Monika Meurer betreibt das Blog „So Isses“ seit drei Jahren und berichtet über das Leben rund ums Lieser/Maltatal. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Vermittlung touristisch interessanter Informationen. Doch die Geschichte beginnt zunächst an einer anderen Stelle.
Monika rief mich im Dezember 2006 zu sich, um mit ihr das Blog-Vorhaben „So Isses“ durchzugehen. Sie lebte zu der Zeit in Deutschland und plante mit ihrem Mann – Achim Meurer – nach Österreich ins Maltatal auszuwandern. Dort wolle sie das Blog „So Isses“ nutzen, um Touristen zu informieren und damit auch ein Stück weit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Wir hatten einige Möglichkeiten identifiziert. Es müsste gehen. So damals gedacht.
Drei Jahre später: Die Meurers leben mittlerweile in Österreich. Das Blog? Es verzeichnet 3.680 Artikel und über 10.000 Bilder. Es ist sowohl in der Region als auch bei Touristen bekannt und beliebt. Nur beliebt und bekannt reicht allerdings nicht. Am 10.10.2010 hat Monika bekannt gegeben, dass sie das Blog-Projekt einstellt. Der unermüdlichen Arbeit und dem Engagement trotzen die dort ansässige Wirtschaft. Anerkennung ja, Werbebanner und weitere, wirtschaftliche Wertschöpfungen auf dem Blog nein.
Für uns Internet-Menschen ist es schwierig sich vorzustellen, warum ein derart gut besuchtes Informationsmedium nicht auch in bare Münzen mündet. Aber, es zeigt deutlich auf, dass das Netz noch lange nicht in die Kultur der ansässigen Menschen derart verankert ist, dass es auf gleicher Ebene wie z.B. uralte Pressemedien aus Totholz steht. Beziehungsweise wahrgenommen wird. Nicht dort, nicht in dieser Region. Wer die Natur dort gespürt hat, ahnt, dass die Uhren dort langsamer als in urbanen Regionen ticken.
So Isses steht jedoch nicht alleine. Auch andere Regionalblogs tun sich schwer. Immer noch gilt die lokale Presse als wichtig, obgleich sie schon längst den Informationsbedürfnissen in vielen Regionen Deutschlands nicht mehr gerecht wird (meine Meinung). Die Alternative Regionalblog als lokales Informationsmedium hat sich weder als Chance noch als relevantes Medium herumgesprochen. Weder sind Regionalblogs flächendeckend vorhanden, um diese Wahrnehmung zu ändern, noch sind die potentiellen Betreiber in der Lage, monetäre Möglichkeiten auszuschöpfen. Es bleibt oftmals der Leistung einzelner Personen vorbehalten, als Beispiel voranzugehen. Mühsam ist diese Arbeit. Und langwierig.
Die besondere Schwierigkeit ist mehr ein Gesamtkomplex denn einer Ursache geschuldet. Der Regionalblogger muss Redakteur, Vermarkter, Betreiber, Marketier, Trommler, Vertriebler und Verleger zugleich sein. Ein bisschen viel, was da eine Person in sich vereinigen muss. Ob es zu arbeitsteiligen Effekten und Angeboten kommen wird, vermag ich nicht zu sagen. Das hängt hauptsächlich davon ab, wie sehr der Markt der lokalen Presse wegbricht und zugleich die dadurch entstehenden Informationslücken einen Druck aufbauen, der den „Markt der Regionalblogs“ verdichtet. Ne, klar. Es müssen nicht Regionalblogs per se sein, reden wir einfach von regionalen Informationsangeboten im Netz.
Ich habe das leise Gefühl, dass sich die Internet-Regionalen austauschen sollten.
14.10.2010 um 23:44 Uhr
Aber wer sagt denn, dass es einfacher ist einen Blog / Website aufzubauen und diesen auch finanziell erfolgreich zu bekommen, als einen „Verlag“ mit Totholzprodukten erfolgreich zu machen. So langsam lernt auch das Internet, Geld verdient man nicht von heute auf morgen. Manches Unternehmen braucht nicht umsonnst viele Jahre, bis es „reif“ ist für erste gewinnbringende Ernten.
