das, was Stern über den Brüderle-Beitrag losgetreten hat, war wohl einerseits der berühmte Tropfen im Fass und mit Sicherheit ein medialer Coup. Vor dieser Leistung ziehe ich als Publisher meinen Hut. Egal, was nun der redaktionelle Hintergedanke war, Brüderle als Projektionsfläche zu zerpflücken. Egal ist es mir persönlich nicht, da er nun als das größe sexistische Schwein in die Medienbücher eingehen wird. Auf familiärer und privater aber auch auf öffentlicher Ebene wird er ein zu großes Opfer bringen müssen, er wird bluten und bluten müssen. Das ist der Preis der Medienökonomie, den wir alle zahlen. Das vorneweg, das wir das nicht vergessen sollten, dass wir einen Menschen geschlachtet haben.
Bei all den zahlreichen Diskussionen im Netz – und es geht wahrlich kunterbunt zu – ist mir aufgefallen, dass es stets um die Erfahrungen zwischen dem Geschlecht Mann und Frau geht. Hier natürlich, was Frauen erleben, wenn sie sich von Männern als Objekt reduziert fühlen. Es fehlt mir aber etwas, in diesem Geschlechterkampf, wenn man es so ausdrücken kann. Bis dato habe ich nichts dazu lesen können, was mir präsenter oder überhaupt unter die Nase gekommen wäre: Die Frauen sind der Frauen größtes sexistisches Monster, im Job.
Es basiert selbstverständlich auf meinen persönlichen Erfahrungen in den vielen Jahren. Als Aushilfe in über 20 Firmen diverser Bereiche (Finanzbetriebe, Handelsbetriebe, Industriebetriebe) während meiner Schul- und Studienzeit und später als Angestellter. Hauptsächlich zwischen 1980 bis 2002 und später auch als Selbständiger.
Wie komme ich auf diese These, dass ausgerechnet Frauen der Frauen größter Wolf sind? Es sind unzählige Erlebnisse, die sich summiert haben. Meistens waren Frauen daran beteiligt, die in einer Intensität über andere Frauen hergefallen sind, die ich in der Form sehr selten bei Männern erlebt habe, wenn sie über Frauen herziehen.
Das fängt bei den Klamotten an, die Frau trägt. Kaum ist sie aus dem Office/Raum, fallen die Kolleginnen darüber her. Schlampe, haste nicht gesehen, die hats nur zwischen den Beinen, Fotze, dumme Kuh, zuviel Titten zu wenig Hirn, und dergleichen waren noch die nettesten Dinge. Reduktionen auf die Frau als sex only reduziertes Objekt. Das geht dann weiter über das Sachthema, über das man sich zuvor im Projekt oder an der Aufgabe unterhielt. Kaum ist die Frau weg, heißt es dann aus weiblichen Mund „Tussie, zuviel gefickt worden, um denken zu können„, „haste gesehen, wie die ihre Titten auf den Tisch gelegt hat, um den Chef zu überzeugen„, „die glänzt nur mit ihren langen Beinen, aber nicht mir ihrer langen Zunge„. Als Chef bin ich – ich weiß nicht mehr wie oft – von Frauen angegangen worden, die ihre Kolleginnen schlecht geredet haben. Es sind unzählige Ereignisse, die mich gelehrt haben, dass sich Frauen auf unmögliche Art und Weise im Job untereinander dermaßen fertigmachen, dass ich zunächst Zweifel bekommen habe, ob Männer wirklich die sexistischen Schweine sind, für die wir manchmal zurecht gehalten werden. Und es handelte sich um Frauen im Job die alle möglichen Positionen besetzt hatten. Hochintelligente, gebildete, außergewöhnliche Menschen.
Mit diesen Erfahrungen stehe ich nicht ganz alleine da, denn natürlich unterhält man sich über diese schockierenden Erfahrungen, wie krass Frauen zu Frauen sind. Bis dato habe ich noch niemanden angetroffen, der mir Gegenteiliges berichtet hat. Egal ob Mann oder Frau. Warum wird das unter den Teppuch gekehrt? Oder wird es nicht unter den Teppich gekehrt? Im Netz wird es das momentan. Was ich extrem schade finde. Im Job hat es mich immer wieder sehr geschmerzt zu sehen, wie sich Frauen untereinander das Leben so schwer machen, so unnötig, so unlogisch, gar so dämlich. Soviele talentierte Frauen als Mitarbeiter, so viel Potential, was durch Kleinkriege und mangelenden Teamgeist zerstört wird. Fuck it!!
