ergänzende Praxiskommentare zum Themenkomplex Blog-Vermarktung (Teil 1 IVW und AGOF, Teil 2 generelle Vermarktungstipps von Andy Lenz/T3N):
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Ich bin Garry, Gründer und Miteigentümer des Gaming und Kino-Portals gamona.de. Mit Interesse lese ich die Beiträge hier über IVW und AGOF Sinnhaftigkeit und die verschiedenen Vermarktungsoptionen. Prima Beitrag von Andy Lenz!
Nun ist gamona.de sicherlich kein Blog. Dafür haben wir zu viele verschiedene Content-Formen im Einsatz und sind auch zu einem nicht unerheblichen Teil datenbankgestützt.
Trotzdem aber kann ich so einige Erfahrungen hier bestätigen was IVW und AGOF betrifft, ich muss Andy aber auch in ein paar Dingen widersprechen. Zum Beispiel was den Restplatz angeht: der ist für uns ein nicht unerheblicher Teil der Einnahmen und gar nicht mehr wegzudenken. Natürlich darf man sich nicht zu billig verkaufen, aber wenn man es schafft einen eTKP von 40 oder 50 cent rauszuholen ist das Restplatzgeschäft durchaus lukrativ.
Grundsätzlich aber setzen wir natürlich auf Premium-Vermarktung. Mach ich selber übrigens, Verticals wie Fantastic Zero oder so kann ich nicht empfehlen. Selbst ist der Mann.
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Ein weiterer Kommentar von Maik Zehrfeld / selbst Mediaplaner und Blogger auf LangweileDich.net
AGOF-Listing ja/nein
Wie schon geschrieben könnte man noch hinzunehmen, dass man teils durch die Vermarkter als Belegungseinheit in der AGOF aufgenommen wird (wenn auch unter deren Namen, so wie ich bei „Advice – LangweileDich.net“, aber dafür eben ohne Gebühren).
Dazu gibt es Verticals – und Bündelungsvermarkter wie vertical networks, die Blogs aufnehmen oder bspw. AdScale, die ihr Banner-Netzwerk auch für Blogger öffnen (ist dann ähnlich wie mokono/populis). Dazu kommt natürlich Video Seeding, auch wenn das eher wenig abwirft.
Letztlich noch die Bestätigung (arbeite selbst in einer Medienagentur), dass bei klassischer Display-Online-Werbung eine AGOF-Listung bereits als Qualitätsmerkmal (bzw. abgesicherte Reichweitendaten) gilt. Dazu planen viele Agenturen nahezu ausschließlich mit der AGOF, so dass Blogs so gar nicht auf dem Radar landen, wenn sie nicht integriert sind. Ist aber nicht schlimm, da aus Agentursicht Blogs gesondert behandelt werden. Im Sinne der Blogger Relations werden Blogs explizit recherchiert und nicht unbedingt mit AGOF-Umfeldern verglichen. Da gilt es eher, eine gute Auffindbarkeit zu besitzen, bspw. in Registern vorhanden zu sein oder plump gutes SEO zu betreiben (bspw. wenn PR-Leute nach Bloggern aus einer bestimmten Stadt „googlen“).
Vermarktersicht: Blogs als redaktionelle Einheit
Bei Vermarktern werden Blogs so gesehen, wie sich Blogger das wünschen: als redaktionelle Einheit. Genau wie der Tageszeitungsableger oder das News-Portal. Es zählen die Impressions und die User. Somit kann man hier und da schon einmal in einen Otto-Normal-Vermarkter aufgenommen werden und inmitten redaktioneller Großumfeldern platziert sein. Das allerdings meist nur mit spezialisierten Inhalten, da man sonst Umfelder schlecht alleinig verkauft bekommt. Aber auch nicht-spezialisierte Umfelder haben eine gute Chance, wenn sie Reichweite besitzen, nur werden sie dann nicht so häufig direkt gebucht.
Eine reine Vermarkter-Vermarktung macht vermutlich nur bei einer Hand voll Blogs in Deutschland Sinn und die machen es nicht exklusiv, soweit ich weiß (oder nur sehr wenige). Selbstvermarktung wird immer eine mögliche/notwendige Option sein, um das meiste rausholen zu können, erst recht, wenn man preislich und inhaltlich flexibel bleiben möchte
Probleme bei der Blog-Vermarktung
Sie sind entweder zu klein, gar nicht auf dem Radar oder es liegen keine guten Strukturdaten vor. Normalerweise wird auf Zielgruppen geplant um möglichst wenig Streuverluste zu erhalten. Ist ein Blog sehr themenaffin ist das was anderes, wenn der dann in der AGOF ist, hat er auch eine gute Chance. Dazu kommt aber auch die Abrechnung, die durch Kleinsteigenvermarkter wie Blogs es teilweise sind, verkompliziert wird. Da ist manchmal der Abrechnungsaufwand für die Agentur höher als das eingesetzte Mediabudget.
Das wird nicht bei allen Agenturen so sein, aber ich kenne es exemplarisch so, dass man versucht, nicht zu viele Kleinstkreditoren bedienen zu müssen. Die Sache ist die: Wird ein Blog, der sich selbst vermarktet, gebucht, wird die Rechnungstellende Privatperson in das System eingebaut, was einen gewissen personellen Aufwand bedeutet. Das ist für einen kein Problem, macht man jedoch große Kampagnen, können das auch schon einmal 20-30 neue Kreditoren sein, die (A) vielleicht nie wieder etwas im System machen, weil keine weiteren Kampagnen passen und (B) vermehrt Fehler bei der Rechnungsstellung machen können, da noch nicht professionalisiert und tendenziell unerfahrener. Das bläht das System auf und ist letztlich im Vergleich zu dem was rumkommt (Agenturen werden ja auch am Mediaumsatz gemessen und Blogs sind nun einmal günstig) unverhältnismäßig.
Wie gesagt alles keine allgemeingültigen Aussagen, aber das KÖNNEN Gründe sein
20.02.2013 um 17:12 Uhr
Kurze Anmerkung zu Garry: Eine Gamingseite kann durchaus über „Restplatzvermarktung“ Umsätze generieren, bei einem Blog möchte ich dies stark bezweifeln. Denn einem Blog fehlen die Bildergalerien und die Platzierungsmöglichkeiten einer Gamingseite. Um sicher zu gehen habe ich noch einmal bei gamona.de reingeschaut und fühlte mich bestätigt. Banner mit erkennbaren Restplatzkampagnen laufen auf den vielen Unterseiten und dann natürlich mit teilweise bis zu drei oder vier Werbeflächen auf einer Seite. Für den Werbetreibenden weniger schön, deshalb möchte er ja auch möglichst wenig zahlen, für den Webseitenbetreiber und Vermakter die einzige Möglichkeit aus den am Markt zu erzielenden Preisen wenigstens noch ein ganz klein wenig Butter aufs Brot zu bekommen.