ich glaube nicht, dass ich zu meiner Jugendzeit den Traum gehegt hatte, mich mit diesem Elektrofuzzikram abzugeben. Schon damals, als die ersten Compis aufkamen, fand ich die zwar ganz nett, aber so wirklich konnte ich mich nicht damit identifizieren. Aber der Reihe nach.
Von Kindes Beinen an stand mein Entschluß fest „du wirst Arzt und nichts anderes“. Die Alternative, ein „Kampfpilot“ zu werden, war sicher mehr der Faszination dieser Höllenmaschinen geschuldet, weniger der Tatsache, dass man bereit sein müßte, Menschen umzubringen, was aber einem Kind nicht wirklich klar ist. Schöner Kontrast, oder? Menschen retten, Menschen töten:) Warum ich Arzt werden wollte? Mich hat es schon seit jeher fasziniert, den menschlichen Körper zu verstehen, der ein hochkomplexer und zugleich sehr verletztlicher Mechanismus ist. Da ich leider handwerklich nicht begabt bin -mein Bruder dafür umso mehr- waren einige Wege ausgeschlossen. Am menschlichen Körper herumzuschnippseln, wäre nicht so smart gewesen:)
Zu meinem Abi war ich leider noch Jugo. Leider? Man musste sich direkt an den einzelnen Unis fürs Medizinstudium bewerben. Nix ZVS. Die Aussage des Studienberaters war daher ein Schlag: Keine Wartezeit, man nimmt jeweils die Hälfte aus dem Inland und die Hälfte aus dem Ausland. Und vergleicht die Noten in einem Stufenverfahren. Mit meiner 2,1 (?) meinte er, könne ich Jahre auf einen freien Studienplatz warten, bis es mal klappen würde. Tja, aus der Traum.
Da ich jedoch mit 18 keinen Bock auf Azubi hatte, wählte ich irgendein Studium, mit dem sich ein Job finden und die Zeit der Unlust auf einen Job überbrücken ließe. Die Wahl fiel auf BWL. Ein extrem langweiliges und anspruchsloses Studium, so wie es an der Uni Frankfurt damals gelehrt wurde. Bücher fressen, dumm auswendig lernen und gut ist. Nach 3 Semstern hatte ich meine Scheine fürs Grundstudium zusammen und nach dem 5. Semester hatte ich meine Scheine fürs Hauptstudium zusammen. Es blieben nur noch die Diplomarbeit und das Examen. Das Examen konnte man aber erst ab dem 8. Semester machen. So gings dann mit den Warteschleifchen los, ein Aushilfsjob reihte sich nach dem anderen, die Uni hatte ich kaum noch gesehen. Und ehe ich mich versah -zwischendurch hatte ich irgendwann meine Diplomarbeit erledigt- war ich irgendwann im 16. Semester angekommen und dachte mir „entweder machste das Scheißstudium fertig oder hängst weiter ohne Ausbildung ab“. Tja, so hatte ich mich dann zum Examen angemeldet und drei Monate vorher den Stoff reingezogen, den man benötigt, um den Abschluss zum Diplomkaufmann hinzubekommen. Das Pauken durch die furztrockene Materie fiel mir etwas leichter, da ich auf Lücke lernte. Es war nich allzu schwer zu erraten, was die Profs wohl in den Klausuren an Fragen stellen würden. Die Taktik ging prima auf und so hatte ich dann endlich mein BWL Studienabschlusszeugnis in der Tasche. Und war um eine Erfahrung reicher, nie wieder im Leben so einen Dreck zu machen, der einen Null interessiert.
