Nachdem ich T3N bisher gerne gelobt habe, muss auch mal Kritik angebracht sein. Das Magazin T3N erscheint einmal pro Monat Quartal. Und bringt mittlerweile schon längst nicht mehr nur Themen rund um Typo3. Das Themenfeld hat sich mit der Zeit verändert, heute findet man zahlreiche Berichte rund ums Netz, Social Media, Social Commerce und und und.
T3N spricht hierbei vom Kuratieren, wenn es um das Produzieren von Inhalten geht. Was das bedeutet? Die Schreiberlinge rekrutieren sich nicht nur aus dem eigenen Haus, sondern extern. Das trifft mehr oder minder auf alle ausführlichen Artikel zu. Der Rückgriff auf schreibende Experten ist nicht ungeschickt. T3N spart Personalkosten, ruft Expertenwissen ab. Heraus kommt dann das Magazin T3N.
Kritisch betrachtet? Schreibt ein Experte Über, Für oder Gegen ein Thema an?
Kann man davon ausgehen, wenn man lauter „Experten“ – vornehmlich aus der Wirtschaft rekrutiert – die Artikel schreiben lässt, dass der Leser wirklich profunde Artikel zu Sachthemen bekommt? Profund heißt für mich, sich kritisch, sachlich und mit Know How mit einem Thema auseinanderzusetzen. Auffallend ist bei dieser Art von Kuratiererei in der T3N, dass ich in den Artikel nie jemanden „gegen“ ein Thema habe schreiben sehen. Es wird gerne der werbliche Eigennutz außen vor gelassen, so dumm sind die Verfasser dann doch nicht, aber unter „profund“ verstehe ich etwas anderes.
Muss es denn verwundern? Ein potentieller Verfasser, der von T3N kontaktiert wird, hat welche Motivation für Umme zu schreiben? Weil er katholisch angehaucht ist und nur das Gute im Menschsein durch Geben statt Nehmen vorleben will? Oder nicht doch eher seinen Eigennutz sieht, sich zu positionieren? Würde jemals ein Facebook Berater etwas gegen Facebook sagen? Grundlegend negieren? Würde er jemals auf die Idee kommen, dem Gros der Firmen ein Facebook-Engagement aus abertausenden von Gründen heraus auszureden? Wie dumm wäre das, der Experte würde sich sein Geschäft kaputtreden. Er ist ja nicht Ausredner, sondern ein Einredner. Zur Belohnung erscheint sein Profil in einer Box am Ende des Artikels. Mit Nennung seiner Firma und seiner Tätigkeit.
Von journalistischer Vermittlung kann daher bei T3N nicht die Rede sein. Jede Tageszeitung und jedes Fachmagazin, das etwas auf sich hält, würde mit dieser Art von Kuratieren in der Luft zerrissen werden. Auf dem Markt der Fachmagazine hat sich jedoch schon sehr lange diese Methodik des outgesourcten Schreibens durchgesetzt. Der Verleger profitiert von niedrigen Personalkosten, der Experte erhält Werbung. Das ist der grundsätzliche Deal. Muss man das jetzt gut heißen?
Grundlegend, was ist besser: Die neutrale und sachkritische Auseinandersetzung wie auch Vermittlung von Sachthemen oder das Gegenteil davon? Das kann man fast schon philosophisch beantworten. Aber lassen wir das. Drücken wir es wirtschaftlich aus. Viele Fachmagazine würden sich nicht über Wasser halten, weil die Abnehmer – meistens Wirtschaftsbetriebe – nebst dem Magazinpreis kaum genug für Werbung zahlen, um vernünftiges Fachpersonal des Verlages zu finanzieren. Zwar erneut eine Abhängigkeit, aber immer noch besser als Wölfe zu Schafen zu tragen. Und noch eins: Die Schaffung von redaktionellen Arbeitsplätzen fördert das oben beschriebende Outsourcing von Schreibkompetenz nicht. Eine soziale Frage, doch wir wollen Verlagen wie T3N nicht das auch noch aufbürden. Dennoch bleibt die Frage der sozialen Verantwortung im Raum stehen. Halten wir Verlagen wie T3N zu Gute, dass sie ein Opfer der wirtschaftlichen Verlagsentwicklung wurden. Sie können nicht mehr anders. Redaktionell bleibt eben einiges auf der Strecke.