Mann versucht dann ein Bild zusammenzubekommen, woran es liegt. Ist es eine Reaktion auf die Erfahrungen der Frauen in Männerwelten? Spiegeln sie nur noch härter und noch krasser das, was Männer tun und wie Männer vorgehen? Spiegeln sie die unerbittliche Erfahrung wider, dass Männer beim Job mehr verdienen und schneller aufsteigen, was natürlich frusten kann und frusten wird? Und übertragen es dann auf andere Kolleginnen, denen sie es dann erst recht nicht gönnen, ihren Weg als profunde und respektierte Mitarbeiterin zu gehen? Ist es das ausgeprägte Konkurrenzdenken von Frauen, das ihnen ein Bein stellt, weil sie gelernt haben, dass Konkurrenz beinhart ist, aber nicht in der Lage sind, den Weg der Mentorships und des gemeinsamen Hochpushens als bessere Alternative zu erkennen? Es ist mir bis heute ein Rätsel.
Alles was ich gesehen und erlebt habe ist, dass Frauen gemeiner und sexistischer zueinander sind, als Männer zu Frauen im Job. Das ist traurig und unendlich unnötig. Und dieses Foto beschreibt wie ich mich seit über 30 Jahren fühle.
Weitere Artikel dazu:
– Die Sicht auf die Männerwelt im Job, im Blog „holy fruit salad„
26.01.2013 um 13:22 Uhr
Ich bin Ihnen einmal dankbar für diese mutige Gegenposition! Sie sollten wohl am besten einige Tage abtauchen, wenn Sie das überleben wollen, denn nicht jede Frau wird Ihren Gegenschrei schätzen und Ihnen möglicherweise an der Jacke reißen wollen usw. (es ist ja keinesfalls so, dass nur Männer gewalttätig werden können).
Wir erleben zur Zeit eine typische „Hysterese“ (zufällig nicht unähnlich aber nicht zu verwechseln mit Hysterie), einen überproportional großen Kultur-Ausschlag in Richtung Frau. Es entsteht ein postemanzipatives Lagerdenken, das in Mann = böse / Frau = gut mündet. Das ist natürlich (im doppelten Sinne) barer Unsinn und führt zu nichts als zu neuen Feindbildern. Ich finde das langsam unerträglich – und durch „Quoten“ wird sich das Verhältnis keinesfalls bessern.
Gleichzeitig zeigt dieses Ereignis einmal mehr, wie fragil ein einzelner Mensch in dieser mediengesteuerten Landschaft ist. Auch wenn sich so eine Behauptung (wobei es mir nicht um den mE unerträglichen Politiker Brüderle als solchen geht) nach einer gewissen Zeit als „fake“ herausstellt, ist der Schaden immens und nicht wieder gut zu machen. Auch hier sehe ich großen Handlungsbedarf.
26.01.2013 um 13:30 Uhr
hoffe ja weder dass man an meiner Jacke zehrt noch dass es ein Lagerdenken erzeugen wird (die allg. Debatte natürlich), bin da recht entspannt, was das angeht
26.01.2013 um 14:50 Uhr
Sehr mutig von dir. Danke dafür. :)
Und ja, ich muss dir Recht geben. Frauen untereinander sind oft ziemlich giftig, das ist auch der Grund warum ich lieber mit Männern zusammenarbeite. Männer konfrontieren Frauen direkt und so hat man wenigstens die Möglichkeit zu reagieren. Mir persönlich ist das so lieber.
26.01.2013 um 15:38 Uhr
Treffend beschrieben was Männer teilweise erleben können, wenn sie von vielen Frauen umgeben sind. In manchen beruflichen Umfeldern gibt es ja deutlich mehr Frauen als Männer, da ist die Belastungsprobe an manchen Tagen schon recht hoch. Zu viele Männer sind auch nie gesund, die richtige Mischung macht es eben aus. Was wir aktuell erleben ist der Aufschrei von Frauen die wirklich schlimme Dinge erlebt haben, und die klassische Welle aller Nochbetroffenen, diejenigen die sich auch als Opfer fühlen, obwohl es keinen Grund gibt. Die Diskussion wird uns noch eine Weile verfolgen. Rainer Brüderle wurde, aus meiner Sicht, nicht zufällig jetzt an den Pranger herangeführt. Wobei der Sternartikel natürlich ein anderes Thema hatte, aber seine Sprüche und das was in den ersten Zeilen stand wird wohl nun ewig an ihm haften.
26.01.2013 um 23:40 Uhr
„Das vorneweg, das wir das nicht vergessen sollten, dass wir einen Menschen geschlachtet haben.“
Das liest sich strange. Ich bekomme den Eindruck, dass Brüderle in deinen Augen das Opfer ist und nicht der Täter war.