Wo aber einen Job finden? Zu der Zeit gabs an sich nur zwei echte Möglichkeiten: Neckermann Reisen, der beste Laden, wo ich je gearbeitet hatte, aus verschiedensten Gründen. Oder bei Fresenius. Dort war ich nach dem Examen als Zeitarbeitskraft eingestellt. Als Tippse in der Rechtsabteilung. Man konnte somit Fresenius von oberster Ebene kennenlernen und was ich sah, machte mir nicht gerade Lust auf mehr. Wenn man entdeckt, wie unmenschlich die Geschäftsleitung agiert, hat man schlichweg keinen Bock, selbst zu einem Arschloch zu mutieren, denn nur so ließe es sich in dem Laden gut leben. Zufälligerweise entdeckte ich zu der Zeit eine Anzeige in der FAZ, dass die Deutsche Bank IT Trainees suchen würde. Zwei Jahre locker abhängen und dafür Geld bekommen? In einem Großkonzern, der damals (94/95) einen exzellenten Ruf genoß? Und IT versprach etwas Lebendiges, sich ständig Änderndes. Warum nicht?
Normalerweise hätten die mich nie genommen, normales Abi, Studium normal und zu lang, kein Überflieger, wenig angepasstes Verhalten. Allerdings spielte das Schicksal mit hinein. Während meine Neckermann-Zeit hatte ich einen Chef der DtBk kennengelernt, einem Bänker durch und durch, der dort kurz vor seiner Rente beratend eingesetzt war. Top angezogen, schlohweißes Haar, Brille, leise Stimme. Und ich habe selten einen so „coolen“ Menschen kennengelernt. Ich erfuhr erst 1-2 Jahre später rein zufällig, dass er mir geholfen hatte, den Job zu bekommen.
Ich war überrascht, dass es bei der Deutschen Bank gar nicht so bänkisch zugeht, wie man denkt. Insbesondere die älteren Bänker hatten es mir angetan. Integer, loyal, gebildet, fachlich extrem gut drauf, kein Geschleime und kein Getue. Menschen mit Kanten und Ecken. Das änderte sich jedoch leider ab Mitte der Neunziger Jahre, just wo ich eingestiegen war. Mehr und mehr Karriereschleimer und Nixkönner wie auch Dummschwätzer eroberten sich die entscheidenden Pöstchen. Wie das passieren konnte? Die Bank wollte sich den globalen Herausforderungen stellen und begann, sich selbst ohne Rücksicht auf Verluste zu verändern. Dabei verlor man unterwegs imho die besten Mitarbeiter, ersetzte diese aber durch Menschen ohne Rückgrat und Können und steht damit heute nicht umsonst als eine beliebige 08/15 Großbank da, die stets zittern muss, dass sie nicht aufgekauft wird. Den stolzen Titel „beliebtester Arbeitgeber Deutschlands“ ist man auch schon lange los.
Eigentlich sagte ich schon damals zum Einstieg, dass ich gerne fünf Jahre bleiben möchte. Es wurden nicht ganz fünf, sondern sieben Jahre. Meine Zeit war extrem genial, hatte erhebliche Freiheiten, mich auszutoben und das Glück, die richtigen Chefs zu erwischen. Aber alt wollte ich dort nicht werden. Wozu auch einem Laden wie der DtBk seine Treue schenken, die zu einem normalen Unternehmen verkommen war? Und der Drang, ohne Chefs, Zwänge und externen Pflichten auszukommen, war zu groß. Seitdem nenne ich mich einen freien Menschen, der sich mal besser mal schlechter durchboxt und diese Freiheit genießt, das tun zu können, worauf man Lust hat. Und in dem Bewußtsein, dass man an der Schwelle von Veränderungen im 21. Jahrhundert steht, die teils auch technisch getrieben sind, dessen eines Zentrum das Internet ist, lebt es sich prima. Die ollen Computerzeiten sind vorbei, als man sich mit absolut beschränkten Maschinen beschäftigen musste, die nicht einmal vernetzt waren. Die zwar bis heute nicht sonderlich schlauer sind, aber der Mensch hat daraus ein Stückchen mehr gemacht als gedacht. Die Erweiterung unserer physischen Fähigkeiten geilt mich persönlich auf und ich sehe dahingehend, wie schon öfters beschrieben, kaum Grenzen.