Update
Zusammenfassung der Pro/Contra-Argumente aus den Kommentaren:
– Journalistische Herangehensweise wird nicht erwartet, stattdessen Fachliche, das macht die Autorenbox schließlich deutlich (Alex)
– Es wird sehr viel Zeit in das Veredeln der Artikel gesteckt. Durch Personalaufbau bei T3N bedingt zunehmend Zeit. Der Fachmann bleibt dem Journalisten fachlich stets überlegen. Und, für viele Fachthemenbereiche gibt es keine Journalisten. Daher gilt: Beide Welten für T3N miteinander zu verbinden, ist das „best of“ aus Wissen, Journalismus und Engpassfaktoren. Zudem möchte man mehr „Positivistisch“ denn „Kritisch“ erscheinen. (Andy, Mitherausgeber und Jan Tissler, Redakteur T3N)
– Abhängigkeitsverhältnisse bestehen immer. Es wiegt beim Externen schwächer, somit ist dort fundierte, kritischere Berichterstattung zu erwarten (Rupert)
– Tiefe und kritische sachliche Auseinandersetzungen sind die Würze in jedem Artikel (Frank Bültge)
– Für spezialisierten Fachzeitschriften ist es sinnvoller, wenn externe Autoren mit Praxiswissen schreiben. Zudem gilt, positive Beiträge werden lieber gelesen als kritische (Jens Grochtdreis)
18.06.2011 um 16:50 Uhr
Man sucht neue Ideen. So jedenfalls die Aussage von Andy Lenz unter dem Beitrag von Felix Schwenzel zur dt. WIRED. Viele mir bekannte T3N-Leser haben aufgehört – zu wenig eigenes, zu viel polemisches – zu viel einfach woanders abgeschriebenes, ohne das Thema zu vertiefen. Ich bin enttäuscht.
18.06.2011 um 16:51 Uhr
Lieber Robert,
zunächst bin ich einfach mal froh, dass es solche Seiten / Magazine wir t3n überhaupt gibt.
Sicher gehe auch nicht immer konform mit den Inhalten und den Meinungen der Redakteure.
Das Team hat in den letzten Jahren auf jeden Fall gute Arbeitet geleistet und müssen jetzt nur den Bogen zur Neutralität gewinnen.
Dann ist alles prima!
Grüße
Marco
18.06.2011 um 16:57 Uhr
Nachtrag: Das „alte“ T3n mochte ich gerne. Ausserdem möchte ich noch den Jan und den Falk ausklammern.
18.06.2011 um 17:12 Uhr
Mal ganz von der Qualität von Beiträgen abgesehen:
Nachdem Prinzip von T3N funktionieren doch Veranstaltungen wie bsw. die re:publica ebenfalls.
Da unter den T3N Artikeln jeweils immer die Kästen der „Experten“ drunter stehen, sollte sich der Leser doch vorstellen können, dass er es hier nicht mit einer journalistischen, sondern einer fachlichen Herangehensweise zu tun hat.
In wissenschaftlichen Fachmagazinen sieht es genauso aus. Da geht es um die Darstellung von Erkenntnissen, Errungenschaften, persönlichen Leistungen usw.
Von der T3N habe ich jedenfalls noch nie journalistischen Anspruch oder kritische Betrachtungen erwartet, sondern grade die subjektiven Expertenmeinungen finde ich spannend.
Wo ich Dir allerdings Recht gebe ist, dass hier für relativ schmalen Euro Content zusammen getragen wird, der Verlag und Autoren doppelt nützt und der Leser nochmal drauf zahlt. Ein deutlich niedriger VK zwischen 4 und 5 Euro wäre da nur fair.
