angesichts der mittlerweile fast schon kaum noch aufzuzählenden Vorfälle in dem AKW Fukushima 1 frage ich mich, ob die Zuständigen vor Ort der Belastung stand halten können. Nicht nur, dass es um ihre eigene Gesundheit geht, sondern sie verantworten mit jeder Entscheidung, mit jeder Maßnahme das Schicksal ihrer Landsleute. Wundert es da noch, dass man Meldung mitbekommt, Mitarbeiter wären in Pause gegangen, dabei jedoch vergessen, eine Wasserpumpe mit Treibstoff nachzufüllen? Konsequenz sei dann gewesen, dass Reaktor 2 ohne Wasserkühlung blieb. Irgendwann später explodierte dann Reaktor 2, angeblich sei der innere Container beschädigt, man weiß es aber nicht genau.
Genau das ist es, man weiß es nicht so genau. Man verliert offensichtlich den Überblick aufgrund technischer aber auch menschlicher Probleme, zeitweise, dann wieder nicht. Wie ein Mensch unter diesem Stress überhaupt noch arbeiten kann, ist mir schlichtweg ein Rätsel. Die Anspannung und der gesamte Problemkomplex müssen drastisch sein. Und ich will mir gar nicht ausmalen, wie es vor Ort nach all den Explosionen in und um das AKW aussieht. Dann siehst Du auch noch, wie Deine Kollegen abgezogen werden, weil die Strahlenbelastung zu hoch sei. Du aber musst bleiben.
Stell Dir „einfach“ vor, Du wärest vor Ort, müsstest Kabel verbinden, Rohre legen, Schalter drücken, die Messgeräte austauschen, Informationen weitergeben und Entscheidungen treffen. In dem ganzen Chaos? Es ist einfach unvorstellbar, was das für den Menschen bedeuten muss. Zugleich steigt wohl das Risiko menschlichen Versagens. Und niemand kann jemanden ernsthaft einen Vorwurf machen. Es ist einfach zuviel, wie es aussieht. Grusel…
15.03.2011 um 18:43 Uhr
> Und niemand kann jemanden ernsthaft einen Vorwurf machen.
Sprach der Kernenergieexperte Prof. Basic von der Uni (Kern)Split, Hrvatska. Jetzt mal im Ernst: Wie kommst du als Laie auf obigen apodiktischen Satz? Angesichts der offenkundigen Hilflosigkeit des handelnden Personals reißen sich vermutlich etliche RWE-Ingenieure vor Fremdscham die Resthaare aus. Woher willst du wissen, dass in FUCKushima nicht genauso Dilettanten am Werk sind wie im Vorstand der Betreibergesellschaft Tepco?
15.03.2011 um 19:54 Uhr
Das höllische an der Atomkraft ist, dass es keine fehlerfreundliche Maschinerie ist. Sprich, jeder der von Dir erwähnten Helden vor Ort (mein höchster Respekt an jeden Einzelnen dort!) wird bestens dazu ausgebildet & diszipliniert einen Workflow zu handeln, der mit jedem Fehler/Störfall per Definition mehr (Rest-) Risiko enthält, d.h. konkret unbeherrschbarer wird.
Abseits anderer Fragen (ob das klappt, Endlager, etc.) ist die nicht fehlerfreundliche Maschinerie das eigentliche menschliche – im Wortsinne höllische – Problem. Die Hölle, die Du da beschreibst, ist das Kernproblem der Menschheit mit der vor sich hin laufenden, unstoppbaren Kernspaltung.
Dass die Menschheit dieses Problem auf sich und die Welt im Ganzen los lässt, ist das Gruselige. Wie der Einzelne mit dem Horror umgeht und von oben gezwungen wird damit umzugehen, das wird doch seit Jahrzehnten geflissentlich von oben ignoriert.
QED: Der Mensch kann nur (verantwortlich) mit fehlerfreundlichen Zuständen umgehen.
16.03.2011 um 10:35 Uhr
Danke, dieser Text schreibt das Problem sehr treffend nieder. In den Nachrichten hört man nur dass vermutlich durch falsche Arbeitsweisen oder fehlende Kontrolle wieder eine Explosion statt fand. Aber es wird nicht hinterfragt wieso aktuell ein Debakel auf das nächste folgt, während zuvor Jahrzehnte unter steter Routine alles mehr oder minder glatt verlief.
16.03.2011 um 11:04 Uhr
@Angelika:
> dieser Text schreibt das Problem sehr treffend nieder.
In case you missed it: Ein Text schreibt nicht; weder rauf, noch nieder.
> unter steter Routine (verlief) alles (Jahrzehnte) mehr
> oder minder glatt.
Ja nee, is klar. (Herr, schick Hirn!)
Wikipedia: On August 29, 2002, the government of Japan revealed that TEPCO was guilty of false reporting in routine governmental inspection of its nuclear plants and systematic concealment of plant safety incidents. All seventeen of its boiling-water reactors were shut down for inspection as a result. TEPCO’s chairman Hiroshi Araki, President Nobuya Minami, Vice-President Toshiaki Enomoto, as well as the advisers Shō Nasu and Gaishi Hiraiwa stepped-down by September 30, 2002.[6] The utility „eventually admitted to two hundred occasions over more than two decades between 1977 and 2002, involving the submission of false technical data to authorities“.[7]
16.03.2011 um 11:30 Uhr
[edited by admin; Klaas, ich verstehe Deinen Kommentar als persönliche Belustigung, daher gestrichen]
16.03.2011 um 12:58 Uhr
@Rob:
Aye-aye, Sir. Btw: Ich finds gut, dass du Löschungen begründest.
16.03.2011 um 13:01 Uhr
danke für das Verständnis
16.03.2011 um 14:18 Uhr
„Wundert es da noch, dass man Meldung mitbekommt, Mitarbeiter wären in Pause gegangen, dabei jedoch vergessen, eine Wasserpumpe mit Treibstoff nachzufüllen? “
Mich wundert wie oft ohne Quellengabe falsch zitiert wird oder ist das dein Beleg für den Verlust der Übersicht?
Der meistgelesene Websites zum Thema und damit zu dem, was in Fukushima technisch passierte:
Fukushima Nuclear Accident – a simple and accurate explanation
http://bravenewclimate.com/2011/03/13/fukushima-simple-explanation/
Explanation of Nuclear Reactor Decay Heat
http://mitnse.com/
Ich teile deine Einschätzung, dass man bei diesem Vorkommnis den Überblick zwischen menschlichen und technischen Problemen verliert. Leider gilt dieses besonderes für die berichtende Zunft, egal ob on- oder offline.
Beste Grüsse
paxnobis
16.03.2011 um 15:11 Uhr
Mir ist es sowas von egal, was, wo, wie da genau passiert und wie die technischen Zusammenhaenge sind. All diese Info benoetige ich nicht um zum Ergebnis zu kommen, dass Atomenergie ein Irrsinn ist. Leider brauchen wir ja immer solche Katastrophen, damit wir mal ein wenig nachdenken.
16.03.2011 um 18:08 Uhr
Ja,
du hast Recht – im Angesicht dieser Katastrophe fangen viele erst an nachzudenken und leider prägt sich ihr Urteil nur durch die von Medien produzierte emotionale Intelligenz.