Was ich noch anstellen werde? Tja, wenn ich das wüßte. Mich reizt es, an Dingen zu arbeiten, die die Menschen besser zusammenbringen. Da sich die menschliche Kultur in einer Zwischenphase ökonomisch getriebener Handlungsweisen befindet, kollidiert man unweigerlich mit den daraus sich ergebenden Zwängen, grüne Scheine zu produzieren. Aber man hat das Gefühl, dass man etwas Atomistisches dazu beiträgt, zum Übergang zu einer anderen Phase beizutragen. Gesellschaftlich nicht messbar, historisch schon gar nicht. Aber man ist ein Teil dessen. Das Gefühl reicht mir schon:) Alles supi? Nope.
Klar ist, dass wir nur sehr krude Kommunikationsmechanismen nutzen, die mehr als unvollständig den Menschen und seine Gedanken wie auch Gefühle in seiner Ganzheit übertragen. Das hilft stets, Abstand zu dem ganzen „Internetkram“ zu bewahren. Nicht, dass wir uns den nachfolgenden Generationen gegenüber schämen müßten, wir waren eben nicht so weit. Das meine ich nicht.
Aber es ist wichtig, dass man in der Lage ist, das Objekt und sich selbst als ein Teil dessen von außen zu betrachten. So wird ein Teil meiner selbst während einem Chat immer schmunzeln müssen, wie die Finger auf der Tastatur tippend meine Gedanken versuchen wiederzugeben und der andere vor einem Riesenglaskasten sitzend die gesendeten Symbole liest und diese zu interpretieren versucht (wer kam eigentlich auf die komische Idee, Schallwellen in Licht umzuwandeln?). Viel archaischer gehts nicht. Aber wir haben nun einmal nichts Besseres bisher erfunden. Will damit nur sagen, dass ich einerseits die Technik und den Fortschritt begrüße, nicht aber vorbehaltlos den Konsequenzen daraus gegenüberstehe. So schaffen Maschinen im ökonomischen Umfeld den Menschen ab, im sozialen Bereich… könnte es sein, dass aufgrund der imperfekten Maschinenwerkzeuge der Mensch erkaltet? Flüchtiger wird, was die Tiefe an sozialer Nähe angeht? Wir sollten nie vergessen, dass wir von Grund auf nur deswegen als Ogranismus so erfolgreich waren, weil wir uns verdammt gut anpassen. Natürlich bedingt das auch hier, dass wir uns den Maschinen anpassen werden. Maschinen denken nicht. Fühlen nicht. Sind brutalst logisch. Kennen einen linearen Input und einen linearen Output für Probleme.
Was aber wäre ich dann noch liebe geworden? Schwer zu sagen. Denke ich an Musik, kenne ich bisher keine schönere Form, den Menschen in Einklang mit sich selbst und seiner Umgebung zu bringen, Brücken zu schlagen. Warum das ist, ist mir ein Rätsel. Harmonie? Ganz so, als bliebe uns dieses Mittel als bewusste Form, sich fast perfekt ausdrücken zu können. Neben den Möglichkeiten, zu erblickende Dinge zu erschaffen (Bewegtbild). Hm…
19.02.2009 um 01:06 Uhr
Ist die Zeit für eine Biographie schon gekommen?
19.02.2009 um 01:07 Uhr
no, zum Labern, dafür sind Blogs da:) Biographien schreiben nur Leute, die denken, dass sie was Besonderes sind:))
19.02.2009 um 01:11 Uhr
Beim Vergleich Arzt vs. Kampfpilot muss man wohl davon ausgehen das die Ärzte zumindest in Deutschland und wahrscheinlich auch Weltweit gesehen, leider mehr Leichen auf ihrem Konto haben.
19.02.2009 um 01:13 Uhr
du meinst diejenigen Patienten, die den Ärzten unter den Finger mangels Behandlungsmethodiken wegsterben? Das ist eben unsere Natur, dass wir nur sehr langsam lernen.