18.06.2011 um 17:27 Uhr
+1
18.06.2011 um 17:44 Uhr
Ich möchte – gerade in Bezug auf die Kommentare von Caschy – sagen, dass ich die Printausgabe immer noch recht gerne lese. Wobei ich schon eine gewisse Tendenz erkenne, dass das Magazin immer dicker wird und sich mehr und mehr den Mainstream-Themen (innerhalb des definierten Bereichs) widmet. Gleichzeitig habe ich noch das Webstandards Magazin im Abo, dass mir aber trotzdem besser gefällt – und das bei halben Umfang.
Wesentlich kritischer sehe ich aber die Entwicklung des Online-Portals. Zu mindestens 80% werden die Inhalte sicherlich aus anderen Blogs akquiriert – eine große Linkliste mit unerträglich langen Teaser-Texten, die eigene Inhalte vorgauckelt. Und dann wären da noch einige Artikel – Tendenz steigend – die so reißerisch und hanebüchen sind, dass ich T3N gerne „Bild 2.0“ nennen möchte. Das Spiel habe ich mir jetzt einige Monate angeschaut und den Feed aus meinem Feedreader geschmissen.
18.06.2011 um 19:43 Uhr
nabend zusammen!
vorab: egal was dabei rauskommt, nach 5 jahren t3n brauchen wir den diskurs. deshalb bin ich dankbar, dass ihr euch überhaupt die zeit nehmt und diesen aus eigeninitiative parallel zu unseren internen planungen anstoßt. wir beschäftigen uns aktuell intensiv mit der zukunft von t3n und die herausvorderungen besteht jetzt darin unsere zukunftsausrichtung zusammen mit community, freunden, bekannten und partnern mit unseren eigenen ideen so in einklang zu bringen, dass bestmögliche ergebnisse (nützliches, hochwertiges und unterhaltsames) entstehen und uns der job nach wie vor jeden tag soviel spaß macht wie bisher.
online wie in print wachsen wir gerdade in den letzten monaten extrem stark, seit 5 jahren aber organisch und damit hoffentlich gesund. die zuwachsraten werden besser und besser, parallel und mit dem wachstum wird hier und da aber auch kritik laut. vielleicht ist das ein normal fakt beim wachsen oder erwachsen werden… wie auch immer! wir sind ja erst 5 ;) (mitarbeiteralterschnitt übrigens ca. bei 26,5 jahren) am ball, hören zu und sehen kritik als chance. aktuell kann ich nicht sagen wie offen wir unsere zukunftspläne diskutieren und zeigen, aber wir arbeiten daran und haben alle sensoren eingeschaltet.
in der letzten woche haben wir unsere leserbefragung (print) mit mehr als 1.000 teilnehmern (abonnenten) abgeschlossen. bald folgt getrennt davon eine onlineline-leserbefragung (@caschy: hoffe du nimmst teil und kotzt dich da mal ordentlich aus. wir drehen online aktuell an vielen schrauben (in diverse richtungen), was dir vielleicht aktuell nicht schmeckt. wir sind aber dran und vielleicht ist bald wieder mehr fleisch für dich und weniger bild dabei. beziehst du deine aussagen eigentlich auf online oder auf beides, bzw. liest du überhaupt ausgedruckten text? ;))
@robert: wir erscheinen nicht 1mal im monat sondern 1x pro quartal. die verknappung (nur 4 hefte pro jahr spielt hier eine wichtige rolle. da es nur begrenzt slots für artikel gibt, müssen wir viel ablehnen und heben so qualität. meistens. so richtig verstehe ich deine kritik noch nicht und mir fehlt eine aussage von dir, wie du es gerne hättest. hast du da was vor augen?
