts reißen. Pack ein und mach Dein dröges Firmenblog einfach dicht!
Herz macht 90% aus, der Rest ist Kopfsache.
05.06.2014 um 14:06 Uhr
Danke.
Man liest es einfach dem Text an, ob da Herzblut drin steckt. Steckt das drin, ist es auch ansteckend. Der Leser kommt immer wieder und teilt es. Freiwillig. Gerne.
(Gilt übrigens nicht nur für Blogposts, sondern auch für 200-Zeichen-Facebook-Nachrichten)
05.06.2014 um 21:53 Uhr
Hallo, Robert.
Verdammt lange her, dass ich auf deinem, diesem Blog war. Ich zieh aber mal meinen Hut uns sage: Du hast es immer noch drauf.
Und jetzt, da ich also gerade mal wieder hier bin, schiesst mir ein Gedanke durch den Kopf. Der ist unausgegoren, muss aber raus. Kann es sein, dass durch den Verkauf von basicthinking.de so etwas wie eine Zeitenwende stattgefunden hat? Dass es seither viel mehr Blogs aber immer weniger Vernetzung innerhalb der Blogosphäre (wenn es die denn je gegeben haben sollte) gibt, und dass es tatsächlich an – ich mein das wirklich so – vorbildlich arbeitenden Bloggern fehlt, die wie – ganz unzweifelhaft – Du, über den eigenen Mikrokosmos hinaus denken, sich für Ideen, Projekte, Menschen stark machen ohne dabei Links und Awareness direkt ins Kalkül zu ziehen?
Bevor das hier zur Lobhudelei wird: Ich mochte deinen Schreibstil nie besonders, mitunter auch nicht die von dir vertretenen Meinungen. Aber das verfickte Herzblut nehm ich dir ab. 100 %.
06.06.2014 um 12:15 Uhr
„Kann es sein, dass durch den Verkauf von basicthinking.de so etwas wie eine Zeitenwende stattgefunden hat? Dass es seither viel mehr Blogs aber immer weniger Vernetzung innerhalb der Blogosphäre (wenn es die denn je gegeben haben sollte) gibt,.. “
Die Entwicklung trat bereits vorher ein, mit Aufkommen alternativer, neuer Kanäle, von Twitter bis MySpace und später auch Facebook und pipapo. Der reine Blog-Bezug untereinander musste quasi zwingend abnehmen.
„vorbildlich arbeitenden Bloggern fehlt, die wie – ganz unzweifelhaft – Du, über den eigenen Mikrokosmos hinaus denken, sich für Ideen, Projekte, Menschen stark machen ohne dabei Links und Awareness direkt ins Kalkül zu ziehen?“
das wiederum kann ich nicht sagen, da es mir schwer fällt, ein Urteil darüber zu fällen, was gerecht ud ausgleichend genug wäre. Ich habe schlichtweg nicht den Gesamtüberblick, ob Kalkül immer dominanter wird. Wenn, dann wäre es ein Ergebnis der medialen Kulturströmung, in Likes & Awareness zu denken. Immerhin sind wir soziale und damit imitierende Wesen. Was einer vormacht, machen mehr nach. So wirkt sich das multiplikativ aus. Zumal wir auch in Schule, Studium und Arbeit auf Hochleistung trainiert werden, um Ergebnisse zu erreichen, immer mehr erreichen sollen. Hm.. nur so Gedanken, schwer zusammenzubringen unter dem Aspekt Deiner Fragestellung.
06.06.2014 um 12:27 Uhr
Ich glaube trotzdem, dass der Verkauf ein Signal war, sowohl im Schlechten wie auch im Guten. Genau wie ich mittlerweile glaube, dass wir mit der damaligen Kritik am Edelman-Engagement bei Technorati (nur die Älteren werden sich erinnern) eine Chance vergeben haben.
Egal. Irgendwas fehlt, nicht Herz, nicht Leidenschaft, irgendwas halt…
06.06.2014 um 12:34 Uhr
Edelman? Das Unternehmen hatte große Probleme damals, Anspruch und Realität zusammenzubringen, auch hinsichtlich ethischer Eigenansprüche. Technorati selbst war auch nur ein Spiegel der Hype-Ära um Blogs und hätte uns nicht groß weiterhelfen können, gegen FB und Konsorten zu bestehen, was die interne Vernetzung angeht. So gesehen finde ich das aber auch nicht schlimm, denn ein heutiges Like oder ein Share ist ein Ausdruck von Interesse und damit erreichst Du letztlich leichter und mehr Menschen denn ohne die damaligen doch sehr sperrigen Blogverteiler und Mechanismen wie Trackbacks. Oder?
