Es soll Unternehmen geben, die behandeln ihre Mitarbeiter wie den letzten Dreck. Punkt. Und es soll Unternehmen geben, die genau das Gegenteil machen. Punkt. Ob es nun dem Zufall, dem Arbeitsmarkt, dem Abteilungsleiter, der Unternehmensleitung oder wem auch immer zu verdanken ist, Mitarbeiter sein ist mal ein Zuckerschlecken, mal keins. Beispiele gibt es unzählige.
Was tun Mitarbeiter, die systematisch mies behandelt werden? Sie jammern, zu Hause, wenn es einen gibt und sie sich trauen, jammern sie vor dem Betriebsrat, sie jammern vor Kollegen, sie jammern innerlich. Jammern ist etwas, das nur temporär hilft, faktisch jedoch nicht wirklich.
Eine der stärksten Waffen gegen miese Chefs und Unternehmen ist jedoch nicht das Jammern, sondern der Weg in die digitale Öffentlichkeit. Der beste Druck, den man erzeugen kann, um etwas am System zu ändern, ist die Suche nach der Öffentlichkeit. Es ist – entschuldigt die Parallele – der staatlichen Regime größter Albtraum, wenn deren Handlungen öffentlich werden. Zufall? Nein, Prinzip. Unternehmen fürchten nichst mehr, als dass Mitarbeiter plaudern. Statt Jammern, jammern ist ihnen willkommen, da es keinen Druck erzeugt. In der heutigen Zeit steht hierzu nicht nur die Presse zur Verfügung. Auch YouTube, Facebook, Twitter und Blogs bilden die neue Öffentlichkeit. Mir gefällt der Begriff Whistleblowing nicht, aber er beschreibt diesen Vorgang.
Anbei eine kurze Anleitung, wie man öffentlich Druck in der Digitale erzeugen kann:
1. Gehe auf WordPress.com und starte ein Blog. WordPress.com ist ein Service, mit dessen Hilfe man Inhalte ins Netz bringen kann, ohne technisches Know How. Bei der Wahl des Blognamens kannst Du Fantasie walten lassen. Benutze hierbei in der „URL“ = „Blognamen“ nicht die Unternehmensbezeichnung. Biete dem Unternehmen keinen Rechtshebel, Dein Blog über einen Verstoß des Markenrechts zu schließen.
Warum ein Blog? Ein Blog transportiert Deine Gedanken am besten. Bildet eine Einheit, die am stärksten mit der Zeit über die Ansammlung von Erfahrungsberichten zur Entfaltung kommt. Zudem bildet das Blog eine gute Basis als kommunikativer Netzknotenpunkt, um mit der Zeit als Anlaufstelle für Dritte zu dienen, die Dich über Twitter, Facebook, YouTube und andere Blogs verlinken können. Was auch gilt, und eine Tenor im Blog bleiben sollte: Der Mitarbeiter kann stets nur subjektiv aus seiner Sicht berichten. Er hat keinen Gottblick. Aber das macht auch nichts, solange Subjektivität mit Empfinden gepaart bleiben, wenn es um das Berichten von Missständen geht.
