Frank Schmiechen hat mich heute via Facebook kontaktiert und gefragt, ob ich mir einen Gastbeitrag zum Thema Niggemeier/Neven (siehe auch Google News oder den O-Beitrag von Stefan Niggemeier) in der Welt bzw. Welt Kompakt vorstellen könnte. Nach bisserl Abstimmung habe ich zugesagt, bis morgen einen Beitrag zu erstellen. Der eventuell in den o.g. Ausgaben erscheinen wird (nein, ich habe keine Stammveröffentlichungsspielergarantie ).
Mir liegt es fern, mich im Gegensatz zu anderen als Richter aufzuspielen, was von Ehrverlust zu labern und dergleichen, um das Verhalten von beiden Seiten zu gutieren bzw. zu negieren. Viel spannender finde ich andere Aspekte, die vom Fall ausgehend abstrahieren. Die da wären?
1. Wo fängt der Wunsch nach Anonymität an, wo hört er auf? Aus Sicht des Seitenbetreibers, der Leser und des anonymen Verfassers selbst.
2. Muss man sich in allen Fällen dem Wunsch nach Anonymität als Dritter beugen? Gibt es individuelle oder allgemeine Maßstäbe?
3. Welche positiven Effekte birgt Anonymität? Welche negativen Effekte? Stellt Anonymität eine soziale Schutzfunktion dar, die man umgekehrt auch als Waffe denn als Verteidigung einsetzen kann?
4. Welche Rolle spielt der Promi-Faktor bei der Suche nach einer guten Story? Spielen die Blogger ein anderes Spiel als die klassische Presse auf der Jagd nach Promi-News? Gelten andere Maßstäbe für Promis denn für Normalsterbliche?
Als erste Orientierung habe ich eine Umfrage gestartet, um ein Gefühl zu bekommen, wie Ihr den speziellen Fall empfindet. 55% bejahen die Handlung von Stefan, den -angeblichen- Namen des anonymen Verfassers zu veröffentlichen.
For you
Zum Zweiten würde ich gerne von Euch direkt erfahren, was einerseits für Anonymität spricht und was dagegen. Umgekehrt, wann hört der Wunsch nach Anonymität dergestalt auf, dass man die Identität des anonymen Users offenbart? Würde gerne Stimmen von Euch zitieren. Die ggbfl. in der Welt / Welt Kompakt Ausgabe erscheinen. Wenn Ihr das per se nicht wünscht, kommentiert eben nicht ;)
26.10.2010 um 13:42 Uhr
Also für Anonymität im Internet spricht, dass man sich kritisch ggü seinem Arbeitgeber äußern kann, ohne direkt mit Repressalien rechnen zu müssen.
Dagegen spricht natürlich, dass einige ob der gefühlten Anonymität über das Ziel hinaus schießen. Die Versuchung ist natürlich groß, einfach Behauptungen und Unwahrheiten zu verbreiten. Gefühlte Anonymität, weil mit etwas Aufwand viele aus der Anonymität geholt werden können. Insbesondere bei Straftaten oder eben wie bei Niggemeier, wenn sie sich der Trollerei strafbar machen. Ob man diese Anonymen Trolle dann einfach so bloßstellen darf, das steht auf einem anderen Blatt.
Auch wenn ich selbst immer ein Verfechter der Anonymität im Internet war, habe ich meine Meinung dazu – auf Grund eben solcher Unwahrheiten und Beleidigungen – geändert. Wer etwas zu sagen hat, soll das auch mit offenem Visier machen – ich mach es auch.
26.10.2010 um 13:39 Uhr
„Zum Zweiten würde ich gerne von Euch direkt erfahren, was einerseits für Anonymität spricht…“
Dafür spricht das Gesetz, ich zitiere §13 Vi TMG:
„Der Diensteanbieter hat die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen, soweit dies technisch möglich und zumutbar ist.“
Sofern man nicht wirksam in seinen Nutzungsbedingungen etwas abweichendes vereinbart, ist das Thema an dem Punkt für mich bereits beendet.