06.06.2014 um 13:11 Uhr
Nein, nein, nein. Den Pingback, den ich mit unserem Artikel bei dir gesetzt habe, bewerte ich hinsichtlich Sichtbarkeit meines und auch deines Inhalts deutlich höher als jeden, ach was – hunderte von Likes oder Tweets. Denn im Gegensatz zu Social Signals wirken Ping- und Trackbacks nachhaltig.
Und mit Verlaub: Echtes Interesse würde ich zumindest nicht pauschal mit einem Like in Verbindung setzen.
09.06.2014 um 22:11 Uhr
Japp…man braucht Herz und Zeit und Zeit ist Geld und leider sehen es die erfolgsbasierten Chefs nicht gerne, wenn man zu viel Zeit „verplempert“. Da geht das Herzliche leider ein wenig unter aber für den privaten Bereich hast du absolut Recht. Also, wenn man sein eigener Chef ist ;)
Super Text!
16.06.2014 um 15:03 Uhr
Sehr schön geschrieben, vorallem der Teil :“Aber Mami, mein Blog liest trotzdem kaum jemand! Na und? Dann war das Blog eben nicht in der Lage, das Herz des Lesers anzusprechen, so what. Schreibst Du Dir die Seele aus dem Leib oder hechelst den Zahlenstatistiken nach? Was schafft mehr Befriedigung und Motivation? Zahlen? Geh und lies aus Mathematikbüchern vor, ist bestimmt auch geil.“ trifft den Nagel auf den Kopf.
Das ist bisher der beste Beitrag zur Blogparade den ich gelesen habe.
12.08.2014 um 08:20 Uhr
Hallo Robert,
ja, so sehe ich das auch.
Hinzufügen möchte ich, dass die Kommunikation mit den Lesern auf hohem Niveau nur möglich ist, wenn hinter unseren Posts auch eine gewisse Leidenschaft steckt. Wer würde sonst eine Frage stellen, einen Kommentar hinterlassen? Und wie könnte ich sonst auf diese Antworten?
Ich muss auch mein „wahres Gesicht“ zeigen, eine Meinung vertreten, sonst brauche ich nicht zu bloggen.
Grüße
Mauricio
17.08.2014 um 16:49 Uhr
Da Herzblut etwas persönliches ist und die Persönlichkeit eines Angestellten einer Firma oder gar einer Agentur nicht mit dem aktuell zu verbloggenden Inhalt zusammenpassen muss, ist das Herzblut häufig fehl am Platz. Beide passen häufig nicht zusammen. Das ist aber nichts schlimmes, da sich verschiedene Ausrichtungen und Produkte schnell ändern.
03.10.2014 um 15:15 Uhr
Viele Menschen sagen wirklich oft: Man muss nur eine gute Idee haben und dann klappt schon alles und man kann Millionär werden oder sowas.
Meiner Meinung nach haben aber viel zu viele Menschen gute Ideen. Sie setzen diese Ideen nur nicht um, weil sie zu faul sind oder weil sie es nicht können.
Erst wenn man wirklich, wie oben im Artikel beschrieben, mit „Herz“ an die Sache rangeht klappt auch alles. Das habe ich schon viel zu oft miterlebt.
24.03.2015 um 14:48 Uhr
Der Blogger muss es schaffen die Leser zu fesseln. Mit Herzblut und ein Händchen für die richtige Wortwahl sollte es kein Problem sein den Leser für sich zu gewinnen ;)
23.01.2017 um 17:59 Uhr
Wow, Sie haben den Nagel sowas von auf den Kopf getroffen und einen Beitrag mit Herz geschrieben. Das spürt man und es macht bewusst, wie selten man so etwas zu lesen bekommt. Das hat aber auch einen einfachen Grund, denke ich: Der meiste Content wird heute extern „produziert“ und wenige Unternehmen wagen es, ihre Schreiber authentisch sprechen zu lassen – wenn sie schon nicht selbst schreiben. Darum klingt der ganz Kram auch gleich. Bei ihnen nicht, das ist erfrischend.