Am 01.11.2007 hatte Google das Projekt „Open Social“ gestartet. Hintergrund? Mit dieser Initiative wollte Google offene Standards in der zunehmend vernetzten Welt als Antwort auf die damals und bis heute weitestgehend proprietären Social Networks schaffen. Warum? Google braucht Daten, Daten und Daten. Wenn Google an die Daten nicht herankommt, weil die Social Networks so abgeschottet sind, dass Google nur sehr kontrolliert saugen kann, bekommt Google ein Problem als Informationssortierer No.1. Um dem vorzubeugen, hatte sich Google diese Initiative gedacht. Aus der natürlich nicht viel Weltbewegendes geworden ist. Facebook ist der „Standard“, wenn man so will.
Aber es hat noch einen Hintergrund: Googles Stärke ist nicht nur die Suchmaschine selbst und das angeschlossene Werbenetzwerk. Sondern? Googles Stärke liegt in der Maschinerie, die ein gigantisches Feuerwerk an Datenströmen befeuern kann. Google dürfte das mit Abstand weltweit größte Rechenzentrum besitzen. Und wird erst dadurch in die Lage versetzt, flexibel zu reagieren. Ob es nun neue Applikationen wie Google Maps, Google Docs oder Google Mail ist. Prinzipiell hat Google damit den strukturellen Vorteil geschaffen, in jedes aufkommende Anwendungsmuster hineinzustoßen und Konkurrenten mit Dumpingpreisen (bis hin zum Nullpreis) und/oder mit einem Mehr an funktionalen Services zu bedrohen.
So ärgert Google Navigationsanbieter mit Google Maps. Mit Google Docs dringt es in Microsofts Gefilde ein. Mit Google Mail knabbert es an Yahoo und erneut an Microsoft. Mit Android hat es Apple und Nokia bis ins Mark getroffen. Mit Google Chrome robbte sich Google direkt an den Kunden heran. Zu Lasten von Firefox und IE. Ohne das Rechenzentum im Hintergrund und einer Querfinanzierung über Google Search Einnahmen wäre es dazu nicht in der Lage gewesen. Google hat es stets verstanden, immer wieder mit Initiativen Märkte im eigenen Sinne zu formen. Nicht aber mit Open Social. Das war ein Rohrkrepierer.
Und nun kommt Facebook, drei Jahre später nach Googles Open Social Initiative und startet selbst eine, die direkt das angreift, was Googles Stärke ausmacht:
Building Efficient Data Centers with the Open Compute Project. Natürlich ist es unklar, ob Google eine echte Kopfnuss bekommt, aber es besteht zumindest die Möglichkeit, dass Facebook etwas gestartet hat, dass Googles Dominanz beeinflussen wird. Wenn Rechenpower kein entscheidender Faktor ist oder zumindest Ungleichgewichte der Marktteilnehmer etwas nivelliert werden.
So oder so, ich finde es bemerkenswert, dass Facebook langsam aber sicher eine Position erreicht hat, die der Googles ähnelt. Auch das „open“ ist eine witzige Parallele, denn so bebapperlt Google seine Projekte, Android, Chrome, Open Social. Überhaupt Initiativen starten zu können, um Märkte zu beeinflussen, ist nicht vielen Marktteilnehmern zu eigen. Jeglicher Versuch eines kleineren Unternehmens verhallt vollkommen. Facebook ist also auch hier angekommen.
Alles nur graue Theorie? Nicht vergessen, Facebook verdient mittlerweile ein Haufen Geld über Werbeeinnahmen. Google auch. Werbung ist eben Werbung. Ob nun auf einer Suchseite oder einer Netzwerkseite. Insofern konkurrieren beide unweigerlich.
07.04.2011 um 20:12 Uhr
Wenn man die Entwicklung unter der „Daten-Kraken“ Problematik sieht hast Du sicherlich recht.
Schau‘ ich mir das als Nutzer an, bin ich am Kotzen, dass die Daten nicht verknüpft sind. Prinzipiell wird es ohnehin mit OpenData so sein, dass Daten von jedermann/jederfrau öffentlich nutzbar gemacht werden können.
Werbeeinnahmen ist zwar gut, doch wohl nur Version 1 vom Geldverdienen im Netz! Geldverdienen 2.0 ist wenn echte Werte (sprich, was der Kunde wirklich benötigt, und nicht was ihm die Werbeabteilung subtil unterjubelt)
In diesem Sinne auf der Suche nach dem „Gral“ – vielleicht schon zu http://mobilecamp.de in zwei Monaten?!
07.04.2011 um 20:17 Uhr
Was hat denn die Veröffentlichung von Green-IT-Spezifikationen durch Facebook mit dem Geschäft von Google zu tun? 97% des Umsatzes werden mit Anzeigen gemacht, nicht mit Cloud Services.
Und selbst wenn es Einfluss hätte: wie ist die Energieeffizienz von Googles Data Centern und der von Dritten?
Die Logik dieses Beitrags erschliesst sich mir nicht.
„Open“ sind hier Hardware-Spezifikationen.
07.04.2011 um 20:23 Uhr
es ist wie mit dem Browser, Chrome. Wenn Du Marktteilnehmer befruchtest, bessere Produkte zu bauen, dann befruchtest Du Dein eigenes Geschäft. So zumindest die Strategie.
07.04.2011 um 20:24 Uhr
Robert, die erste Frage ist doch, ob die Spezifikation besser ist als die von Googles nächstem Data Center. Ist sie das?
07.04.2011 um 21:36 Uhr
Bla Bla Bla… Auch Du solltest die aktuelle Entwicklung mitbekommen. FB und Google sind???
Google sichert meinen Blog seit Jahren. Ich auch. Dat ist mir wichtig, FB geht mir dabei richtig am Poppo vorbei. WP wurde mir mehrmals empfohlen. Pfft! Hack ist im Angebot. Bedenke, jeder gibt dat preis wat er möchte. Zumindest halte ich dat so.
08.04.2011 um 09:47 Uhr
Solange die Menschen über Facebook auf die Suche nach einem neuen Auto oder einer neuen Waschmaschine gehen wird Google vorne bleiben ;)
29.06.2011 um 16:33 Uhr
Google holt aber jetzt zum Gegenschlag aus und veröffentlicht sein erstes eigenes soziales Netzwerk, das für alle offen ist. Eigentlich ist es aber nur die Fortführung der Schlacht zwischen den Datensammlern, die mit unserer Langeweile Geld verdienen wollen. Noch denke ich aber eher, dass Google die klar besseren Chancen hat, sie sind breiter aufgestellt und haben schon die letzten Jahrzehnte heil überstanden. Facebook wird bald passé sein, die Frage ist nur, wann das sein wird und vor allem wer das schaffen wird.