26.10.2010 um 13:51 Uhr
Hier gibt es doch zwei Ebenen: Zum einen haben wir Blogkommentatoren, die ihre Kommentare hinterlassen und selber bestimmen, wieviel sie von sich preisgeben. Einige wählen Spitznamen, Namensveränderungen, nur den Vornamen. Andere wählen ihren Klarnamen und fügen den Verweis zu ihrem eigenen Blog hinzu. Bisher haben also die Kommentatoren zu weiten Teilen selber bestimmt, wie weit sie gehen wollen. Die meisten vertrauen darauf, dass der Blogger nicht die IP preisgibt (die Auflösung der IP kann ja in manchen Fällen schon ein ganz guter Hinweis zur Identität der Person sein), oder die abgelegte Mailadresse. Wer das macht, begeht natürlich einen Vertrauensbruch und demonstriert den anderen Nutzern, dass man die Daten doch noch verwendet. Auch wenn es sich um Trolle handelt, die da den Blogger heimsuchen. Da hat er die uncharmante Aufgabe, die Trollbeiträge zu löschen. Er könnte auch die Mailadresse nutzen, um den Nutzer direkt zu kontaktieren und zu fragen, was das eigentlich alles soll.
Hier haben wir jedoch eine zweite Ebene: Niggemeier hat den Umgang der Medien mit Einzelpersonen zu seinem Thema gemacht und berichtet darüber. Jetzt zieht er aber selber eine Person aus dem Halbschatten der Kommentatoren-Anonymität ins Licht der medialen Aufmerksamkeit. Natürlich gibt er gute Gründe dafür an, aber das tun auch alle von ihm kritisierten…
26.10.2010 um 13:57 Uhr
@Jens, ist jetzt aus Deiner Sicht mittels Gesetz alles weitestgehend abgehandelt oder bleibt da noch mehr Raum? Immerhin normieren Gesetze ja idR nicht die einzelne Handlung, sondern geben lediglich einen recht flexiblen Rahmen vor.
26.10.2010 um 14:03 Uhr
Anonymität ist schon viel älter als das Internet: Das Verkleiden zu (z.B.) Karneval ermöglichte es den Leuten, in einem gewissen beschränkten Rahmen (Zeit und Ort), aus ihren üblichen Rollen auszubrechen und andere auszuleben. Diese Bedürfnisse gehören zum Menschen einfach dazu, so wie z.B. das nach Privatheit.
Man nenne mich ruhig oldfashioned, aber für das vernünftige Zusammenleben im Netz gibt es schon ewig solche (zugegeben recht losen) Verhaltensnormen wie die Netiquette. Wenn sich also jemand daneben benimmt und Karneval spielen will, wo es unangemessen ist (trollen), dann kann man das sanktionieren. Die übliche Sanktion ist und war schon immer der Ausschluß.
Wenn jetzt plötzlich die Fallhöhe der Protagonisten eine Rolle spielt, ob noch vernünftige Formen des meschlichen Zusammenlebens gelten oder nicht, wo sind dann die Grenzen, wo bleibt der Anstand?
Daß das Netz seine Unschuld verliert und genau jene Strukturen einzug halten, die im RL mehr als unschön sind, liegt m.E. in der Profilierungssucht einiger begründet und in den Bestrebungen der Professionalisierung. Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
26.10.2010 um 15:12 Uhr
ich bin einigermaßen baff, dass das überhaupt diskutiert werden muss: wozu gibt es die email adresse? dass man mit den leuten — falls nötig — auch direkt kontakt aufnimmt und sowas diskret klärt, oder nicht? ob man es glaubt oder nicht, trotz twitter, FB und co gibt es (gerade für journalisten) sicher noch anwendungsfälle für das telefon ;)
d.h. passt mir als blogbetreiber etwas nicht, „eskaliere“ ich — d.h. zuerst moderiere ich den/die kommentar/e, dann schreibe ich dem kommentator an (v.a. wenn der „klarname“ bekannt ist oder man eine vermutung hat), und erst als letztes mittel mache ich das öffentlich.
und zu deinen grundsätzlichen fragen: es mag fälle geben, in denen anonymität sinnvoll und notwendig ist, aber das prinzip des „klarnamens“ hat sich glaube ich in unserer zivilisation größtenteils durchgesetzt .. insgesamt denke ich, XING & co haben den anonymen hund (vgl. new yorker 1993) langsam auch im internet abgelöst.
