Gestern hatte ich mir den Spaß erlaubt und war mit dem Bus von Anaheim zum Huntington Beach gefahren. Die Fahrt dauerte rund 1 Stunde, bis ich am berühmten Surfer-Strand ankam. Und es hatte sich gelohnt. Ich meine jetzt die Busfahrt. Man kommt recht einfach mit den Amerikanern ins Gespräch und erlebt das Busfahren auch ganz anders als in Deutschland.
Während wir uns in Bus und Bahn geflissentlich anschweigen, quatschen die Kalifornier querbeet durch den Bus. Inklusive dem Busfahrer. Der sein Mikro benutzte, um die Fahrgäste zu amüsieren und mit ihnen über Gott und die Welt zu sprechen. Oder da spricht ein Fahrgast ein Pärchen an, woher sie denn kämen. Aus Georgia. Und er legt dann einen richtig guten Georgia-Song hin.
Oder ich und ein älterer Herr. Wir kamen ins Gespräch, nachdem ich ihn fragte, wann denn meine Station kommt. Woher ich denn käme. Und warum ich hier sei. Fragte er. Ich sei in Anaheim im Hotel. Oh, Anaheim, sein Vater hatte dort einst ein Grundstück. Bis die Bagger kamen und eine riesige Baustelle schufen. Er, sein Vater, habe sich über den ganzen Krach und Schmutz tierisch aufgeregt. Und war auch nicht bereit, das Grundstück zu verkaufen, als man ihm das Angebot unterbreitete. Bis eines Tages ein Mann vor der Tür stand und ihm versuchte zu erklären, was man da bauen würde. Einen Vergnügungspark für Kinder. Der Mann entschuldigte sich höflich für die Umstände und erklärte geduldig, warum man auch dieses Grundstück brauchen würde. Außerdem sei er bereit, anständiges Geld dafür zu bezahlen. Wie er das nennen wolle, fragte sein Vater. „Oh, i think i will call it Disneyland„. Sein Vater habe daraufhin gelacht, wie man denn einen Vergnügungspark so einen komischen Namen geben könne, zumal der Mann ja auch noch seinen eigenen Namen dafür hergibt. Es handelte sich bei dem Besucher um Mr. Walt Disney höchstpersönlich, der in der Tat in Anaheim anno 1955 den ersten Disneypark schuf. Er, mein Gesprächspartner konnte sich nur recht vage an das Geschehnis erinnern. Ob sein Vater denn das Grundstück anschließend verkauft habe. Ja, hatte er, für eine sehr anständige Summe Geld sogar, meinte er. Und weiter ging es im Gespräch über Nordkalifornien, Südkalifornien, über alte Zeiten der Surfer, Hippies, Hascher und seinen Dienst in der Airforce in Vietnam, aber auch über seine uneheliche Tochter aus Japan. Ich kam mir ein bisschen wie im Film Forrest Gump vor, muss ich sagen :)
Also, wer mal etwas anderes erleben will, lässt das Mietauto und die Taxen links liegen und fährt Bus.
16.09.2011 um 18:38 Uhr
Hört sich ja sehr amüsant an :-)
Muss ja dementsprechend eine gute Geräuschkulisse im Bus gewesen sein, oder? :-))
16.09.2011 um 18:40 Uhr
laut ist es eher in slawischen Bussen, hier war es eigentlich normal laut, aber amüsant:)
17.09.2011 um 01:05 Uhr
Danke für diesen Artikel. Sehr schön geschrieben…
17.09.2011 um 05:27 Uhr
Toller Bericht Robert, danke Dir!
17.09.2011 um 17:22 Uhr
So schön erzählt, dass man meint, man wäre dabei gewesen! Die Kalifornier sind von Natur aus kommunikationsfreudig. Das habe ich auch z.B. in Banken, Discountern etc. tagtäglich feststellen dürfen und es hat mir viel Freude gemacht. Es ist eine unverbindliche, sorglose Plauderei und das ist für uns Deutsche ja eher ungewöhnlich.
Lieben Gruß
moni