19.02.2009 um 01:14 Uhr
Einfach Klasse, genau das will ich lesen! Ein bisschen Personenkult, ein bisschen Technik, ein bisschen (sehr) gute Musik. Tech-News bekomme ich überall. Diese Art Blogeinträge nur bei Rob. Danke!!
19.02.2009 um 01:18 Uhr
Naja ich meine vor allem die Patienten, die Aufgrund falscher Medikation, mangelnder Kommunikation, mangelnder Hygiene was insbesondere auch in deutschen Krankenhäusern ein recht großes Problem sein soll sterben. Allerdings gibt es in Deutschland keine wirkliche Statistik zu dem Thema nur Schätzungen die bis zu 50000 Toten durch Behandlungsfehler ausgehen. Wenn man zu dem Thema mal die Suchmaschienen befragt wird einem schon Angst und Bange, wobei das jetzt leicht OffTopic geht.
Den Beitrag an sich finde ich irgendwie Interessant, wenn auch recht lang.
19.02.2009 um 01:21 Uhr
da hilft es eben nur, den mühsamen Weg zu beschreiten, mit Fehlern offen und systematisch umzugehen. Ob man das konsequent tut, kann ich nicht beurteilen von außen. Grundsätzlich: Niemand mit gesundem Menschenverstand wird das absichtlich zulassen, doch allzu viele Zwänge -gerade ökomonisch getriebene- fördern wohl Missgriffe. Könnte ich mir vorstellen.
19.02.2009 um 01:26 Uhr
Ich finde, da musst du immer die Alternativen miteinbeziehen. In welchem Verhältnis stehen diese 50’000? Keine Arztbehandlung erhöht ganz sicher die Lebenserwartung eines Patienten nicht. Bei uns in der Schweiz haben wir im Moment hitzige Diskussion wegen Mütter, die ihre Kinder nicht impfen lassen aus Angst, die Impfung könnte ihr Kind töten… Dass keine Impfung ebenfalls tötet blenden sie bewusst oder unbewusst komplett aus. Das Leben birgt immer das Risiko zu sterben. Aus diesem Grund sämtliche Behandlungen in Frage zu stellen, finde ich sehr gewagt.
19.02.2009 um 01:28 Uhr
ich haben den Hinweis oben im Kommentar nicht so verstanden, dass grundsätzlich abgelehnt wird, sondern es ging um den Kontrast Militärpilot und Arzt.
19.02.2009 um 01:28 Uhr
Klar darum geht es. Offen mit Fehlern umgehen. Bei einem beinahe Flugzeugcrash wird das ganze augenommen und für die Zukunft versucht daraus lehren zu ziehen. In der Medizin ist das bisher nicht immer der Fall. Natürlich ist das ganze nicht absichtlich und beruht auf Verwechslungen und so weiter. Aber es geht teilweise schon bei kleinen Sachen los wie sich vor der OP zu versichern ob auch der richtige Patient auf dem Tisch liegt und auch der richtige Lungenflügel rauskommt. Dinge wie zum verwechseln ähnliche Verpackte Medizin sind andere Probleme.
Dazu gibt es einige interessante Dinge beim http://www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de/.
Da ich aber weder Mediziner bin, mich sonst noch qualifiziert bin ernsthaft was zu dem Thema zu sagen, solls dass auch gewesen sein.
19.02.2009 um 01:35 Uhr
Gut, das ist eine Frage, ob die Prozessabläufe funktionieren oder nicht. Falls diese Abläufe einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess unterzogen werden, sollten sich die Fehlerquote stetig verringern. Der Unsicherheitsfaktor ist – gerade in der Medizin und auch in vielen anderen Bereichen – vor allem der Mensch. Denn greift nur ein Zähnchen nicht richtig, kommt der ganze Ablauf ins stottern…
19.02.2009 um 01:37 Uhr
Wenn wir von Krankenhäusern ausgehen, so obliegt das dem Management, den Fachärzten und Schwestern, wie gut man sich mit anderen austauscht (über Seminare, Konferenzen, Lehrgänge usw), um immer besser zu werden. Ich habe leider auch keinen blassen, welche Standards es hierbei gibt. Aber was auch immer man tut, im Gegensatz zu einer Maschine kann man dummerweise beim Körper nicht von einer Gleichartigkeit ausgehen. Wo die Maschine gleich reagiert, kann der Körper zB bei einer gleichen Behandlungsmethodik X ganz anders anschlagen. Das macht es ja so schwer.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man stetig die Risiken minimiert hat, so zB im operativen Bereich, wo man nicht mehr wie früher riesige Schnitte tätigen muss, damit die Fläche für Infektionen verkleinert hat.