2. Bleibe anonym: Du kannst das Blog auf WordPress.com anonym betreiben, im Gegensatz zum Betrieb eines Blogs in Deutschland über einen Provider wie Strato oder 1&1. Der Domaininhaber = Du = musst Deinen Namen bei der Denic hinterlegen. Nicht gut! Bei WordPress.com ist das nicht notwendig. Wenn Du Dich bei WordPress.com anmeldest, benutze eine anonyme Mailadresse, die weder auf Deinen Arbeitgeber noch auf Deinen Namen hinweist. Ebenso hinterlegst Du bei WordPress.com nicht Deinen Namen, nutze einen anonymen Usernamen. Mit diesem Usernamen werden Deine Beiträge veröffentlicht. Achte bei der Benutzung des Blogs darauf, dass Du niemals während Deiner Arbeitszeit in den Räumlichkeiten der Firma, auch nicht über ein Firmen-Notebook noch über ein Firmen-Handy Dein Blog verwaltest. Lese es nicht, schreibe nichts, kommentiere nichts. Nutze das Blog ausschließlich über private Zugänge von zu Hause aus, über ein Internetcafe, bei Freunden. So kommt die Firma über legale Maßnahmen nicht an Deine Identität durch Zurückverfolgung digitaler Spuren. Kontaktiere über Deine Mailadresse die Firma niemals über elektronische Wege. Weder Mitarbeiter, noch Vorgesetzte. Schreibe auch niemals Beiträge im Rahmen Deiner Blogtätigkeit auf der Webseite Deiner Firma, ob es deren Homepage, Kontaktformular, gar ein Blog ist, sonst hinterlässt Du elektronische Fußspuren. Und eins noch: Spreche niemals mit jemanden – schon gar nicht mit Kollegen – über Dein Blog. Höchstens mit Deinem Mann/Deiner Frau, höchstens mit absolut vertrauenswürdigen Personen, aber niemals mit Kollegen.
3. Wenn Du auf Deinem Blog etwas veröffentlichst, beschreibe niemals Situationen so, dass man auf Dich zurückschließen kann. Nenne weder Namen, noch exakte Arbeitssituationen, die so eindeutig sind, dass man firmenintern auf den Trichter kommt, wer Du bist. Benutze auch keine Zeitangaben. Es wird weder ein gestern, ein Datum, ein heute geben. Es wird weder Namen, Standortangaben, Kollegenbeschreibungen geben. Nenne die Firma. Ok. Nenne den groben Bereich, in dem Du tätig bist. Ist der Bereich zu speziell, bleibe allgemein. Konkretisiere niemals, verallgemeinere. Verzichte auf Details. Eine Kollegin wurde vom Chef mit den Worten „sie dumme Kuh“ zusammegepfiffen? Sie hat geweint, ihre Tastatur auf den Boden geschmissen, hat zurückgeschrien und ist aus dem Büro herausgestürzt? Beschreibe es anders. Zwei bis vier Wochen später, nicht gleich. Allgemein. Ein Vorgesetzter hat eine Kollegin mit den Worten „sie blöde Sau“ beleidigt. Die Kollegin war schockiert und sprachlos. Die anderen sind nicht eingeschritten. Drücke es blumig aus, aber verändere die Story leicht, behalte dabei den Kern.
Also nochmals zusammengefasst: Veröffentliche Geschehnisse mit erheblicher Verzögerung, verändere Situationen so, dass man sie nicht mehr im Detail nachvollziehen kann, verallgemeinere dabei. Verzichte auf Namen, Standorte, Tätigkeitsbeschreibungen. Kurz, schalte Dein Hirn ein.
Das sind die wesentlichen Grundlagen, damit Dir die Firma nicht auf die Spur kommt. Es ist wirklich nicht schwer, Fehler zu vermeiden. Anonym zu bleiben. Dumme Fehler vermeiden reicht in der Regel aus. Ich weiß es aus Erfahrung anhand von drei Beispielen. Einer wurde erwischt, weil er dummerweise den Bürorechner benutzt hat, um sein Blog zu pflegen. Ein etwas zu naiver Journalist, der sich eigentlich hätte auskennen sollen. Zwei weitere sind viel zu sehr ins Detail gegangen, statt die Stories zu verzögern, zu verallgemeinern, zu verändern, aber nicht den Sinn zu verkehren.
