als mich Vodafone anrief, ob ich mir nicht die ADC Konferenz in Hamburg anschauen möchte, überlegte ich kurz. Ok, Vodafone ist mit ein Sponsor der Kreativenkonfi, darum rufen sie aber nicht an. Dazu brauchten sie mich nicht. Sehen ja eh alle Kreativen vor Ort. Was mich vielmehr persönlich gereizt hatte, war zu sehen, wie die Kreativen ticken, was sie zu zeigen haben. Komprimiert an einer exponierten Stelle.
adde mich

Ändert sich denn nicht auch die Werberwelt? Dieses ganze digitale Zeugs drängelt immer schneller und stärker in den Alltag der Menschen. Sollte sich das nicht auch in deren Denke, Arbeit und Exponaten widerspiegeln? Hat nicht gerade vorhin die WiWo der Branche bescheinigt, am Abgrund zu stehen? Muss doch wahnsinnig spannend sein, in Zeiten des Umbruchs zu leben.

Ich bin also völlig unbedarft hingedackelt und habe mir in Ruhe die Exponate des jungen, kreativen Nachwuchs angesehen (Bilder davon könnt ihr auf Facebook im Album sehen). Gespräche habe ich natürlich auch geführt. Denn besonders der Nachwuchs ist noch nicht von den Zwängen des wirtschaftlichen Alltags geprägt, muss nicht in vorgelegten Gleisen denken und kreieren. Wenn demnach die Kaderschmieden der Werbezukunften die neue, kreative Elite ausbilden, muss davon etwas zu spüren sein.

Die Wahrheit ist: Ich hatte mir nichts erhofft und bin dennoch irgendwie mit einem unguten Gefühl wieder heimgefahren. Woran ich das festmache? An den zahlreichen Exponaten, die auf die klassische, gute, alte Handwerksarbeit der Werber schließen lassen? So richtig digital beseelt umgehauen hatte mich kaum etwas, alles fühlte sich so wie immer an. Machte es sich an den Gesprächen mit Ausbildungsstätten fest, die hier und da mal im Ausbildungslehrgang auch was mit „Digitalen“ anbieten? Schon die Frage, ob man denn Unternehmen mit Markmacht einlädt (damit diese aus ihrer Welt des Digitalen – ob Intel, IBM, Samsung, Apple, GE, Siemens, Bosch… – erzählen, um dem Nachwuchs ein Gefühl für die rasend schnellen Veränderungen auf den Weg zu geben), wurde irritiert aufgenommen. Entweder suchen die Unternehmen nach billigen Kreativpotential oder sie wollen für sich werben. Aber ein echter Wissenstransfer scheint nicht auf dem Lehrplan zu stehen.

Ich kann es nicht wirklich greifen. Klar, ich bin kein Werber. Ich arbeite nicht in dieser Branche. Ich will auch nicht naseweis und besserwisserisch klingen. Doch der Anteil der old school Exponate, der Anteil der irritierten Gesichter, die mal so gar nichts mit dem neumodischen Tech- und Internetzeugs anfangen können (außer selbst Facebook User zu sein), mir außer einem iPhone keine Beispiele für den Einsatz von Touchscreens nennen konnten, geschweige denn den Unterschied zwischen resistiven und kapazitativen Touchscreens erklären konnten, mag fies in der Deutung sein.

Aber denke ich falsch, wenn ich glaube, dass allgemeines Wissen über IT und Techtrends für den Werber von Morgen essentiel überlebensnotwendig ist? Wie tickt ein Softwareingenieur, der eine App baut, was kann er überhaupt mittels Hard- und Software bauen? Wieso fahren User auf bestimmte, digitale Techniken ab und warum nicht? Was bedeutet denn überhaupt der Einsatz zunehmender Technik auf soziales Miteinander? Womöglich ist mein Anspruch an Wissen zu groß, um das einfach so auf die Welt der Ausbildungsschmieden der Werbernachkommen zu übertragen. Dennoch, mir schwant, dass interdisziplinäres Denken weitaus wichtiger sein wird, denn das bloße Wissen um Typos, Grafikdesign und Sprücheklopperei. Alles toll bisher, aber es reicht einfach nicht, um sich als Nachwuchs im Morgen ein gutes Standbein aufzubauen.

Ist die Flasche nun halbvoll oder halbleer?
Drehendes Flaschenmuster

Was mir persönlich am besten auf der ADC gefallen hatte? Die Idee der beiden Ex-Studenten Christian Ehni und Timo J. Schillings (Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg). Deren Idee könnt Ihr Euch auf Help Dot Eco anschauen. Hier haben zwei Nachwuchstalente gezeigt, dass sie ein in sich geschlossenes, harmonisches Modell in der Welt des Digitalen erfühlen und denken können: „Konzept zum Stromsparen im Internet. Indem Daten kurzer Aktualität mit einem Haltbarkeitsdatum versehen werden, spart man Speicherplatz auf den Servern und reduziert so den Stromverbrauch„.
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