19.02.2009 um 01:43 Uhr
Wenn man sich teilweise die Leitfäden auf der Seite des Aktionsbündnisses anschaut, ist man schon überrascht, dass einige Dinge dort überhaupt erwähnt werden müssen. Allerdings muss man auch sehen das es immer weniger Ärzte und Schwestern gibt die sich um die Patienten kümmern müssen. Das solls jetzt aber wirklich zu dem Thema gewesen sein, auch wenn ich finde das es wichtig ist.
19.02.2009 um 01:47 Uhr
Wenn die Behandlungsmethodik nicht anspricht, sehe ich dies als kalkuliertes bzw. notwendiges Risiko an, um dem Patienten überhaupt die Chance auf Heilung zu geben. Dieses Risiko lässt sich fast nicht vermindern bzw. nur mit entsprechendem technischen Fortschritt, z.B. besser abgestimmte Medikamente
Das Risiko zu sterben, weil z.B. die Schwester bzw. der Arzt aus Übermüdung, Unerfahrenheit oder weil sie/er die Prozesse nicht kennt einen Fehler macht, darf eigentlich gar nicht vorkommen. Dieses Risiko sollte sich auch in Griff bekommen lassen. Aber schlussendlich sind wir Menschen einfach nicht perfekt. Wenn ich einen Fehler mache, muss ich z.B. eine Kalkulation neu berechnen, womit ich ausser mir eigentlich niemandem schade. Wenn im Gesundheitswesen ein Fehler gemacht wird, kann dies tödliche Folgen haben. Dies erhöht meiner Ansicht nach den psychischen Druck massiv und ich staune, wie die Menschen, welche in diesen Bereichen arbeiten, damit umgehen können…
19.02.2009 um 01:48 Uhr
Wann steigst du bei BasicThinking als bezahlter PROFIBlogger ein? *hust* grins
19.02.2009 um 02:20 Uhr
leicht OT, oder:) Ich habe es nicht vor. andere Pläne;)
19.02.2009 um 05:21 Uhr
Zum Thema Medizin:
Wer Arzt oder Krankenpfleger wird, möchte helfen. Das unterstelle ich einfach mal. Und auch, dass jeder sich seiner Verantwortung bewusst ist. Das moderne Gesundheitswesen ist aber längst nicht (mehr) das, was es sein könnte, und weit von der romantischen Fernsehrealität entfernt. Der Kostendruck bei niedergelassenen Ärzten wie im Krankenhaus führt zu Zeitdruck und letztlich dazu, dass vieles, was eigentlich selbstverständlich wäre, nicht oder nicht richtig gemacht wird. Gemacht werden kann. Denn Menschen sind eben keine Maschinen, die gleich unter welchen Bedingungen zu jeder Zeit unfehlbar Top-Qualität abliefern. Außerdem wird dann viel zuviel nach Schema F gemacht, weil’s so leichter geht.
Erschreckendes Beispiel: Ein Freund von mir, selbst Arzt, hat gerade einige Zeit im Krankenhaus verbracht, und dabei – déformation professionelle – seine Behandlung, die Untersuchungswerte etc. konsequent verfolgt. Neben anderen Mängeln ist ihm aufgefallen, dass geschätzte 50% der Medikamentengaben nicht korrekt waren (in welcher Weise auch immer). Selbst wenn seine Einschätzung zu hoch wäre und es vielleicht nur 30% wären und auch keine überlebenskritischen Dinge, das ist einfach viel zu hoch!