4. Wenn Du Dein Blog startest, veröffentliche erstens Dein Anliegen, wo Du arbeitest (nicht präzise wie gesagt) und zweitens bringe die ersten drei Stories, die Deine These belegt, dass Deine Firma systematisch Mitarbeiter wie der letzte Dreck behandelt. Beschreibe das Gefühl, denn Gefühle kann jeder nachvollziehen. Beschreibe die Gefühle Deiner Kollegen. Beschreibe, wie das Unternehmen vorgeht. Mobbing, Nazi-Chefs, Drucksituationen, Entlassungsarien, Überwachungsmaßnahmen, was auch immer Dir einfällt und beim Zuhörer sowohl Empörung als auch Wut erzeugt. Erzeuge ein „wir“-Gefühl. Nimm den Leser so mit, dass er Dich versteht und nachempfinden kann. Erzeuge Gefühle. Sonst wird Dein Blog niemand interessieren.
Eine wichtige Sache: Werde niemals beleidigend! Du bietest dem Unternehmen konkreten Anlass, Dein Blog vom Betreiber WordPress.com sperren zu lassen. Behaupte nicht felsenfest irgendwelche Tatsachen, sondern schildere es so, dass es Deinen Eindruck widerspiegelt, Deine Meinung. Denn gegen Tatsachenbehauptungen kann die Firma rechtlich vorgehen, um erneut Dein Blog sperren zu lassen. Du hast wiederholt über systematisches Mobbing erfahren, damit Mitarbeiter von sich aus kündigen? Dann sprich nicht von „Die Firma mobbt systematisch“. Das ist eine Tatsachenbehauptung. Sondern? Auf die Schnelle ein Entwurf: „Ich habe den Eindruck, dass immer mehr Kollegen gemobbt wurden. Und zwar ….[Beispiele nennen, auf die Tränendrüse drücken, wahrheitsgemäß]… Sie waren so verzweifelt, dass sie gekündigt haben. Ist das Zufall? Wir müssen abbauen, über 5.000 Arbeitsstellen. Klar haben die Chefs Druck und werden diesen an ihre Mitarbeiter weiterleiten. Doch dass es so drastisch wird, hätte ich nie gedacht. Ich bin der Meinung, dass man mit Mitarbeitern stets fair umgehen sollte. Immerhin waren sie loyal zur Firma. Ein Chef meinte letztens, er habe eben die Vorgabe von oben bekommen, gezielt nach Verfehlungen zu suchen. Er mag das nicht, aber was solle er machen. Andere haben es auch so von oben aufgetragen bekommen. Ich weiß nicht, ob das so stimmt, aber …“. Drücke aus, was Du beobachtest, was Dir nicht gefällt und was das Unternehmen ändern müsste. So machst Du es der Firma schwerer, Dein Blog zu killen, umgekehrt erzeugst Du Sympathie und Rückhalt in der Öffentlichkeit. Weil Du eben nicht nur jammerst, sondern produktiv Zusammenhänge beschreibst.
5. Trommle für Dein Anliegen! Oben habe ich beschrieben, wie wichtig es ist, dass Du emotional nachvollziehbar bist. Um auf diese Weise am besten für Dein Anliegen einzutreten. Zahlreiche Angestellte kennen solche Situationen, sie kennen den Druck, sie kennen ihre Chefs. Sie werden es gut nachvollziehen können. Das alleine reicht jedoch nicht. Du musst schon auf Dein Blog hinweisen. Wie? Kontaktiere bekannte Blogger, denen Du zutraust, auf Deine Sache hinzuweisen. Mache einen anonymen Account auf Twitter und Facebook auf (nenn Dich eben Helmut Müller, so what?), followe auf Twitter Journalisten und Bloggern, befreunde Dich auf Facebook entsprechend genauso. Sei ein Teil der digitalen Runde, ein sozialer Teil, der Kontakte pflegt. So machst Du es Dritten leichter, auf Dein Blog zu stoßen. Du kannst sogar einen „witzigen“ Effekt via YouTube ausnutzen. Starte dort einen anonymen Account, lasse einen Freund in einem dunklen Raum Deine Aussagen aufzeichnen (Stimme…), veröffentliche das auf YouTube, wo Du je nach Glück und Geschick sehr viel mehr Menschen erreichen kannst. Hinterlege im Video einen Link zu Deinem Blog. Es gibt natürlich keine Garantie, dass Dein Aufliegen Öffentlichkeit erfährt. Geschweige denn, ob sich etwas ändert. Es gibt gewisse Grundlagen, die Dir helfen, aber im Detail wird es darauf ankommen, dass Du lernst, auf Deine Dir gegebene Art ausdauernd zu trommeln.
