Im ersten Artikel ging es um das Thema, ob sich eine Anmeldung bei IVW und AGOF für einen Blog lohnt. Und, ob die führenden Vermarktungsagenturen – die auf IVW und AGOF-Daten zurückgreifen – Blogger überhaupt unter die Fittiche nehmen.

Im zweiten Teil wollte ich auf die Alternativen zu sprechen kommen, was man generell tun kann, um sich als Blogger zu vermarkten. Die gesamte Antwort hat Andy Lenz (Gründer und Inhaber von t3n) via Kommentar vorweggenommen. Ich habe ihn gefragt, ob sich nicht daraus ein kompletter, eigener Artikel machen ließe. Ja, kann es. Anbei sein Kommentar als Artikel zum Themenkomplex.

Wie könnt Ihr Euer Blog vermarkten, worauf kommt es, worauf kommt es nicht an? Vorhang auf:

Andy LenzMit Populis (ehemals mokono) und Adnation, deren Blogs inzwischen auch von Populis vermarktet werden, gibt es schon mal mindestens einen dedizierten Blog-Vermarkter. Unser Vermarkter (der von t3n.de) BusinessAd hat z.B. die Blogs netzwertig.com und Roberts alten Blog Basicthinking.de im Vermarktungsportfolio. Caschys stadt-bremerhaven.de und Saschas Blog mobilegeeks.de, werden soweit ich weiß teilweise über Netshelter.com und Verticaltechmedia vermarktet.

Die Keylearnings für die Vermarktung
In den letzten acht Jahren habe ich mich bei t3n.de um Vermarktung gekümmert. Wir sind als Blog mit null Traffic gestartet, haben den Markt beobachtet, Stück für Stück dazugelernt und einiges an Erfahrungen gesammelt. Hier kurz meine Learnings und Einschätzung zum Thema:

IVW und AGOF
IVW und AGOF sind erstmal völlig nebensächlich und egal. Wichtig ist, Profil und Reichweite des eigenen Blogs Stück für Stück auszubauen. Im besten Fall schafft man es, Meinungsführer für einen bestimmten Themenbereich zu werden. Ziel sollte/könnte z.B. sein, sich in die top 25 Medien für ein bestimmten Bereich zu bloggen.

Die wichtigsten Grundsteine für mögliche Werbeeinnahmen sind
1. Themenauswahl
2. Profilschärfe
3. Relevanz
4. Reichweite.

Nische, Fokus, B2B
Je B2B lastiger und innovativer die Themenauswahl, desto chancenreicher ist die Vermarktbarkeit des Blogs. Deutsche-startups.de verdient z.B. gutes Geld mit dem Vermarkter Mediaroute. Gruenderszene.de setzt auf Eigenvermarktung und ist ebenfalls vollgehängt mit Bannern. eCommerce und shopbetreiberelastige Blogs wie exciting commerce oder Shopanbieter.de erwirtschaften ordentliche Einnahmen mit Direktbuchungen passender eCommerce/Payment-Infrastrukturanbieter.

Mischblogs haben geringere Vermarkungschancen
Gemischtthemenblogs sind aus meiner Sicht dagegen so gut wie gar nicht vermarktbar. Je klarer die Kante, desto besser werden euch Marketingprofis mit Budget finden. Je stärker ihr B2B orientiert seid, desto besser sind eure Chancen auf ordentliche Einnahmen.

Eigenvermarktung ist Trumpf, Provisionen für Fremdvermarktung unter 50% drücken
Eigenvermarktung ist im Vergleich zu Vermarktern gerade für Blogger der viel wichtigere Baustein. Falls ihr es schafft, einen Vermarkter für euch zu gewinnen, halte ich Shares im Bereich 35/65 % bzw. 40/60% für fair. Keinesfalls solltet ihr 50% Cash als Provision wegschenken.

Restplatzevrmarktung schadet Blogs
Ebenfalls solltet ihr euren Blog-Traffic niemals mit Restplatzvermarktung vollpusten. Das bringt eh nur Peanuts und mögliche Werbekunden gewöhnen sich daran, für unter 1€ TKP euren blog zu befeuern. In einigen Fällen würde ich hier – soweit es funktioniert – eine Ausnahme bei Google AdSense (nur Text) machen.

Orientierungsgrößen für minimale TKP-Preise
Glücklicherweise werden automatisierte Vermarktungswege und -programme wie z.B. RTB (Real Time Bidding), Google bzw. Doubleclick und Adexchange immer besser. Schaut euch auch mal buysellads.com, blogads.de und Stilanzeigen.net an. Bitte macht nie den Fehler, euch unter Wert zu verkaufen. Bei den automatisierten Programmen also immer Grund- bzw. Mindest- oder Sockelpreise angeben, die hoch genug sind und never ever jemals irgendetwas mit einem TKP unter 1€ annehmen/verkaufen.

Je nach Thema werden noch heute im B2B-Bereich TKPs bis 80€ gezahlt. Also lieber öfter mal nein sagen und keine Werbeflächen auf dem Blog haben, statt sich zu billig zu verkaufen, denn davon kommt man nie mehr weg…

Wichtigste Faktoren für gute TKP-Preise
Relevanz und Awareness in der richtigen Zielgruppe sind im Vermarktungskontext viel wichtiger als Reichweite, weshalb ich definitv den Weg über Eigenvermarktung und Festpreisbuchungen gehen würde.

Sponsored Content
Neben bannern würde ich mir Werbeformate im Bereich Branded/Sponsored Content überlegen. Der Content-Marketingbereich boomt gerade und ihr seit ja quasi Chef im Bereich Content;) Wir machen das z.B. so mit Sponsored Postings. Auch hier beim Pricing bitte nicht zu flach angreifen!

Beispiel für kommende Themenkanäle
Beispiel für Blogs mit gutem Vermarktungspotential wäre heute z.B. ein Blog für 3-D Drucker. Der Innovationsgrad in diesem Feld ist extrem hoch, es entsteht eine wirkliche Industrie mit vielen kleinen Firmen. Es ist Aufklärungsarbeit zu leisten und viel Geld im Spiel. Ein Blog für e-Mobility & Elektroautos könnte auch auch spannend sein. Den hundertsten Blog zum Thema Tablets/Gadgets z.B. würde ich dagegen aktuell eher nicht zünden;)

Suche nach Vermarktern
Wenn ihr euch für das Thema „Vermarkter“ interessiert, würde ich je nach Zielgruppe erstmal nach sogenannten „verticals“ suchen. Für den Bereich „Tech“ gibt es da z.B. Verticaltechmedia.de und Idgtechnetwork.de, im Gaming Bereich fantastic zero, im Modebereich Glam Media usw…

Ausblick
Da immer mehr Verticals und Vermarktungsnetzwerke entstehen und parallel die oben genannten automatisierten Systeme immer mehr und besser werden, spielt die Zeit für euch. Auch wenn es die Mediaagentur getriebene Werbewelt nicht wahr haben will: Den Trend zu Longtailmedien = Blogs ;) Und automatisierten-Werbebuchungen sowie RTB wird man nicht aufhalten können.

Tenor
Es wird halt noch ein paar Monate/Jahre dauern, bis die Vermarktungssituation von Blogs spürbar besser wird. Solange einfach Relevanz und Reichweite aufbauen sowie inhaltliches Konzept und Profil schärfen. Qualität, Konstanz und Geduld werden sich auszahlen!