Zur Biografie:
Du warst kein Überflieger? Hört sich für mich aber ganz danach an – Überflieger unterfordert ;-), das Drama des begabten Kindes oder so …
Die Deutsche-Bank-Story ist interessant. Die „guten“ Leute, die mit den Ecken und Kanten, die integren, menschlichen, gingen, als die glatten, profit-gestreamlineten (was ein Wort, tztz), internationalen Strukturen sich verbreiteten. Das Ergebnis kennen viele von uns. Die ganze Arbeitswelt ist kälter, unmenschlicher geworden im Laufe der letzten plusminus 15 Jahre. Oben die A*** à la, in Deiner Erfahrung, Fresenius.
OT: Und wohin hat es geführt? Die Blase ist gerade geplatzt. Finanzielle Strukturen werden sich ändern. Wohin das die Arbeitswelt nach dem ersten Schock führen wird, ist noch nicht abzusehen. Ich hoffe, es ändert sich was zum Besseren, auch wenn es vielleicht erst mal noch schlimmer wird. Vielleicht stehen wir aber ohnehin an einer Zeitenwende und sehen gerade die industrielle, postindustrielle – was immer – Welt zerbröseln. Was wohl danach kommt?
Schon richtig, dass der Mensch als Gattung überlebt hat, weil er sich anpasst, aber bestimmt nicht, weil er sich, wie Du sagst, den Maschinen anpasst. Die Maschinen dienen uns, nicht wir ihnen! In den letzten 150 Jahren haben sie viele Prozesse ungeheuer beschleunigt. Aber wir, wir als Gesellschaft, haben zugelassen, dass Maschinen uns bestimmen. Weil jeder von uns ein bisschen vom Fortschritt profitiert, weil wir alle an das Versprechen glauben, dass wir morgen dank der Technik besser leben werden als heute, haben wir zugelassen, dass Maschinen Menschen verdrängen, dass Menschen an Maschinen gemessen werden. Wir haben via Steuersystem dafür gesorgt, dass Kapital, und damit Maschinen, billiger ist als menschliche Arbeit. So langsam erkennen wir, dass wir uns selbst in die Tasche lügen. Technik als solche ist nicht nur gut, und der Preis, den wir alle für die Art unseres Wirtschaftens zahlen, ist verdammt hoch, schon ohne Umweltprobleme. Ewig kann und wird das nicht so weitergehen. Die Frage ist eher, wovon wir uns als nächstes bestimmen lassen: Moral, Religion, Knappheit? Die Geschichte bietet viele Beispiele …
So realisieren sich Berufswünsche eben doch: Du wolltest Arzt werden und bist auf einer anderen Ebene, als Blogger, einer geworden, der gibt, hilft, mit seinen Denkanstößen vielleicht sogar ein Stück weit heilt. Du wolltest Kampfpilot werden, na ja, Bubenfantasie vom Abenteuer im Himmel – war damals für deutsche Flieger Kriegseinsatz überhaupt schon ein reeller Gedanke? Mit Technik hast Du es ja noch immer, hat sich halt ein bisschen verlagert. Und das BWL-Studium als Notnagel, selbst das dürfte irgendeinen Ton in Dir angeschlagen haben – sonst hättest Du vielleicht Maschinenbau oder Lehramt gewählt.
Jedenfalls eine schöne Geschichte. Die Geschichte einer kontinuierlichen Reise zu sich selbst, einerseits exemplarisch – andererseits erfolgreich! Klasse.
19.02.2009 um 09:17 Uhr
Ich glaube in den „alten Bänkern“ ein Beispiel von Leuten zu sehen für die der Beruf noch etwas mit „Berufung“ zusammenhängt. Viele haben heute keinen Beruf mehr, sondern einen Job. Eine Job um Geld zu verdienen und das ist alles…
Ist jedoch Verständlich wenn man bedenkt , dass für einige Unternehmen die Mitarbeiter nur auswechselbare Kostenfaktoren (fast ohne Verpflichtungen ) sind . Die Sichtweise des Human-Kapital ( Unternehmenswissen ) ist gegen den Shareholder Value (Rendite) unterlegen.
