Die folgende Meldung auf Al Jazeera macht mich etwas stutzig:
„Speaking ahead of the meeting, Clinton called for an end to the bloodshed in Libya. „First we have to see the end of his regime and with no further bloodshed,“ she said, adding that Washington is eager for his ouster „as soon as possible“. „We want him to leave.“ Clinton also said that Washington was „reaching out“ to opposition groups, prepared to offer „any kind of assistance“ to Libyans seeking to overthrow the regime. However, opponents of Gaddafi forming a National Libyan Council in the east said they did not want any foreign intervention in the country.
Welches Interesse haben die USA – außer humanitären – an Libyen, dass dort die Situation im Sinne einer Ablösung von Gaddafi baldigst endet? Der militärische Zugang zum Mittelmeer kann es mit Sicherheit nicht sein, den haben sie sowieso schon über die NATO-Allianz sichergestellt. Interessant ist Libyen jedoch aufgrund seiner großen Erdölvorkommen. Libyen birgt die siebtgrößten Reserven weltweit. Die Rolle Libyens als Öl-Lieferant kann man sich in Spiegel Online genauer durchlesen. Die USA sind als größter Verbraucher von Erdöl bekannt und es stellt mit den wichtigsten Rohstoff für die amerikanische Wirtschaft dar. Und bezieht 5% des gesamten Öl-Exports aus libyschen Quellen. Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien – die Nato-Allierten – nehmen 65% des libyschen Ölexportaufkommens ein. Zusammen macht das 70% des gesamten Öl-Exports (siehe Infografik).
Angesichts der Exportzahlen und weltweiten Reserven an Öl, macht Libyen zu einem strategischen Faktor für die NATO-Länder. So können wir nur mutmaßen, dass die wichtigen Wirtschaftsnationen dem Treiben in Libyen nicht allzu lange zusehen werden. Spätestens dann, wenn es den Oppositionellen nicht gelingen sollte, Gaddafi bald zu stürzen und/oder der Diktator eine Verbrannte-Erde Taktik ähnlich wie Hussein verfolgt, wird das militärische Eingreifen wohl das Szenario sein, was wir am ehesten beobachten werden können.
Das kann man nun aus libyscher Sicht und aus humanitären Aspekten heraus als positiv erachten. Sollte dadurch Gaddafis Abgang gewaltsam – so oder so – beschleunigt werden. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass die Bürger von Libyen lieber in den sauren Apfel beißen, als dem Beispiel von Irak zu folgen.
Verzwickte Situation, die auf ein externes, militärisches Eingreifen hinaus läuft je länger der Konflikt inländisch nicht gelöst werden kann.
Geschichtliche Randnotiz: Heute endete der erste Golfkrieg vor 1020 Jahren, am 28.02.1991. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 100.000 zivile Opfer zu beklagen waren. Collateral Damage, so heißt das doch.
28.02.2011 um 17:54 Uhr
> Situation, die auf ein externes, militärisches Eingreifen hinaus
> läuft je länger der Konflikt inländisch nicht gelöst werden kann.
Ja und? Was dagegen? Ich weiß ja nicht, auf welcher Seite du im Bosnienkrieg warst – ich hoffe nicht auf Tudjmans –, aber Tatsache ist doch, dass es in Srebrenica und Gorazde keine Bodenschätze gab, ergo die UNPROFOR und später IFOR und SFOR null, nada, rien, zero Interesse hatten, den Bosniaks zu helfen. Wenn jetzt die Ölvorräte Libyens der Grund sein sollten für ein militärisches Eingreifen der NATO, dann ist den Libyern dazu nur zu gratulieren. Nothilfe ist jetzt dringend erforderlich.
28.02.2011 um 18:24 Uhr
schwierig, etwas zum jugosl. Krieg zu sagen, da ich Kroate war. Ich bin für keinen Krieg, am wenigsten für zivile Opfer, die unweigerlich in den Sog geraten sind. Wir hätten es besser lösen müssen, aber nicht getan. Den Einsatz der ausländischen Kriegsmächte kann man daher begrüßen, was die Abkürzung des lange währenden Konfliks angeht. So auch die Chance, in Libyen Wege abzukürzen. Ich kann zugleich Stimmen aus Libyen gut verstehen, die keine Einmischung wollen. Jede Einmischung von außen kostet ebenso auch und hat seinen Preis an Leben. Das ist das fatale an Kriegen.
01.03.2011 um 18:35 Uhr
(Sorry, nur kurz, per Handy)
20(!) Jahre ist 1991 her. 10 Jahre 2001.
Und ich erinner mich nochnbißchen an den „echten“ Ersten Golfkrieg. Der war auch ‚einbisschen‘ länger und schlimmer. „Unser guter Diktator Saddam“. Da war wohl auch mehr als nur Ost-West-Ideologie dahinter. ‚Lustig‘, wie sich die Allianzen der USA und auch sonst verschieben.
Ansonsten denke ich, das dauert noch ne Zeit, bis wir sehen, was da rauskommt.
Thomas (32 und grad altfühlend)
01.03.2011 um 18:52 Uhr
argh.. 20… pisa lässt grüßen