im Artikel „Das Missverständnis Social Media“ beschreibt Olaf, worauf es im Grunde ankommt:
Märkte sind Gespräche? Der Zeitungsverkäufer würde vermutlich schmunzeln. Er will vor allem die Zeitung verkaufen. Märkte sind Handelsräume, es sind Plätze an den Waren angeboten, verkauft und gekauft werden. Das ist der Kern des Marktes – Tauschgeschäfte. Dabei kann man reden, Gespräche führen. Sie machen einen rein ökonomischen Vorgang lediglich ein wenig – darf man es sagen, auch wenn es etwas platt klingt – menschlicher.
In vielen Teilen kann ich ihm Recht geben. Allerdings gibt es ein neues Element in der Digitalen, dass so im Analogen nicht in der Dramatik zu Tage tritt: Ein „Gespräch“ ist im Digitalen auch als Präsenz einer Marke, einer Dienstleistung, eines Produktes zu verstehen. Wer morgen im Digitalen keine Präsenz zeigt bzw. Erwähnung genießt, wird mit stetiger Zunahme der kommunikativen Bedeutung des Internets und zugleich abnehmender Bedeutung klassischer Kommunikationskanäle drastisch abfallen. Was nicht existiert, kann nicht verkauft werden. Das lässt sich bereits heute am Verhalten intensiver Netz-User beobachten: Die meisten Informationen erhält man via Netz. Was im Netz nicht ist, existiert nicht. Was im Analogen ist, existiert. Wo nicht darüber gesprochen wird (Vertrieb, Support, Marketing, PR) ebensowenig, das gilt im Analogen ebenso. Im Digitalen genauso. Je weniger man sich aber im Analogen informiert (TV, Radio, Zeitungskonsum) umso stärker wirkt der digitale Raum.
Insofern hat Olaf zwar in der Ausgestaltung des heutigen Lebens recht, wie man sich informiert und was Gespräche analog bedeuten, zunehmend wird gerade das „digitalisierte Gespräch“ (im Übrigen kann das auch eine strukturierte Hotelbewertung, eine getwitterte Beschwerde, eine gepostetes Musikvideo auf FB sein, what ever) immer wichtiger. In einer vernetzteren Welt tragen sich diese Informationen immer leichter weiter, werden immer besser verstanden und ausgewertet. Tja, Gespräche sind blabla? Nope. Wer das glaubt, muss nix verkaufen.
12.08.2010 um 10:26 Uhr
aus irgendeinem grund (vielleicht bin ich dafür auch zu wenig im thema) sehe ich die differenz zwischen den beiden blogbeiträgen.
niemand bestreitet doch, dass werbung gemacht werden muss, um auf sich aufmerksam zu machen. sich in facebook zu zeigen und zu twittern, das kann dabei ein spannender weg sein. aber ich glaube, dass auch in dem „flirt“ des ausgangsartikels dies bereits angesprochen ist. insofern sehe ich da eigentlich keinen verständnisfehler.
12.08.2010 um 10:33 Uhr
der Unterschied ist immens. Es geht nicht um Flirt, es geht um Existenz per se. Was nicht existiert, kann nicht wahrgenommen werden. Flirt ist der unwichtigste Faktor überhaupt in der ganzen Skala.
12.08.2010 um 10:37 Uhr
aber benötigt der flirt nicht die existenz, setzt diese voraus?
die relevanz der existentz leuchtet ein, aber der „dialog“, das „gespräch“, dass kann ich m.e. mit einem menschen führen, aber nicht mit einer marke.
und wenn der mensch zum repräsentant der marke wird, dann gehöre ich meist zu denen, die das gespräch abbrechen (oder damit provokativ spielen und beginnen den menschen auf die marke zu reduzieren ;-))
12.08.2010 um 10:40 Uhr
das Thema der Empfehlungswirkweisen ist eigentlich durch, was es für Unternehmen bedeutet. Im Realen schon lange, in der Theorie und Praxis, im Digitalen kommt die Erkenntnis, weil man es misst, gemessen hat. Mich jucken dabei die Unternehmen zero, ob sie dabei mitmachen, sich an Gesprächen zu beteiligen.
12.08.2010 um 14:26 Uhr
„Märkte sind Handelsräume, es sind Plätze an den Waren angeboten, verkauft und gekauft werden. Das ist der Kern des Marktes – Tauschgeschäfte.“
Tauschgeschäfte wären es im Kern wirklich auch, wenn dabei KEIN GELD fliesen würde. Selten sowas komisches gelesen.
16.08.2010 um 00:52 Uhr
Ich glaube, dass es weniger am Geld liegt. Währung ist doch nur ein Element des Tauschhandels. Was wir aktuell allerdings damit betrieben, siehe Aktien, Fonds etc., ist eine ganz neue Auslegung.
Aber darum geht es ja nicht. Die Frage ist, ob ich als Marke oder Unternehmen (stellvertretend: Produkt/Dienstleistung) interessant sein kann, wenn ich nicht aktiv Kommunikation betreibe. Da gebe ich Robert teilweise recht, vor allem Online besteht hier ein erhöhter Bedarf.
Aber man darf Kommunikation nicht mit Werbung gleichsetzen, darauf spielt die Aussage wohl auch nicht an. Es gibt Internetriesen, deren Idee so genial war, dass Viral & Co komplett ausgereicht haben. In Zeiten sogar, als es noch gar keine aktive Konsumenten-Kommunikation gab.
Heutzutage geht es stetig mehr um Relevanz und USP. Dafür ist das Angebot einfach zu groß und die Möglichkeiten für den Nutzer „zu einfach“. Heute müssen wir ganz neu lernen, wie man eigentlich kommuniziert. Vor allem, wenn der Gesprächspartner nur eine IP-Adresse ist.
08.11.2010 um 21:57 Uhr
Auch wenn es schon ein bisschen her ist:
“Märkte sind Handelsräume, es sind Plätze an den Waren angeboten, verkauft und gekauft werden. Das ist der Kern des Marktes – Tauschgeschäfte.”
Da wird jeder Vertriebler – egal ob Staubsaugervertreter, Key-Accounter oder Sales Director aber GANZ was anderes sagen. Ein Verkäufer verkauft in erster Linie mal sich selbst – nicht das Produkt. Er baut Vertrauen und eine persönliche Vertrauensbasis auf.
Da kann das Produkt u.U. sogar zur vollkommenen Nebensache werden.
Und gerade online haben wir hier noch eine Verstärkung – wenn auch nicht immer so persönlich, weil sich noch nicht so viele Verkäufer trauen wirklich persönlich in Erscheinung zu treten:
Wo kauft Ihr ein? In einem ansprecheneden, aufgeräumten Online Shop mit Videobeiträgen wo der Cheffe Euch selber noch Serviceleistungen und Produkte erklärt und wo offensichtlich ist, dass Tweets und Facebook-Kommentare von echten Menschen beantwortet werden oder in der Ballerbude, die einen lieblosen RSS-Feed aus Produkten ohne Rücksicht auf Verluste in alle Kanäle spült?
Welcher ist sympathischer und vertrauenswürdiger?