Meinst du das so? Wahrscheinlich eher nicht – oder?
Für mich ist leider nicht klar, ob er Opfer ist oder Täter. Die Beweislage scheint dünn.
Der Rest deines Artikels kann ich in Teilen nachvollziehen.
Gruß JST
27.01.2013 um 10:01 Uhr
Brüderle ist kein Täter.. was ist das für ein Wort?
27.01.2013 um 15:19 Uhr
Dazu gerade einen sehr interessanten Artikel über die ungleichen Maßstäbe, die in der ganzen Sache angelegt werden, gelesen:
http://onlinejournalismusblog.com/2013/01/25/aufschrei-ich-breche-mit-einem-tabu/
Mit einigem Erstaunen betrachte ich auch, wie einfach es mittlerweile ist, einen Aufschrei zu produzieren, der aber in zwei Wochen schon wieder ohne jegliche Folgen abgeklungen sein wird (vielleicht auch nicht, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr gering).
27.01.2013 um 23:31 Uhr
Reine Frauenteams sind meiner Erfahrung nach sehr mühsam. Gemischte Teams (mit mehr Männern) oder auch nur Männer sind kein Problem. Als Frau versteh ich viele andere Frauen auch nicht wirklich. Die sind teilweise plötzlich eingeschnappt und ich habe keinen blassen Schimmer wieso. Männer kann ich meistens viel besser ‚lesen‘.
28.01.2013 um 08:54 Uhr
Mein lieber Herr Basic,
Ihre Erkentnis dass Frauen, ihnen von der Gesellschaft zugeschribene, soziale Normen verinnerlichen, ist doch wohl kaum einen Eintrag wert. Der Mensch, das Individuum ist doch nicht unabhängig oder steht über ihrer oder seiner gesellschaftlichen, sozialen Rolle? Die soziale Rolle eines jedens ist Teil seiner Identiät. Und Identität sowie Selbstwahrnemung sind ja wohl gesellschafts abhängig und bedingt!
30.01.2013 um 20:50 Uhr
Danke für diese Betrachtungsweise. Im übrigen hab ich die vor wenigen Minuten sehr ähnlich als Kommentar von einer Frau gelesen. „Was ist mit den Frauen, die gegenüber anderen Frauen… etc“.
Tja. Ich habe da auch schon dolle Dinger miterlebt. Direkt oder als guter Zuhörer, der auch weibliche Freunde hat. Das gibt es auch. Freundschaft ohne Hintergedanken und ohne geschlechtsspezifische Feindschaft. Wenn man rund um #Aufschrei (vor allem aktuelle Tweets, welche eher in der Meta-Eben sind – nett gesagt – liest, dann hat man das Gefühl, dass es ein Krieg ist.
Mehrfach habe ich erlebt, wie – nicht zuletzt meiner Ex – es beruflich schwer gemacht wurde. Sie war einfach jünger und hübscher. Ich mache es mir einfach in der Erklärung – auch wenn das gar nicht angesagt ist oder korrekt derzeit : das ist genauso archaisch verankert wie dass der (hetero) Mann einer Frau auf primäre oder sekundäre Geschlechtsmerkmale schaut.
Mei wie geht es doch gerne mal ab, wenn Frauen in gemeinsamen Abteilungen arbeiten. Oder noch schlimmer : die eine (junge hübsche) Subunternehmerin ist von einer Firma, wo zwischen Chef mit dem sie sich gut versteht noch eine Chef-Sekretärin positioniert ist.
Frau Chef-Drache hatte es dann schlussendlich geschafft – durch mehrfachen Nicht-Weiterleiten dringlicher Reinzeichnungen – dass die ganze Geschäftsbeziehung beendet wurde. Obwohl Leistung und Preis absolut stimmten. So kann es gehen – mit den „Reibungsverlusten“. Wo war da nochmal der Sieg? Gewinn? Sinn?
Was ich noch anmerken wollte : die ganzen Empörungs- und Debatten-Wellen wren für mich dann ein Grund (zu viel), noch länger aktiv im Facebook zu sein. Sorry, Rob. Deine Beiträge werde ich vermissen als einer der wenigen. Aber es gibt wichtigeres. Dafür steigt in mir der Wunsch auch mal Blogger zu werden. Nicht alpha auch nicht beta oder gamma aber dann doch.
Abschließend eine Frage : bin ich der einzige, dem aufgefallen ist, dass es „ein gewisser Typus Mann“ ist, der sehr ambitioniert auf „der Guten Seite“ steht und eher feministische Postionen vertritt? Sich empört und angewidert ist?
Ich hab dazu nur ein Wort parat „Friendzone“…