15.10.2010 um 06:12 Uhr
Es ist wie überall ein tw. sehr schwieriger Markt, sich gegen etablierte (Lokal)Medien im Anzeigengeschäft durchzusetzen, zudem im Online-Geschäft. Kostenloskultur und die Dominanz von Adwords und Co kommen auch hinzu. Die Kommunikation mit affinen Organisationen (hier Tourismusmanagement, Amter) muss gut sein, usw. Verkaufen ist das A&O noch vor dem Bloggen selbst. Das haben Blogger in der Regel alles nicht gelernt. Oftmals wird auch Blggerseits die eigentliche Monetarisierung abgelehnt und wollen sich nicht zu sehr kommerzialisieren lassen. Wo was buchen, wenn es nichts oder nur zu kompliziert zu beauftragen gibt?
Wenn das alles nicht irgendwann (am besten vom Start weg) flutscht, kann das lokale Informationsangebot im Netz noch so viele Visits, Zuspruch und ausgezeichnet sein haben. Die Buchungen werden trotzdem nicht kommen.
So ist es halt…
15.10.2010 um 06:39 Uhr
Gute Redakteure sind eben nicht gleich auch Vermarkter oder Vertriebler. Und im regionalen Tourismus geht ja viel am Markt über Kontakte zu den richtigen Personen. Wie so oft.
Ich Drücke weiter die Daumen für die anderen regionalen Blogger. Gibt es einen Vermarkter für solche regionalen Blogs, der nicht nur an nationale Buchungen denkt?
Viele Grüße aus Essen,
Gerd
15.10.2010 um 08:50 Uhr
wo ist der Unterschied zu „kleinen Einzelhändlern“? die müssen im Vergleich Einkäufer, Personaler, Verkäufer, Buchhalter, Marketingsp. usw. sein.
Fachkraft zu sein, selbst in einem tollen Ladenlokal reicht einfach nicht aus.
Ein Austausch reicht ebenfalls nicht, denn im Einzelhandel haben es die Einzelhandels- und Gewerbevereine bzw. Marketingkoop. ebenfalls sehr schwer, weil jeder eine Erwartungshaltung hat und nur seine persönlichen Interessen vertritt.
Hinzu kommt, selbst wenn man das Wort „Synergieeffekt“ verstanden hat, manche es einfach nicht umsetzen können/wollen.
thats life.
15.10.2010 um 10:32 Uhr
Was natürlich auch wichtig ist: Man muss halt auch einfach ein wenig Phantasie und am besten auch Ahnung vom Programmieren haben. Wenn ich mir das hier z.B. anschaue:
http://www.soisses.at/unterkunfte/
Da wird einfach „lieblos“ auf die Hotels bzw. Unterkünfte verlinkt. Mich würde wirklich interessieren, wie die Kooperationsbdingungen sind – sprich wieviel Geld ein Hotel für die Präsentation zahlen muss.
Allein in der Vermittlung von Hotelgästen steckt doch ein riesen Potential (oder Potenzial?). Man muss es halt nur richtig machen bzw. programmiertechnisch umsetzen können – mit einer einfachen Verlinkung ist es da natürlich nicht getan!!!!
15.10.2010 um 12:53 Uhr
@ingo Die Preise für Einschaltungen stehen auch auf soisses.at Da kannst Du alles nachlesen!!
und im Übrigen weiß ich allein, wie es war und ist! Fragt mich doch einfach!
ich gebe gerne Antwort!!!!
15.10.2010 um 13:02 Uhr
@Ingo
So einfach ist das wirklich nicht, es nur über die Bewertung von Programmierskills zu beantworten. Dem Kunden ist das Skill in solchen Fällen relativ Brust.