unabhängig davon fahren wir das personal von t3n von ausgabe zu ausgabe nach oben. auf der einen seite produziert mehr personal bzw. eigene redakteure anteilig mehr inhalte für das magazin auf der anderen seite stecken wir extrem viel zeit und arbeit in das veredeln von artikeln die z.b. von experten (oft keine journalisten) in einer ersten version kommen. auch die recherche und das finden von themen und experten die einen artikel veröffentlichen wollen würden, nimmt viel zeit in anspruch. so ganz einfach wie oben dargestellt ist dieser weg nämlich nicht. ein teil unseres erfolgsrezeptes ist doch gerade „kuratieren“ wir recherchieren > finden experten > veredeln > publishen > verbreiten“. das wir damit nicht immer den nerv von allen treffen ist klar. was dabei zu kurz kommt, und da muß ich dir völlig recht geben, ist die stückzahl von kritischen artikeln/themen.
aktuell sehen wir es als teil unseres printcharakters „positiv“ zu sein und zu zeigen wie dinge funktionieren. es gibt also den anspruch, dass nur themen ins heft kommen die wir für gut, richtig und qualitativ hochwertig halten. da kritische themen aber oft von hohem interesse sind und für den leser hilfreich sein können, gilt es hier einen weg zu finden. vielleicht ist das ergebnis aber auch die optimistische brille auf der nase zu behalten…
das konzept alle inhalte von ein eigenen immer selben redaktion erarbeiten zu lassen, wäre in unserem fall für dich und unsere leser doch schlechter und langweiliger oder? ein tech-redakteur wäre doch vom wissensstand nicht so gut dazu in der lage zu einem speziellen thema wie z.b. „social media kundensupport“ oder z.b. „SEO für online shops“ einen artikel zu schreiben wie ein experte der im thema zuhause ist und dies täglich 8-10 stunden lang inkl. x jahren berufserfahrung beackert.
genau an der stelle probieren wir erfahrene experten mit erfahrenen journalisten zusammen zu bringen, gemeinsam zu veredeln und jeder artikel ist dann hoffentlich je ein kleines nützliches whitepaper oder hilfreicher infohappen, den es fast immer nach drei monaten hier kostenfrei und ohne login zu lesen gibt http://t3n.de/magazin/
unsere aktuelle sichtweise bzw. machart bei t3n ist im printbereich stark davon geprägt. online sieht dies etwas anders aus, aber hierzu mehr besser nach unserer online leserbefragung.
da der t3n-onlinenewskanal auf ganz andere art und weise gemacht wird und ständiger veränderung unterliegt besteht bei dieser diskussion hier die gefahr online und print zu vermischen (eigentlich ja unser ziel, in diesem post aber eher verwirrent).
wir freuen und über weitere hinweise und meinungen (vielleicht mit hinweis welchen teil dies betrifft).
jetzt aber nach meinem längsten blogkommentar ever aber erstmal lieber nen bierchen trinken gehen.
cheers!
(vielleicht melden sich unser onlinechefredakteur herr tissler und unser printchefredakteur herr christe ja hier auchnoch zu wort. ich bin ja nur co-founder und marketingschreihals ;))
18.06.2011 um 19:45 Uhr
@marco: danke auch für deinen hinweis. als ich deinen avatar gesehen hatte dachte ich „shit, der haut uns auf die moppen!“ ;) 17 facebookgründe und so…
18.06.2011 um 20:51 Uhr
Hallo Robert, als „Onliner“ von t3n habe ich jetzt nur am Rande mit dem Magazin zu tun, kann aber vielleicht doch ein paar Dinge aus meiner eigenen Sicht ergänzen. Wie ich gerade sehe, hat Andy hier ja auch schon einiges erklärt. Ich hoffe, wir doppeln uns jetzt nicht zu sehr…
Erstmal zum Print-Magazin.
Tatsächlich sehe ich den „Experten-Ansatz“ der t3n als eine wichtige Ergänzung im Medienmix. Die Alternative wäre es, die Beiträge von Journalisten schreiben zu lassen. Vorteil: Die sollten wissen, wie man ein Thema ausgewogen und umfassend behandelt. Dass das längst nicht immer der Fall ist und Journalisten (natürlich) ebenfalls bis zu einem gewissen Grad voreingenommen und subjektiv sind, ist aber auch klar. Man könnte sich sogar auf den Standpunkt stellen, dass das problematischer ist, weil diese Subjektivität eben nicht aus einer Autorenbox hervorgeht… Zudem gibt es gerade in unserem Bereich und für unsere speziellen Themen vielfach gar keine Journalisten. Ich glaube auch nicht, dass beispielsweise eine Übersicht zu PHP-Frameworks eine journalistische Ausbildung erfordert. Hier ist profundes Fachwissen aus der Praxis gefragt.