aber, nochmal: ein pseudonym hat doch nichts mit „anonymität“ zu tun — wer das denkt, ist sicher auch der meinung das internet sei ein „rechtsfreier raum“ ;)
26.10.2010 um 14:24 Uhr
Ich spreche mich gegen die Anonymität im Netz aus. Nutzer von Pseudonymen haben meiner Ansicht nach eine geringere Hemmschwelle, jegliche gute Erziehung und Diskussionskultur zu vergessen und anstatt dessen auf ihrer Meinung zu beharren.
Wer unter der Verwendung unterschiedlicher Pseudonyme versucht, ein falsches Bild in der Diskussion zu etablieren hat von mir wenig Mitleid zu erwarten. Das Herr Neven Herrn Niggemeier in die wohl durchdachte Falle gegangen ist, dürfte vielen eine Genugtuung sein. Ego-google-nde Personalabteilungen haben schon so manchen Bewerber aussortiert, der sich nicht in die Anonymität geflüchtet hat.
Es ist an der Zeit, den Menschen einen vernünftigen Umgang mit dem Netz aufzuzeigen. Zum einen müssen die Nutzer lernen, wo es Grenzen gibt (Fotos aus Facebookprofilen samt Fehlschlüssen zum Charakter des Bewerbers). Zum anderen muss sich jeder Kommentator und damit „Netzgestalter“ darüber im klaren sein, das Hetze, Identitätsschwindel und Beleidungen Online ebenso wenig gesellschaftsfähig sind, wie in der Offline-Welt.
Herr Neven dürfte wohl aus dieser Geschichte gelernt haben und sein Beispiel macht deutlich, das der angestrebte Nutzen eines oder mehrerer Pseudonyme in keinem Verhältnis zum Schaden steht, den er sich damit nun selbst zugefügt hat.
Eine unliebsame Meinungäußerung durch schlichtes Kommentar-Spaming entwerten zu wollen zeugt von geistiger Armut.
26.10.2010 um 14:25 Uhr
Für mich geht es nicht, dass auch bei Niggemeier beim Kommentieren der Hinweis steht, dass Mailadresse und IP natürlich nicht weitergegeben werden, er jedoch aus diesen Daten, seinen Bericht schreibt.
Aus meiner Sicht, hätte er ohne Namen und Hinweis darauf welche Namen mit ein und derselben Mailadresse genutzt wurden seine Geschichte erzählen müssen.
26.10.2010 um 14:25 Uhr
Die recht einfache und kurze Frage lautet, was SN gemacht hätte, wenn Lieschen Müller sich in seinem Blog daneben benommen hätte. Wohl nichts, oder (außer den üblichen Maßnahmen, jemanden zu sperren)? Zumal der Artikel bei näherem Lesen mit vielen nicht untermauerten Schlussfolgerungen und Vermutungen arbeitet. Als Blogger ist das grenzwertig und hinnehmbar, als „Journalist des Jahres“ der Griff in die Kloschüssel, die allerdings noch nicht abgespielt war.
Alleine deswegen hat die ganze Sache ein kräftiges Geschmäckle.
26.10.2010 um 14:25 Uhr
Äh, „abgespült“ muss es heißen…
26.10.2010 um 14:33 Uhr
@Torsten
Nur ist Neven durch seinen Beruf und seine „Bedeutung“ eben nicht Lieschen Müller.
26.10.2010 um 14:34 Uhr
@Torsten, mal ne Frage am Rande: Was sieht man auf dem Gravatar-Bild? Für mich schaut das wie ein Taschentuch vor dem Gesicht aus. Aber was ist es wirklich? #neugier
26.10.2010 um 14:38 Uhr
Anonymität ist für mich in Ordnung, soweit nicht getäuscht oder gezielt aus dem Verborgenen agiert werden soll – vielleicht noch in Verbindung mit einer Schadhaften Absicht. Im vorliegenden Fall gibt es wohl eine Täuschungsabsicht, die ich als zumindest fragwürdig befinde. Hier bestand vermutlich die Absicht ein größeres Interesse, bzw. ein Interesse größerer Reichweite vorzugaukeln.