6. Wenn Dein Blog gesperrt wird? Das ist erstens in Ordnung, da es Dir hilft, mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen. Zweitens kannst Du vorsichtshalber Deine Beiträge in ein nicht öffentliches Reserveblog auf WordPress.com laufend kopieren, für den Fall der Fälle. So kannst Du bei einer Sperre mit dem Reserveblog weitermachen. Oder alternativ? Nutze Blogger.com (das zu Google gehört), kopiere dort dir Beiträge in ein Reserveblog. Bei WordPress.com und Blogger.com muss die Firma nämlich in den USA richterlich für eine Sperre sorgen, was nicht so einfach ist.
7. Resümee Unternehmen, die Mitarbeiter systematisch ungerecht und unmenschlich behandeln, das notwendige, wirtschaftliche Maß bei Weitem überschreiten, scheuen die Öffentlichkeit wie die Pest. Mitarbeiter sind ihrer Achillesferse. Was nicht heißt, dass ein bloggender Mitarbeiter Erfolg haben wird. Wenn die Stories kein „wir“-Gefühl erzeugen, wenn das Schreibtalent nicht reicht, wenn die Fähigkeit zum Trommeln nicht ausgeprägt genug erscheint, wenn wenn wenn. Möglicherweise ist es der Firma auch letztlich egal, wenn ihre Methoden an die Öffentlichkeit kommen? Aber immer noch besser, es zu versuchen denn im Stillen zu Jammern. Die Zeit spielt insgesamt eine große Rolle. Vor 20 Jahren waren solche Möglichkeiten undenkbar, in einer zunehmend vernetzten, digitalen Welt hat das Individuum jedoch Werkzeuge in die Hand bekommen, sein Anliegen öffentlich zu machen. Eine Chance ist da, mehr zunächst nicht.
Und eines sollte auch klar sein: Wer sich nicht sicher ist, dass er mit seinem Whistleblower-Blog anonym bleiben kann, um einer Kündigung zu entgehen, der soll es lassen.
28.04.2011 um 15:27 Uhr
Hallo Robert,
da fällt mir – ähnlich Produktbewertung – auch Kununu.com ein und dieser Link
http://www.wirtschaftsblatt.at/home/service/karriere/mitarbeiter-koennen-ihr-unternehmen-anonym-bewerten-245760/index.do
LG
Jan
28.04.2011 um 15:52 Uhr
Da ich selbst Betriebsrat bin, sehe ich die ganze Geschichte ein wenig zwiegespalten. Man sollte den „richtigen Weg“ zumindest erstmal ausprobieren, bevor man sich als Whistleblower betätigt.
Für den, der sich für den anderen Weg entscheidet, aber sehr wertvolle Tipps!
Wenn man schon bei Blogger ist, könnte man noch eine GMail-Adresse hinzufügen, um sich Tipps geben zu lassen.
Für die größte Falle halte ich tatsächlich die Beschreibungen der Situation selbst. Vor dem Posten also selber die Fragen für sich beantworten – Wer hätte das beobachten können? Wer hatte Zugang zu dieser Information? Hier muss man es auch aushalten können, wenn sich das Unternehmen mal einen (Un-)Schuldigen aussucht und zur Rechenschaft zieht.
Ansonsten auf jeden Fall einen Komplizen mit ein bisschen Technikverständnis suchen. Ich bin mir auch nicht ganz eins, ob Hosting auf einer Domain mit anonymisiertem Owner (Zahlungsdaten!) besser ist als fremdes Hosting (Kick auf dem kurzen Dienstweg).