Und hier kommen eben die Experten ins Spiel. Die haben zwar keine journalistische Ausbildung und sind keine Berufs-Schreiberlinge, aber dafür haben sie Erfahrung in ihrem Themenfeld und oftmals auch eine gehörige Portion Leidenschaft.
Was vielleicht nicht allen klar ist: Diese Artikel von Experten durchlaufen einen langen und teils aufwändigen Prozess, bis sie wirklich druckfertig sind. Andy hat das ja auch schon etwas erklärt: An der Stelle müssen wir eben ausgleichen, dass wir es nicht mit Journalisten zu tun haben. Nachdem das Thema steht und der Autor gefunden ist, entsteht in diesem Prozess am Anfang eine stichwortartige Gliederung, die manchmal noch überarbeitet wird. Später kommt der erste Artikelentwurf, jemand von uns setzt sich ran, um den Text zu beurteilen und dann entweder wieder zurückzugeben oder selbst soweit zu bearbeiten, dass er ins Heft kann. Das alles wird mit den Autoren abgestimmt. Bei manchen geht das sehr einfach, bei anderen ist es umfangreicher.
Außerdem sind wir uns natürlich auch der Problematik bewusst, dass ein Facebook-Berater nicht so ohne Weiteres schreiben wird, dass sich das alles nicht lohnt. Wir lassen ihn auf der anderen Seite aber auch keinen Artikel schreiben, dass das alles ganz toll ist. Wir lassen ihn stattdessen darüber schreiben, wie das alles geht und was man machen sollte und was nicht. Denn das weiß er aus seiner eigenen Erfahrung.
Davon abgesehen gibt es durchaus Experten, die sehr kritisch mit ihrem Themenumfeld umgehen und sich gerade dadurch profilieren. Auf der „Meet Magento“ habe ich neulich einen Berater erlebt, der sehr genau erklärt hat, warum ein Facebook-Shop eben nur selten eine gute Idee ist. Der wird doch gerade von den Unternehmen gebucht, weil die dann das Gefühl haben, dass er ihnen reinen Wein einschenkt. Und bezahlt wird er für seine Analyse so oder so ;-)
Alles in allem finde ich das Experten-Modell gut, wenn es wie bei t3n durch eine Redaktion begleitet und gesteuert wird. Aus meiner Sicht ist das das Beste beider Welten – jedenfalls für ein Fachmagazin.
Als zweites zur Website.
Mir ist es wichtig, dass die Leser online ebenfalls fundierte und qualitativ hochwertige Artikel vorfinden. Gerade in der letzten Zeit haben wir einiges an Zeit und Mühe für selbstrecherchierte Beiträge investiert. Davon wird es mehr geben. Das tagesaktuelle Geschäft werden wir dabei zugleich nicht vernachlässigen und natürlich werden streitbare Thesen auf t3n.de vorkommen, die manchem aufstoßen. Und natürlich werden wir ebenso Themen aufnehmen, die jemand anderes schon behandelt hat. Trotzdem kommt es eben immer auf das „wie“ an. Ich möchte jedenfalls nicht, dass jemand den Eindruck hat, wir würden Inhalte „vorgaukeln“. Wenn ich aber beispielsweise in einem englischsprachigen Blog einen spannenden Beitrag entdecke, möchte ich den trotzdem für unsere Leser zusammenfassen. Es muss natürlich deutlich werden, wer die Originalquelle ist. Das nur einmal als Beispiel. Und wie ich feststelle, nehmen die meisten Leser das auch als Service dankbar an. Es liest eben nicht jeder rund um die Uhr bei Twitter mit und hat zig Feeds abonniert.