Sicher ist das Einkommen heute der wichtigste Faktor eines Jobs doch reicht das aus?…
19.02.2009 um 11:02 Uhr
Das mit den alten „Bänkern“, trifft nicht nur auf diesen Berufsstand zu. Aber das Thema hatten ja wir ja auch bei unserem Plausch. Egal wo ich hinschaue, meistens sind die ganz alten „Säcke“ von einem fairen Schlag. Die wollen Leistung sehen, wenn die Stimmt, mach was du willst, Hauptsache du machst deine Arbeit mit Leidenschaft. Fehler wurden da auch schneller verziehen! Ein gute Einstellung wie ich finde. Während die neuen Generationen von Führungskräften nur das Geld und die Karriere sehen. Die haben ja alle Angst, das wenn ihre Sklaven einen Fehler machen, dass ihre eigene Karriere den Bach runter geht. Oder mal nen paar Cent weniger auf dem Bankkonto landen.
Dann mal noch was zum aktuellen Stand in Kliniken, ja ich war leider oft genug dort unterwegs, nein nicht als Patient, tut aber auch nichts zur Sache. Dort wird fast alles nur noch aus wirtschaftlichen Standpunkten betrachtet, es darf ja nicht mehr kosten. Sogar die Schutzhandschuhe die man benutzt, sind pro „Einsatz“ vorgeschrieben, verbrauche ja nicht mehr! Nur ein Beispiel von vielen das ich leider kennenlernen durfte.
Aber egal wo ich hinkomme, es gibt fast immer Menschen die einem einen Lichtblick in der Düsternis geben. Respekt!
Und so als offener Mensch, der anderen Zeigt wie einfach man das Leben sehen kann, hat ja auch was von einem Arzt. Oder nicht? ;)
Dann finde ich es auch immer wieder schade, wie gute Unternehmen sich selbst langfristig kaputt machen. Nur weil sie glauben, wir müssen global aggieren, wir müssen wachsen und wir müssen noch mehr Kohle scheffeln. Dabei übersieht man gerne, dass man da schnell der Überblick verliert und die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Kann man fast vergleichen mit einem Plattenbau, Wohneffizienz erhöht, mehr Menschen pro qm² dafür kennt keiner mehr den Anderen!
19.02.2009 um 11:28 Uhr
Uff, langer Text. Teilweise ja schon fast metaphysisch… :-)
Aber Du hast recht, man ist nach einem Studium insofern oft schlauer als vorher, als dass man weiß, was man nicht hätte studieren sollen… :-)
Und BWL gehört definitiv dazu!
Medizin wäre auch bei mir besser gewesen. Oder Architektur. Aber was soll’s, wichtig ist, was man daraus gemacht hat. Und wer hindert mich daran zu entwerfen und zu bauen. Niemand. Also nehm ich mir einfach einen Architekten zur Hand, der das umsetzt was ich ihm vorzeichne… Und das funktioniert sehr gut.
Nur im Bereich Medizin traue ich mich das nicht, obwohl mich so manche Arztserie schon sehr gebildet hat. Zwei Ampullen Supra bitte!
19.02.2009 um 11:46 Uhr
Also, diese Aussage des Studienberaters damals war wohl für ’nen Arsch. Gut, du bist ein bisschen älter als ich, aber dennoch habe ich damals mit einer 2,1 und einem Wartesemester einen Studienplatz erhalten. Auch wenn es bei mir über ZVS ging und du dich direkt hättest bewerben müssen, mit dem Wissen, das ich heute habe hätte ich es wohl getan, und ziemlich garantiert wäre da ein Studienplatz herausgesprungen.