28.04.2011 um 16:13 Uhr
Da hätte ich noch einen Tipp zum hinzufügen.
Wenn es ein Ereignis gab, dieses gleich in den Blog schreiben aber NICHT gleich veröffentlichen.
Also auf Draft stehen lassen.
Nach 2-4 Wochen kann man sich nicht mehr genau erinnern wie die Sachlage war.
Hat auch den Vorteil, der Kopf ist frei und man kann die Situation dann nach 2-4 Wochen besser umschreiben.
Grüße Joachim
28.04.2011 um 16:59 Uhr
„Also nochmals zusammengefasst: Veröffentliche Geschehnisse mit erheblicher Verzögerung, verändere Situationen so, dass man sie nicht mehr im Detail nachvollziehen kann, verallgemeinere dabei. Verzichte auf Namen, Standorte, Tätigkeitsbeschreibungen. Kurz, schalte Dein Hirn ein.“
Kann darüber nur den Kopf schütteln. Irgendwelche Vorgänge mit Firmennamen veröffentlichen und dabei Inhalte des Vorgangs zu verändern, kann sehr, sehr, sehr schnell sehr teuer oder noch schlimmer für denjenigen werden, der das tut (Einfach mal „Verleumdung“ googeln, wenn ich sowas öffentlich über Personen wie meinen Chef tue, kann das zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren führen). Wer dieser Anleitung folgt, begibt sich auf sehr dünnes Eis.
28.04.2011 um 17:15 Uhr
Das ist schon so eine verzwickte Sache. Sich will jeder, der in so einer Situation ist, denen auch mal einen Denkzettel verpassen und deutlich machen das man mit Mitarbeitern nicht so umspringen darf. Leider werden es scheinbar auch immer mehr Firmen die ihre Leute wie Dreck behandeln. Doch wo soll so etwas dann enden? In einer Schlammschlacht?
Im Zweifel hat das Unternehmen die besseren Anwälte. Auch wenn du anonym bloggst, die werden dich kriegen. Speichert WordPress.com keine IPs?
Trotzdem, sehr guter Artikel,…für Leute mit Mumm!
28.04.2011 um 17:59 Uhr
danke für Eure Meinungen und Haltungen, wie man sehr schön sieht, ist das nix mit Links ;)
28.04.2011 um 23:09 Uhr
@rivoid
Die Zielfrage zu stellen ist sicherlich sinnvoll. Wie ich schon geschrieben habe, bin ich den vorgesehenen Weg gegangen und kann auch allen Menschen nur empfehlen, sich in der Richtung zu engagieren. Das Betriebsverfassungsgesetz ist global gesehen eine nahezu einzigartige Einrichtung, die den demokratischen Gedanken in die meist autoritär-hierarchisch organisierte Arbeitswelt bringt. Mit den richtigen Leute geht da eine ganze Menge, wenn auch nicht alles.
Wo das dann enden soll, fragst du. Hmtja – auch wenn die Begrifflichkeiten vertauscht sind, ist es immer noch die Belegschaft, die Arbeit, also eine Leistung, ein Werk, gibt. Diese „durchzuinformieren“ kann schonmal nicht schlecht sein. Manchmal ist es ja nur ein fauler Apfel, der ein lokales Problem verursacht, das man in anderen Abteilungen nichtmal kennt. „Draussen“ bekannt zu machen, auf was sich ein hoffnungsvoller Bewerber im Fall der Fälle einlässt, kann auch nicht verkehrt sein. Trotz vielbesungenem Fachkräftemangel können sich einige Menschen durchaus aussuchen, wo sie arbeiten.
Zu der Sache mit den IPs – da könntest du mittels Proxies/Tor noch weitere Nebelkerzen streuen. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, benötigst du zur Freischaltung eines Google-Accounts inzwischen eine Aktivierungs-SMS. Kann aber auch sein, dass ich da was durcheinandergeschmissen habe.