Um konkret auf Deine Fragen einzugehen:
1. Anonymität fängt an, wo der Absender nicht klar erkennbar, bzw. verifizierbar ist. Sie hört auf, wo das klar möglich ist.
2. Hier würde ich mein Aingangsargument anführen – Liegt eine Täuschungsabsicht vor, die evtl. Klarheit bedarf, da anders ein verserrtes Bild entsteht. Wobei man das auch „anonymisiert“ herstellen kann.
3. Anonymität ermöglicht klare Meinungen die möglicher Weise nicht PC sind. Das ist Chance und Gefahr zu gleich – warum kann man eine evtl. unbequeme Meinung nicht auch öffentlich vortragen?
4. Hier ist es vielleicht eher so etwas wie ein persönliches Schwanzlängenmessen. Das beide Parteien dabei eine gewisse Reichweite haben, spielt bei der Form sicher eine Rolle. Beide haben auf die ein oder andere Art und Weise den Weg an eine Öffentlichkeit gesucht, daher ist es legitim, denke ich. Wer sich nicht die Finger verbrennen möchte, sollte einfach nicht mit Feuer spielen.
26.10.2010 um 14:43 Uhr
Ute und Torsten, genau das ist der Punkt: Ob Konstantin Neven DuMont selbst anonym in Blogs kommentiert oder wie Dritte Hoheit über seinen PC hatten, ist solange nicht von öffentlichem Interesse, wie keine multiplen pseudo-kritische Kommentatoren mit beleidigenden, verleumderischen und justiziablen Kommentaren in einem Medienbolg simuliert werden.
Diese gesamte Datenschutzdebatte ist eine reine Nebelkerze: Weder die IP- noch die E-Mail-Adresse wurde veröffentlicht, weitergegeben, es wurde keine unverlangten Werbe-E-Mail an sie geschrieben, mit keiner anderen Datenbank abgeglichen, kurz: sie wurde nicht anderweitig genutzt.
26.10.2010 um 14:48 Uhr
@Sven
So seh ich das auch! Sofern Herr Neven DuMont bis dato keinen Personal Coach hatte, ist es an der Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um seine Online-Reputation wieder zu glätten.
Er hätte besser daran getan (wie auch ein gewisser ehemaliger WeTab-Manager) sich vorher über Möglichkeiten und Fallen im Netz beraten zu lassen.
26.10.2010 um 15:08 Uhr
hm. Geht es wirklich um Anonymität? Nein. Es geht auch nicht um das Weitergeben von Daten (Datenschutz) – wohl aber ist Stefans Post ein Verstoß gegen seine eigenen Angaben in der Datenschutzerklärung – denn er sagt nicht, er würde Daten nicht weitergeben, sondern sie werden gespeichert, ABER: „Eine anderweitige Verwendung der Daten findet nicht statt. “ Das geht viel weiter als das Weitergeben. Er sagt damit sogar, er würde sie sich nicht angucken und nicht auswerten und schon gar nicht mit anderen Daten anderer Kommentare zusammen führen.
Insofern haben die Recht, die sagen, er bewege sich auf verdammt dünnem Eis und das gerade als einer, der sich sehr gerne mit dem Schwert der Selbstgerechtigkeit zum Richter aufschwingt. (Wobei ich mit letzterem keine Probleme habe, denn das macht ihn ja gerade so amüsant und wertvoll).
Ich finde es eher erschreckend, dass er diesen Aspekt nicht thematisiert von sich aus. Denn auf der anderen Seite kann ich es ja sehr gut nachvollziehen, was er da tut. Nur muss er jetzt eben auch damit leben, dass es ein bisschen bigott wirkt ;)
26.10.2010 um 15:22 Uhr
Interessant ist auch ein Blick über den heimischen Tellerrand.ausgelöst das Ganze durch die Initiative von reuters.com anonyme Kommentare zu blocken. auch hierzulande wird in der Zeitungslandschaft ja bereits getestet http://blog.aperto.de/?p=837, ob beispielsweise eine komplette Verlagerung der Diskussion auf Facebook mit den dort eher üblichen Klarnamen und Bildern eine Verbesserung der Dikssusionskultur erzeugt.