Aber – um dir mal direkt alle Illusionen zu nehmen – das Studium war streckenweise wirklich zum Kotzen. Wahrscheinlich bin ich deswegen kurz vor dem 2. Stex und als fast fertiger Arzt abgesprungen.
Aber, dir und mir bleibt ja immer noch die Möglichkeit, Heilpraktiker zu werden. ;)
19.02.2009 um 11:51 Uhr
der Zug ist abgefahren. Aber das Studium selbst kann man natürlich in Bereichen langweilig finden, wo ist das nicht so, aufgrund der zu vermittelnden Breite. Wenn man aber das Ziel vor Augen hat, geht man auch da durch.
19.02.2009 um 12:01 Uhr
Scheint ein wenig geschönt. Da sind meines Wissens ein paar gescheiterte Gründer-Versuche unter den Tisch gefallen.
19.02.2009 um 12:03 Uhr
geschönt? Habe studiert, gearbeitet und mich verselbständigt. Irre, oder:) Welche „vielen“ Gründungsversuche kennst Du denn? Nebenher habe ich eins geplant mit zwei anderen und bin grandios gescheitert;) Mehr kenne ich nicht von mir, es sei denn Du kennst viele Klone meiner einer;))
19.02.2009 um 13:28 Uhr
Ein paar Fotos aus dieser Zeit wären sicher ein schöner Zusatz zu den nostalgischen Werten.
19.02.2009 um 14:09 Uhr
Fotos aus Firmen sind imho nicht gestattet, oder?
19.02.2009 um 14:17 Uhr
Ich glaube ja, dass der Zug nicht abgefahren ist bzw. es immer noch einen Zug später gibt, der dieselben Bahnhöfe anfährt. :)
19.02.2009 um 15:52 Uhr
Fällt mir grade so auf, das mobile theme von WP ist echt praktisch und hübsch.
19.02.2009 um 16:07 Uhr
Wow, Robert, what’n Artikel
Aber kann mich hier wirklich gut reinversetzen war 7 Jahre bei PwC (Bankenprüfung) und bin jetzt bei Mamiweb und blogge…
Wie das Leben so spielt. Weis leider nicht mehr, was ich früher werden wollte
19.02.2009 um 18:16 Uhr
ach, robert, ich wollte immer ärztin oder astronautin werden… und so sehr ich meinen beruf liebe, so sehr wünsch ich mir inzwischen, ich wäre lichtjahre entfernt vom hiesigen „gesundheitswesen“ … wie gut, daß es blogs und music gibt… ;-)
20.02.2009 um 09:10 Uhr
Im Idealfall ensteht bei Musik Harmonie und eine Meta-Ebene von Verständnis – danach lechzt jeder. Doch das ist im Mechanismus begründet. Kein (normaler) Mensch bekommt beim Hören von Musik auf die Idee, welch abstruse K(r)ämpfe beim Erschaffen dieser selbigen stattgefunden haben (mögen, meistens aber tun).
22.02.2009 um 02:29 Uhr
Sehr schön geschrieben!
Aber ich habe nicht alles gelesen, weil ich jetzt nämlich ins Bettchen gehe
Viel Erfolg noch mit deinem neuen Blog!
23.02.2009 um 16:23 Uhr
Dieser Artikel ist ein gutes Beispiel für Blogvermarktung mit Hilfe von Persönlichkeit und eigener Identität. Das wollte ich nur mal loswerden.
23.04.2010 um 00:04 Uhr
Na das is mal ein geiler Lebenslauf. :-)
16.06.2010 um 16:11 Uhr
Ich habe bereits auf anderen Blogs deine Geschichte und den Verkauf von basicthinking verfolgt und muss echt dem Robert zustimmen cooler Lebenslauf. Und weiterhin viel Erfolg
31.03.2011 um 02:21 Uhr
Das musste ich gerade ja mal ein wenig lachen als ich das gelesen habe.. Aber mir gings da ähnlich.. :) zwar ohne studium aber vom kleinen azubi auf dem bau über eventgatro zum blogger :)