15.10.2010 um 16:02 Uhr
Das größte Problem bei einem Regional-Blog ist doch, dass es im Unterschied zum Einzelhandel (und ja, da sind ähnliche multiple Rollen für den Geschäftsführer wie für den Blogger) bei einem Blog nix gibt, was man in Tüten verpackt und an der Kasse bezahlt. Sprich, es fehlt das Greifbare, das Reale! Es ist IMMER leichter, etwas zu verkaufen, was Du auch anfassen kannst.
Und spätestens nach den beiden Killer-Kriterien „Na, ich schau da auch nicht rein“ und „Wir müssen ja zufrieden sein“ weisst Du, dass diese Leute einfach keine Hilfe wollen. Da nützt Dir das beste Konzept mit günstigen Preisen etc. nix, wenn das Medium immer noch als Voodoo für die meisten Menschen gilt.
Denn den tatsächlichen Mehrwert, der ja definitiv vorhanden ist, ist nicht greifbar, kann man nicht in eine Tüte packen und verkaufen.
@Ingo
Daher spielt es in erster Linie keine Rolle, wie ausgeklügelt die Seite programmiert ist. Natürlich könnte man bei den Unterkünften noch viel mehr machen, mehr Details, Fotos, wo möglich noch eine Buchungsmöglichkeit. Doch all dies hätte keinen Unterschied gemacht! YABS – yet another booking site – die auch nicht besser oder schlechter funktioniert, wie all die anderen, die es auf dem Sektor schon probiert haben. Denn hier spielen noch ganz andere Faktoren eine Rolle, über die Du Dir sicherlich noch keine Gedanken gemacht hast. Sonst würdest Du das nicht so lapidar daher schreiben. Glaub mir, ich weiss wovon ich rede!
Und genau das ist ja der Punkt, welchen Robert angesprochen hat. Der Regional-Blog hat viele Baustellen, die es gilt zu meistern. Und das ist teilweise einfach nicht möglich. Du kannst die Leute vor Ort nicht zwingen. Das hat noch nie funktioniert. Irgendwann wird vielleicht die Zeit dafür dort reif sein…
15.10.2010 um 16:43 Uhr
@Monika
Gib mir mal bitte den direkten Link – ich finde den nicht!
@Klaus
Was heißt schon „einfach“? Natürlich ist so eine Programmierung mit einem gewissen Aufwand verbunden. … ich weiß, wovon ich rede, da ich Programmierer bin ;-)
@Achim
Wisst Ihr denn genau, wieviel Kunden Ihr den Hotels / Unterkünften wahrscheinlich für ein „Appel und ein Ei“ vermittelt habt?
Bestimmt nicht aber wahrscheinlich waren es mehr (entsprechende Zugriffszahlen vorausgesetzt) als Ihr Euch vorstellt. Wenn Ihr jetzt pro Buchung z.B. 10% – 15% (oder mehr?) Provision bekommen hättet, käme doch ein kleines Sümmchen zusammen oder?
@alle
Sorry, wollte wirklich keinem Beteiligten unterstellen „phantasielos“ zu sein – von daher streicht bitte die Bemerkung aus meinem ersten Kommentar
15.10.2010 um 18:16 Uhr
@ingo unter Kontakt und dann Werbung und Sponsoring…
http://www.soisses.at/kontakt-impressum/werbung-sponsoring/
16.10.2010 um 17:42 Uhr
Moin …
Ein Punkt, um das Medium zu vermarkten sind brauchbare Mediadaten. Den Sprung in den Seitenzugriffen von + 200 % empfinde ich als irritierend. Auch, dass die Folgemonate nicht mehr beziffert werden. Die Daten zu 2009 sind da schon klarer … Aber auch hier fehlen mir genauer Angaben, bspw. aus welcher Region Zugriffe erfolgten, wie viele über Suchmaschinen kommen und ob um bspw. wie viele neue Seitenbesucher und um wie viele wiederkehrende Besucher es sich handelt.