Die Argumente beider Seiten sind halbwegs ausgetauscht. Ich sehe allerdings noch die Gefahr, dass sich Nutzer aus Angst vor Repressalien durch andere Leser nicht an Diskussionen z.B. im Rahmen von Rechtsextremismus beteiligen.
Eine Güterabwägung zwischen höherem Moderationsaufwand und damit im professionellen Bereich auch mit höheren Kosten und dem Wunsch auf Anonymität des Lesers auch zu seinem eigenen Schutz gegen Repressalien gleich ob vom Arbeitgeber oder anderen Lesern würde ich immer im Zweifel zugunsten des Lesers entscheiden. Spannend wäre auch, ob sog. Klarnamen wirklich eine Verbesserung der Diskussionskultur bewirken. Will man dies konsequent durchziehen, müsste man eigentlich eine Identitätsbestätigung abfragen. Denn einen Hans Müller-Account kann auch jede(r) anlegen.
26.10.2010 um 15:33 Uhr
@Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach:
Sie müssen die Datenschutzhinweise schon als ganzes Lesen:
»Bevor der Nutzer einen Kommentar zu einem Eintrag in meinem Blog abgeben kann, muss er einen Namen und seine E-Mail-Adresse angeben. Als Namen muss dabei nicht der bürgerliche Name angegeben werden; ein Pseudonym genügt ohne Weiteres. Auf die Angabe der E-Mail-Adresse lege ich Wert, um Sie ggf. kontaktieren zu können, wenn es etwa Rückfragen zu einem Kommentar gibt oder falls ich von Dritten wegen eines Nutzerkommentars in Anspruch genommen werde und ich den Sachverhalt aufklären muss. Eine anderweitige Nutzung Ihrer E-Mail-Adresse oder gar deren Veröffentlichung/Weitergabe an Dritte wird selbstverständlich nicht stattfinden. Die IP-Adressen speichere ich, um mich vor dem Missbrauch der Kommentarfunktionen meines Blogs soweit wie möglich zu schützen.«
Genau das hat Stefan getan. Er hat den (vermeintlichen) Verfasser vieler verunglimpfender und beleidigender Kommentare kontaktiert und um Abstellung gebeten. Die IP- und E-Mail-Adressen wurden weder veröffentlicht, weitergegeben, mit anderen Datenbanken abgeglichen, in andere Datenbanken eingetragen, es wurden keine unverlangten Werbe-E-Mails gesendet, kurz: sie wurden nicht anderweitig genutzt.
26.10.2010 um 15:45 Uhr
Meiner persönlichen Meinung nach hat das Gut Anonymität in dem Moment ausgesorgt, als Herr Neven von den teilweise massiv geposteten Kommentaren erfahren hat und diese DENNOCH weiter erschienen sind. In dem Fall halte ich es für rechtens, hier einzuschreiten.
Das Aufheben der Anonymität war hier die günstigste Alternative. Die andere wäre gewesen, einen Rechtsanwalt einzuschalten und es auf diesem Wege zu regeln. Nun kann man sich natürlich fragen, was besser ist: lieber hintenrum und leise, dafür aber teuer, oder aber auf die günstige, offizielle und marktschreierische Art und Weise.
26.10.2010 um 16:09 Uhr
Noch ein Argument – als Medienschaffender hat man auch mit zunehmender Leserzahl auch eine Verantwortung.
Wenn Lieschen Müller in Ihrem Blog schreibt, Frau Meier sei etwas weniger intelligent, so ist das ihr gutes Recht, zumal das ohnehin kaum jemand liest. Wenn die Bild oder SN das schreiben, dann ist das nicht unbedingt deren gutes Recht, denn aufgrund ihrer Reichweite/Auflage muss mit deutlich größeren Auswirkungen gerechnet werden (zumal, recht abstrus, bei einer Publikation in der Bild-Zeitung das Niggemeiersche Bildblog als erster hier geschrien hätte, um nachzuweisen, dass Frau Meier eben schon intelligent ist – aber das nur am Rande).