Ich denke mir das so: Wir durchforsten jeden Tag zahlreiche Quellen nach interessanten Themen und setzen selbst welche. Aus allem zusammen entsteht dann ein hoffentlich interessanter Themenmix – jeden Tag aufs Neue. Manchmal gelingt das gut, manchmal nicht ganz so gut. Manchmal geht auch ein Experiment schief. So ist das eben, wenn man nicht einfach nur einen Job macht, sondern mit Leidenschaft bei der Sache ist ;-) Dann schreibt man auch schonmal am Wochenende einen schier endlosen Kommentar ;-D
Jedenfalls finde ich die Diskussion spannend und bin immer dankbar für solche Rückmeldungen.
19.06.2011 um 07:17 Uhr
Hallo Robert,
Es ist vollkomen klar, dass ein Abhängigkeitsverhältnis besteht. Aber ist es irgendwo anders? Ja, aber nur bei Schreibern, die einfach schreiben um zu schreiben. Sonst steht man doch immer vor der Vermutung, dass da nicht die fütternde Hand gebissen werden wollte.
Da denke ich beißt jemand, der mit einer billigen Profilbox abgespeißt wird, eher als jemand dessen Existenz davon abghängt, oder?
19.06.2011 um 12:32 Uhr
Definitiv gibt es ein Abhängigkeitsverhältnis – die Frage sollte sich aber jeder Verlage/Autor etc. immer stellen – wem gegenüber mache ich mich abhängig – den Finanziers oder dem Leser und will ich das? Gerade im Fachmagazin-Bereich sollte man sich dieser Abhängigkeit bewusst sein und die Leser nicht enttäuschen, in dem man nur an der Oberfläche bleibt. Tiefe und kritische sachliche Auseinandersetzungen sind die Würze in jedem Artikel, wenn sie auch schwer fallen und auch Nachwehen haben können – ob online oder Print macht da kein Unterschied; insbesondere da online bleibt und nicht wenige Unternehmen fürchten die alten Negativschlagzeilen die weiter im Web leserlich sind.
19.06.2011 um 12:46 Uhr
What Andy and Jati said.
19.06.2011 um 12:52 Uhr
Hallo Robert. Liest Du t3n eigentlich auch oder wolltest Du einfach mal was bloggen? Das Magazin erscheint quartalsweise, nicht monatlich. Und es wurde schon immer in der von Dir beschriebenen Weise bestückt. Vielleicht fällt das in der aktuellen Ausgabe besonders auf, weil es um Social Media geht. Ein eindeutiges Laber- und Schwallthema, bei dem gerade Goldgräberstimmung herrscht und wo jeder mitreden darf.
t3n wurde mal als TYPO3-Zeitschrift mit Blick über den Tellerrand geschaffen. Nach ein paar Ausgaben war TYPO3 nur noch ein Thema unter vielen. Es ist mittlerweile zum Randthema geworden.
Alle Fachzeitschriften, die sich an Entwickler richten, bekommen ihre Artikel von freien Autoren. Manchmal werden sie bezahlt, manchmal nicht. Ich selber habe jahrelang für das PHPMagazin geschrieben. Da existiert keine Redaktion für ein ganzes Heft. Und wenn man eine Redaktion hat, wie bei heise, kann auch schonmal ein vollkommen an der Realität vorführender Artikel über „HTML5 und Barrierefreiheit“ (in der ix) herauskommen.
Ich denke, bei spezialisierten Fachzeitschriften ist es sehr sinnvoll, wenn die Autoren in der Praxis stehen. Es ist an ihnen, auch mal gegen etwas zu schreiben. Doch das wollen die Wenigsten lesen. Viele wollen lieber die „10 tollsten SEO-Tricks“ lesen als die „10 dümmsten SEO-Versprechungen“. Oder? Oder möchtest Du eine t3n-Ausgabe, die damit wirbt, dass dieser ganze Social-Genöns-Kram eine grosse Blase ist und sich deren Anhänger nur was vormachen? Ich denke, zu diesem Schluss kann man locker kommen. Doch wer schreibt das und wer will das Magazin dann kaufen? Nein, Glücksverheissung ist viel besser und die schreiben am Besten die, die von Social-Gedöns profitieren wollen.