Weiter würde ich mal davon ausgehen, dass es sich bei Blogs um eher junge Leserzielgruppen handelt, was sicherlich einen Unterschied zu den regionalen Zeitungen (Totholz) ausmacht. Schalte ich Werbung, stelle ich mir die Frage, wenn will ich erreichen und was will ich verkaufen:
Versuche ich eine jüngere Zielgruppe als neues Potential für die Hotels zu aktivieren, macht so ein Blog sicherlich Sinn. Für den Supermark vor Ort schon weniger.
Versuche ich als Blogger mit den Hotels ins Geschäft zu kommen, fragen mich die, was mein Medium an direktem Umsatz bringt. Werbung ist für die immer so eine Sache, denn 50% sind herausgeschmissenes Geld. Kein Thema, wenn man wüsste welche 50% ,-). Warum da nicht gleich mit einem Online-Hotelvermarkter kooperieren und die Buchungsplattform direkt oder einen Affilate-Link einbauen?
03.01.2017 um 14:05 Uhr
Hi Robert, mir war gar nicht bewusst, dass ich mit der regionalen Berichterstattung auf einem Blog nicht die Einzige bin.
Natürlich schaue ich mich in der Bloggerzene um, aber entdeckt habe ich bis langen „nur“ Fachblogs über bestimmte Themen. Du hast es gut geschildert mit den Schwierigkeiten im Gesamtkomplex eines regionalen Blogs.
Die vielen Veranstaltungen gerade vor Weihnachten haben mich wieder arg in Bedrängnis gebracht, denn wenn ich schon eingeladen werde, will ich der Berichterstattung auch gerecht werden.
Die Fotos müssen nach einer Veranstaltung nachbearbeitet und hochgeladen werden, es muss recherchiert werden, Texte verfasst und das Layout muss stimmen und zwar alles in kürzester Zeit nach einem Termin.
Seit 10 Jahren pflege ich täglich (!) meinen Blog und ich wachse mit ihm in meinen Aufgaben.
Da der Aufwand immer noch gering honoriert wird, hatte ich zwischenzeitlich ans Aufgeben gedacht, aber neue Aufträge, ließen mich immer wieder neu durchstarten.
Für 2017 schaue ich guten Mutes in die Zukunft. Die regionale Presse schwächelt, ich sehe es wie du. Manchmal übernehmen sie meine Artikel und ich bin darauf angewiesen, nicht etwa wegen des minimalistischen Honorars, sondern um einen Presseausweis am Jahresende beantragen zu können.
Durch meinen Blog erhalte ich Fotoaufträge von Firmen und Privatpersonen, die in der Regel gut bezahlen.
Es ist ein Aufwand, der zum Bloggen dazukommt, aber immerhin ein Gewinnbringender ist.
Wenn ich von Blogbesuchern finanzielle Unterstützung fordere und sie ab und an erhalte, mache ich es nicht, um reich zu werden, sondern um die Wertschätzung des Blogs damit zu ermitteln. Mit der Zeit werde ich cooler und setze Grenzen.
Die wirkliche Arbeit besteht in der regionalen Berichterstattung, mit Leuten in Kontakt zu treten / in Kontakt zu sein.
Radtouren durch die Landschaft mit Gesprächen und Nachfragen bringen mir die meisten meiner Geschichten ein.
Diese Art von Artikeln zu verfassen, bereiten mir sehr viel Spaß, da mit den Bekanntschaften vor Ort auch die Einzigartigkeit der Region präsentiert wird.
Über Veranstaltungen zu schreiben, finde ich dagegen anstrengend und wahrscheinlich merkt man es den Texten auch an.
Ursprünglich wollte ich die Region hauptsächlich mit Fotoaufnahmen präsentieren, da ich davon ausgegangen bin, ein gutes Foto erzählt seine Geschichte allein.
Wie naiv gedacht! Ein gutes Foto weckt das Interesse an einen Artikel.
Ups, jetzt habe ich richtig viel geschrieben und ich weiß gar nicht, ob es jemanden interessiert, aber wann trifft man schon mal einen Kollegen? Habe ich eigentlich noch nie. Gruß Maike