@Kritiker
Du sprichst von Verleumdung und deine Wortwahl legt auch ansonsten nahe, dass hier jemand ungestraft Lügen veröffentlichen möchte. Ich nehme mal stark an, dass Robert nur die Wahrheit berichtet sehen will. Eine Wahrheit, die auf dem vorgesehen Weg kein Gehör findet.
Trotzdem denke ich jetzt darüber nach, was eigentlich ein wirklich unschuldiges Unternehmen mit einem bösartigen Wölferufer machen soll. Hat halt eben alles zwei Seiten.
29.04.2011 um 09:53 Uhr
@ SenorKaffee: Sehe ich genau so. Außerdem sollte sich jeder zuerst an der eigenen Nase packen, bevor er pikante Details aus dem Unternehmen veröffentlicht.
Letzten Endes werden die meisten Probleme heißer gekocht als gegessen. Ich würde nie ein Ereignis auf WordPress als Entwurf online stellen. Besser ist es, bei unangenehmen Vorfällen Aufzeichnungen in einem Notizbuch o.ä. zu führen. Auch ein WordPress-Entwurf kann sehr leicht z.B. über die Google Blog Suche gefunden werden, und dann bereut man vermutlich das Geschriebene sehr rasch.
Für ein Unternehmen, wie du es beschreibst, würde ich nie einen Blog aufmachen, sondern ehrlich gesagt einfach kündigen. Wenn Missstände System haben, wird ein Blog zwar Aufmerksamkeit erregen, aber bis sich wirklich etwas ändert, vergeht meist viel Zeit – und viele Chancen, zu leben und erfüllt zu arbeiten, streichen möglicherweise einfach vorbei.
Liebe Grüße,
Tanja
01.05.2011 um 09:29 Uhr
Vor einigen Monaten wolltest du mal einen Blog-Plan aufstellen, am Beispiel eines Hausfrauen-Blogs. Das Beispiel Hausfrauen-Blog fand ich schlecht. Ich wusste aber auch nichts besseres.
Einen Enthüllungs-Blog fände ich besser. Einen Blog der versucht verbotene Machenschaften aufzudecken.
So ähnlich wie es Günter Wallraff macht. Allerdings nicht in einer Reportage, einem Zeitungsartikel oder einem Buch, sondern in einem Blog. Ein Blog ist dafür viel besser. Der Leser ist live dabei und kann weitere hinweise geben.
02.05.2011 um 09:43 Uhr
Ich bezweifle, dass es der richtige Weg ist, einen öffentlichen Pranger zu starten. Ich habe es in meiner beruflichen Laufbahn auch am eigenen Leib erlebt: Unfaire und miese Behandlung durch den Chef. Nur was hätte ich in der Situation von einem Pranger gehabt? Ich hätte allerhöchstens Druck erzeugt. Nur wie geht jemand mit Druck um, der nichtmal über grundlegende Menschenkenntnis verfügt und dem eine konstruktive Auseinandersetzung mit seinen eigenen Mitarbeitern völlig egal zu seien scheint?
Ehrlich gesagt, habe ich niemals daran gedacht, die Situation über diesen Weg zu lösen. Wer ungerecht behandelt wird, der sollte es zunächst ansprechen. Der sollte auf seinen Chef bzw. den Vorgesetzten zugehen und sollte die Missstände aufzeigen und konstruktiv Lösungswege vorschlagen.
In meinem Fall hat der Chef mit Hohn und Spott reagiert. Ich könnte ja gehen, wenn es mir nicht passt. Und ich sei ohnehin der einzige im Unternehmen, der das so sieht. Hab ich dann auch gemacht. Kündigung geschrieben, mich beim Chef für die Jahre bedankt, die ich dort gearbeitet habe und meine Kündigung abgeben. Ich wurde zwar noch beschimpft und mir wurde gedroht, jedoch habe ich das mit einem inneren Lächeln „zur Kenntnis“ genommen. Für mich war das Thema beendet.
