In den meisten Berichten über Google+ ging es stets darum, dass Google schon irgendwie Facebook Anteile abluchsen würde. Facebook wurde im Nachteil gesehen. Welche Vorteile hat aber Facebook aus dem Wettbewerb?
1. Allen voran die Produktentwicklung.
Alles das, was Facebook mangels Ressourcen und vorgegebenen Planungspfaden nicht testen konnte, testet Google aus. Eigentlich ist es wie immer: Niemand weiß, was wie gut angenommen wird. Man muss es in einem ewigen Kreislauf probieren. Facebook war da keine Ausnahme. Das risikoreiche Lancieren von neuen Produkten und Produktbestandteilen kostet Zeit, Personal und Geld. Facebook ist mit Sicherheit keine Firma, die vergleichbar mit Riesen wie Apple, Intel oder Microsoft wäre. Die Milliarden für Research&Development ausgeben.
So gab Google letztes Jahr 2010 rund 3,7 Mrd. USD für Forschung und Entwicklung aus (12% vom Umsatz). Facebook kratzt gerade mal an der 2 Mrd. Umsatzmarke oder anders gesagt, Googles F&E-Ausgaben übertreffen Facebooks Gesamtumsatz um fast das Doppelte.
Warum das wichtig ist? Software zeichnet sich durch einen intensiven und sehr teuren Innovationswettbewerb aus. Alles was dazu beiträgt, die eigenen Ressourcen gezielter einsetzen zu können – hier Google+ vs. FB-, Investitionsrisiken dabei minimiert, hilft einem Unternehmen wie FB immens.
FB profitiert damit mehr von Google, denn Google von FB profitiert.
2. Marktvolumen vergrößern
Bis dato will FB rund 800 Millionen User begrüßt haben, Google will 40 Millionen haben. Allerdings soll es insgesamt 2 Mrd Internetuser geben. Ein Teil davon nutzt keine Social Networks. Ein Teil nutzt alternative Anbieter. Und ein weiterer Teil nutzt mehrere Alternativen zugleich (Beispiel: Xing, FB, G+, VZ). So wird auch Google mit seiner Marktmacht Facebook helfen, den Markt für Social Networking-Nutzung zu vergrößern. Noch haben wir nicht den Punkt erreicht, um von einer Marktsättigung zu sprechen, wo es „nur“ noch um gnadenlosen Verdrängungswettbewerb geht (Mobilfunkmarkt).
3. Nutzungsintensitäten festigen
Absolute Nutzerzahlen bringen nichts, wenn sich jeder User nur einmal im Jahr in einem Social Network bewegen würde. Je mehr Angebote draußen vorhanden sind, umso eher führt es dazu, dass ähnlich dem Mobilfunkmarkt jeder User mehr oder minder an einer täglichen Nutzung nicht mehr vorbeikommt. Ob es nun die Nutzung eines Smartphones sein wird, die Nutzung eines Browsers, der Kauf via eCommerce. Sämtliche Anbieter tragen dazu bei, die Nutzung in den Alltag des Kunden zu überführen.
Facebook alleine kann das nicht mehr, es bedarf eines spürbaren Wettbewerbs, der sich in allen Bereichen festsetzt und auf den Kunden einwirkt. Werbung, PR, Mundpropaganda, Use Cases, APIs, Drittanbieter („Apps“), Produktfeatures.
4. Finanzierung
Jeder Dienst ist nichts wert, wenn er sich nicht selbst aus den Einnahmen heraus tragen kann. So verdienen Facebook wie auch Google über den Verkauf von Werbeplatzierungen. Auch hier geht es darum, eine immer bessere und gut geölte Werbemaschinerie auf den Weg zu bringen. Das kann erneut Facebook nur bedingt alleine. Es braucht Agenturen, Berater, Designer, Planer, Firmenkunden, die gesamte Prozesskette eben, die den Print-, Radio- und TV-Markt schon längst durchdrungen hat. Jedes Rädchen ist bestens verzahnt, wenn es darum geht, Werbung zu produzieren und anzubringen. Dieses Produktionsniveau haben weder Facebook noch Google im Social Networking Markt erreicht. So agieren beide getrennt für sich, aber letztlich gemeinsam daran, den Werbemarkt für Social Networks zu beackern. Selbstverständlich hat Google hier einen historisch bedingten Vorsprung, mit der Werbeindustrie zusammen zu arbeiten. Und die Augen der Industrie auf deren neues Werbesystem zu lenken. Aber auch die notwendigen Tools zu entwickeln, noch besser Daten zu verstehen. Facebook wird daher in doppelter Hinsicht von Google profitieren.
Das waren in meinen Augen die vier wesentlichen Punkte, warum Facebook sogar sehr von Google profitiert.
17.10.2011 um 13:02 Uhr
Kostenloses Marketing und neue Nutzerschichten … ist ein weiterer Punkt, der mir einfällt.
Obwohl Facebook Millionen von Nutzen hat, kennt doch noch nicht jeder Facebook, z.B. die älteren Generationen.
Wenn diese „Noch-Nicht-Social-Network-Nutzer“ in den traditionellen Medien, FAZ, WELT, SPIEGEL, ARD, ZDF und Co., immer häufiger vom Google vs. Facebook-Kampf lesen, dann könnten sie auf die Idee gebracht, sich Facebook oder Google genauer anzuschauen und dann auch auszuprobieren.
20.10.2011 um 18:05 Uhr
wobei ich nicht unbedingt finde, dass die altere generation facebook braucht. ich hab festgestellt, dass sie viele so 50jährige schon bei facebook anmelden, leute bei denen ich mich gewundert habe dass sie sich für sowas überhaupt interessieren :D aber noch älter, so ab 60 finde ich es irgendwie sinnlos
24.10.2011 um 15:06 Uhr
Hallo Fredi!
Findest Du es gut ältere Personen / -gruppen zu diffamieren ?
Falls Du diffamieren nicht kennst: siehe dort:
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/diffamieren.
Apropos Duden(c) Er hilft auch bei der richtigen Schreibweise.
02.11.2011 um 21:08 Uhr
Hallo,
IMHO unterstützen sich alle Social Networks gegenseitig, denn sehr oft sind User in einigen verschiedenen Social Networks unterwegs. Und erwähnen dies dann auch oft und sorgen somit dafür, dass sich neue User anmelden. Die Altersgrenze sollte kein Thema sein, denn wer Spaß daran hat, sollte mitmachen. Es gibt sogar über 100-jährige Facebooker.
HG
Reise Andy
18.11.2011 um 13:47 Uhr
Interessanter Aspekt des Profitierens.
Jedoch finde ich auch so das Google + noch nicht alltagstauglich ist, so sind einige Dinge noch nicht komplett übedacht ….
10.12.2011 um 14:47 Uhr
Auch ich halte Google+ für stark verbesserungswürdig. Die Einführung von nicht-personengebundenen Seiten ist zwar ein kleiner Fortschritt – eigentlich hätte diese Option aber schon zum Start von G+ bereitstehen müssen, um FB Konkurrenz zu machen.