Ausgeblendet bleibt bei diesem Argument die Möglichkeit, dass ein auf einem relativ unbekannten Weblog publizierter Artikel seine ganz eigenen Kreise zieht.
Außerdem ist es schwer vorstellbar, dass jemand wie SN, der nicht erst seit gestern im Geschäft ist, wegen eines einzelnen Kommentators aus der Fassung gerät. Dieses Mal war aber wohl der Skalp zu verlockend. Scheinbar auch so verlockend, dass eine differenziertere Betrachtungsweise, zu der SN ja schon an guten Tagen in der Lage ist, völlig auf der Strecke bleibt. Aber dann hätte er den Artikel wahrscheinlich nicht geschrieben.
Einige Denkanstöße gibt es auch noch beim Spiegelfechter, den ich ja ansonsten ungerne lese.
@Robert: der Gravatar ist/war ein Haufen Papier, OMG, habe ich mal aufgefrischt (Sonnenaufgang vor dem Büro).
26.10.2010 um 16:12 Uhr
Hallo Rob,
spannende Vorgehensweise, auf diese Art die Meinungen im Social Web abzubilden. Ich versuche mich kurz, an Deinen Fragen entlangzuhangeln und in die bisherige Diskussion meine persönliche Meinung einfließen zu lassen.
Ich kommentiere im Social Web offen. Warum sollte ich es anonym tun? Was habe ich zu verbergen? Die Anonymität bringt mir etwas, wenn ich will, das andere Leser nicht erfahren, wer ich bin. Aber warum sollte ich das tun. Nochmal: Ich kommentiere, also bin ich. Denn: Ich will ja, daß man meine Meinung mit mir und nicht mit „Anonymus“ in Verbindung bringt. Warum will ich, daß man mich also identifizieren kann: Weil ich mich austauschen möchte, beispielsweise hier mit Dir und den übrigen Diskutanten. Denn durch den Austausch mit offenem Visier werde ich glaubwürdiger, man kann sich über mich erkundigen, schauen wa sich so treibe. Und wer möchte, kann Kontakt zu mir aufnehmen. Das heißt: Das Gespräch/Diskussion/Meinungsaustausch, die Rede und Gegenrede, findet nicht nur hier statt sondern kann auch woanders mit mir stattfinden.
Anonymität wäre mir dabei nun wirklich nicht hilfreich. So, daß ist nun meine subjektive Aufassung.
Für anonymes Kommentieren habe ich eigentlich nicht so viel übrig. Ich finde es schade, wenn sich jemand nicht offen äußert. Aber deswegen würde ich ihn jetzt nicht desavouieren.
Liebe Grüße
Johannes
26.10.2010 um 17:30 Uhr
Nicknames sind so 90er!
Fuer Realnamen und gegen jegliche Privacy Settings auf Facebook, damit endlich mal jemand begreift, dass nicht nicht das Medium und die Plattform das Problem ist, sondern der Trottel, der davor hockt!
26.10.2010 um 17:31 Uhr
streiche ist und setze sind.
dieser 2. kommentar unterstreicht uebrigens nur meine „Trottel-These“ ;)
26.10.2010 um 21:29 Uhr
Stimme @svenR zu. Und verweise auf das Interview mit Udo Vetter, dass der WDR geführt hat: http://www.wdr.de/themen/kultur/medien/kommentare_neven/101026_interview.jhtml?stdComments=1#stdComments
26.10.2010 um 22:31 Uhr
„Tatort Internet“ auf den Spammer-Level runtergebrochen…
Du frägst nach dem „Promi-Faktor“…
Ich denke, dass für Schlagabtäusche dieser Art die Gegenspieler „ähnlich Prominent“ sein müssen – was für Niggemeier vs. Neven wohl der Fall ist. Sollen die beiden das untereinander abmachen – die sind groß genug dafür. Und nur in dieser Konstellation wird auch eine „Story“ draus.
Falls jedoch der Blogger deutlich prominenter ist als der Astro-Turfer, so besteht wohl die Gefahr, dass die Reputation des Bloggers leidet, wenn er „Lieschen Müller“ in die Öffentlichkeit eines A-Blogs zieht.
