In einer fremden Sprache telefonisch Geschäfte zu erledigen, ist kein Leichtes, das weiß jeder von uns. Wie stante pede an einen Dolmetscher herankommen, wenn man ihn braucht? Lingoking möchte sich als junges Unternehmen aus München mit einem neuen Dolmetscher-Service einen Namen machen. Ich hatte vorhin eine Mail von einem der vier Gründer, Nils Mahler, bekommen und mich prompt entschieden zurückzurufen. Da ich sowohl den Service als auch die Idee selbst für extrem nutzwertig halte. Und mich immer freue, wenn in deutschen Weblanden gute Idee geboren werden, selbst wenn sie nicht super duper originär einmalig sind (welche Idee ist schon einmalig neu?).

lingoking

Laut Eigenaussage ist Lingoking was?

lingoking wurde im August 2010 in München gegründet. lingoking ist eine neue Online Plattform, die schnell und preisgünstig die Verbindung zu professionellen DolmetscherInnen ermöglicht. Nutzer der Plattform werden per Mausklick in einer Telefonkonferenz mit einem Dolmetscher zusammengebracht.

Ich gebe zunächst den Prozess wieder, um das Modell klarzumachen (siehe auch FAQ wegen Ablauf):

1. Ich möchte mit einem Russen telefonieren, um Computersoftware zu vertreiben. Da ich weder verhandlungssicher englisch noch russisch kann, gehe ich auf die Webseite von Lingoking.

2. Dort gebe ich in einem Formular meine Daten ein, den groben Inhalt des geplanten Gesprächs, die Rufdaten meines russischen Gesprächspartners und die Sprachen natürlich auch. Deutsch – Russisch in dem Fall, Thema IT. Da ich den Call für morgen plane, gebe ich entsprechend den Termin ein. Nicht sofort, sondern morgen 14:15 Uhr. Anschließend hinterlasse ich meine Rechnungsdaten. Die Kosten? Zur Zeit 1,69 Euro pro Minute. Laut Aussage von Nils hat man sich mit dem deutschen Verband der Dolmetscher zwecks Stundensätzen und einer fairen Preisfindung in Verbindung gesetzt. Lingoking ist daher der Meinung, Dolmetscher fair zu entlohnen.

3. Intern wird ein passender Dolmetscher den Auftrag annehmen, mich vor dem eigentlichen Call anrufen und das Wichtigste vorab klären. Eventuell kommt dabei heraus, dass der Dolmetscher fachlich doch nicht passt. Also hat Lingoking die Chance, einen passenderen Dolmetscher auszuwählen. Laut Nils hat Lingoking bis dato rund 400 Dolmetscher angeworben, für den Servicepool. 60 Sprachen werden abgedeckt. Eine Auswahl der Fachbereiche: Wirtschaft / Handel, Software / Internet, Industrie / Technik, Marketing / PR, Touristik, Kunst / Kultur.

Man will dabei nicht jeden nehmen, sondern nach Check der einzureichenden Bewerbungsunterlagen Dolmetscher mit einem Abschluss von bestimmten Unis bzw. Sprachinstituten aber auch fachlichen Kenntnissen. Zusätzlich muss der Dolmetscher eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnen.

4. Nach Eingabe meiner Daten und dem Vorabcall des Dolmetscher, wird der Dolmetscher die Telefonkonferenz zum entsprechenden Zeitpunkt initiieren.

5. Abgerechnet wird zum Schluss. Zusätzlich kann der Kunde den Dolmetscher bewerten.

Das war es schon im Grunde genommen. Sprich? Lingoking ist ein Online-Dolmetschervermittler. Wobei die Calls btw nicht über VOIP sondern über klassische Festnetzverbindungen laufen.

Momentan läuft bei Lingoking die „Proof of Concept“-Phase. Sollte diese Phase den ökonomischen Beweis angetreten haben, wird es eine zweite Finanzierungsrunde geben. Linkoking ist bereits Seed-finanziert, allerdings ist nicht klar, von wem. Nils hat sich dazu bedeckt gehalten.

Obgleich der Nutzwert auf der Hand liegt, wird es davon entscheidend abhängen, ob Lingoking vertrieblich genug Power entwickelt, einen guten Service bietet und unter dem Strich dabei genug hängen bleibt. Der Fokus liegt in der Startphase auf Business-Kunden, eine Ausweitung auf Gemeindedienste und Privatkunden ist denkbar. So existieren – als Vergleich – in den USA Callcenter-Betreiber, die hauptsächlich medizinische Gespräche vermitteln. Ich denke jedoch, dass der Fokus auf Businesskunden am geschäftsträchtigsten gegenüber Privatkunden ist. Die mehr Mühe machen, weniger pro Kunde einbringen. Aber das ist nur eine Annahme, ich weiß es nicht.

Unter dem Strich finde ich die Serviceidee überzeugend. Zur echten Umsetzung kann man nicht viel sagen, da Lingoking erst diese Woche an den Start gegangen ist. Sollte das Team organisatorisch keine allzu großen Patzer begehen, dürfte einem soliden Unternehmenswachstum nichts im Wege stehen. Und Lingoking gehört für mich zu einem der seltenen Startupgewächse, die von Beginn an mit einem klaren Nutzenmodell aufwarten.

Testen?
Wenn jemand Lingoking testen möchte, ist das machbar. Ich habe mit Nils folgendes Procedere vereinbart:
1. Geht auf deren Facebook-Seite Unterseite Lingoking World und beantragt einen Gutschein
2. Hinterlasst ein Posting mit dem Stichwort „Basic“ und fragt um einen Gutschein.
3. Der Gutschein hat einen Wert von 25 Euro. Sind etwas weniger als 15 Minuten Sprechzeit.
4. Ihr werdet von Lingoking über den Erhalt des Gutscheins und das weitere Procedere informiert.
5. Bitte um einen Gefallen: Könntet Ihr nach dem Test hier kommentieren, wie Ihr den Service empfunden habt?

Tja, dat wars im Grunde genommen schon. Hoffe, Lingoking gefällt Euch von der Idee her, so wie mir. Und klar, es bleibt abzuwarten, ob die Jungs den Laden wuppen.