Ich habe heute via Twitter mitbekommen, dass Schlecker seinen Marketingmix anpassen möchte, sich zudem einen neuen Claim verpasst: „For You. Vor Ort“.
Siehe hierzu:
Horizont und Meedia
Ich bin mehr oder minder zufällig danach in eine Schlecker-Filiale rein und habe die Filialleiterin darauf angesprochen. Sie wusste weder was vom neuen Claim noch von einer Änderung am Marketing-Orchester. Sie meinte, man würde sowieso alles zuletzt erfahren. Ich war ziemlich baff, dass man draußen in der Fläche die Mitarbeiter anscheinend über eine so wichtige Änderung zufällig über die Presse denn direkt informiert. Ausgerechnet dort, wo man das Geld verdient, bindet man die Mitarbeiter nicht ein? Wenn das die Regel und keine zufällige Ausnahme ist, verstehe ich langsam, warum Schlecker gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen geraten ist.
Zugleich konnte ich über Facebook nochmals erfahren, dass Schlecker offensichtlich ein ganz mieses Image beim Umgang mit Mitarbeitern hat. Wie heißt es bei Meedia „Schlecker will sich ein neues, positives Image verpassen… Bisher hatte Schlecker ein denkbar schlechtes Image, galt als eine Art böser Bube des Einzelhandels, der Mitarbeiter ausbeutet und dessen Filialen ein eher schmuddeliges Flair verströmten„.
Wenn Schlecker wirklich besser rüberkommen will, sollte es da nicht darüber nachdenken, wie man die Mitarbeiter in der Fläche mit ins Boot holt? Immerhin erfahre ich Schlecker nicht nur über die Verkaufsfläche und die Warenangebote, sondern auch und vor allen Dingen über die Mitarbeiterschaft.
So liest sich daher das Vorhaben von Schlecker zentralistisch wie aus dem Headquarter-Bunker heraus geplant, kundenfern und „wir wissen es besser als unsere Mitarbeiter da draußen“. Ich würde es mir wünschen, dass die Idee von Schlecker aufgeht, doch ohne die Mitarbeiter draußen?
28.04.2011 um 12:26 Uhr
Wollte Schlecker da was ändern, wäre das in der Tat ein dickes Brett. Ein wünschenswertes allerdings. Ich schätze, die „normale“ Mitarbeiterin vor Ort hat keine besondere Beziehung zu ihrem Arbeitgeber. Sie muss Geld verdienen, that’s it. Solche Mitarbeiter zu Botschaftern des eigenen Unternehmens machen … schwierig. Aber machbar. Nur: Dann müsste sich das Unternehmen komplett neu erfinden und nicht nur ein klein wenig am Marketing herumbasteln.
28.04.2011 um 12:29 Uhr
Habe mehrmals bei Schlecker-Mitarbeitern nachgefragt wie die Arbeitsbedingungen so sind und habe ausnahmslos negative Rückmeldungen bekommen. Seitdem kaufe ich nur noch bei dm… Genauso wie ich Lidl meide. Da kann keine neue Marketing-Aktion helfen…
28.04.2011 um 13:27 Uhr
Es wirkt, als solle der dringend nötige Kulturwandel top-down eingeführt werden. Dass es aber vielleicht genau dieser auf Hierarchie und Kontrolle basierende Führungsstil ist, der verändert werden müsste, haben die grauen Herren der neuen Führungsspitze nicht gesagt. Warum auch? Sie verdienen ja schließlich ihr Geld damit, den Kaisern neue Kleider zu schneidern. Das ist eine legitime Strategie, und angesichts der kolportierten betriebswirtschaftlichen Situation ist es vermutlich sogar notwendig, zunächst die Kunden zu adressieren, um diese dann die frohe Botschaft an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen zu lassen. Oder anders gesagt: Sogar ich, der ich fast nie bei Schlecker einkaufe und mich auch sonst kaum für den Einzelhandel interessiere, habe mitbekommen, dass Schlecker etwas ändern will. Die „baffe“ Filialleiterin ist damit ebenso ein Symbol für die Probleme Schleckers, wie die bisherige Führung.
Das mag der reinen Lehre der „PR begins at home“ und unseren teilweise idealistischen Vorstellungen davon, wie Mitarbeiter mitgenommen werden sollen, widersprechen. Aber meistens lassen sich Kulturprobleme nicht einseitig an die Führung deligieren. Die Mitarbeiter sind ein Teil des Problems. Es kommt darauf an, sie zum Teil der Lösung zu machen. Und Zweifel daran, dass Schlecker das wirklich will, sind angesichts Deiner Erfahrung nicht nur erlaubt, sondern notwendig.
28.04.2011 um 14:06 Uhr
Hallo Robert, du wusstest echt nichts von den Schlecker-Eskapaden mit ihren MitarbeiterInnen? Das Thema Schlecker und die Arbeitsbedingungen ist seit Jahren immer wieder Thema in Online- und Printmedien. Interessant, dass du es bisher nicht wahrgenommen hattest.
Es sind, soweit ich weiß, Schleckers Erben, die jetzt den Laden wieder auf Vordermann bringen wollen. Aus meiner Sicht hätten sie in erster Instanz die Arbeitsbedingungen und Löhne verbessern sollen. Eine dicke, fette Imagekampagne kann die Probleme sicherlich kurzfristig übermalen, der Lack wird aber trotzdem schnell wieder abblättern.
Ich bin gespannt, was die Gewerkschaften auf die Imagekampagne antworten werden. Ich hoffe, sie kümmern sich um die MitarbeiterInnen.
28.04.2011 um 17:05 Uhr
Hallo
Für Schlecker ist der Zug im stationären Markt abgefahren, das Online-Geschäft kann als einziges noch ausgebaut werden aber mehr wird’s da von schlecker in der Zukunft nicht geben.
Bei Schlecker gibt es keine Kompetenz im Unternehmen.
LG Daniel
30.04.2011 um 10:36 Uhr
Schlecker ist auch nur die Spitze des Eisberges. Im gesamten deutschen Einzelhandel sieht es nicht viel besser aus, was den Umgang mit den Mitarbeitern angeht.
Die Bosse schielen nur auf ihre Umsätze und die Kunden haben sich eine „Geiz ist Geil“-Mentalität angewöhnt, die weltweit einmalig ist. Das Produktion, Logistik und Verkauf von Produkten auch Geld kosten, wird von vielen ignoriert. Mir gehen noch die Bilder durch den Kopf, als vor einiger Zeit die Bauern ihre Milch weg geschüttet haben, weil sie ihre Kosten nicht mehr gedeckt bekommen.
Um ihre Waren immer billiger verkaufen zu können, wird Druck suf Erzeuger und Produzenten ausgeübt und vielerorts langjähriges Stammpersonal durch Leiharbeiter ersetzt.
Armes Deutschland!
01.05.2011 um 09:17 Uhr
Hallo Robert, und hier die prompte Antwort der Gewerkschaften ;-)
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,759917,00.html
Gruß aus B.