Ist der Astro-Turfer deutlich prominenter als der Blogger, so sind auch subtilere Methoden angeraten: Denn wer hat schon Lust, einem Konzern mit seinen Anwälten gegenüber zu stehen – im schlimmsten Fall ohne die Rückendeckung der Blogosphäre (könnte ja sein, dass die das gar nicht richtig -oder zu spät- mitbekommt).
Ganz unabhängig von der rechtlichen Situation muss ich jedoch davon ausgehen, dass das, was ich im Internet tue, auch publik werden kann – und sollte mich entsprechend verhalten. Anscheinend ist es aber ein weit verbreiteter Fehler, dass Astro-Turf-Kommentare aus den entsprechenden Firmennetzen abgesetzt werden. Habe da auch ein Beispiel bei mir im Blog – welches ich *diskret* behandelt habe ;)
So, damit genug – ich hoffe mein Gravatar verrät nicht meine Identität.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Waidele
(Anonym via TOR & im privaten Browsermodus)
27.10.2010 um 06:50 Uhr
Problematisch finde ich das in Absatz 2 steht:
Die in den Kommentaren enthaltenen Daten werden zum Zwecke der Veröffentlichung des Kommentars gespeichert. Ebenso gespeichert werden die ggf. mit der Übermittlung des Kommentars zusammenhängenden Informationen (Nutzername, E-Mail-Adresse Betreff, Zeit des Postings, IP-Adresse, Profilinformationen, sofern freiwillig hinterlegt o.ä.), wobei dabei aber selbstverständlich die E-Mail-Adresse und die IP-Adresse nicht veröffentlicht werden. Eine anderweitige Verwendung der Daten findet nicht statt.
Ich bin daher der Meinung das man die Aussagen hätte nicht veröffentlichen dürfen, aber rechtlich kann das ja dann wieder ganz anders aussehen. Er hätte sich schon an seine eigenen Datenschutz halten sollen.
Was mir so in dem Beitrag und Kommentaren auffällt ist, das es ja auch noch um eine Firma(Zeitung) geht, Da hängen Arbeitsplätze dran und sicher nicht wenige, wenn die jetzt durch so eine Aktion in Schieflage geraten, gefährdet das verhalten von beiden sehr viele Arbeitsplätze, aber darüber redet so gut wie keiner.Aufgefallen ist es mir durch den Kommentar 3 auf der Seite von Herrn Niggemeier. Das geht ein wenig unter, denn wenn dort schon einer schreibt das er die Zeitung abbestellt hat, werden das doch sicher noch viele mehr machen, die nicht darüber schreiben.
27.10.2010 um 14:34 Uhr
@Sascha
Du bist aber auch direkt :)
Bin aber auch der Meinung, dass man zu dem, was man schreibt, auch stehen sollte. Das heisst für mich, Realname und Link zu einer Plattform / Blog, wo man weiter diskutieren kann.
Ich glaube auch, dass vielen momentan immer noch nicht bewusst ist, dass der Admin im Backend sehen kann, welche Mailadresse dort eingegeben wird.
27.10.2010 um 16:31 Uhr
Obwohl ich es als Blogbetreiber sicherlich auch mehr als naheliegend sehen würde, diese Störungen, zudem noch von einem solchem Absender offenkundig zu machen… es würde mir nicht zustehen.
Zudem gibt es Troll- und Heckenschützen-Filtermechanismen, die ich auf meinem Blog aktivieren kann. Notfalls kann ich auch eine Warnung in den anonymen Raum absetzen, damit sich der Störer einer Zuordnung bewusst sein kann und sich angesprochen fühlt.
Das wäre zwar leider keine Story, aber korrekt.
Aber ansonsteen auch verzeihlich. War ein beiderseitiger Ausrutscher im Sandkasten beiderseits. Dafür sind wir ja auch Menschen.
Bedebkenswert fand ich jedoch auch das mediale Interesse, die die Story der Story wegen schon recht schnell durchwegs ohne einem kritischem Unterton gg.über dem Blogbetreiber aufgefasst und erst losgetreten haben.
btw: mache Aliase und Kommenatre fand ich jedoch recht komisch. Und drohend/ehrverletztend war auch nichts soweit ich weiß. Der/die Täter haben auf jeden Fall Humor;-)