Angesichts der starken Onlineaktivitäten von t3n finde ich es spannend, in welche Richtung der Verlag gehen will. Denn die Internetseite und der Twitter-Account bringen in meinen Augen sehr viel mehr, als die gedruckte Version. Und wie steht es denn mal mit einer PDF- oder epub-Version?
19.06.2011 um 13:36 Uhr
danke für die Beiträge, ich habe sie in Kurzform im Artikel unter „Update“ zusammengepackt.
@Caschy, interessant, hatte nicht den Online-Part betrachtet. War mir auch nicht bewusst, dass sich kritische Stimme dazu äußern würden. Aber ich lasse das mal so im Raum stehen, da Print im Fokus steht
@Marco sehe ich ähnlich, mag die T3N ebenso wie Du. Mit wachsender Auflage wird es – was Andy nachher bestätigt, was ich aber vorher nicht wusste – an der Zeit, über weitere Schritte anzudenken.
@Jan/Andy danke für die langen, rekordverdächtigen Kommentare :)) Dazu kann man kaum etwas ergänzen, es bringt Eure Sicht und die Randbedingungen des Verlages gut rüber. Zu Deiner Frage, Andy, gerne wiederholend, anders eingepackt: Den Knackpunkt sehe ich in den Fachartikeln und dem exernen Autor selbst. Kommt deutlich genug herüber, dass redaktionell nachgearbeitet wurde, kann ich mich auf das verlassen, was der Experte sagt, ist das zu gefärbt, will der was verkaufen,.. prinzipiell ist das bei allen Fachartikeln von Fremdautoren der Fall. Der „Misstrauensfaktor“ gegenüber der Information ist größer denn bei einem journalistischen Inhouse-Beitrag, wo man eher das Fachliche wiederum hinterfragt. Da es sich nicht um einen Beitrag von vielen handelt, die Externe geschrieben haben, summiert sich der Misstrauensfaktor. Es ist die Frage, was findet man besser, Infovermittlung mit Misstrauensfaktor oder Infovermittlung mit Fachproblem. Und wo schlägt die Waage aus. Bei Durchsicht der letzten drei Ausgaben ist meine Antwort: Misstrauen.
@Jens betrachtet man eine Sache, muss man nicht in digitalen Einheiten denken (1-0), sondern durchaus komplexer. So heißt es nicht, „entweder oder“, sondern „wieviel von allem“.
19.06.2011 um 15:38 Uhr
Hi Robert,
von mir bekommst Du 100%ige Zustimmung – sehr guter Artikel. Ich bin ja nun schon viele Jahre T3N-Abonnent, habe aber wirklich den Eindruck, dass das Niveau stetig sinkt. Bei einigen Beiträgen stehen einen echt die Haare zu Berge. In der aktuellen Ausgabe (oder war es die letzte Ausgabe? egal) erörtert ein „Experte“ das Thema Facebook-Commerce. Der gute Mann empfiehlt Shop-Betreibern bei Facebook einen Shop zu eröffnen. Dann kommen dann so tolle Tipps, dass man auf Facebook mit speziellen Angeboten / Preisnachlässen werben sollte. So ganz nebenbei wird erwähnt, dass Facebook (angeblich) eine Umsatzprovision von 30% (!!!!!) einsackt. Für die, die es nicht wissen: Amazon verlangt abhängig von den Kategorien schon bis zu 15%. Für „normale“ Händler sind 30% Facebook-Gebühren NIEMALS zu tragen. Das mag dann höchstens noch für Hersteller oder Direktimporteure machbar sein.
Natürlich verkauft der „Experte“ bzw. Autor Facebook-Dienstleistungen und kommt so natürlich zu einem positiven Fazit. Das bei solchen Beiträgen die T3N-Redaktion nicht den Rotstift ansetzt, ist mir echt schleierhaft.