Von 20 meiner ehemaligen Kollegen arbeitet heute keiner mehr in diesem Unternehmen. Inzwischen ist es für seine Hohe Fluktuation bekannt und genießt in der Branche einen entsprechend schlechten Ruf.
Ich kann nur aus meiner Erfahrung heraus sprechen. Ein Blog, Bewertungen bei Kununu & Co hätten wenig gebracht. Andere Kollegen sind diesen Weg gegangen und haben viel Kraft und Energie investiert. Kraft und Energie die man lieber nutzt, um sich einen anderen Job zu suchen, wenn eine Änderung der Situation auf anderem Wege nicht möglich scheint.
04.01.2012 um 18:41 Uhr
Hallo,
ein sehr interessantes Thema !
Vor Jahren habe ich in einem Unternehmen gearbeitet, wo es mir auch gestunken hat. Ich war neugierig ob andere evtl Vorgänger schonmal was gleichgesinntes losgeworden sind, durch Eingabe der Firma + forum in diversen Suchmaschinen bin ich fündig geworden, ein IT-ler war in einem IT-Hilfe-Forum mit seiner Firmen-Mail-Adresse unterwegs, harmlos, aber ein guter Weg seine Inkompetenz zu dokumentieren. Ein Azubi hat die Firma mit Fäkalwörtern in Verbindung gebracht, blöd das er im Profil Vorname und Wohnort stehen hatte, der Chef hat es herausgefunden, seine Lehre konnte er noch weitermachen, aber unter welchen Zuständen ?
Ich finde die Idee im großen und ganzen gut. Hier mal meine Strategie vorgestellt, ich nenne es das Streuen der anonymen Indentität.
Die Grundsätze wie oben beschrieben sind die gleichen.
Man durchsucht das Internet nach Foren wo mal hin und wieder ein Thread über das Arbeitsleben zu finden ist, meldet sich dort an und postet „ich arbeite bei …“, evtl mit dazu eine kurze und knappe Meinung, ist aber im Prinzip überflüssig.
Dank der Suchmaschinen kann man so als Foren-User über den Namen der Firma gefunden werden, die Leute müssen nur wissen wie man richtig sucht. Wenn sich jemand unterhalten will meldet er sich schon, aber dann gilt oberstes Gebot absolute Anonymität !
Ich sehe mehr Sinn darin potenziellen Bewerber die Chance zu geben sich vorzeitig eine Meinung zu bilden und das mit anonymisierten Fakten aus erster Hand.
11.05.2013 um 00:02 Uhr
Ich möchte auch kurz meinen Senf dazu geben. Ich und einige andere gewerkschaftlich organisierte Kollegen haben vor einigen Jahren einen Blog im Bereich Buchhandel gegründet.
Mittlerweile haben wir die Millionenklicks an Besuchern gesprengt :-)
Unser Blog wird in der Branchenpresse zitiert, aber auch in den Medien allgemein.
Wir haben dadurch Druck auf unsere GF ausgeübt, haben Mißstände aufgezeigt, machen Filialschliessungen bekannt und informieren Kollegen bundesweit und und und.
Es hat sich dadurch viel verändert. Kollegen wissen Bescheid, tauschen sich aus, der GF ist der Blog und die Gewerkschaft zwar weiterhin ein Dorn im Auge, aber sie wissen, wir machen Ungerechtigkeiten und miese Praktiken publik.
Der Betriebsrat kann lang nicht so agieren, da er an das BetrVG gebunden ist. Wir aber können das und tun das auch!
Ich kann einen Gewerkschaftsblog wirklich nur empfehlen. Bei uns hat sich einiges dadurch verändert; auch in den Köpfen der Kollegen!