Tja, da schaut man sich so um und stellt fest, bis Ende 2010 keinen neuen Verkaufs-Aufreger fast schon traditionell anmutend abgeliefert zu haben. Ende 2008 / Anfang 2009 ging der Basic Thinking Verkauf über die Bühne. Ende 2009 / Anfang 2010 gings erneut mit dem Verkauf des Twitter-Accounts rund. Und dieses Mal? Nix, Ebbe!

Schade eigentlich. Ist doch auch eines der Befeuerungs-Motive gerade und ausgerechnet die herrlich aufregerische Reaktionswelle zahlreicher Netzmenschen. Ja, gestehe, dass mich einerseits die Vorausberechenbarkeit von Menschen skorpionisch reizt, zum anderen scheint ein kleiner Eulenspiegel ein Teil meiner selbst zu sein, der sich über menschliche Ausbrüche und Abgründe erfreut. Man nenne es die dunkle Seite in mir :)

Wie dem auch sei. Eigentlich hatte ich ja schon was vor. Was? Es treibt mich schon länger um, der Gedanke. Der Gedanke an die nicht nur angebliche Käuflichkeit von Menschen, die den Scheinchen nur zu gerne hinterhecheln. So treibt sich nicht nur unsere gesamte Gesellschaft auf der Jagd nach Wohlstand selbst vor sich daher. Es gibt aber einige unter uns, denen Du alles Geld der Welt vorsetzen kannst, sie werden abwinken. Wenn es dies zu beweisen gilt, dass es auch diese Menschen gibt, warum nicht? Wie könnte man demnach daraus eine digitale Aktion stricken, die PR trächtig und plemplem aber auch erneut herzzerreißend genügend aufregerisch ist?

Das grobe „Game“ lautet wie folgt (einige werden es kennen, mit denen ich darüber bereits gesprochen habe):
Man beginne mit einer simplen, kleinen, unbescheidenen Summe von 100 Euro. Diese lasse man sich von wem auch immer einfach so ohne Gegenleistung auf ein Konto überweisen. Nun hat der Empfänger die Gelegenheit, das Geld zu behalten oder auch zurück zu überweisen. Sollte in Runde 1 der Empfänger das Geld zurückgeben, sucht man den nächsten Geldgeber. Der dann eine höhere Summe zahlt, sagen wir 1.000 Euro. Ein neuer Empfänger hat die gleiche, freie Wahl: Behalten oder zurückgeben? Je nachdem wie lange das Spielchen läuft, erhöht sich die Summe bis zu einer möglicherweise schwindelerregenden Zahl.

Um das Ganz dem Empfänger nicht zu leicht zu machen, überlässt man es der Community, Vorschläge einzureichen, wofür das empfangene Geld genutzt werden soll. Woran sich der Empfänger halten kann oder einfach drauf scheißt. Indem er es an den Geber zurückgibt oder einfach so behält. Bei einer Summe von 100.000 Euro oder gar mehr erkennt man recht schnell, was sich da für Abgründe auftun und wie Käuflichkeit aber auch Gier und soziales Gewissen mitspielen.

Woher kommen die Empfänger? Man kann sie vorher gezielt aussuchen oder es einer wie auch immer gearteten Spielregel zufällig überlassen. Wie, einem Fremden beispielsweise einfach so 50.000 Euro übergeben, um das Gegenteil von Käuflichkeit und Gier zu beweisen? Wer bliebe da schon standhaft?

So ungefähr sahen meine Gedanken aus. Jedoch kam ich nie dazu, all die rechtlichen Probleme zu lösen. Schenkungssteuer, Mehrwertsteuer (wenn man das Konstrukt wählt, symbolisch ein Pixel zu verkaufen), Kontogebühren, Notar, Rückgaberegularien, sozialer Druck bis hin zu Androhung körperlicher Gewalt (ab bestimmten Summen würde der Empfänger extremen Problemen ausgesetzt sein, wenn er denn nicht anonym wäre), Interviewanbahnung zum Empfänger unter Wahrung seiner Anonymität, etcpp. Dass es per se abseits der rechtlichen Probleme funktioniert, ist mir klar. Der gedankliche Sprengstoff hinter diesem „Game“ bietet genug Gesprächsstoff, aber auch wie Motten das Licht anziehend genügend Geldgeber. Die auch höhere Summen zu zahlen bereit wären. Man könnte ja was „Gutes tun“, etwas Ehernes und Hehres beweisen. So oder so…

Eventuell schaffe ich es doch eines Tages, dieses ziemlich bösartige Game aufzusetzen. Schauen wir mal.